Erschienen: Sammelband zur „Datafizierung in der Bildung“

„Datafizierung in der Bildung“ lautet der Titel des Sammelbandes, den Mandy Schiefner-Rohs, Andreas Breiter und ich in den letzten Monaten vorbereitet haben und der heute – passend zum Nikolaustag – bei transcript erschienen ist. Der Band versammelt ganz unterschiedliche Beiträge: Enthalten sind sowohl zentrale Ergebnisse unserer gemeinsamen Forschung im „All is data“-Projekt als auch Artikel und Pointierungen von Kolleg*innen, die sich wie wir mit dem Themenfeld befassen. Über das Erscheinen dieses Bandes freue ich mich daher in jeder Hinsicht sehr! 🙂

Literatur:

Schiefner-Rohs, M., Hofhues, S. & Breiter, A. (2024). Datafizierung (in) der Bildung. Kritische Perspektiven auf digitale Vermessung in pädagogischen Kontexten. Bielefeld: transcript.

Rund um(s) Studieren

In diesen Tagen erscheinen insgesamt drei Artikel, die sich mit unterschiedlichen Fragen des Studierens befassen, beispielsweise mit Fragestellungen rund um Universität und Hochschule und der Gewordenheit von Hochschullehre, aber auch mit Studierenden selbst. So schaue ich mit diesen Beiträgen auf bestehende empirische Ergebnisse und schließe daran theoretische Überlegungen an, die mich auch in meinem Forschungssemester unter dem Titel „Normativitäten des Studierens“ weiter beschäftigen werden. Dazu an anderer Stelle mehr.

Der erste Beitrag, der dieser Tage erscheint, stellt Kernergebnisse meines Parallelvortrags im Kontext des zurückliegenden DGfE-Kongresses 2022 zusammen und befasst sich mit den Ordnungen des Felds Digitalisierung und Hochschulbildung. Der Artikel nimmt den Ausgang bei empirischen Ergebnissen insbesondere des You(r) Study-Projektes und lotet ausgehend davon aus, wie sich das Feld Digitalisierung und Hochschulbildung darstellt. Auch daher komme ich in diesem Beitrag nicht umhin, mit Rekurs auf die Arbeiten Ulrich Becks auf machtförmige Konstellationen zwischen (Erziehungs-)Wissenschaft und (Bildungs-)Politik zu verweisen. 

Hofhues, S. (2023a). Digitalisierung und Hochschulbildung. Ordnungen eines Felds unter Pandemie-Bedingungen. In A. Heinemann, Y. Karakaşoğlu, T. Linnemann, N. Rose & T. Sturm (Hrsg.), Ent|grenz|ungen. Beiträge zum 28. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (S. 111-124). Leverkusen: Barbara Budrich.

Ein zweiter Beitrag knüpft an den Möglichkeiten an, die durch Digitalisierung für eine hybride Lehre gegeben sind, Universitäten und Hochschulen aber vor allem eins zeigt: ihre chronische Unterfinanzierung. Käme es Studierenden nämlich aus ihrer Sicht auf ihr Studium entgegen, Lehrangebote in Form von Tracks zu organisieren, scheinen genau hier Grenzen organisierter Hochschulbildung auf. Inwieweit damit Fragestellungen rund um den aktuellen Diskurs zwischen Hochschul- und Wissenschaftsdidaktik berührt werden, ist meiner Einschätzung nach auch im Kontext des ‚Doings‘ noch näher zu diskutieren und kann im Band „Wissenschaftsdidaktik III“ (herausgegeben von Gabi Reinmann und Rüdiger Rhein) näher nachgelesen werden.

Hofhues, S. (2023b). Studieren in der Gegenwart: Kulminationspunkte von Hochschul- und Wissenschaftsdidaktik im Vollzug. In G. Reinmann & R. Rhein (Hrsg.), Wissenschaftsdidaktik III. Perspektiven (S. 33-51). Bielefeld: transcript.

Mein dritter Beitrag reflektiert die Möglichkeit einer erziehungswissenschaftlichen Digitalisierungsforschung und erscheint pünktlich zur nahenden Jahrestagung des Hagener Forschungsschwerpunkts ‚Digitale Kultur‘ (herausgegeben von Thomas Bedorf und Peter Risthaus). Mit der methodologischen Setzung im Beitragstitel verhandele ich somit insbesondere den Aspekt der Erträge einer Digital Science oder Data Science für eine (kritische) Erziehungswissenschaft. Um Digitalität zu verstehen, so meine im Beitrag verfolgte These, müsste es – im Anschluss an Arbeiten zur erziehungswissenschaftlichen Medienforschung – eine erziehungswissenschaftliche Digitalisierungsforschung geben. Anhand unterschiedlicher empirischer Beispiele zeige ich konkrete Anknüpfungspunkte zu weiterer Erforschung auf.

Hofhues, S. (2023c/im Erscheinen). Zugänge des Verstehens: Konturen erziehungswissenschaftlicher Digitalisierungsforschung. In Th. Bedorf & P. Risthaus (Hrsg.), Digitale Hermeneutik. Reihe „Digitale Kulturen“. Hagen: h.u.p. (weitere Daten noch nicht bekannt.)

Semesterbeginn | Vorstellung einer neuen Studienstruktur

Viele Universitäten und (Fach-)Hochschulen starten dieser Tage ins neue Semester, so auch alle Lehrenden an der FernUniversität, die in den Master eEducation: Bildung und Medien eingebunden sind. Das allein wäre keine Neuigkeit wert, wenn es nicht das letzte (Winter-)Semester wäre, an dem dieser Studiengang neue Erstsemester begrüßt, denn: 

Im Sommersemester 2023 starten wir mit einer überarbeiteten, neuen Studienstruktur in den Master Bildungswissenschaft mit Schwerpunkt Digitale Medien oder Erwachsenen-/Weiterbildung. Dabei lässt sich die neue Studienstruktur recht einfach so erklären (übernommen aus den hiesigen FAQ): 

  • Die Module A stehen für die verpflichtende Studieneingangsphase. Es gibt 4 A-Module.
  • Die Module B sind dem Schwerpunkt Digitale Medien zugeordnet. Es gibt drei B-Module.
  • Die Module C sind dem Schwerpunkt Erwachsenen-/Weiterbildung zugehörig. Es gibt drei C-Module.
  • Die D-Module sind dem Wahlpflichtbereich ohne ausgewiesenen Schwerpunkt zugeordnet.

Während die Rahmenbedingungen dieser neuen Studienstruktur überwiegend geklärt sind und beispielsweise gestern Abend die (vorerst) letzte Informationsveranstaltung dazu stattgefunden hat, arbeiten alle Kolleg_innen derzeit mit Hochdruck an der Fertigstellung ihrer jeweiligen Lehrangebote und -veranstaltungen. 

Wir selbst sind mit einem Eingangsmodul (auch) für den Studieneinstieg verantwortlich und werden vor diesem Hintergrund vor allem Gegenstände von Bildung und Medien thematisieren und methodische Fragen im Modus forschenden Lernens adressieren. Zudem sind wir (natürlich) im Schwerpunkt digitale Medien aktiv und werden dort künftig eine an einem Semesterthema orientierte Ringvorlesung anbieten, die zur Reflexion über aktuelle Mediendidaktik anregen soll. In diesem Rahmen ist beispielsweise auch ein Reader zu Traditionslinien in der Mediendidaktik entstanden, der hier zum Einsatz kommen wird – ganz im Sinne einer Critical Educational Technology.

Jahrestagung des Hagener Forschungsschwerpunkts digitale_kultur

Was für eine gelungene Jahrestagung der Hagener Forschungsschwerpunkt digitale_kultur da auf die Beine gestellt hat! Fast schon schade, dass ich nur 1,5 Tage dabei sein konnte, unter anderem während des letzten Tagungstags in Panel 2 „Verstehende Algorithmen, Algorithmen verstehen“.

Im Rahmen dieses Panels habe ich dann auch die Gelegenheit genutzt, ein paar Gedanken zu einer erziehungswissenschaftlichen Digitalisierungsforschung aufzuwerfen. Das genaue Thema lautete „‚You never know’: Überlegungen zum Umgang mit Daten, Algorithmen und tieferliegenden Strukturen digitaler Medien in erziehungswissenschaftlicher Digitalisierungsforschung“ (siehe Tagungsprogramm). Die Diskussionen über diesen Vortrag waren überaus interessant, warfen sie doch einerseits Fragen von Daten als digitale Archive, andererseits aber auch nach der Repräsentation und Verwaltung von Bildung auf.

Das zugehörige Skript zu meinem Vortrag stelle ich hiermit gerne zur Verfügung (Download .pdf). Und natürlich freue ich mich auf Anregungen zum Weiterdenken.

Impulsvortrag zur „Produktions- und Nutzungspraxis von freien Bildungsmaterialien jenseits digital-kapitalistischer Rationalitäten“

Im Rahmen der Tagung der Initiative „Bildung und digitaler Kapitalismus“ habe ich in der zurückliegenden Woche in Remscheid auf die eine oder andere Arbeit im Kontext von OER zurückgeblickt. Im Kern ging es mir um die Frage nach der Produktions- und Nutzungspraxis von freien Bildungsmaterialien jenseits digital-kapitalistischer Rationalitäten. Den zugehörigen Impulsvortrag stelle ich hier gerne zur Verfügung. (Download .pdf) Klasse finde ich auch, dass im Nachgang alle Impulse online zur Verfügung gestellt werden. Das bietet mir auch die Möglichkeit, den einen oder anderen auf der Tagung aufgeworfenen Gedanken nochmals nachzuvollziehen, weil ich leider nur kurz vor Ort anwesend sein konnte und mich wegen einer Disputation (im Übrigen zum Thema der leiblichen Ko-Präsenz) dann zugeschaltet habe.

Impulsvortrag im Sommerforum der Lehre der TUM

Vor einigen Tagen war ich von den Kolleg*innen des ProLehre-Teams der Technischen Universität München (TUM) zu einem Impulsvortrag im Sommerforum der Lehre eingeladen. Dass mich meine erste Dienstreise seit über zwei Jahren nach München führte, hat mich nicht nur sehr gefreut, ich habe auch sehr gerne die Gelegenheit genutzt, einige Ergebnisse des You(r) Study-Projekts vor dem Hintergrund der Covid-19-Pandemie einzuordnen und mitunter neu zu deuten. Die Folien zu diesem Impulsvortrag mache ich hiermit gerne zugänglich. (Download .pdf)

Digitalisierung und Hochschulbildung | Skript und Folien zum Parallelvortrag im Rahmen des 28. DGfE-Kongresses

Im Nachgang des DGfE-Kongresses zum Thema „ENT|GRENZ|UNGEN“ stelle ich auf diesem Weg sowohl mein Skript als auch meinen Foliensatz zu meinem Parallelvortrag zu „Digitalisierung und Hochschulbildung“ zur Verfügung.

Wie immer gilt das gesprochene Wort. Ich freue mich auf weitere Einordnungen, Kommentare und Feedback.

Download: Vortragsskript | Foliensatz

Open Access: „Mikroformate“

Alle Artikel unseres Bandes über „Mikroformate“ stehen nun online auf den Seiten der Zeitschrift Kunst Medien Bildung (ZKMB) zur Verfügung. Auf diese Weise konnte einmal mehr der ‚grüne Weg‘ des Open Access beschritten werden. Außerdem haben die Artikel – meiner Einschätzung nach – nicht an Aktualität verloren, sodass ich allen interessante Lektüren wünsche, die in Printform noch keinen Einblick in den Band erhalten konnten. Aus dem Inhalt:

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Theoretische Perspektiven

Phänomenografische Studien

Pädagogische Anwendungen

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Quelle: Moormann, P., Zahn, M., Bettinger, P., Hofhues, S., Keden, H.-J. & Kaspar, K. (Hrsg.) (2021). Mikroformate. Interdisziplinäre Perspektiven auf aktuelle Phänomene in digitalen Medienkulturen. Schriftenreihe Kunst Medien Bildung (Band 8). München: kopaed.

Der Dialog ist beendet – für’s Erste #OERlabs

Das Projekt selbst ist noch nicht beendet, große Strecken des Dialogformats in den OERlabs schon: So fand gestern der 4. und letzte Multistakeholder-Dialog, initiiert durch die OERlabs, in Köln statt. Mit dem letzten Termin haben wir als Team Köln versucht, viele Fäden aus dem Projekt zusammenzuführen und eine Abschlussveranstaltung zu „stricken“, die aus den unterschiedlichen Perspektiven auf Digitalisierung, Medienbildung und Schule/Hochschule blickt. Aus meiner Sicht bleibt vom letzten Termin viel hängen, nicht zuletzt wg. eines interessanten Impulsvortrags zu Lernräumen (hier), den Posterpräsentationen unterschiedlicher Beteiligter und des Gesprächs mit dem DLR zur Förderlinie und OER-Policies ‚an sich‘. Dafür an alle Beteiligten mein herzlicher Dank! Ich selbst habe am Ende der Veranstaltung die entwickelten Lösungsansätze für OER an der Universität zu Köln an den Prorektor für wissenschaftliches Personal und Nachwuchs übergeben. Dank des Projektteams sind die konkreten Ideen über h5p im Netz zugänglich (hier); mein Redemanuskript zum ‚etwas anderen 10-Punkte-Plan‘ findet sich ebenfalls online zum Nachlesen (hier).

Was hängen bleibt… – Delegationsreise „Digitales Studium“ der #UzK

Nach vier Uni-Besuchen in Kanada und den USA und gut einer Woche „drüben“ weiß ich kaum, wo ich anfangen soll, zu berichten. Die Eindrücke der vergangenen Delegationsreise „Digitales Studium“ sind wirklich sehr vielfältig und gar nicht so digital, wie man angesichts der Reiseüberschrift meinen könnte.

So boten die unterschiedlichen Technologien, die sich für Lehre und Studium einsetzen lassen, zwar den Reiseanlass; gleichwohl kamen wir als Gruppe von +/- 11 Kolleg*innen der Universität zu Köln (UzK) unter der Leitung des Prorektors für Studium und Lehre (Prof. Dr. Stefan Herzig) immer wieder auf pädagogische bzw. (hochschul-)didaktische Fragen zu sprechen. All diejenigen, die im Feld selbst tätig sind, wird das nicht überraschen. Gleichwohl halte ich es für positiv, dass auf der Delegationsreise sowohl praktische als auch theoretisch motivierte Fragen gestellt wurden, dass Wissenschaft und Verwaltung gemeinsam reisten und dass wir mehrfach die Gelegenheit hatten, unsere Eindrücke untereinander zu teilen. Letzteres finde ich persönlich sehr wichtig, wenn die Reisetage voll sind und man die besuchten Unis hinsichtlich ihrer Ideen zum „digitalen Studium“ verorten möchte.

Für mich war es die zweite Reise dieser Art, da ich im Jahr 2013 bereits einmal mit den „Educational Experts“ (Fulbright) in San Francisco war (zu den Blogbeiträgen von damals). Insofern hatte ich (auch) den direkten Vergleich, was Entwicklungen an den Universitäten Stanford und Berkeley betrifft. Letzteres war ganz interessant, da ich beide Universitäten in diesem Jahr anders wahrgenommen habe als noch vor drei Jahren:

Von der unternehmerischen Kultur und Denkart war ich in Stanford nicht mehr besonders überrascht, im Gegenteil. Es zeigte sich einmal mehr, dass hier bottom-up-Initiativen von Lehrenden und Studierenden vor dem Hintergrund einer unternehmerischen Kultur besonders geschätzt werden. Dies gilt nicht zuletzt für Initiativen rund um das digitale Studium. MOOCs sind (im Gegensatz zu 2013) zur Normalität geworden; sie werden initiiert, um Lehre und Studium zu bereichern und ggf. vor Studienbeginn auf die spezifische Lehr-Lernkultur in Stanford aufmerksam zu machen. Die Verschränkung der MOOCs mit grundständiger Lehre und Studium ist auffällig, weil MOOCs vielerorts „nur“ zu Marketingzwecken eingesetzt werden. Darüber hinaus werden jegliche (digitale) Initiativen unterstützt, die für Lehre und Studium förderlich sind – passend zur unternehmerischen bottom-up-Kultur des Silicon Valley.

Von meinem letzten Besuch in Berkeley war ich nicht ganz so überzeugt (siehe Blogpost aus 2013). Insbesondere fehlten mir weiterführende Ideen dazu, wie MOOCs oder allgemeiner gesprochen: digitale Medien, für Lehre und Studium eingesetzt werden könnten. Seit dem letzten Besuch hat sich hier aber einiges getan: Zum einen sind sichtbare Infrastrukturen geschaffen worden, die in dieser Form vor drei Jahren nicht erkennbar waren. Zum anderen hat mir die hochschulische Strategie der Verschränkung von zentralen (Digitalisierungs-)Initiativen und dezentralen Unterstützungsangeboten äußerst gut gefallen. Die damit verbundenen Visionen und Strategien wirkten durchdacht, gemäßigt (hinsichtlich des Technologie-Einsatzes) und vor allem von unten getragen. Letzteres ist bedeutsam, da man in Berkeley nicht so deutlich auf die unternehmerische Kultur verwies wie in Stanford. Hier steht vor allem „Research“ im Fokus (was sich nicht zuletzt an sechs Parkplätzen für Nobelpreisträger*innen zeigte :D).

Die jeweiligen Lehr-Lernkulturen haben uns auch in Vancouver (Kanada), an der University of British Colombia (UBC) und der Simon Fraser University (SFU), beschäftigt. Allerdings war die Auseinandersetzung damit zu Beginn unserer Reise noch (eher) implizit. So haben wir dort vor allem versucht zu erfassen, wie an den beiden Universitäten digitale Dienste und Services organisiert werden, welche Bedeutung Bibliotheken „heute“ haben, wie hochschuldidaktische Angebote „gestrickt“ werden etc. Immerhin ging es uns um die (organisatorische) Frage, wie sich ein „digitales Studium“ realisieren lässt.

Der sehr tiefe Einblick in die UBC war gleich zu Beginn der Reise sehr hilfreich:

So wurde rasch deutlich, wie zentrale und dezentrale Dienste/Abteilungen zusammengreifen können und wie sich aufgrund der digitalen Medien auch ganz neue organisationale Strukturen ausprägen. Auffällig war, dass die gesamten Aktivitäten rund um Digitalisierung in einem Zentrum („Centre for Teaching, Learning and Technology“ (CTLT)) gebündelt wurden und dort in interdisziplinären Teams an unterschiedlichen Problemen gearbeitet wird. D.h. Hochschuldidaktiker*innen und Informatiker*innen, Mediendidaktiker*innen (Instructional Designer) und Bibliothekare usw. lösen aktuelle Probleme gemeinsam innerhalb einer (Groß-)Abteilung. Angesichts der gegenwärtigen Strukturen von Hochschule finde ich diese Zusammenlegung in Hubs bemerkenswert und dem Gegenstand angemessen; auch konnte so dezidiert über neue Aufgaben von Bibliothek (z.B. Gestaltung von Lernräumen) diskutiert werden. Die bis dato geglückte Implementierung dürfte nicht zuletzt an strahlenden und kompetenten Personen wie auch an der Verbindung von zentralen und dezentralen Strategieelementen liegen.

Am Tag darauf haben wir die SFU besucht, eine deutlich kleinere Universität mit deutlich weniger Studierenden und Budget. Gleichwohl erlebten wir hier einen starken Kontrast: So habe ich die Personen auf Arbeitsebene als sehr kommunikativ und nett wahrgenommen, was für gelungene, problemorientierte Zusammenarbeit entscheidend ist. Gerade die Medien- und Hochschuldidaktiker*innen wirkten – bezogen auf das Lösen einzelner, lehrveranstaltungsbezogener Probleme – engagiert. Der verfolgte, strategische top-down-Ansatz in der Hochschul-IT passte hierzu nur eingeschränkt, wenn man wieder das Argument der hochschulischen Kulturen heranzieht. Denn die verfolgten Strategien sollten immer auch zur eigenen Kultur passen.

Es kommt daher nicht von ungefähr, dass wir uns als Gruppe mit unseren Fragen und Interessen nach den Besuchen in Kanada neu sortiert haben und „plötzlich“ Kultur- und Implementierungsfragen an Bedeutung gewonnen haben. Die erlebten Kulturen lassen sich dabei nur schemenhaft umreißen: Keine der besuchten Universitäten glich der anderen; die größten Schnittmengen sehe ich persönlich zwischen UBC (Vancouver, Kanada) und Berkeley (Kalifornien, USA).

Wie unsere Delegationsreise schließlich (und nochmals) klar aufgezeigt hat, gibt es nicht die „one size fits all“-Lösung für die Nutzung digitaler Medien über alle Universitäten hinweg. Vielmehr zeigen sich im Detail beträchtliche organisationale Unterschiede, wie mit digitalen Medien, Medienwandel, Studierwirklichkeiten etc. umgegangen wird. Die identifizierten Gemeinsamkeiten und Unterschiede sind oft kulturell verankert und teils auch normativ geprägt. Dies betrifft im Übrigen auch, wie Studierende gesehen werden: als Lernende, als Forschende, als Kund*innen und/oder als mitgestaltende Akteure von Universität. Es zeigt sich allerdings die Tendenz, Studierende in Studium und Lehre, aber auch in hochschulische Entscheidungsprozesse als Akteure stärker als bisher zu involvieren.

Vor uns liegt nun die Aufgabe, die vielen, großen und kleinen Erkenntnisse zuhause zusammenzutragen und für unsere Zwecke zu strukturieren. Dazu gehören kleine Tool-Tipps (z.B. das in den USA beliebte Kommunikationswerkzeug Piazza), aber auch strukturelle Fragen auf unterschiedlichen Gestaltungsebenen von Universität. Sicherlich werden wir auch die drei Bildungssysteme (Deutschland, Kanada, USA) rückblickend miteinander vergleichen müssen. So sollte es möglich sein, dass nach einer solchen Delegationsreise mehr bleibt als die schöne Erinnerung daran.