Rückblick: Fachtag „Medienarbeit mit geflüchteten Menschen“

Wie man die aktuelle Flüchtlingssituation bewältigen kann, beschäftigt derzeit nahezu jede/n. So war es sicherlich kein Zufall, dass (im engeren Sinne) drei der acht Projekte in meiner Lehrveranstaltung „Professionelle Aspekte der Medienpädagogik“ im Wintersemester 2015/16 Medienprojekte für und mit geflüchteten Menschen zum Gegenstand hatten. Zwei der Medienprojekte sollen im Nachgang sogar umgesetzt werden. Das Seminar, aber auch Möglichkeiten zur Gestaltung von Medienprojekten für und mit geflüchteten Menschen standen Donnerstag auch im Mittelpunkt des Fachtags „Medienarbeit mit geflüchteten Menschen“. Er wurde organisiert von der Sparkassen-Stiftung Köln-Bonn, der Stadt Köln bzw. der VHS sowie dem Netzwerk Lernende Region.

Nach einem nachdenklichen Grußwort der Dezernentin für Bildung, Jugend und Sport der Stadt Köln hatte ich die Gelegenheit, die Tagung thematisch-inhaltlich zu eröffnen. Ausgehend von mehreren Beispielen war es Ziel meines Vortrags, eine Sortierung bisheriger Flüchtlingsprojekte mit Medienbezug vorzunehmen und letztlich zwei Aspekte aus theoretisch-konzeptioneller Sicht anzustoßen: 1) eine reflektierte(re) Praxis in der Gestaltung von Medienprojekten sowie 2) Zusammenarbeit der unterschiedlichen Akteure, insbesondere aus/zwischen Wissenschaft und Praxis (siehe Folien).

Auf meinen Vortrag folgten zwei weitere wissenschaftliche Impulse: Vassilis Tsianos berichtete als Soziologe von Informations- und Kommunikationswegen auf der Flucht – und zeigte „nebenbei“ den Wert von Grounded Theory auf. Christine Horz bot als Kommunikationswissenschaftlerin einen empirisch fundierten Einblick in ihre Forschung zu offenen Kanälen und schloss so den Kreis speziell zur aktiven Medienarbeit. Diese zielt schließlich immer auf das Erzeugen von (Gegen-)Öffentlichkeit ab. Nach der Mittagspause wurde in Workshops an konkreten Flüchtlingsprojekten (weiter-)gearbeitet, die ich leider aus Zeitgründen nicht besuchen konnte. Die insgesamt 180 Teilnehmenden deuten aber auf ein großes Interesse aus der Praxis und auf einen Bedarf an professioneller Unterstützung hin.

Vortrag: „Spannung – Spaß – Spiel?“

Eine der Gesellschaften, mit denen man im medienpraktischen Umfeld Medien häufig zu tun hat, ist die Arbeitsgemeinschaft der Medienzentren an Hochschulen (AMH). Die AMH geht vor allem der Frage nach, wie man Entwicklungen in den Medien auch an Hochschulen Rechnung tragen kann. Dabei werden allerhand Punkte berührt, Ressourcen  und Organisationsmodelle ebenso thematisiert wie die aktive Medienarbeit mit Studierenden. Zu letzterem zählt auch die Konzeption und regelmäßige Durchführung von Campus-TV-Produktionen, die traditionell oft in Medienzentren angesiedelt und  nicht selten in die Lehre integriert sind. So kam es nicht von ungefähr, dass die AMH in der letzten Woche einen Workshop zum Thema „Workshop Campus TV – Ein Phänomen mit vielen Gesichtern“ unter der Leitung des Medienlabors der Universität Augsburg durchgeführt hat.

Ich selbst war im Workshop eingeladen, eine pädagogische Sicht auf Campus TV zu vertreten. Letzteres ist einerseits leicht, stellen Campus-TV-Projekte doch traditionelle Medien-Projekte an Hochschulen dar; anderseits ist es aber auch herausfordernd, gilt es neben der handlungsorientierten Sicht auch andere pädagogische Bereiche anzusprechen, etwa mit den Medienprojekten verbundene Ziele, Unterschiede in den Projektstrukturen, die Rolle des Lehrenden in (eher) offenen Medienprojekten, die Reflexion der medienpraktischen Erfahrungen im Kontext Hochschule u.v.m. Ich habe mich daher dazu entschieden, ein Impulsreferat mit der Überschrift „Spannung – Spaß – Spiel? Pädagogische Betrachtungen studentischer (Medien-)Projekte“ zu halten (zu den Folien). In Analogie zu einem bekannten Süßwarenprodukt habe ich dabei versucht, die Herausforderungen der Konzeption und Umsetzung von Medienprojekten zu differenzieren. Anhand einiger Beispiele, die bewusst über das Campus TV hinausgingen, ist es mir hoffentlich gelungen, drei Aspekte herauszuarbeiten:

  1. Spannung: Vom Projektlernen und der Gestaltung/Produktion von Medien
  2. Spaß: Von Höhen und Tiefen des Projektlernens im Prozess
  3. Spiel? Zu den Grenzen der Offenheit beim Projektlernen an der Hochschule

Die drei Aspekte haben in eine Diskussion übergeleitet, unter anderem zur Crux der notwendigen technischen Fähigkeiten zur Umsetzung und Gestaltung von Medien, die die Wahrnehmung anderer Lernerfolge mitunter in den Hintergrund drängt. Auch wurde eine intensive Diskussion über die Bewertung der Medienprojekte geführt, die allenthalben schwierig ist und infolge der häufigen Verankerung von Medienprojekten in der „normalen“ Lehre ein nicht zu unterschätzendes Problem ist. Zugleich wurden Peer-Modelle zur Betreuung und Bewertung von Medienprojekten angesprochen, die aus medienpraktischer Sicht häufig zur Problemlösung beitragen.

Alles in allem war es ein spannender Workshop, den ich zwar nur für einen Tag verfolgen konnte, der mir aber nochmals intensive Einblicke in die Produktion von Campus TV ermöglicht hat. Zugleich bot der Workshop einen schönen Rahmen zur Stippvisite in Augsburg – verbunden mit dem Wiedersehen vieler ehemaliger Kolleginnen und Kollegen, über das ich mich sehr gefreut habe.

Rezension: „Medienprojekte für sozialpädagogische Berufe“

In einem wissenschaftlich tätigen Umfeld macht man zwei Dinge regelmäßig: (1) Quellen lesen und (2) diese bewerten. Dabei fällt die Wahl von geeigneter Lektüre oft schwer. In manchen Bereichen kennt man sich besser aus, der Griff zu wichtiger, kontrovers diskutierter oder innovativer Literatur fällt vergleichsweise leicht. Etwas komplizierter wird es, wenn man sich Themen oder Bereiche erschließt, die vielleicht Neuland sind. Dies betrifft Wissenschaftler und Wissensarbeiter gleichermaßen, auch wenn wissenschaftlich tätige Personen mitunter „näher dran“ an bestimmten Themenbereichen sind. Das merkt man immer dann, wenn man Literatur rezipiert, die eher aus praktischen Erfordernissen entstanden sind. Dort wird oft ein anderer Schwerpunkt in der Diskussion gelegt. Jedenfalls fiel mir dieses einmal mehr auf, als ich die Rezension für das Buch „Medienprojekte für sozialpädagogische Berufe“ verfasst habe. Medientechnische Fragen stehen hier gegenüber umfassenden medien- und sozialpädagogischen Fragen klar im Vordergrund. Letzteres ist jedoch der Blick, mit dem ich als Rezensentin eine Publikation wie diese anschaue: Inwiefern werden wissenschaftliche Erkenntnisse in die Praxis überführt? Welche Bedeutung haben praktische Überlegungen für eine (mögliche) wissenschaftliche Diskussion? Speziell diese Überlegungen zu Reflexion und Möglichkeiten des Transfers kamen mir dann auch im o.g. Buch (neben weiteren Aspekten) etwas zu kurz. Eine detailliertere Einschätzung positiver und negativer Aspekte findet sich in der zugehörigen Rezension, die jetzt bei socialnet online zur Verfügung steht.