Biertrinken für den Regenwald?

Wer kennt es nicht: das Krombacher-Regenwald-Projekt. Günther Jauch verspricht in der Werbung: Mit jeder verkauften Kiste Krombacher-Bier werden 1 qm Dzanga-Sangha-Regenwald gerettet und damit auch die Elefanten, die dort leben. Im BWLer-Jargon heißt so eine Strategie Cause-Related-Marketing. Es geht zumeist um Kampagnen, bei denen der Verkauf von Produkten an Spenden für den guten Zweck gebunden wird. Odysso, das Wissensmagazin des SWR-Fernsehens, deckt jetzt eine Augenwischerei auf und stellt – passend zu unseren letzten Diskussonen um das Thema Glaubwürdigkeit – die Frage: Ist es legitim, dem Verbraucher vorzugauklen, er könne mit Biertrinken die Welt retten? Ein interessanter Beitrag – insbesondere für diejenigen, die mal den Blick hinter die Kulissen wagen möchten.

Glaubwürdigkeit sieht anders aus

Seitdem ich mich ausgiebig mit dem Thema Ökonomie und Bildung befasse, fallen mir Sachen ins Auge (oder ich werde, wie in diesem Fall, von Tamara S. darauf hingewiesen – danke!), die gibt es gar nicht. Also es gibt sie schon, aber ich bin doch sehr überrascht. Einmal mehr geht es um das bürgerschaftliche Engagement von Unternehmen. Der Spiegel-Artikel „Sponsoring – Kinder unter Hochspannung“ berichtet über die Aktion „Potz & Blitz“, die letztlich Kinder in Kindergärten über Themen wie Umwelt und Engergierversorgung informieren soll. An sich eine gute Idee, stünde nicht hinter der Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltbildung (ANU) der namhafte Energieriese und Sponsor E.ON. Ich finde das Engagement hinkt. Es hinkt, weil man sich kaum vorstellen kann, dass hier objektiv und damit seriös über Klima, Klimaerwärmung, alternative Energien etc. gesprochen wird, gerade weil der Nachhaltigkeitsbericht der E.ON-AG noch ganz auf die „alte Schule“ von Energiegewinnung und -nutzung hindeutet. Glaubwürdigkeit sieht wohl anders aus – zumindest, solange das Kerngeschäft Kern- und Kohlekraft ist.

Eine Frage der Glaubwürdigkeit

Glaubwürdigkeit – nicht zur im Privaten, sondern auch im öffentlichen Leben spielt sie eine große Rolle. Wie Unternehmen das Vertrauen in die eigene Organisation erhöhen wollen, fällt dabei sehr unterschiedlich aus. Nehmen wir einmal das Ideenlabor der Commerzbank, das sich als Corporate Citizen mit dem Landesinstitut für Schulentwicklung in Baden-Württemberg für eine bessere finanzielle Allgemeinbildung einsetzt. Längerfristiger als Sparbuch-Verteil-Aktionen der Konkurrenz gedacht, werden Schüler an ihre Rolle als aktiver Marktteilnehmer herangeführt. Schade nur, dass das an sich heere Ziel durch eine massive Eigenwerbung für EC-Karten etc. an Glaubwürdigkeit verliert. Zumindest bei mir, der Beobachterin.