in Privatvergnügen

Frühlingswahn

Bei der Überschrift könnte man meinen, dass ich etwas gegen den Frühling habe. Ich möchte ausdrücklich betonen: Dem ist nicht so! Aber was ich gestern im Baumarkt erlebt habe, kann man einfach nur mit Frühlingswahn bezeichnen. Noch nie habe ich den Parkplatz eines Giesinger Einkaufszentrums so voll erlebt, dass man allein schon bis zum Eingang meterweit laufen musste. Noch nie musste ich anstehen, um mir ein blühendes Angebot aus der Nähe anzusehen. Und wirklich noch nie habe ich erlebt, dass ganze Blumensorten ausverkauft sind. Aber das kann ja alles mal passieren. Doch die Höhe ist: Noch nie habe ich erlebt, dass mir der Einkaufswagen geklaut wurde! Vor lauter Frühlingswahn konnte es jemand wohl nicht mehr abwarten und hat kurzerhand den erstbesten herumstehenden Wagen genommen – ohne Rücksicht darauf, ob dieser jemandem gehören könnte. Was für eine Unverschämtheit! Versteht Ihr jetzt, warum ich anstelle von Frühlingsgefühlen lieber über Frühlingswahn berichte?

PS: Nach überstandenem Ärger im Baumarkt hat mich nachmittags noch der Pflanzwahn gepackt. Ein Wahn, der definitiv erlaubt ist, denn der Balkon sieht jetzt richtig frühlingshaft aus 🙂

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Kommentar

  1. Ich war gestern auch im Baumarkt und habe einen Sack Blumenerde gekauft. Es bot sich an bei dem schönen Wetter. An der Kasse reihten sich vor mir Schlangen von Einkaufswagen voller Zierpflanzen auf, darum gruppiert Mitarbeiterinnen, die fieberhaft die Barcodes auf den Töpfen einscannten und Sonderangebote in überall verteilten Katalogen nachschlugen. Manche Kunden wurden sogar von zwei Mitarbeiterinnen gleichzeitig bedient, um die Abwicklung zu beschleunigen. Die zähflüssige Menschenmasse hatte etwas vom mittäglichem Gästeansturm in den Großküchen, in denen ich teilweise früher gearbeitet habe. Man wird da leicht von der Hektik und der Ungeduld der Masse angesteckt. Ich halte es mit einem chinesischen Sprichwort: Wer es eilig hat, soll langsam gehen. Das lässt dann sogar Zeit für ein freundliches Wort zu der gestressten Kassiererin.

    Zwei Publikationen, die zu dieser Thematik momentan bei mir im Regal stehen:
    Le Bon, Gustave (1932): Psychologie der Massen. 6. Aufl. Kröner: Leipzig
    McKay, Charles (1980): Extraordinary Popular Delusions & the Madness of Crowds. Crown: New York

  2. Hallo Jan,

    das Sprichwort ist sehr schön! Mit etwas Ruhe gelingt es einem sicher besser, den samstäglichen Ansturm zu überstehen. Am besten lässt man es samstags wohl ganz sein, in den Baumarkt zu fahren und nimmt sich das stattdessen unter der Woche vor. Schont in jedem Fall die Nerven 😉

    Vielen lieben Dank auch für die Literaturtipps – klingt beides sehr spannend. Leider ist momentan wenig Luft zum Freizeitlesen… vielleicht kannst Du bei Gelegenheit f-2-f näher darüber berichten, was beide Autoren über die Massen(anstürme) berichten. Würde mich freuen.

    Viele Grüße,

    Sandra