War mir gar nicht so bewusst

… dass ein schon etwas älterer Artikel von Klaus Merten offenbar solche Aufmerksamkeit erregt hat. In dem Essay in der Fachzeitschrift pressesprecher gab der Kommunikationswissenschaftler im Jahr 2006 zum Besten, dass nur derjenige kommunizieren könne, wer auch lügen dürfe. Ja, richtig gelesen. Es ging dabei inhaltlich um PR und die Machenschaften von Kommunikationsmanagern. Bei der Vorbereitung auf mein morgiges Seminar habe ich den Artikel nochmals rausgekramt, weil ich finde, dass er sehr gut zum Nachdenken über PR anregt. Und beim Nachrecherchieren habe ich gerade entdeckt, dass damals mehrere namhafte Zeitungen und Blogs über den Tabubruch von Merten berichtet haben (z.B. die NZZ). Abgesehen davon, steht der Artikel in mehreren Literaturlisten von Lehrveranstaltungen und war offenbar Ausgangspunkt für Diskussionen unter Kommunikationswissenschaftlern, was bis zur Re-Formulierung der bisherigen PR-Definition führte. Mir ist der Artikel damals auch sofort aufgefallen und ich habe ihn gleich auf meinem Rechner geparkt. Was daraus entstehen würde, habe ich vor über drei Jahren wohl noch nicht geahnt. Spannend.

Web 2.0 als Gegenstand und Werkzeug im Seminar

Ein Seminar, das mir in diesem Semester besonders auf Herzen liegt, nennt sich „Vom Hype zum Standardinstrument: Web 2.0 und Non-Profit-PR“ und hat zum Ziel, sich mit neuen Nutzungsformen und -gewohnheiten im Internet auseinanderzusetzen und im Anschluss daran in Kooperation mit einem Praxispartner Kommunikationskonzepte zu entwickeln. Die wesentlichen Inhalte der Veranstaltung werden zwar mindestens sechs Monate vor Beginn festgelegt; etwas Freiheit hat man aber darin, die Kooperationspartner zu suchen und sinnvoll in den Seminarprozess zu integrieren. Nachdem sich die Zusammenarbeit mit einer NGO zerschlagen hat, habe ich das kurzfristige Fehlen zum Anlass für die Aufbereitung der Diskussionen um die letzte GMW-Tagung genommen. Denn anhand der in Blogs vielmals verfassten Eindrücke kann man sehr gut ablesen, wie sich Face-to-Face-Kommunikation infolge der Durchdringung mit digitalen Medien und insbesondere von einfach zu handhabbaren Tools verändert bzw. sich womöglich eine neue (und bislang unbekannte) Durchmischung von realer und virtueller Welt ergibt. Mit welchen Herausforderungen schließlich Organisationen in der Kommunikation umgehen müssen, habe ich in einer Inputsitzung gestern (mehr oder weniger) kurz zusammengefasst:


In den kommenden beiden Sitzungen erarbeiten die Studierenden nun „Blitzlichter“ zu relevanten Fragestellungen im oben genannten Themenbereich. Diese Blitzlichter sollen dabei helfen, eine Übersicht über Problembereiche zu erhalten und die Seminarinhalte theoretisch zu untermauern. Natürlich dienen sie auch dazu, dass sich die Studierenden in das Thema hinein finden, denn: Kaum jemand der Teilnehmer hat Erfahrungen mit Non-Profit-PR, was im MuK-Studiengang durchaus überraschend ist; hinzu kommt eine eher zurückhaltende Nutzung von Web-2.0-Tools, auch von Blogs, weshalb ich das begleitende Blogging bzw. Microblogging im Seminar (Hashtag #npo09) besonders spannend finde. Schließlich geht es in der Veranstaltung auch darum, Chancen und Grenzen der Werkzeuge gewissermaßen „am eigenen Leib“ zu erfahren. Abgesehen davon eignen sich beide Werkzeuge (Blogging etwas mehr als Twitter) dazu, den Seminarprozess festzuhalten und den geschlossenen Seminarraum räumlich und zeitlich, aber auch für eine interessierte Gruppe zu öffnen. Die Studierenden werden neben verstärkter Interaktion und erweiterten Feedbackmöglichkeiten zusätzlich mit Leistungspunkten „belohnt“. Eine Logik, die sich infolge der Bologna-Reformen aus meiner Sicht zwingend ergibt.

Im Anschluss an die auf einschlägigen Theorien basierenden und diskursiv angelegten ersten Seminarsitzungen folgt die Praxisphase. Hier werden, ich habe das weiter oben schon benannt, Kommunikationskonzepte entwickelt. Als Partner steht erfreulicherweise die GMW selbst zur Seite. Die Konzepte basieren nicht allein auf „bloßen“ Überlegungen der Studierenden, sondern sollen ebenso auf theoretischen wie auch empirischen Ergebnissen aus Perspektive einer jungen Zielgruppe fußen. Damit man sich besser vorstellen kann, was wir „treiben“, hier eine kurze Übersicht der Aufgaben:


In diesem frühen Seminarstadium kann sich noch eine ganze Reihe (zum Positiven wie auch zum Negativen) entwickeln. Von daher seid Ihr herzlich eingeladen, uns via Blog und Twitter zu verfolgen und Euch mit Euren Meinungen einzubringen… das Seminar ist inhaltlich sehr vielfältg und bietet mit Sicherheit einige Ankerpunkte, um mit den Studierenden und mir zu diskutieren.