in Wissenschaft

Im Einsatz: studentische Peer Reviews

Immer wieder berichte ich an dieser Stelle über mein w.e.b.Square-Seminar, das ich nun schon zum fünften Mal durchführe und dessen Ziel zum vierten Mal die Organisation der w.e.b.Square-Tagung ist (im ersten Durchlauf war die Veranstaltung etwas anders aufgestellt). Wie in den Jahren zuvor, werde ich dabei auch dieses Mal tatkräftig unterstützt: von Tamara Ranner, die das Projekt von Beginn an kennt und seit letztem Jahr gemeinsam mit mir lehrt. Dieses Team Teaching finde ich immer wieder angenehm; immerhin gibt es so die Gelegenheit, sich über Lehre auszutauschen und die anfallenden Aufgaben zusammen zu bewältigen. Letzteres ist dringend nötig, da in einem Projektseminar wie w.e.b.Square vieles anfällt. Allerdings bemerken wir, im Vergleich zum letzten Jahr, durchaus einige Veränderungen. Das PR-Team ist ausgefallen, da wir einfach viel weniger Teilnehmer haben, und wir müssen insbesondere mithilfe des Begleitstudiumsteams kompensieren. Gleichzeitig sind wir zwei Dozentinnen, die nun nicht mehr an einer, sondern an zwei verschiedenen Unis arbeiten. Auch das fordert etwas mehr Koordinationsaufwand ein, der aber gut zu bewältigen ist.

Warum ich zu später Stunde aber über das Seminar schreibe, hat weniger mit der genuinen Seminarorganisation zu tun; darüber habe ich erstens schon oft geschrieben und zweitens steht der Höhepunkt des Seminars mit der Tagung am 28. Januar 2011 noch an (merken!). Viel lieber mag ich daher darüber berichten, dass wir in diesem Wintersemester erstmals ein echtes Peer Review durchführen konnten – und dieses am nächsten Montag mit der Abgabe der finalen Artikelversionen seinen Abschluss findet. Das Besondere daran ist, dass wir in diesem Semester Studierende der Universität Mainz haben, die innerhalb von Kerstins Seminar unser Pendant bilden und sich die Augsburger Beiträge näher angesehen haben. Gleichzeitig haben auch die MuK-Studierenden ein Gutachten übernommen: zu konzeptionell-theoretischen Arbeiten aus dem Bereich von Medienpädagogik 2.0.

Aufgrund dieser beiden Neuerungen – also der studentischen Begutachtung abseits von Lehrendenmeinungen und der uniübergreifenden Zusammenarbeit – nimmt das Thema Peer Review in diesem Seminardurchlauf eine außergewöhnlich große Rolle ein. So haben wir immer wieder in den Präsenzsitzungen thematisiert, welchen Stellenwert eigentlich ein derartiger Begutachtungsprozess für alle Beteiligten hat, und auch hatte ich den Eindruck, dass alle Studierenden den Prozess sehr ernst genommen haben. Das zeigt sich, zumindest auf Augsburger Seite, auch in den Blogbeiträgen, die sich vielfach mit dem Peer Review beschäftigen. In der gemeinsamen Besprechung der Reviews mit den Mainzern, wozu wir Adobe Connect genutzt haben, hat man zudem gemerkt, dass die Studierenden das Peer Review als echte Lernchance begriffen haben. Lernchancen ergeben sich z.B. aus dem Lesen und Verfassen eigener Reviews, aber auch übergreifend durch das Lesen der Artikel und Reviews der anderen Gruppen. Wir hatten zwar darauf gehofft, dass die eine oder der andere Studierende, ganz im Sinne des beispielbasierten Lernens, einen Blick auf die Lernergebnisse und Kommentare der anderen wirft; dass dies aber tatsächlich und dann auch noch derart intensiv geschieht, hat uns positiv überrascht. Ein Grund dafür mag die (leichte) Konkurrenzsituation sein, die typischerweise in Vorbereitung auf die Tagung erkennbar wird. Immerhin gibt es dort mit dem Best Paper Award etwas zu gewinnen.

Unterm Strich sind die Entwicklungen jedenfalls eine schöne Bereicherung des w.e.b.Square-Seminars, die es aus meiner (Lehrenden-)Sicht unbedingt beizubehalten bzw. vielleicht sogar auszuweiten gilt.

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Kommentar

  1. Hallo,

    in meinem ersten Seminar hatte ich auch ein Peer Review (OpenConf) durchgeführt. Leider war der Erfolg nicht so berauschend: Die Hinweise und Anmerkungen waren zwar durchaus solide, die Chance, die ich darin gesehen hatte, durch die Rückmeldungen ihre Arbeiten zu verbessern, wurde aber kaum genutzt. Wir haben dann die Review-Variante wieder eingestellt. Vielleicht ist durch die Wettberwerbssituation die Motivation zur nachträglichen Verbesserung höher. Ich würde mich freuen, von Euren Erfahrungen lesen zu dürfen.

    Viele Grüße,
    Anja

  2. Hallo Anja,

    danke für Deine Erfahrungen – ich glaube auch, dass der Einsatz von Peer Review extrem kontextabhängig ist und vermutlich gut eingeführt/begleitet werden musss. Wir werden den Einsatz bei uns noch evaluieren, von daher kann ich bestimmt noch aus Studierendensicht berichten, wie das Peer Review empfunden und genutzt wurde.

    Viele Grüße,

    Sandra

Webmentions

  • Kompetenzentwicklung unter vernetzten Bedingungen: die 4. w.e.b.Square-Tagung « Sandra in the Sky 18. Januar 2011

    […] in die Höhe geschnellt wären. Durch die inhaltliche Zielsetzung der Vernetzung, speziell bei den studentischen Peer Reviews zusammenzuarbeiten, war diese auch kein Selbstzweck, sondern hat die jeweiligen Lehrveranstaltungen […]

  • 4. w.e.b.Square-Tagung: Bologna aus Sicht der Studierenden | Blogorette 18. Januar 2011

    […] sondern auch die Beiträge der Augsburger Studierenden in unserem Seminarblog. Sandra hat in ihrem Blog ausführlicher über unsere Erfahrungen mit dem Peer Review […]