in Wissenschaft

Rückblick: Junges Forum Medien und Hochschulentwicklung (#jfmh13)

Als Teil des Organisationskomitees auf die eigene (Nachwuchs-)Tagung zurückzublicken, ist schwierig: Wie euphorisch geht man mit dem Erlebten um, wie kritisch sieht man manche Aspekte? Ich will dennoch an dieser Stelle einen kurzen Rückblick auf das Junge Forum Medien und Hochschulentwicklung wagen, das heute genau eine Woche zurückliegt und mich/uns doch weiter beschäftigt.

Zunächst einmal bildete die Zusammenkunft der unterschiedlichen Akteure aus den Fachgesellschaften sowie aus Wissenschaft und Praxis eine tolle Gemeinschaft zum Weiterdenken. Das große Potenzial zeigte sich bereits in der Auftakt-Keynote von Gabi Reinmann, die sich mit Educational Design Research und letztlich auch mit der Frage der Gemeinsamkeiten (und Unterschiede) zwischen Wissenschaft/Forschung und Praxis beschäftigte. Für mich, aber auch für Mandy Rohs und Ulrike Lucke, die die zugehörige Fish Bowl mit mir gestalteten, waren die Überlegungen zwischen Instructional Design (ID) und Design (Based) Research (DR) nicht neu, im Gegenteil: In unseren eigenen Forschungs- und praktischen Tätigkeiten stoßen wir oft auf Gestaltungsfragen und können daher Gabis Ansatz gut verstehen. Der Blick ins Plenum zeigte aber, dass die im Beitrag aufgeworfenen Fragen, etwa zur Rolle der Person, zum Handeln von Wissenschaftlern/Praktikern, zu (Forschungs-)Mainstream und zur Machbarkeit, zur Bildungsinstitution etc., durchaus ambitioniert waren: Immerhin hatten höchstens ein Fünftel der Anwesenden überhaupt einmal von ID und/oder DR gehört (wie ich beim Stimmungsbild zur Überbrückung von technischen Pannen herausfand ;-)). Der Beitrag war daher für viele Teilnehmende neu und hat zur weiterführenden Verarbeitung und Diskussion geführt. Insbesondere in den Pausengesprächen wurden wir immer wieder darauf aufmerksam, wie Aspekte des Beitrags reflektiert wurden und eigene Forschungs- und Praxisperspektiven darin identifiziert wurden.

Es mag daher ein glücklicher Zufall (oder auch die von uns geplante Spur ;-)) sein, dass im weiteren Verlauf der Tagung Gestaltungsfragen präsent waren. Ich selbst durfte bspw. eine Session begleiten, in der es um Implementierung von E-Learning und Hochschuldidaktik im Rahmen des Qualitätspakts Lehre ging. Die Inhalte dieser Praktiker-Session lagen mir sehr nahe, da ich mich in meiner Hamburger Zeit mit ganz ähnlichen Fragen beschäftigt habe und zugleich den Forschungsstand in beiden Bereichen gut kenne. Beides, sowohl die Erfahrungen als auch die theoretisch-konzeptionellen Impulse, waren so auch Gegenstand der Diskussionen, die Patrick Bettinger und ich zusammen moderierten. Hilfreich war dabei sicherlich die Zusammensetzung des Plenums, das nicht nur aus Nachwuchskräften bestand, sondern viele erfahrene Wissenschaftler/innen und Praktiker/innen versammelte. Auf diese Weise konnten wir permanent zwischen dem Status quo und einer Vision von Medien und Hochschuldidaktik changieren, denn letztlich sollte das Forum nicht nur Erfahrungsaustausch im Jetzt sein, sondern auch Perspektiven zur weiteren Beschäftigung entwickeln.

Während die Praktiker-Sessions generell mit Vorgaben aus Drittmittelprojekten oder durch Vorgesetzte zu kämpfen hatten, konnte sich der Forschungstrack dezidiert Forschungsfragen widmen. Obschon man ausgehend von der Auftakt-Keynote Überschneidungen in den Herangehensweisen ausmachen konnte, war der Unterschied in der Tiefe der Auseinandersetzung und dem Grad der Reflexion spezifischer Fragestellungen doch deutlich spürbar. Letzteres mag auch darin liegen, dass das Forschungsprojekt (meist Promotionsprojekt) ein individuelles Projekt mit (mehr oder weniger) Gestaltungsspielraum ist. So hat bspw. Andrea Ließner in ihrem rückblickenden Blogpost beschrieben, wie sie mit dem Feedback innerhalb des Forschungstracks zurecht kam und dies speziell in der Anfangsphase der Promotion gut beratend aufnehmen konnte. Die Trennung in Forschung und Praxis wirkt daher inhaltlich mitunter künstlich, bezogen auf offene Fragen und Art und Weise der Auseinandersetzung lassen sich aber doch erhebliche Unterschiede ausmachen, die auch nur teilweise in inhaltsorientierten Tracks zu vereinen wären.

Besonders erwähnen möchte ich auch die Nachwuchs-Keynote, die mit der zweiten Durchführung zur schönen Instanz auf dem Jungen Forum geworden ist. Patrick Bettinger sprach über die „entgrenzte Universität“ und hatte dabei nicht nur ein Medienprojekt der Universität Augsburg im Gepäck, sondern auch offene Fragen zum Verhältnis von Studium und Arbeit. Das war und ist spannend, denn der Übergang zwischen den einzelnen (Lebens-)Phasen scheint mir fließend – nicht nur, aber auch institutionell betrachtet. Wie unterstützen Medien die Entgrenzung von Universität? Worin besteht Entgrenzung? Wird Entgrenzung aus subjektiver oder aus Hochschul-, d.h. institutioneller Sicht, betrachtet? Fragen über Fragen, die sich spät abends vor dem 1930er-Jahre Konzert-Abschluss ergaben.

Der stimmungsvolle Abschluss des ersten Tages deutet auch an, wie die Atmosphäre auf dem Jungen Forum generell ist: nämlich jederzeit wertschätzend, konstruktiv (nicht positiv naiv!) und nett. Ob das nun am großen Anteil der weiblichen Organisatorinnen liegt, wie Claudia Bremer vermutete, lasse ich an dieser Stelle im Raum stehen. Ich nehme an, es ist eher das pädagogische Interesse an der Nachwuchsförderung, das bei allen Teilnehmenden vorhanden war/ist und sich eben im Umgang und Miteinander von Anfang bis Ende fast schon traditionell spiegelt. Nicht zuletzt aufgrund vorhandener Interessensbekundungen halte es für sehr wahrscheinlich, dass das Projekt Nachwuchstagung auch im nächsten Jahr aufrecht erhalten werden kann. Einen großen Anteil daran haben auch die Potsdamer, denen für die Organisation des zweiten Jungen Forums vor Ort ein großer Dank gebührt.

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