in Wissenschaft

Kontroverse Ansichten

Viel wurde schon geschrieben über Schulmeisters Artikel „Ansichten zur Kommentarkultur in Weblogs“ (z.B. bei Christian, Gabi, Joachim, Michael Kerres) und auch im Etherpad finden sich eine ganze Reihe an Meinungen dazu, inwieweit die deutschsprachige Edu-Blogosphere angemessen im Text berücksichtigt wird und wie es denn ist, als öffentlicher Blogger beforscht zu werden. Da die Lektüre all dieser Dokumente sehr interessant ist und zum Nachdenken über Chancen und Grenzen von Weblogs anregt, greife ich an dieser Stelle nur noch zwei Aspekte heraus, die in der bisherigen Diskussion etwas zu kurz kommen:

Der eine Aspekt betrifft die Auswahl der Blogs, allerdings unter anderen Gesichtspunkten, als sie bisher betrachtet wurde. So war ich zuerst unglaublich überrascht, als Bloggerin in der Analyse aufzutauchen, da es (aus meiner Sicht) eine Menge anderer Autoren gibt, die weitaus länger mit dem Werkzeug vertraut sind und über die Zeit auch eine gewisse inhaltliche Linie ausgebildet haben. Das ist bei mir nicht so – jedenfalls kann man über die vergangenen Jahre gut nachvollziehen, wie sich Schreib- und teils auch Denkweisen infolge der Beschäftigung mit bestimmten (Bildungs-)Themen verändert haben. Und da sind wir bei dem Punkt, wo ich der Analyse (neben anderen Aspekten) inzwischen doch etwas abgewinnen kann: An sich kann es sehr interessant sein, in solchen Inhaltsanalysen nicht nur „die üblichen Verdächtigen“ zu betrachten und daraus Thesen zur Kommentarkultur abzuleiten, sondern bewusst den Blick auf andere Wissenschaftler zu richten, vor allem auf diejenigen, die ihren Blog stark in einer bestimmten Phase (z.B. Promotion) nutzen. Ich finde daher den Mix an untersuchten Personen sehr interessant, wohl wissend, dass der Mix allein nicht die Auswahl der Personen begründet.

Ein zweiter Punkt, der im Prinzip gleich am ersten anknüpft, ist die Einschätzung meiner „Blogperson“ – in lockerer Runde habe ich mich gestern als „Sozialtante“ bezeichnet und ja, vermutlich trifft der Ausdruck mein Bild in der Untersuchung ganz gut:

„Sandra Hofhues ist mit 25 Beiträgen und 19 Kommentaren vertreten. Sie selbst gibt 16 mal Rückmeldung. Ihre
Beiträge sind überwiegend private oder persönliche (z.B. Café-Studien, Stand der Diss, Etwas Werbung gefäl-
lig?, In den Fängen der Informationsflut, Frühlingswahn) mit einer durchschnittlichen Länge von 254 Wörtern.
Sechs Beiträge sind der Bildung gewidmet, drei Call for Papers, und fünf Referenzen auf aktuelle Studien. Die
Kommentare sind bis auf wenige sehr kurz, mittlere Länge 78 Wörter. Die meisten Kommentare erfolgen in der
Absicht aufzumuntern, Verständnis zu zeigen, Dank und Glückwünsche auszudrücken (Kategorie Sozialbezug).“ (S. 18)

Auch wenn es natürlich stark abhängig ist von Themen, mit denen man sich auseinander setzt, und letztlich auch vom Untersuchungszeitraum, der gewählt wurde, alles in allem kann ich mit der Einschätzung gut leben. Bloggen in der Phase der Diss heißt für mich inhaltlichen Austausch mit einem recht klar umfassten Umfeld zu haben, aber eben auch in mancher Hinsicht ermuntert und/oder kritisiert zu werden (was im Übrigen auch für die Lehre gilt, über die ich hier oft schreibe). Von daher würde ich mir wünschen, dass bei folgenden Analysen die persönliche Situation des Bloggers noch stärker in Betracht gezogen und mit bereits existierenden Studien zum Blogging (z.B. Arbeiten zu Knowledge Blogs oder Weblogs as a Personal Thinking Space) verglichen wird. Alles in allem finde ich jedenfalls klasse, wie sich eine sehr unreflektierte Diskussion über einen Buchartikel zu einer inhaltlichen Kontroverse unter Bloggern gewandelt hat. Denn so mancher erster Hinweis auf Twitter war nicht gerade das, was ich mir unter einem wissenschaftlichem Diskurs vorstelle, da bin ich ehrlich.

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24 Kommentare

  1. „Denn so mancher erster Hinweis auf Twitter war nicht gerade das, was ich mir unter einem wissenschaftlichem Diskurs vorstelle, da bin ich ehrlich.“

    Das finde ich auch. Aber: Das Web ist nun mal kein Ort, an dem ausschließlich wissenschaftlich diskutiert wird. Genau das ist ja der „Irrtum“, dem auch Schulmeister unterliegt: Er vermisst die wissenschaftliche Diskussion in Weblogs. Auch wenn diese möglich und wünschenswert sind: Man muss auch damit rechnen, dass im Web „nicht wissenschaftlich“ diskutiert wird. Und das sowieso auf Twitter: Twitter sind Gedankenimpulse in 140 Zeichen. Wie kann denn da ein wissenschaftlicher Diskurs stattfinden?

    Und: Ist das schlimm?

  2. Was die Gedankenimpulse angeht, bin ich voll bei Dir und darin liegt wirklich die große Chance von Twitter, Ideen schnell über das Web zu verbreiten oder sich in vielerlei Hinsicht miteinander zu vernetzen (unser Etherpad von gestern ist ein super Beispiel dafür!). Was ich mit dem Hinweis auf die Form des Diskurses meinte, war vor allem die Sprache, die kurzschlussmäßig verwendet wird: Warum neigen wir im Web dazu, viel schärfer zu schreiben, als wir dies mündlich jemals sagen würden?

  3. Vermutlich hat es ein wenig von beidem, denn: Oftmals werden Personen direkt angegriffen, ohne dass man ihnen das ins Gesicht sagen würde. Das finde ich irgendwie befremdlich.

  4. Also ich würde nicht so sehr von angreifen/schärfer denn von ehrlicher ausgehen. Und das hat sogar einen sehr, sehr guten Grund!! Aber das packe ich glaub ich mal in einen extra Blogpost, da es sich lohnt das mal für Netznewbies zu erklären und für alle die die diese Kultur des Netzes noch nicht so lange leben.

  5. Ja, möglicherweise ist der Vergleich reale/virtuelle Welt gar nicht nötig, weil das Netz eine eigene Sprache spricht … bin gespannt auf Deinen Post 🙂

  6. @Sandra Personen werden direkt angegriffen, ohne dass man es ihnen ins Gesicht sagen würde – aber auch in dem Wissen, dass sie es jederzeit lesen können! Insofern geht man schon davon aus, dass sie es potenziell mitbekommen. Es ist also nicht so, dass man „hinter deren Rücken“ lästert (ich will gar nicht wissen, wie oft das passiert!), sondern man schreibt scharfe Worte, aber öffentlich. Jeder kann darauf reagieren – auch die entsprechende Person.

    Insgesamt bringt die Netzkultur eine harte Kritikkultur mit sich – und das finde ich gut. Insbesondere werden dadurch „Hierarchien“ gelockert; Meinungen sind nicht mehr lange nur richtig deswegen, weil sie von „großen Denkern“ oder „berühmten Wissenschaftlern“ hervorgebracht werden. Diese Gläubigkeit nimmt nun sein Ende. Dass Personen im alten Hierarchiegläubigkeitssystem dies nicht so gerne haben, ist klar.

    Ich selbst empfinde mich beim Twittern noch als „brav“. Dass ich geschrieben habe, dass der Artikel unbelastet von Praxiserfahrung ist, habe ich mir erlaubt herauszunehmen, weil eben in demselben Artikel ähnliches über mich geschrieben wurde – und das war kein Tweet oder Blogpost, sondern ein Artikel, der in einem Buch zwischen zwei Buchdeckeln erschienen ist!

    Ich weiß natürlich, dass andere Personen sehr viel schärfer twittern. Als „Angegriffener“ muss man sich überlegen, wie man damit umgeht. Auch wenn manch ein Tweet unter der Gürtellinie und unangebracht ist, wäre ein angemessene Reaktion: Kritik ernst nehmen und über sein eigenes Handeln nachdenken. Denn: Ich habe solche „harten“ Tweets bislang nur in Situationen erlebt, in denen sie – rein inhaltlich gesehen – recht hatten.

  7. Noch habe ich (zeitbeding) Schwierigkeiten, die Diskussion im Detail nachzuvollziehen. Erinnert haben mich einige Indikatoren (Links, Textlänge etc.) an die Methodik in meiner Dissertation. Da werde ich auf jeden Fall noch’mal genauer hinsehen. Eine solche „formale Inhaltsanalyse“ ist m.E. ein guter Einstieg in eine detailliertere Analyse.
    Was die „Wissenschaftlichkeit“ angeht (wurde denn beschrieben, was als „wissenschaftlich“ verstanden werden soll?): Zumindest denke ich an Referenzen (Links) als EINEN Aspekt des wissenschaftlichen Schreibens, der in vielen Weblogeinträgen gegeben ist.

  8. harte Kritikkultur ist ja ok. Aber etliche erste Reaktionen waren einfach nur ablehnend, ohne handfeste Gründe dafür anzugeben; zwar nicht „hinter dem Rücken“, aber halt doch nur abgelästert. Ist ja auch in Twitter schwer; seit sich die Diskussion in Blogbeiträge/Etherpad verlagert hat, ist sie m.E. deutlich konstruktiver.

    Inhaltlich bleibe ich dabei, Rolf Schulmeister ist mit falschen Prämissen rangegangen, hat aber trotzdem interessante methodische Wege aufgezeigt – und so hat jemand, „unbelastet von der Praxis“ (wobei das eh nur eingeschränkt stimmt, Rolf ist ein sehr genauer und langer Beobachter der Web 2 Dinge) doch eine intensive (und wohl auch notwendige) Runde des Nachdenkens angestossen.

  9. @ Christian/Joachim: An der harten Kritikkultur habe ich auch nichts auszusetzen – im Gegenteil: Mitunter ist es sogar sehr sinnvoll, erst seine Meinung zu sagen und sich langsam (im virtuellen oder persönlichen Austausch) anzunähern. Was mich stört, ist das, was Joachim mit „ablehnend, ohne feste Gründe dafür anzugeben“ bezeichnet; immer wieder wirkt die Sprache im Web wie ein pauschales „dagegen“ auf mich und von inhaltlicher Auseinandersetzung ist keine Spur. Genauso wie wir vom Gegenüber einfordern, dass sie/er sich mit uns auseinandersetzt (hier: Schulmeister), darf man, finde ich, auch von uns konstruktive Kritik erwarten.

    @ Karsten: Im Prinzip ziehst Du methodisch einen ähnlichen Schluss wie viele der beforschten Blogger: Die meisten von uns würden sich wünschen, dass nach einer überblicksartigen Inhaltsanalyse eine detailliertere Auseinandersetzung mit den Personen „hinter“ den Blogs erfolgen würde. Mit Wissenschaftlichkeit wird, so habe ich es in der Analyse aufgefasst, vor allem die Art der „Schreibe“ und der Referenzierung (z.B. auf bestehende Studien) verstanden, was insbesondere bei Christian eine große Diskussion über den Sinn und Zweck eines Blogs ausgelöst hat (wie wissenschaftlich muss ein Wissenschaftler schreiben etc.).

  10. Klar, ein „pauschales Dagegen“ ist sinnlos, da stimme ich euch zu. Aber eine gewissen Schärfe bei Tweets gefällt mir in zahlreichen Fällen persönlich sehr gut. Wie gesagt: Immer, ohne beleidigend zu werden.

    @Joachim: Du schreibst „“unbelastet von der Praxis” (wobei das eh nur eingeschränkt stimmt, Rolf ist ein sehr genauer und langer Beobachter der Web 2 Dinge)“

    Beobachten ist im Web 2.0 nicht ausreichend, und demnach haben Beobachter in meinen Augen keine Praxiserfahrungen. Wenn ich Bauarbeitern beim Bauen eines Hauses zuschaue, kann ich danach auch nicht kommen und sagen, ich hätte Praxis vom langen Zuschauen.

  11. @ Christian: Ich kann dem Beobachter in seiner Rolle durchaus etwas abgewinnen – immerhin sieht er die Dinge oftmals mit anderen Augen und nicht durch eine rosarot gefärbte Brille, sodass es erst durch seinen Input zu gewissen Erschütterungen im System kommen kann. Von daher stellt sich mir eher die Frage, wie ich Beobachterposition und Praxiserfahrungen geschickt miteinander kombinieren kann (wo wir mitten in der Diskussion um Forschungszugänge und -methoden wären).

    @ Jean-Pol: Das Wikipedia-Praktikum habe ich schon hinter mir und es war sehr lehrreich; allerdings habe ich auch dort mitunter Probleme mit der Art, wie kritisiert wird.

  12. Dass Schulmeister mit teilweise polemischen Einlassungen (auch er steht in der Web2-Rahmung) einen Diskurs gestiftet hat, liegt ebenso auf der Hand, wie er in seinem Forschungsdesign unhintergehbare Prämissen unberücksichtigt ließ.

    Die Praxisfrage hat für mich keine Relevanz, ist Schulmeister als Beobachter 1. Ordnung ohnehin luhmännisch vor dem Guckkasten verortet; eigene Praxis in der Ausübung des beobachteten Handels ist da nicht vonnöten, würde höchstens vielleicht zu anderen Focussierungen führt. Als (scientific) Alpha Buzzer o.ä. wäre er vermutlich auch nicht vor den methodischen Leerstellen bewahrt. In der Anerkenntnis, dass Schulmeister über ein gerüttelt Maß an BEOBACHTUNGspraxis verfügt, sind alle wohl ganz bei Joachim, aber auch dies kann die Mängel nicht heilen.

    Das Ding ist: Nur eine Reflexion über bildungswissenschaftliche Kommunikations- und Publikationskultur auszulösen, geht an seinem Forschungsziel vorbei. Scientometrische und bibliometrische Verfahren setzen eben bestimmte Kontexte voraus, die er (noch) nicht hergestellt hat. Ich gehe aber mal davon aus, dass da jetzt noch was kommen wird. Dass sich Beforschte weiterhin durch die Exemplifizierung gebasht oder gedisst fühlen, ist wohl unvermeidbar (Ross und Reiter zu verschweigen ist keine Wissenschaft) und der Natur dieser „authentizistischen“ Medien geschuldet.

  13. @Sandra
    „allerdings habe ich auch dort mitunter Probleme mit der Art, wie kritisiert wird.“
    – Klar, aber deshalb muss man trainieren, damit man auch mit einem solchen, wichtigen Feld zurechtkommt.

  14. @Christian Klar, durchs Zugucken kann ich keine Praxis nachweisen. Es kann trotzdem sein, das mir dabei Dinge auffallen, die ich den „Bauarbeitern“ mitteilen kann und sie dadurch vielleicht ihre Arbeit leichter, schneller, motivierter usw. durchführen können.

  15. Einen schönen guten Abend!

    Nun auch von mir (besser späte als nie) meine Anmerkung (als leidenschaftliche Twitterin).

    Ohne die Tweets im Nachhinein nochmals systematisch ausgewertet zu haben, vielleicht einmal zur Anregung der Diskussion drei Aspekte in Bezug auf die Twitter-Diskussion zum Thema (aus meinem Gedächtnis):

    1. Hash-Tag: #meisterblogforschung.
    Schon allein der Hash-Tag hat an der einen oder anderen Stelle „Irritation“ ausgelöst.
    Mir jedoch gefällt er (leider nicht von mir „erfunden“) aufgrund dessen, dass er einen Teil des Namens von SchulMeister enthält, jedoch auch als Gesamtausdruck durchaus eine Würdigung der unterstellten handwerklichen Gründlichkeit der Untersuchung darstellt.

    2. Gemeinsames Lesen/ gemeinsames Kommentieren.
    Viele Tweets waren m.E. auch insofern als „sinnlos“ von außern zu interpretieren, da es sich dabei nur um eine Art „Statusmeldung“ im Sinne, wo im Text bist Du eigentlich gerade gehandelt hat.

    3. „Scharfe Kritik“ ohne Ansehen der Person dahinter. Ich denke, je etablierter und anerkannter jemand in seinem Gebiet ist, desto weniger kann ihm Kritik ohne Grund überhaupt etwas anhaben. Wäre der Text von Dir Sandra, oder von mir verfasst worden (was ja vom Interessengebiet her durchaus hätte sein können), wäre das schon wieder etwas anderes. Je weiter am Anfang der eigenen „Forschungstätigkeit“ man steht, desto mehr „Mimose“. Dennoch sollten Tweets natürlich nicht beleidigend werden. Falls irgend jemanden unter euch mal ein solcher von mir aufgefallen ist/ auffällt, bitte ich um gelegentliche Rückmeldung!

    Es grüßt recht herzlich

    m

  16. Im Vergleich zu Kommentaren und Diskussionen in WKW, YouTube und einschlägigen Tech- und Fanforen, finde ich, ist der Ton im Bildungsbereich geradezu respektvoll und nicht allzu polemisch.

    Wenn ich einen Kommentar schreibe, lese ich ihn vor dem Senden dreimal durch und frage mich, wie ich als Adressat reagieren würde. Ein bisschen TZI und Pädagogik, wie sie auch in Jean-Pols 7 Grundprinzipien für Web-Kommunikation bzw. -kollaboration enthalten sind, ergänzen die o.g. Regel zu Beiträgen, die ich i.d.R. als konstruktiv empfinde.

    Sicher verleiten Virtualisierung der Kommunikation und z.B. bei Twitter auch das 140 Zeichen-Limit zu einer Brutalisierung des Tons. Statt von Schärfe würde ich im Bildungsbereich dabei jedoch eher von meist hilfreicher „Trennschärfe“ reden wollen, „Ehrlichkeit“ hilft m.E. nicht wirklich weiter, da ich sie gut und nicht zu knapp formulierenden Menschen im Umkehrschluss nicht einfach absprechen will.

    Vielleicht lese ich aber auch nur die falschen Blogs, in denen die Sonne der gelingenden Kommunikation und Mitmenschlichkeit noch scheint?-)

    Karsten Ehms‘ schöner erster Kommentar hat mir wieder einen Gedanken ins Hirn getrieben (hoffentlich verstehe ich Karsten richtig): Statt 2.0 mit 1.0 zu vermessen und es dabei zunächst zu belassen, sollten Folgestudien vielleicht doch genauer hinschauen, was denn genau in den Kommentaren geschehen kann und nicht nur enttäuscht feststellen, was nicht geschieht?!

  17. @Joachim Auch klar. Aber dann kann auch folgendes passieren (um im Bild zu bleiben): Der Beobachter kritisiert die Bauarbeiter, dass sie so, wie sie das angehen, niemals ein Schloss zustande bringen, und er gibt ihnen Tipps, wie sie das erreichen können. Nur: Die Bauarbeiter hatten gar nicht vor, ein Schloss zu bauen, sondern nur eine Garage. Das konnte der Beobachter aber nicht richtig einschätzen, weil er kein Gespür dafür hat, was die Bauarbeiter bauen wollen. Das meine ich mit „keine Praxiserfahrung“: Als Beobachter kann man durch die Beobachtung alleine kaum einschätzen, welche Bedeutung bestimmte Handlungen haben. Und dann stellt man die falschen Fragen und zieht die falschen Schlüsse.

  18. @ Christian: Ja, guter Hinweis, zumindest wird durch Handlungs- oder Aktionsforschung eine gewisse Praxisnähe bzw. -relevanz hergestellt. Allerdings wird sie nicht allzu oft praktiziert – warum? Weil (neben wiederum methodischer Kritik) der Aufwand für den Forscher sehr hoch ist. Man kann es uns auch nie recht machen 😉

    @ Der Alte Fritz: „Ich gehe aber mal davon aus, dass da jetzt noch was kommen wird.“
    Weißt Du mehr??

    @ Karsten: Schön, dass Du Zeit „gefunden“ hast 😉 Im Ernst: Ich bin Dir wirklich dankbar für Deine Sicht, zumal Du Dich ja wissenschaftlich (oha) mit dem Thema Weblogs auseinandergesetzt hast. Von daher finde ich nicht nur den Hinweis auf die vielen Rückkanäle spannend und richtig, sondern auch die Anmerkungen zur Methode und den Problemen, mit denen man sich im Falle einer Inhaltsanalyse von Blogs typischerweise herumschlägt. Und ich bin voll bei Dir: Die Reaktionen des Webs können einen nicht kalt lassen 🙂

    @ Monika: „Ich denke, je etablierter und anerkannter jemand in seinem Gebiet ist, desto weniger kann ihm Kritik ohne Grund überhaupt etwas anhaben.“
    Steile These, denn das würde ja bedeuten, dass die Kritik an der Sprache nur bedingt berechtigt ist (nämlich dann, wenn sie beleidigend sind). Wäre spannend, in diesem Punkt bei ein paar Personen nachzufragen.

    @ Matthias Heil: „Wenn ich einen Kommentar schreibe, lese ich ihn vor dem Senden dreimal durch…“
    Bei Kommentaren machen das sicher viele von uns, bei Tweets sieht es aber unter Umständen anders aus. Auch hier müsste man vermutlich näher auf die einzelnen Kanäle und den Rahmen (geschützt vs. öffentlich) gucken. Ansonsten sehe ich es wie Du: Genauer hinsehen, wie bestimmte (Rück-)Kanäle miteinander interagieren, würde dem Web 2 viel stärker entsprechen.

  19. Ja, es liegt noch etwas in der Röhre: Die zweite Phase von Schulmeisters ZHW-Projekt „ZEITlast“ http://www.zhw.uni-hamburg.de/zhw/?page_id=419 sieht u.a. eine Beforschung von Blogs und Peer-Reviews [!] als alternative Lehr-, Lern- und Prüfungsmethoden vor. Angesichts der zu erwartenden hohen Fallzahlen (es ist eine experimentelle Umstellung von Studienbetrieben vorgesehen) und der -diesmal- homogenen Gruppe (Studierende) werden die verhängnisvollen launischen sprechakttheorischen Überlegungen außen vor bleiben müssen. Dass Schulmeister seinem im FS-Beitrag gefeierten „ZEITlast“-Projektpartner Aufenanger und damit dem Projekt einen Bärendienst leistet, halte ich wegen der Verschiebung des Focus nicht gegeben, als Vorarbeit ist der Beitrag allerdings von, mit Verlaub, methodisch begrenztem Wert. Hoffen wir auf die am Projekt beteiligten Forscher.

  20. @ Der Alte Fritz: Danke für die „Aufklärung“ 🙂
    Bei aller methodischen Einschränkung bin ich schon jetzt gespannt auf die Projektergebnisse, gerade weil es dann noch stärker um die Lernchancen in Folge von Öffentlichkeit geht. Das finde ich (aus unterschiedlichen Gründen) höchst interessant.

    Für alle noch der Hinweis darauf, dass Herr Schulmeister ein sehr aufmerksamer Verfolger des Webs ist und inzwischen eine Antwort auf unser erstes Etherpad als .pdf verfasst hat, siehe http://www.zhw.uni-hamburg.de/uploads/replik2.pdf

Webmentions

  • herrlarbig.de » Blog Archiv » Vernetzter Diskurs – Ein Beitrag zur „Schulmeister-Debatte“ 16. Februar 2010

    […] Sandra Hofhues: http://sandrainthesky.wordpress.com/2010/02/13/kontroverse-ansichten/ […]

  • (Ganz unwissenschaftliche) Anmerkungen zu Schulmeisters Ansichten « 16. Februar 2010

    […] wie viel bei “Gruppenarbeit” herauskommen kann), dann bei einigen Beforschten wie Sandra, Christian (ergänzend dazu der Beitrag hier), Joachim Wedekind, Jochen Robes, Gabi Reinmann, […]

  • Randnotizen » Schulmeister zur Blog-Kommentarkultur 16. Februar 2010

    […] Sandra Hofhues (hier) […]

  • Helge Städtler » Blog Archiv » You don’t lie to Google - Thetawelle 16. Februar 2010

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