in Wirtschaft, Wissenschaft

Glaubwürdigkeit sieht anders aus

Seitdem ich mich ausgiebig mit dem Thema Ökonomie und Bildung befasse, fallen mir Sachen ins Auge (oder ich werde, wie in diesem Fall, von Tamara S. darauf hingewiesen – danke!), die gibt es gar nicht. Also es gibt sie schon, aber ich bin doch sehr überrascht. Einmal mehr geht es um das bürgerschaftliche Engagement von Unternehmen. Der Spiegel-Artikel „Sponsoring – Kinder unter Hochspannung“ berichtet über die Aktion „Potz & Blitz“, die letztlich Kinder in Kindergärten über Themen wie Umwelt und Engergierversorgung informieren soll. An sich eine gute Idee, stünde nicht hinter der Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltbildung (ANU) der namhafte Energieriese und Sponsor E.ON. Ich finde das Engagement hinkt. Es hinkt, weil man sich kaum vorstellen kann, dass hier objektiv und damit seriös über Klima, Klimaerwärmung, alternative Energien etc. gesprochen wird, gerade weil der Nachhaltigkeitsbericht der E.ON-AG noch ganz auf die „alte Schule“ von Energiegewinnung und -nutzung hindeutet. Glaubwürdigkeit sieht wohl anders aus – zumindest, solange das Kerngeschäft Kern- und Kohlekraft ist.

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Kommentar

  1. Hi Sandra,
    Das ganze CSR-Thema hinkt meiner unbedeutenden persönlichen Meinung nach. Das Problem ist, dass bei Aktiengesellschaften nur ein einziger Punkt wirklich zählt. Und das ist die Eigenkapitalrendite. D.h. auch CSR Maßnahmen werden und dem Aspekt der Profitmaximierung betrachtet. Das ist tatsächlich eine neue Qualität. Ein Herr Würth z.B. leistet sich spektakuläres und gesellschaftlich hoch wertvolles Kunstmezänentum, weil er der Boss ist und einfach sagt: Da hab ich nix von, is aber schön und gut und deshalb wurscht. Bei ner AG geht das nicht mehr. Da zählt nur die Rendite und die wird nun mal oft mit nicht besonders imageträchtigen Mitteln erreicht. Die E-On Aktion ist mmn. vor allem daran gescheitert, dass Realität und CSR-Wunschimage nicht kompatibel waren. Das zeigt ganz klar die Grenzen jeder PR-Disziplin. Scheiße wird einfach nciht zu Gold.

  2. Lieber Flo,

    ich fürchte, da sprichst Du etwas Wahres an: Inhabergeführte Unternehmen haben es – im Vergleich zu einer AG mit vielen Shareholdern – leichter, wenn es um bürgerschaftliches Engagement geht. Insofern kann (und muss) CSR immer einen PR-Touch haben, je mehr finanzielle Interessen dahinter stehen. Trotzdem muss man sich auch die Frage stellen, inwieweit CSR-Engagement infolge mangelnder finanzieller und personeller Ressourcen nicht die einzige Chance ist, bestimmte Themen voranzutreiben; schließlich übernehmen Unternehmen hier ehrenamtliche Aufgaben, die eigentlich dem Staat vorbehalten sind (waren)…

    Viele Grüße,

    Sandra

  3. Da hast Du natürlich recht. Ich glaube die Frage ist im Grund viel philosophischer und müsste heißen: Ist es moralisch verwerflich etwas Gutes zu tun, obwohl das Gute dabei nicht intrinsisch motiviert ist.

  4. … wobei das bürgerschaftliche Engagement in gewisser Weise doch intrinsisch motiviert ist, denn jeder ist sich selbst am nächsten; insofern müssen Unternehmen von „innen heraus“ stets auf Gewinnmaximierung abzielen… oder etwa nicht?

    Viele Grüße,

    Sandra

  5. Hallo,

    ganz nach dem guten, alten (PR-)Motto „Tue Gutes und rede darüber!“ wäre es keineswegs verwerflich, als Unternehmen über sein soziales Engagement zu sprechen. Meiner Meinung nach ist dieses legitim.

    Problematisch wird es allerdings, wenn – wie hier ja anscheinend der Fall – schon fast „Verschleierungs-Taktiken“ angewandt werden. Dies zerstört langfristig die Glaubwürdigkeit und damit auch jeden authentisch wirkenden CSR-Ansatz.