in Wirtschaft, Wissenschaft

Unter Wissensmanagern

Als mein „Lieblingsrandthema“ habe ich Wissensmanagement gestern bezeichnet. Und ich glaube nach wie vor, diese Kurzbeschreibung trifft mein Interesse für das Thema ganz gut. Denn mit Wissensmanagement habe ich mich vor rund fünf bis sieben Jahren sicher intensiver auseinander gesetzt als heute. Dies mag auch daran liegen, dass ich damals Tutorin in Gabis Wissensmanagement-Seminar war und später meine Bachelorarbeit dazu geschrieben habe. Losgelassen hat mich das Thema allerdings nie, und im Kontext von w.e.b.Square habe ich mich später speziell mit Wissenskommunikation und -austausch im Umfeld von Universitäten beschäftigt. Diese Einschränkung halte ich nach wie vor für essentiell, denn die Herausforderungen an Wissenskommunikation in Universitäten unterscheiden sich mitunter extrem von denen in Unternehmen, für die die meisten Wissensmanagement-Konzepte einmal entworfen wurden. Die unterschiedlichen institutionellen Logiken sind auch der Grund, warum man die Konzepte aus der Wirtschaft nicht eins zu eins auf Hochschulen im Allgemeinen übertragen kann. Mitunter wird daher die berechtigte Frage gestellt, warum man Wissensmanagement in Hochschulen initiieren sollte, wenn es in der Breite schon in Unternehmen gescheitert ist. Sennett (2005) spricht in solchen Fällen von „bleibenden Spuren in außerökonomischen Bereichen“ (ebd., S. 11), die wirtschaftsnahe Konzepte und Ideen andernorts hinterlassen, wenn sie in der Wirtschaft nicht mehr allzu gut ankommen. Wissensmanagement hat aber keineswegs ausgedient oder ist veraltet; vielmehr zeichnen sich erst langsam und in ganz unterschiedlichen Bereichen die Folgen der Allgegenwart von Information und Wissen ab und speziell technische Lösungen sind vielerorts als Informationsmanagement-Werkzeuge inzwischen anerkannt. w.e.b.Square ist vor fünf Jahren auch als technische Lösung an den Start gegangen, hatte allerdings immer das Ziel, Wissenskommunikation und -austausch vor Ort in Augsburg zu fördern. Insofern war es ein natürlicher Weg, neben einer Plattform verstärkt den direkten Austausch der Studierenden zu fördern. Das machen wir seit vier Jahren mit der studentischen Tagung, die einmal im Jahr im Rahmen eines Projektseminars organisiert und lokal umgesetzt wird. Gestern hatte ich nun die Gelegenheit, dieses „Gesamtpaket“ einmal unter professionellen Wissensmanagern bei Franz Lehner an der Universität Passau vorzustellen. Rückblickend muss ich sagen, dass sich wirklich ein schöner und interessanter Austausch speziell um den sozio-kulturellen Aspekt von Wissensmanagement ergeben hat. Schließlich ist w.e.b.Square als technische Lösung nun wirklich keine Innovation. Wohl aber sprechen kann man über Assessment, Beteiligungsmodelle und Herausforderungen, die sich stellen, wenn man Wissensmanagement wie in unserem Fall an Universitäten betreiben will. Ob man das „Kind“ nun weiter Wissensmanagement nennt oder es anders bezeichnet, ist dabei wohl völlig unerheblich: Die Herausforderungen bleiben in der Praxis die gleichen und bewegen sich immer zwischen den Akteuren, den gegebenen Strukturen und den Prozessen, die tradiert werden und sich erst langsam (neu) einspielen.

Quelle:

Sennett, R. (2005). Die Kultur des neuen Kapitalismus. Berlin: Berlin Verlag.

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Kommentar

  1. Hallo Sandra,

    danke für Dein Lieblingsthema! 🙂
    Ich finde den Begriff „Wissensmanagement“ ja an sich schon ziemlich schillernd und interessant u.a. auch weil er eigentlich schon offensichtlich sehr gut zur Hochschule passen müsste (wohl gemerkt Konjunktiv).
    Was mich in dem gesamten Themenfeld (zusammen mit Deiner BA-Arbeit) interessiert: Welchen Status hat denn w.e.b.Square bei Ausbildungsmessen, welche die Uni anbietet oder an denen sie teilnimmt?

    Würde vermuten, dass man mit dem Projekt einen guten Einblick in Studium und Wissenschaft geben kann/könnte, der bei den Messen wirklich ein Kriterium für die Studiumswahl sein könnte.

    Viele Grüße

    Timo

  2. Hallo Timo,

    Online-Zeitschriften wie w.e.b.Square bieten einen extrem guten Einblick in das Studium, vor allem in Themenbereiche und Anforderungen, die an Studierende gestellt werden. Allerdings, und da kommt die Einschränkung: w.e.b.Square ist nach wie vor ein lokales Angebot, sodass man sich über „Medien und Kommunikation“ sehr gut informieren kann, über verwandte Studiengänge auch noch ein wenig, aber dann hört es sicherlich auf. Eine gesamtuniversitäre Online-Zeitschrift müsste daher etwas mehr bieten, vor allem Einblicke in eine größere Zahl an Studiengängen, die gerne unterschiedlich sein dürfen. Im englischen Sprachraum kennt man das Konzept als „Undergraduate Research Journal“ und ich denke, in so eine „größere“ Richtung müssten wir denken, wenn lokale Wissensmanagement-Projekte letztlich auch bei der Studienorientierung helfen sollen.

    Liebe Grüße,

    Sandra

  3. Hallo Sandra,

    stimme Dir voll zu.
    Hätte noch eine Anschlussfrage: Ihr seid mit w.e.b.Square für den Studiengang „Medien und Kommunikation“ aber schon auf entsprechenden Bewerbermessen um einen Einblick in dieses lokale Angebot zu geben, oder?

    Liebe Grüße

    Timo

  4. Hallo Timo,

    eher nicht. Das hat den ganz einfachen Grund, dass sich der Studiengang grundsätzlich nicht auf (größeren) Bewerbermessen präsentiert. Bei den Schüler-Info-Tagen der Universität Augsburg oder bei den Bayerischen Hochschultagen werden dann mitunter Projekte wie w.e.b.Square im Rahmen der Vorstellung des Bachelorstudiengangs gezeigt. Allerdings erhalten die Studieninteressenten dort so viele Informationen, dass sie den Wert von Projekten im Vorfeld gar nicht unbedingt erkennen (können).

    Liebe Grüße,

    Sandra