Kick-off: Reflect!

Gestern ging es los: Nach Vorbereitungen im Hintergrund fand (endlich!) der Kick-off zu unserem neuen (Medien-)Projekt Reflect! statt. Ich hatte an anderer Stelle im Blog schon einmal über die Projekt-Förderung durch peer³ berichtet. Gestern Abend war ich für den medienpädagogischen Impuls zuständig, d.h. ich habe in aller gebotenen Kürze versucht zu erläutern, welche Herausforderungen und Ideen konzeptuell „hinter“ Reflect! stehen (zu den Folien).

Die Konzeption, Implementierung und Begleitung von Reflect! ist aus verschiedenen Gründen spannend: Das Projekt will Medienkompetenzen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen fördern und nutzt mit dem Jugendmedienschutz ein Rahmenthema, wo man neue(re) pädagogisch-didaktische Konzepte der Befähigung sucht und auch braucht, passen doch „klassische“ bewahrpädagogische Herangehensweisen immer weniger zum Charakter „der“ Medien. Gleichzeitig gehen wir, das sind neben mir Anna von der HAW Hamburg und Lisa vom Jugendrotkreuz, davon aus, dass die Zusammenarbeit unterschiedlicher Institutionen/Organisationen für die Lösung aktueller Herausforderungen eine interessante Förderperspektive darstellt. Im Projekt fallen nämlich zwei pädagogische Ansätze zusammen, die durch die Peer Education ihre Brücke finden: das Service Learning mit Medien aus Hochschulsicht und die aktive Medienarbeit aus Sicht der außerschulischen Jugendarbeit (hier: Ehrenamt). Gleichzeitig verdeutlicht auch Reflect!, wie solche Kooperationsideen angebahnt werden, sie basieren nämlich häufig auf bestehenden Kontakten, einem „Spinnen“ über mögliche gemeinsame Ziele und der Konkretisierung noch vager Ideen in Form eines Pilotprojekts. Insofern bin ich auf die Entwicklung(en) bei Reflect! hochgradig gespannt: Wie kollaborieren Studierende und Ehrenamtliche miteinander? Welche Teilprojektideen werden innerhalb von Reflect! verfolgt? Wie stellen sich Jugendliche und junge Erwachsene Jugendmedienschutz vor? Welche Rolle spielen die eingesetzten Peer-Tandems zwischen Studierenden und Ehrenamtlichen für die Förderung und Entwicklung von Medienkompetenzen? Etc. Sicher werden wir nicht alle Fragen durch ein Peer-(Medien-)Projekt abschließend klären können. Sie stehen aber im Raum und knüpfen bei aktuellen Herausforderungen inhaltlich-thematischer Art genauso an wie bei der Suche nach veränderten Herangehensweisen zur Förderung und Entwicklung von Medienkompetenzen.

EinBlick in die Lehre

Weil ich öfters gefragt werde, was ich in Heidelberg mache, möchte ich nach und nach die neuen (und alten!) Tätigkeitsgebiete vorstellen. Den Anfang machen heute die Lehrveranstaltungen, die ich in den unterschiedlichen Fächern/Fachbereichen gebe. Darin ausgespart ist das Masterkolloquium, da es meiner Ansicht nach einen etwas anderen Charakter hat und deshalb einer gesonderten Vorstellung bedarf.

Ein Grundlagenseminar im Studiengang E-Learning und Medienbildung ist die Veranstaltung zur „Konzeption von E-Learning-Umgebungen“. Diese Veranstaltung ist inzwischen fast ein „Klassiker“, kommen die Inhalte in dieser oder ähnlicher Form doch an vielen Universitäten/Hochschulen vor.


Die zweite Lehrveranstaltung, die ich anbiete, hängt eng mit meinem Dissertationsthema zusammen und lautet „Kooperationen zwischen Schule und Wirtschaft gestalten“. Das Besondere an dieser Veranstaltung ist vermutlich ihre Verortung in der Schulpädagogik sowie die Integration einer Wettbewerbsteilnahme in das Seminar. Letzteres kann man sinnvoll oder weniger sinnvoll finden; angesichts des Themas der Veranstaltung und möglicher unterschiedlicher Leitsysteme Schule/Bildung und Unternehmen/Ökonomie halte ich diese Einbindung aber durchaus für gewinnbringend.


Das dritte Seminar nennt sich „Visualisierungen in schulischen und außerschulischen Kontexten“ und ist formal integriert in das Fach Deutsch. Hier bin ich auf die Erfahrungen und auch Voraussetzungen der Studierenden gespannt, fällt die Veranstaltung doch nicht nur in den Bereich der medialen Konzeption, sondern mit der Umsetzung von Visualisierungen zugleich auch in die Medienpraxis.


Die Tätigkeit an der PH Heidelberg bringt, wie die Veranstaltungen zeigen, also ein breites Spektrum der Beschäftigung mit sich. Der Medienbezug fällt mal stärker und mal schwächer aus, ist allerdings in allen Lehrveranstaltungen sowohl durch die inhaltliche Ausrichtung als auch durch die (medien-)didaktische Konzeption präsent.

Inhaltliche Widersprüche und studentische Verhandlungstaktiken

Inzwischen laufen sie also, meine drei Seminare, und mit leichtem Schmunzeln blicke ich auf die einzelnen Kick-off-Veranstaltungen zurück. Denn zunächst einmal bin ich überrascht über die ganzen Ansprüche, die anhand der Titel und Beschreibungstexte in meine Lehrveranstaltungen projiziert werden: angefangen bei Aktualität, Praxisbezug über Fall- bzw. Problemorientierung bis hin zu Spaß. Gefühlt ein ganzes Sammelsurium an Erwartungen, mit denen Studierende offenbar Seminare besuchen – gepaart mit dem Zwang zum Punkteerwerb und entsprechenden Modulwünschen. Während ich die Erwartungen, die an Lehre gestellt werden, sehr spannend und hilfreich für die Einordnung der Anforderungen an mich finde, bringen mich Punkteerwerb und Modulverteilung regelmäßig zum Grinsen: Denn die studentischen Verhandlungstaktiken werden immer ausgereifter und sind ein Stück weit auch strategisch ausgeprägt (siehe hierzu auch Gabis Arbeitsbericht). Das führt dazu, dass so mancher nur noch zwei Punkte braucht und diese mit möglichst wenig Aufwand erreichen möchte. Aus meiner Sicht ein Widerspruch in sich, wenn man nochmals auf die Erwartungen an die Veranstaltung schaut: Denn Praxis- und Problemorientierung stehen in keinem Verhältnis zu zwei Punkten oder, um es plakativer zu machen, zwei Punkte entsprechen dem Workload eines Referats, nicht aber dem von Gruppenarbeit und Co. Wer sich also auf der einen Seite praxisnahe Veranstaltungen mit aktuellem Bezug und Teamarbeit wünscht, der kann auf der anderen Seite nicht erwarten, sich durch den bloßen Erwerb von zwei Leistungspunkten eben dieser zu entziehen zu können. Ein anderer Widerspruch ist regelmäßig die Frage nach dem, wie wissenschaftliches und praxisorientiertes Arbeiten miteinander in Punkten aufgewogen werden: Ist es gewissermaßen gleich anspruchsvoll, praxisorientierte Lösungen zu finden bzw. theoretisch-konzeptionelle Ausarbeitungen anzufertigen? Natürlich vergleicht man ein Stück weit Äpfel mit Birnen, will man aber beides ins Seminar integrieren, lassen sich insbesondere aufgrund der gemachten Erfahrungen und der von Studierenden verfassten Reflexionen in vorangegangenen Semestern sehr faire Lösungen finden. Manchmal würde ich mir echt wünschen, dass bei aller Verhandlungstaktik auch mal den Dozenten vertraut wird… 😉