Heft „Digitalisierung der Hochschullehre“ (Deimann & van Treeck)

Kurz vor Weihnachten ist bei DUZ Open das Heft „Digitalisierung der Hochschullehre“ (hrsg. von Markus Deimann und Timo van Treeck) erschienen, auf das ich mit diesem Post gerne hinweise (Download .pdf). Meinen eigenen Beitrag habe ich schon vor einiger Zeit verfasst, da er im Grunde auf einen Austausch am Jungen Forum Medien und Hochschulentwicklung an der Universität Hamburg (2017) zurückgeht. So (be)frage ich in meiner Replik den Experimentierraum digitale Hochschullehre dahingehend, wie viel Öffnung hier gut tut. Ausgangspunkt bildet das Projekt „Offene Doktorarbeit“ von Christian Heise.

Quelle: Hofhues, S. (2020). Experimentierraum digitale Hochschullehre: Wie viel Öffnung tut gut? In M. Deimann & T. van Treeck (Hrsg.), Digitalisierung der Hochschullehre. Aspekte und Perspektiven der Transformation (S. 11-23). Berlin: DUZ open.

Überraschend Weihnachten

Ging es Ihnen und Euch auch so, dass Weihnachten wieder überraschend vor der Tür stand? Hier überschlugen sich vor Jahresende die Ereignisse: Nach der Fakultätsevaluation, die alle Mitglieder der Humanwissenschaftlichen Fakultät bis Ende November eingenommen hat, standen einige Projekttreffen und Vorträge auf dem Programm. U.a. war ich bei der Jahrestagung der Didaktischen Leitungen NRW, um über Kooperationen im Bildungssektor zu sprechen (Folien). Die Einladung zu dieser Tagung hat mich aus zwei Gründen besonders gefreut: Erstens bot sie mir die Gelegenheit, meine inzwischen in die Jahre gekommene Dissertation mit einigem Abstand ‚auszubuddeln‘. Zweitens finde ich es sehr anregend, mit Vertreterinnen und Vertretern aus der (Schul-)Praxis über die Frage von Kooperation ausgehend von ihrem Alltag zu diskutieren. Mit Blick auf eine Abbildung zum Akteursgefüge in den OERlabs sind wir dann intensiv ins Gespräch gekommen darüber, von welchen Bedingungen Kooperation(en) in der Schule abhängig ist (sind). Diskutiert wurde ebenfalls darüber, ob und wie bedeutsam es ist, dass Kooperationspartner unterschiedlich groß oder klein sind. Das war deshalb eine interessante Diskussion, da unter Akteursperspektive die tatsächliche Größe eines Akteurs (eher) nachrangig ist. Gleichwohl spielt die (subjektiv) wahrgenommene Größe eine erhebliche Rolle für die Gestaltung des Alltags, nicht nur von Akteursbeziehungen in der Schule. Anregend ist in diesem Zusammenhang das recht neue Buch „Die kommunikative Konstruktion der Wirklichkeit“ von Hubert Knoblauch, der u.a. in Anlehnung an Berger und Luckmann nach der Bedeutung und Rolle von Kommunikation im sozialen Gefüge fragt und sog. Objektivationen (Dingen, Artefakten, …) zunehmende Wichtigkeit in der Kommunikationsgesellschaft zuschreibt. Allein durch diese Position und den Rahmen, der sich aktuell in unterschiedlichen Publikationen spiegelt, ist das Buch eine Lektüre wert. Apropos ‚Wert‘: Kurz vor den Feiertagen ist auch der Tagungsband zur dghd-Tagung 2017 in Köln (Programm), die sich Wertefragen widmete, erschienen. Darin findet sich u.a. ein Text zum studentischen Publizieren, den wir in einer größeren Autor*innengruppe verfasst haben. Voraus ging ein Workshop-artiges Format auf der dghd-Tagung, in dem danach gefragt wurde, ob studentisches Publizieren ein Wert an sich sei (vgl. Tagungsmotto). Ich habe ja nun schon ein paar Mal dazu beigetragen, dass sich studentische Journale gründen konnten bzw. habe jahrelang selbst eins begleitet. Viele Jahre später finde ich die Idee immer noch sinnvoll und gut, sehe aber kaum Bewegung in dieser Sache, im Gegenteil: Mein Eindruck ist sogar, dass gerade der Mut zur Erprobung alternativer Formate im Studium zurückgeht. Viele Gründe für diese Tendenz kenne ich sehr genau, über andere kann ich nur mutmaßen. Bleibt also mindestens ein ‚to do‘, dem ich im neuen Jahr nachgehen kann (und werde). In diesem Sinne: Schöne freie (Weihnachts-)Tage und bis 2019!

Alte Bekannte und neue Gesichter: Buch zum forschenden Lernen erschienen #FOL

Gesehen habe ich das Buch noch nicht, aber auf den verschiedenen Netzwerken wurde ich darüber informiert, dass der Herausgeberband von Harald A. Mieg und Judith Lehmann zum forschenden Lernen nun im Campus Verlag erschienen ist. Der Call zum Buch liegt eine Weile zurück und es ist immer wieder erstaunlich, wie viele Beiträge zum Thema zusammenkommen, wenn hierfür (gezielt) getrommelt wird und das Werk gesammelt vorliegt. Auch der Blick ins Inhaltsverzeichnis ist vielversprechend: Er verspricht eine umfassende und angenehme Lektüre „alter Bekannter“ und „neuer Gesichter“ rund um das forschende Lernen. Ausgewogen scheint mir auch das Verhältnis von fachbezogenen Beiträgen zu Überblicksbeiträgen und den sog. Perspektiven, für die ich einen Beitrag zum forschenden Lernen mit digitalen Medien beisteuern konnte. Dabei handelt es sich um den letzten von drei Beiträgen, die im Sommer 2015 im Übergang von der Zeppelin Universität zur Universität zu Köln entstanden sind. Im Beitrag selbst habe ich hochschul- und mediendidaktische Konzepte vor dem Hintergrund des Medienwandels zusammengeführt. Mithilfe von Beispielen zeige ich nicht nur Chancen, sondern auch Grenzen gegenwärtiger Praxen auf, z.B. hinsichtlich vorherrschender Medienbegriffe und Konzepte von Medien in der Hochschule. Mit diesen Grenzen beschäftige ich mich seither ständig, u.a. auch wegen der verkürzt geführten (öffentlichen) Diskussion um Digitalisierung (einem Begriff der längst vorüber gezogenen Informationsgesellschaft…). Hierzu wird hoffentlich auch bald ein Essay von Mandy und mir erscheinen. Jetzt heißt es aber erst einmal, im neuen Buch zum forschenden Lernen zu schmökern.

Autorinnendebut

Es gibt wenige Studierende, die sich überhaupt trauen, während ihres eigenen Studiums einen Weblog zu schreiben und diesen auch noch mit studienbezogenen Inhalten zu füllen. Innerhalb von Lehrveranstaltungen wird zwar ständig und bis auf weiteres dazu angeregt – aber über die Veranstaltung hinaus gelingt es aus eigener Erfahrung nur sehr selten, dass Studierende am Prozess des öffentlichen Schreibens Gefallen finden. Die Gründe hierfür sind sehr unterschiedlich, ein zentraler ist sicherlich dieser: Für viele wurde das Bloggen formal in einer Lehrveranstaltung initiiert und es würde einige Zeit brauchen, dass sie den Modus des Bloggens für sich aufnehmen können. Man müsste sie daher wie die E-Portfolio-Arbeit in vielen Studiengängen ans Curriculum binden und dem öffentlichen Schreiben zudem normativ einen Wert zuschreiben. Weil beides selten geschieht, bewegt sich das Bloggen wie auch die E-Portfolio-Arbeit ständig zwischen Kontrolle und Selbstkontrolle, wie es Torsten, Kerstin, Stephan und Christina in einer vergleichsweise frühen Publikation zur E-Portfolio-Arbeit zusammengefasst haben. Auch das Spannungsfeld zwischen Selbst- und Fremdbestimmung ist in der Mediendidaktik hinlänglich bekannt.

Aber: Ausnahmen bestätigen die Regel und es gibt Anlässe, die Studierende von selbst dazu anregen, ein digitales Werkzeug dazu zu nutzen, ihre Erfahrungen mit dem (studentischen) Forschen zu dokumentieren. Mehr noch: Es geht ihnen auch darum, mit einer nicht klar umrissenen Gruppe an Lesenden in Kontakt zu treten, ja darum, über die eigenen Fragen mit anderen Forschenden zu diskutieren. Es kommt daher nicht von ungefähr, dass Juliane gerade jetzt ihr „Autorinnendebut“ gibt. Aktuell steckt sie nämlich im Humboldt Jahr der Zeppelin Universität und beschäftigt sich in ihrem Forschungsprojekt im fünften und sechsten Semester damit, wie man „Offenheit an Hochschulen fOERdern“ kann. Wahrscheinlich ist der eigene Blog daher auch der Versuch zu klären, wie man eigentlich unter öffentlichen Bedingungen als Studentin agiert und wie sich eigene Handlungspraxen und -routinen durch das Führen eines Weblogs aufbrechen lassen (oder nicht). Denn das Bloggen ist für sie, sonst hätte sie selbst nicht vom Debut gesprochen, eher ungewohnt.

Ich freue mich daher sehr, jetzt und bald wieder auf dem Blog „Kritisch gedacht“ Einblick darin zu erhalten, wie Julianes studentische Überlegungen zur Veränderlichkeit hochschulischer (Handlungs-)Praxen mit/durch OER immer konkreter werden. Darüber hinaus gibt ihr mein Blogbeitrag hoffentlich den nötigen Motivationsschub, uns in der kommenden Woche gleich mit dem nächsten Blogbeitrag zu „versorgen“.

Studierwirklichkeit(en)

Am Ende meines (virtuellen) Impulsvortrags im Workshop „Forschendes Lernen und E-Learning“ auf der Delfi 2016 (zu den Folien | zum aufgezeichneten Vortrag) habe ich einige Befunde meiner Vorlesung vorgestellt. Diese Befunde machen deutlich, dass in der Forschung um forschendes Lernen auch die unterschiedlichen Studierwirklichkeiten einbezogen werden sollten.

In meiner Vorlesung wurde dies mindestens an zwei Aspekten klar: So ist das Interesse 1) an einer Einführungsvorlesung zur Mediendidaktik in medien- und bildungswissenschaftlichen Fächern sehr unterschiedlich ausgeprägt; gleichwohl fordert 2) der professionelle Mediengebrauch Studierende mehr heraus als das forschungsorientierte Setting an sich.

Dazu kommen spezifische Studienherausforderungen in Köln bzw. NRW: Speziell die Abschaffung der Präsenzpflicht wird hier als ein Grund diskutiert, warum die Verpflichtung der Studierenden ggü. Vorlesungen sehr gering ausgeprägt sei (siehe weiterführend beim Wissenschaftsministerium NRW). Diesen Aspekt habe ich (noch) nicht untersucht, kann mir aber vorstellen, dass die Rahmenbedingungen des eigenen Studiums und der Universität stark beeinflussen, wie sich Studierende in forschungsorientierten Lehr-Lernszenarien wohlfühlen. Dies merke ich nicht zuletzt im eigenen Vergleich zwischen den Universitäten und Hochschulen, an denen ich selbst tätig war. Vor allem gilt es, forschendes Lernen konsequent zu Ende zu denken.

Subjektives Erleben mag auch in anderen Lehr-Lernszenarien von Bedeutung sein, aber: Gerade offene, mediengestützte Lehr-Lernsettings profitieren in erheblichen Maße davon, wie selbstbestimmt sich Lernende (hier: Studierende) darin bewegen. Zusammen mit der Hochschuldidaktik und meiner Tutorin haben wir daher auch in der genannten Vorlesung versucht, das subjektive (Kompetenz-)Erleben der Studierenden und ihre soziale Eingebundenheit im Sinne Deci und Ryans zu steigern. Für eine Vorlesung konnten wir ebenfalls erhebliche Freiräume zur Bearbeitung von forschungsorientierten Aufgaben schaffen; angesichts der obigen Befunde haben diese aber offenbar nicht ausgereicht. Oder anders gesagt: Eine forschungsorientierte Vorlesung passt(e) zumindest nicht vollständig in die Studierwirklichkeit(en).

Seither mache ich mich auf Ursachensuche, wie die Studierwirklichkeit(en) und spezifischen Herausforderungen im Kontext Massenstudium/Köln aussehen. Persönliches Interesse und Selbstbestimmtheit beim Lernen sind hier einzelne, auffällige Faktoren. Gedanklich hänge ich aber mehr an den „unerwarteten“ Herausforderungen, denn:

  • Wie kann es sein, dass Studierende weniger Schwierigkeiten mit der Forschungsorientierung als mit der professionellen Nutzung digitaler Medien haben?
  • Welche Support-/Unterstützungsangebote in der Präsenzvorlesung wären nötig, um diese Hürden zu überwinden?
  • Welche (weiteren) Support-/Unterstützungsangebote soll es in der Präsenzvorlesung nicht geben, da mir eine gewisse technisch-funktionale Medienkompetenz-Entwicklung innerhalb von Vorlesungen (auch) wichtig ist?

Mir fällt zudem auf, dass die Studierenden – zumindest teilweise – Schwierigkeiten damit haben, ihre eigenen Ressourcen, insbesondere ihre zeitlichen Ressourcen, zu handhaben. Dieser Befund geht größtenteils einher mit der ZEITLast-Studie, wird aber noch erschwert um den Punkt der Kollaboration in der Vorlesung: Während Tandems in der Vorlesung initiiert wurden, um Forschungsfragen zu entwickeln und zu begutachten, werden diese vor allem als lästig (wg. etwaiger Abstimmungsprozesse) empfunden. Positive Effekte für die Aufgabenbearbeitung/hinsichtlich des forschenden Lernens können zumindest direkt nach Vorlesungsende nicht festgestellt werden (siehe dazu auch Hofhues, Pensel & Rottlaender, in Druck*).

Sehr unterschiedlich fallen überdies die Werte zur Selbstwirksamkeit der Studierenden aus: Manche können das Forschen voll und ganz für sich nutzen, andere wiederum gar nicht; das Spektrum dahingehender Meinungen und Befunde ist auffällig breit. Ein Zusammenhang mit den unterschiedlichen Erfahrungsgraden im Studium sowie mit dem Vorwissen/weiteren (auch medienbezogenen) Erfahrungen ist wahrscheinlich.

Wie weiter? Gerne hätte ich mehr über die Studierwirklichkeit(en) der Teilnehmenden in der Vorlesung erfahren, hätten sie mir doch dabei geholfen, einige Antworten auf die derzeit offenen Fragen (siehe Folien S. 18) zu erhalten. Leider hatten im Sommersemester aber nur sehr wenige Studierende Interesse an einem oder Zeit für einen Partizipationsworkshop zur Weiterentwicklung der Vorlesung. Auch hier könnte ich wieder auf Ursachensuche gehen …

Ziel ist es nun, im kommenden Wintersemester die Schlüsse, die ich als Lehrende bzw. wir als Team aus der Begleitforschung gezogen haben, mit den Studierenden zu teilen. Dazu gehört auch, dass ich die seither getroffenen didaktischen Entscheidungen transparent mache (z.B. hinsichtlich eines Inverted-Classroom-Modells). Durch die gemeinsame Reflexion hoffe ich dann, dass Studierende ihre individuellen Wege durch die Vorlesung finden und vor allem wieder „mehr Bock auf Mediendidaktik“ haben als zuletzt.

 

* Hofhues, S., Pensel, S. & Rottlaender, E.-M. (in Druck). Mit vielen Studierenden auf Forschungsreise gehen: Einblicke in ein forschungsorientiertes Vorlesungsformat. In B. Berendt, A. Fleischmann, J. Wildt, N. Schaper & B. Szczyrba (Hrsg.), Neues Handbuch Hochschullehre. Hamburg: Raabe. (Weitere Daten noch nicht bekannt.)

Apropos… Forschungspost

In größeren Lehrveranstaltungen ist es in der Regel schwierig, alternative Lehr-Lernkonzepte umzusetzen. In meiner aktuellen Vorlesung wage ich es aber doch – zumindest in Teilen, da ich sie trotz oder gerade wegen der großen Studierendenzahl forschungsorientiert gestaltet habe. D.h. aktuelle Forschungsergebnisse und die Diskussion darüber spielen in der Veranstaltung genauso gut eine Rolle wie eigenes Forschungshandeln der Studierenden. Zu ihrer Begleitung kommt – neben einem „just-in-time“-Tutorium – u.a. die Forschungspost zum Einsatz. Just erschienen ist Forschungspost 02: Dieses Mal geht es um  Reisevorbereitungen… lest selbst (Überblick | Direktlink).

Medien – Lernen – Hochschule: zwei neue Artikel

Über den Sommer sind gleich mehrere Artikel entstanden, die sich mit dem forschendem Lernen und/oder dem Lehren und Lernen mit digitalen Medien befassen. Zwei der Artikel sind nun „druckfrisch“ erhältlich:

So ist a) das Handbuch „Informelles Lernen“ von Matthias Rohs in großen Teilen erschienen, in dem ich einen Text zum informellen Lernen mit digitalen Medien an der Hochschule besteuern durfte. Neben generellen Überlegungen zum informellen Lernen an der Hochschule stelle ich vier Beispiele vor, die aus meiner Sicht typisch dafür sind, wie informelles Lernen formales Lernen in und an Hochschulen ergänzt. Auch komme ich zu dem Schluss, dass informelles Lernen an Hochschulen vor allem als selbstgesteuertes Lernen gefasst wird – eine Engfassung, die sich durch den spezifischen Bildungskontext und primäre Bezugsdisziplinen in der Diskussion ergibt. Es kommt daher nicht von ungefähr, dass ich auch (nicht ausschließlich) vom informellen Lernen die Brücke zum forschenden Lernen baue.

Darüber hinaus findet sich b) in der aktuellen DUZ ein knapper Text zur Forschungsorientierung im Studieneingang. Zusammen mit Grit Würmseer gehe ich hier der Frage nach, wie forschendes Lernen in all seinen Facetten im Studieneingang möglich ist. Wir orientieren uns dabei, wie in der Diskussion um forschendes Lernen durchaus üblich, am Forschungskreislauf und benennen Optionen für forschendes Lernen, die sich entlang dieses Kreislaufs ergeben. In der Online-Version wird der Beitrag auch mit der Forschungspost verlinkt, die in meiner forschungsorientierten Einführungsvorlesung derzeit als ein Instrument zur Unterstützung forschenden Lernens im Massenstudium genutzt wird.

Interesse an den Beiträgen? Der DUZ-Beitrag wird mit Erscheinen der Ausgabe 12 auch online verfügbar sein; o.g. Handbuch-Artikel ist leider nur über Springer VS verfügbar (Link).

Quellen:

  • Hofhues, S. (2015). Informelles Lernen mit digitalen Medien in der Hochschule. In M. Rohs (Hrsg.), Handbuch Informelles Lernen (S. 1–14). Heidelberg: Springer VS (Beitrag).
  • Würmseer, G. & Hofhues, S. (2015). Ins Forschen hineinwachsen. Deutsche Universitätszeitung DUZ. 11, 77–79.

Studentisches Publizieren: eine (schöne) Initiative mehr

Initiativen rund um das studentische Publizieren sind nach wie vor rar (zur Sammlung mir bekannter Initiativen). Meist wird davon ausgegangen, dass Studierende noch nicht so weit sind, ihre Beiträge in der und für die wissenschaftliche Community zu veröffentlichen. Mitunter wird das Veröffentlichen auch nicht als Teilschritt forschenden Lernens verstanden. Umso erfreulicher ist es, dass mit dem „Wilhelm“ die erste Ausgabe eines neuen studentischen Magazins vorliegt. „Der Wilhelm“ geht, wie es der Name schon andeutet, auf Wilhelm von Humboldt und die mit ihm verbundene Bildungsidee zurück. Initiator_innen sind Studierende an der Zeppelin Universität, die sich und ihrer studentischen Forschung im sog. Humboldt-Jahr ein Gesicht verleihen wollten.

Ich finde die Initiative prima, steht sie doch ganz im Zeichen einer konsequenten Forschungsorientierung und zeigt, dass studentisches Publizieren prinzipiell „geht“. Auch sehe ich sie im größeren Zusammenhang der undergraduate research journals, wie sie an U.S.-amerikanischen Universitäten längst stärker verbreitet sind. Persönlich gratuliere ich den Studierenden daher sehr, dass sie den Wilhelm nun in Händen halten dürfen und hoffe, dass Ausgabe 2 nicht allzu lange auf sich warten lässt. Dafür drücke ich aus der Ferne fest die Daumen.

Forschendes Lernen mit digitalen Medien

… so lautete der Titel meines Workshops an der FH Köln. Der Workshop war eingebettet in einen größeren Rahmen: in den Tag für die exzellente Lehre, der komplett unter dem Motto des forschenden Lernens stand. Auch wurde mit dem Lehrpreis zum forschenden Lernen, zugehörigen Impulsen sowie dem kommenden Weiterbildungsprogramm ein kohärenter Rahmen aufgespannt: Wie kann man forschendes Lernen an Fachhochschulen realisieren? Welche Spielarten forschenden Lernens gibt es (hier war der Impuls durch L. Huber besonders hilfreich)? Und wie lassen sich „typische“ Herausforderungen in der Lehre produktiv bewältigen?

Interessant war dann, dass in meinem Workshop zum forschenden Lernen eher Grundfragen des mediengestützten Lernens zutage kamen: Was sind brauchbare Werkzeuge für das forschende Lernen? Wie kann man mit digitalen Medien Lern- und Forschungsprozesse unterstützen? Wie lässt sich forschendes Lernen mit digitalen Medien „zu Ende“ denken? Vor allem letzteres wurde intensiver diskutiert und durch mein früheres Projekt w.e.b.Square konnte ich hier zumindest ein Beispiel für die Umsetzung anbieten. Etwas schwieriger gestalteten sich instruktionsorientierte Szenarien und ihre „Übersetzung“ in forschungsorientierte Formate – ebenso wie Forschungs-basiertes Lernen in Übungen, das einerseits auf der Hand liegt, andererseits durch die Einübung von Wissen mitunter auch gegenläufig gehandhabt wird.

Auch wenn die Themen eher angerissen als beantwortet werden konnten, bin ich dennoch froh, das breite Spektrum des forschenden Lernens mit digitalen Medien aufgemacht zu haben. Auch hatte ich eine tolle Gruppe von Teilnehmenden, die sich auf ein offenes Workshop-Format eingelassen und prima mitdiskutiert hat. Im Nachgang müsste man jetzt die eigenen Lehrveranstaltungen dahingehend untersuchen, inwieweit sie sich als forschendes Lernen realisieren lassen und welche Rolle jeweils digitale Medien spielen könnten. Spannend wäre es sicherlich auch, jetzt die breite(re) Idee von Medien als Diskurs- und Handlungsraum aufzumachen. Für die konzeptionelle Einführung dieses Gedankens war bisher zu wenig Zeit, kann aber in einem unserer Artikel nachgelesen werden.

Zu Gast: im VC bei e-teaching.org

Es macht immer wieder Freude, bei e-teaching.org im virtuellen Klassenzimmer (VC) zu Gast zu sein und zu aktuellen Themen mit der Community ins Gespräch zu kommen. So läuft derzeit das Themenspecial „Social Media – Social Learning“, das aus meiner Sicht viele brennende Fragen aufgreift: bspw. die Frage danach, wie man Studierende online beteiligen könnte. Sie stand auch im Fokus der heutigen Session, die – wie gewohnt – von Anne Thillosen moderiert und inhaltlich von Silvia Hartung (Uni der Bundeswehr), Simon Retzmann (Student, Ruhr Uni Bochum) und mir sowie von recht vielen Teilnehmenden gestaltet wurde (in der Hochzeit waren es um die 80 Personen – eine ganze Menge!). Inzwischen kann man die Session auch online einsehen und meine Folien bei Slideshare abrufen, sodass alle Inhalte im Nachhinein nachvollziehbar sein sollten.

Insgesamt hatte ich den Eindruck, dass die Session recht lebendig war, aber doch einige Fragen offen geblieben sind. Ich würde daher gerne Annes Hinweis aufgreifen und zur weiterführenden Diskussion einladen: sei es hier durch weitere Kommentierungen oder Fragen oder auf Facebook, wo möglicherweise ebenfalls Anschlussdiskussionen stattfinden. Für mich nehme ich mit, dass Studierende durchaus Interesse an Peer Feedback haben und dann vor allem der Umgang mit Kritik (Stichwort: negatives Feedback) zu üben wäre. Solche Überlegungen stehen m.E. im Zusammenhang mit dem individuellen Lernfortschritt, aber auch mit einem Verständnis von Bildung durch Wissenschaft. Beim forschenden Lernen ist nämlich Kritik (und das permanente Üben von Kritik) ein wesentlicher Modus – genauso wie in der Wissenschaft selbst.