Tag der Abschlusspräsentation oder: morgen zählt’s!

Dass Studierende an der Öffnung von Seminaren und durch die Orientierung an „echten“ Problemen Spaß an Lehrveranstaltungen entwickeln können, habe ich an anderer Stelle ausführlicher beschrieben. Außerdem ist diese Erkenntnis nicht gerade neu, denn der Aspekt der Öffnung steht im Zentrum der meisten Bemühungen zum Lernkulturwandel und zur Hochschulentwicklung. Trotzdem macht es als Lehrende immer wieder große Freude zu sehen, wenn sich problemorientierte Konzepte innerhalb eines Semesters bewähren und in Teilen auch verselbstständigen. So bin ich einmal mehr begeistert von den Ideen und Konzepten, die dieses Halbjahr im Rahmen von Lehrveranstaltungen entwickelt worden sind.

Morgen stehen nun die Abschlusspräsentationen in meinen beiden neu konzipierten Seminaren an. In der einen Veranstaltung geht es um Social Networks und ihre Wirksamkeit in der Online- und Offline-Welt; in der anderen Veranstaltung steht das Thema Wissenskommunikation im Zentrum und vertieft das Grundlagenseminar Wissensmanagement im MuK-Studiengang (beide Seminare hatte ich im Blog bereits kurz skizziert). Im erstgenannten Seminar ist die Landesarbeitsgemeinschaft Bayerischer Familienbildungsstätten e.V. der Partner, sodass sich morgen Früh mein gesamtes Seminar auf den Weg nach München macht, um die Social Media-Konzepte vor ca. 12 Externen zu präsentieren. Auf diese Vorstellung bin ich höchst gespannt, da digitale soziale Netzwerke innerhalb der Organisation bisher keine Rolle spielen, aber dennoch eine gewisse Offenheit gegenüber neuen, aus einer medienaffinen Zielgruppe generierten Ideen besteht. Um ein Grounding zu schaffen, werde ich selbst einen kurzen Input zum Medienwandel und den damit verbundenen Konsequenzen für die Öffentlichkeitsarbeit von Non-Profit-Organisationen geben. Danach stellen die sechs Seminargruppen ihre Konzepte vor und laden zur Diskussion ein. Im Anschluss an die Veranstaltung am Vormittag eile ich nach Augsburg, um der zweiten Abschlusspräsentation beizuwohnen. Hier geht es um das Projekt „EduCamp meets GMW“, für das Studierende unseres Seminars insgesamt fünf visuelle Konzepte entwickelt haben. Einige der Jurymitglieder werden vor Ort anwesend sein, andere schalten wir virtuell zu. Insofern bleibt vor allem zu hoffen, dass wir die Veranstaltung technisch gut auf die Beine stellen werden, damit alle Experten gleichermaßen beteiligt werden und schließlich zu Wort kommen können.

Alles in allem hoffe ich auch, dass sich die um eine Woche vorgezogenen Termine nicht negativ auf den Grad der Ausarbeitung der Ideen und Konzepte ausgewirkt haben. Leider musste ich nämlich aufgrund der Bewerbungsvorträge zur (Wieder-)Besetzung der Professur für Mediendidaktik die Abschlusspräsentationen für beide Lehrveranstaltungen um eine Woche nach vorn verlegen. Eine solche Verschiebung ist immer etwas unglücklich, da ein Seminar detailliert geplant worden ist und eine Woche weniger Zeit diesen Plan für die Studierenden etwas durcheinander bringt. Zudem hängen durch die Öffnung des Seminars auch Kooperationspartner an der Veranstaltung, sodass Terminkollisionen mitunter nicht einfach zu beheben sind. Allerdings stimmt mich der Stand der studentischen Arbeiten, wie ich ihn bisher kenne, positiv, dass die Verschiebung keinerlei Einfluss auf die Qualität der Konzepte und Ideen genommen hat. Folglich freue ich mich auf einen spannenden Tag morgen, der gespickt ist mit Höhepunkten, wenn man das aus der Lehrendenperspektive so sagen kann und will.

Von getrennten Lagern zur Integration von Perspektiven

Vor einigen Wochen habe ich schon mal von meinem Seminar berichtet, das sich mit den Möglichkeiten digitaler Medien für Non-Profit-PR auseinandersetzt. Als Kontext, auch das hatte ich schon geschrieben, dient die Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft (GMW), da die letztjährige Jahrestagung viel Anlass zur Diskussion über den Medieneinsatz bot, dies allerdings wenig systematisch reflektiert wurde. Insofern war ich sehr gespannt auf den Ausgang des Seminars, dass sich zuerst theoretisch-konzeptionell, später dann empirisch-praktisch mit dem Thema auseinander gesetzt hat. Gestern fand nun die Abschlusspräsentation der Ergebnisse statt und mit Thomas Bodenmüller, Klaus Prem, Gabi ReinmannMandy Schiefner und Christian Spannagel waren eine ganze Reihe an externen Experten anwesend, um die im Seminar entstandenen (Kommunikations-)Konzepte der Studierenden zu beurteilen.

Ohne im Detail auf die einzelnen Ergebnisse einzugehen (wer daran interessiert ist, kann sich gern bei mir melden), möchte ich doch zwei Aspekte herausgreifen, die wir intensiv diskutiert haben und für die es aus meiner Sicht interessante Lösungsvorschläge seitens der Studierenden gibt:

  1. Christians gestriger Tweet „Twitter polarisiert“ zeigt sehr gut auf, dass Microblogging-Tools wie Twitter nicht von jedem gemocht werden, mehr noch: Sie spalten ein Stück weit die Nation. Dies deckt sich in etwa mit den eigenen Erfahrungen der Studierenden, die zum Teil erhebliche Schwierigkeiten mit dem Einsatz von (Micro-)Blogging im Seminarkontext hatten (siehe Seminarblog). Was lernen wir nun daraus? Ich denke, für Veranstaltungen muss man auf jeden Fall mitnehmen, dass der Twittereinsatz reflektiert erfolgen soll (eine Studierendengruppe hat hierzu eine Twitter-Etiquette entworfen) und dass der Einsatz nicht immer sinnvoll ist. Für den speziellen Fall von Tagungen wurde vorgeschlagen, dem Referenten die Entscheidung zu überlassen, ob und inwieweit Twitterwalls etc. in seinem Vortrag zugelassen werden. Diese Art der Filterung entspricht zwar nicht dem Prinzip von Web-2.0-Tools, dennoch finde ich den Ansatz, auf diese Weise die Bedürfnisse unterschiedlicher Gruppen zu berücksichtigen, spannend und vor allem wichtig für eine Annäherung unterschiedlicher Lager. Dazu passt auch, dass Vorschläge für die Integration von offenen, partzipativen Formaten in eine klassische Tagung erarbeitet wurden (von Gruppe 3 – Stichwort: offene Räume).
  2. Eine Idee, die eng mit der Konzeption von Veranstaltungen zusammenhängt, ist die Integration von Studierenden, um Tagungen einerseits zu öffnen, diese andererseits auch zum Lernraum zu machen. Der Ansatz gefällt mir deshalb sehr gut, weil es bislang nur eher spärlich gelingt, Studierende mit auf Tagungen zu bringen. Größte Hürde ist mit Sicherheit die Finanzierung, sodass es hier neue Modelle braucht. Aber selbst wenn das über Stipendien machbar wird, bleibt das Problem der gefühlten Zugehörigkeit. Ich denke, es ist eine sehr wichtige Rückmeldung der Studierenden, dass es aus ihrer Sicht recht schwierig ist, in den Kreis von Wissenschaftlern hinzuzustoßen. In der Folge verlieren sie (unter Umständen) die Lust an der Teilnahme. Wie motiviert man nun Studierende zur Teilnahme an wissenschaftlichen Veranstaltungen? Zunächst geht es wohl darum, ihnen vor Ort eine Aufgabe zu geben und ihnen die Umsetzung derselben zuzutrauen. Und zwar bewusst nicht nur organisatorisch-administrative Tätigkeiten, sondern auch die inhaltliche Ausgestaltung von Sessions oder ähnlichem. Darüber hinaus schlagen die Studierenden feste Kooperationen mit Universitäten vor, um die Vor- und Nachbereitung der Tagung zu gewährleisten. Auch wenn dies aufgrund sehr unterschiedlicher Voraussetzungen an Hochschulen mit Sicherheit nicht einfach ist, würde man auf diese Weise zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Studierende würden einerseits reale Probleme im Rahmen von Lehranstaltungen lösen können und andererseits in einen wissenschaftlichen Alltag (wenn man das denn möchte) hineinwachsen.

Die beiden Punkte weisen letztlich auf die vielen offenen Fragen im Anschluss des Seminars hin, die wir gestern nicht klären konnten. Durch die Kooperation mit der GMW wird das Seminar aber sicher Anknüpfungspunkte zur Veränderung von klassischen Veranstaltungsformaten liefern in eine Richtung, die Wissensaustausch nicht nur punktuell erlaubt, sondern auch über einen Zeitpunkt hinaus ermöglicht sowie neue oder bisher unerschlossene Zielgruppen mit Hilfe des Web 2.0 und anderen partizipativen Elementen anspricht.

Liebe Seminarteilnehmer: Vielen Dank für die tollen Präsentationen und ersten Anker – ich bin schon sehr gespannt auf die schriftliche Ausarbeitung Eurer Ideen und Konzepte!

Liebe externen Gäste: Danke nochmals für Euren Besuch und vor allem für den Anstoß intensiver Diskussionen!