OER und der Wandel der Lernkultur

Kürzlich, genauer gesagt: letzten Montag, sind zwei Publikationen zu OER erschienen. Darin werden OER im Wesentlichen gefasst als frei zugängliche Lernmaterialien, die in Schule und Unterricht, aber auch in Hochschule und Weiterbildung oder von Privatpersonen zu Bildungszwecken eingesetzt werden können.

Hinter OER steht aber auch die Idee einer partizipativen Lernkultur, dass nämlich mittels frei zugänglicher Lernmaterialien andere Inhalte zum Lerngegenstand werden oder dass eher produktive bzw. kooperative Lernformen im Unterricht umgesetzt werden können.

Diskutiert man also – wie Dominic Orr (ehem. OECD), Jöran Muuß-Meerholz (Transferstelle OER), das Publikum und ich auf Initiative von Bertelsmann Stiftung und Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft letzten Montag über den Dächern Berlins – über den Einsatz von OER, ist man schnell bei passenden didaktischen Szenarien, bei überzogenen Erwartungen hinsichtlich etwaiger (Veränderungs-)Potenziale, aber auch bei älteren Hoffnungen hinsichtlich des Wandels der Lehr- zur Lernkultur durch OER. Auch bleibt nicht verborgen, dass die politische Diskussion über OER ggü. der Fachdiskussion ein wenig „spät dran“ ist. So erinnere ich mich bspw. an die GMW-Jahrestagung im Jahr 2008, die sich bereits mit offenen Bildungsressourcen auseinandergesetzt hat (zur Publikation).

Seither hat sich wenig getan: Es ist keineswegs selbstverständlich, dass Lehrinhalte ins Netz gestellt werden, dass sie gemeinsam mit Lernenden überprüft und verändert werden und dass sie – im Anschluss – wieder im Internet verfügbar gemacht werden. Überspitzt formuliert: von Remix-Culture im Bildungsbereich keine Rede. Oder doch? Immerhin wurde während der Podiumsdiskussion auch die These aufgestellt, dass OER nicht immer im Netz geschieht, sondern mitunter auch kollegial bzw. unter Peers passiert. Sie mag für OER-Aktivisten schwierig(er) nachvollziehbar sein, gleichzeitig deckt sich diese Einschätzung aber mit meiner Feststellung in der Praxis: Öffnungsprozesse und offene Haltungen fangen oft dort an, wo schlicht und einfach Türen offen stehen. Mein Tipp: Einfach mal in der Lehre ausprobieren… so klein die Idee klingt, so wird ihre Umsetzung Effekte haben.

Update (18.05.2015): Inzwischen steht auch das Video zur Veranstaltung online zur Verfügung.

Podium: „OER in der Filmvermittlungsarbeit“ #VisionKino14

Aktuell bin ich auf dem Kongress VISION KINO 2014, der sich im Herzen Kölns allen wichtigen Themen rund um Filmbildung widmet. Dazu gehört inzwischen auch das Thema OER, das bereits beim Veranstaltungsauftakt durch Ludwig Hecke, Staatssekretär im Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen, angesprochen wurde und sich seitdem durch die Veranstaltung zieht. Ein Podium widmete sich sogar explizit den freien Bildungsressourcen und den Facetten, die sich beim Medium Film – bspw. im Vergleich zu Textmedien – ergeben. Ich selbst sollte auf diesem Podium „zuständig“ sein für die didaktische Seite, wie mir Michael Kaden, Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg / KMK, meine Aufgabe beschrieb.  Diese Aufgabe habe ich gern vor Ort wahrgenommen. Da meine schriftlich formulierten Statements jedoch nur in abgewandelter oder zugespitzter Form zum Tragen kamen, stelle ich die vier Thesen an dieser Stelle nun nachträglich zur Verfügung.

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Thesenpapier zur Podiumsdiskussion am 4.12.2014 zu
„Open Educational Resources (OER) in der Filmvermittlungsarbeit“
auf dem Kongress VISION KINO 2014

These 1: Open Educational Resources sind mehr als nur (Unterrichts-)Materialien.
Gemeinhin versteht man unter Open Educational Resources frei zugängliche Bildungsmaterialien zur Nutzung in Unterricht und Schule, aber auch in anderen Bildungsinstitutionen und darüber hinaus. Dieses Verständnis von OER greift meines Erachtens aber zu kurz: Es fokussiert lediglich ein wesentliches Charakteristikum, nämlich die freie Zugänglichkeit von Medien, die sich wiederum am besten oder am ehesten in sich manifestierenden Materialien zeigt. OER ist aber weitaus mehr, nämlich auch eine Idee, wie man Bildung einer größeren Gruppe ermöglicht (im Sinne von Open Education) oder – allgemeiner gesprochen – Kontexte variantenreich und offen gestaltet (im Sinne von Open Educational Practices).

These 2: Die Beschäftigung mit Open Educational Resources fordert umfassende(re) Medienkompetenzen ein.
Während die „Materialfrage“ vor allem technisch-instrumentelle Medienkompetenzen adressiert, setzt eine breite Auffassung von OER zusätzlich ein weites Medienkompetenzverständnis voraus: OER helfen dann dabei, neben Wissen über Medien und ihrer selbstverständlichen Nutzung in diversen Bildungs- oder alltagsnahen Kontexten auch Medien in unterschiedlicher Weise zu rezipieren, gemeinsam zu bearbeiten und kreativ zu verändern. Letzteres ist allerdings nicht unproblematisch, da so neben konkreten Lehr-Lerninhalten und ihrer didaktischen Gestaltung medien- bzw. urheberrechtliche Fragen berührt und etwa in der konkreten Unterrichtssituation gestellt werden. Solche Problematiken zeigen sich umso eher, wenn bei Medien wie Film Urheberinnen und Urheber nicht (mehr) eindeutig zu kennzeichnen sind oder sich durch die gewählte, mediale Form Unterschiede zwischen Trägermedien ergeben. Zur adäquaten Beurteilung werden schließlich umfassendere Medienkompetenzen über bloße technische Fähigkeiten in deren Gebrauch nötig.

These 3: Die Remix-Kultur, auf die OER oft aufsetzt, muss nicht im Widerspruch zu gewohnten Verfahren in der Medienproduktion stehen.
Zu aktiver Medienarbeit innerhalb und außerhalb der Schule gehört zwar die gemeinsame Produktionsphase, eine kollektive Veränderung von Medien – das sog. Remixen – ist dabei aber weder bei Text noch bei Film vorgesehen. Doch gerade dieses Remixen ist für die Medienkompetenzentwicklung bei Lernenden (und bei Lehrenden!) interessant: Durch die gemeinsame Produktion und Veränderung von Medien lassen sich diese in Form und „Charakter“ begreifen – bis hin dazu, dass ansonsten oft schwer vermittelbare Inhalte wie Medien- und Urheberrecht am Anwendungsfall plastisch werden, denn: Wem gehören eigentlich Medienprodukte, die „gemixt“ werden? Kaum ein anderer Kontext macht es Lernenden leichter, sich mit Rechtsfragen auseinanderzusetzen und gemeinsam nach Optionen zu suchen, bisher gültiges Medien- und Urheberrecht um passende Schutzbedingungen im Social Web zu erweitern. Entsprechende Lizenzen wie Creative Commons etc. dürften hier nur ein Anfang für neue Verfahrensweisen und Handlungspraktiken sein.

These 4: OER fördern „gute Schule“.
In vielen Bundesländern wird eine integrative Form der schulischen Medienbildung betrieben. D.h. es gibt kein eigenes Fach Medien oder die Verbindlichkeit, sich mit Medien in Unterricht und Schule zu beschäftigen. Auch der Deutsch- oder Informatikunterricht – die naheliegenden Fächer – kann diese Beschäftigung bei engen Stoffplänen oder anderen, ebenfalls wichtigen Themenbereichen nicht leisten. Durch die Verwendung von OER steigt aber zumindest die Wahrscheinlichkeit, dass sich Lehrerinnen und Lehrer, aber auch Schülerinnen und Schüler sukzessive Gedanken um den Einsatz und die Verwendung von (Unterrichts-)Materialien, aber eben auch um deren gemeinsame Weiterentwicklung und passende didaktische Szenarien machen. Da sich Schule so durch das trojanische Pferd der Medien zu guter Schule weiterentwickeln kann, wird OER nicht zuletzt in einen engen Zusammenhang mit institutionalisierten Formen des Lernens gebracht. Und damit wird letztlich erneut die Frage danach aufgeworfen, wer eigentlich für OER und dessen Initialisierung und Umsetzung in den Schulen vor Ort zuständig ist – und natürlich auch warum.

Interview: „Das Prinzip Selbstbedienung“ – didacta zu OER

Offene Bildungsressourcen unterstütze ich seit vielen Jahren und umso mehr habe ich mich gefreut, kürzlich vom Magazin didacta zum „Prinzip Selbstbedienung“ interviewt zu werden. Im Fokus standen drei Fragen, nämlich (ob und) wie OER das Lehren und Lernen beeinflussen, welche Bedeutung OER für Bildungsinstitutionen wie die Schule haben und was Lehrende für den vermehrten, aber auch überlegten Einsatz von OER tun können. Das Magazin ist vollständig online verfügbar, weshalb ich meine Antworten hier nicht Gänze schildern will. Stattdessen verweise ich gerne auf das ganze Heft, in dem viele Lehrende und Forschende mit engerem oder weiteren Bezug zu OER zu Wort kommen. Nachlesen lohnt sich!

Zufall ist es nicht

Nein, Zufall ist es sicher nicht, wenn in der aktuellen Ausgabe der Forschung & Lehre im Mittelteil Fragen von „Wissenschaft, Medien und Recht“ bearbeitet werden. Unter dieser Überschrift nähern sich Malte Hagener und Dietmar Kammerer eher einem Problembereich an, der seit einigen Jahren „auf dem Tisch“ liegt, aber – von wenigen Euphorikern oder Skeptikern abgesehen – insgesamt wenig bearbeitet wird. Es kommt daher nicht von ungefähr, dass neben neueren Nutzungsmöglichkeiten infolge des Medienwandels derzeit vor allem rechtliche Herausforderungen damit angesprochen werden: im Umgang mit digitalen Ressourcen und in ihrer Weitergabe und Verwendung. Die Autoren formulieren deshalb drei Handlungsbedarfe, die in Richtung veränderter Gesetze (im Sinne eines „Fair Use“), vermehrter Rechtsberatung an Hochschulen und wissenschaftlichen Einrichtungen sowie der Forscher/innen selbst zeigen (ebd., S. 902). Letzteren Hinweis finde ich sehr treffend: Handlungspraxen werden nicht ausschließlich „von oben“ verändert, sondern erst durch das jeweilige Handeln selbst (mit-)gestaltet. Zu diesem Ergebnis kamen wir übrigens auch im Workshop zu digitalen Ressourcen während des Development Days an der Zeppelin Universität: Sicherlich braucht es Bedingungen für den Umgang mit Ressourcen jeder Art (und nicht nur mit digitalen), aber diese stehen stets im Wechselverhältnis zu den Gestaltungsoptionen, die sich jedem Einzelnen hinsichtlich der „4R“ (Re-use, Re-distribute, Revise, Remix) bieten. Dass wir in dieser Perspektive nicht mehr ausschließlich über medien- und urheberrechtliche Fragen diskutieren, ist auch klar: Ein aufgeklärter Umgang mit rechtlichen Grenzen gehört vielmehr zu den Fähigkeiten des Einzelnen, der sich bewusst und umfänglich mit Ressourcen, mit ihrem Bildungswert und den Möglichkeiten der Bearbeitung, gemeinsamen Diskussion und Verbreitung auseinandersetzt. Warum? Weil schon der bloße Zugang zu einer Vielfalt an Informationen ein mündiges Subjekt erfordert.

Quelle:
Hagener, M. & Kammerer, D. (2013). Wissenschaft, Medien und Recht. Anmerkungen zu einem problematischen Verhältnis. Forschung & Lehre. 11, 900-902.

Alles verfügbar – und dann?

Es ist eine wichtige Diskussion, die seit einigen Jahren unter dem Motto „freie Bildung für alle“ geführt wird und inzwischen viele Facetten von offenen Bildungsressourcen (Open Educational Resources – OER) über offene Bildungspraktiken (Open Educational Practices – OEP) bis hin zur offenen Bildung (Open Education) kennt. Der Fokus liegt allerdings meist auf OER und einer Debatte um die Zugänglichkeit von Informationen oder, weiter gefasst, digitalen (Lern-)Materials. Diese Debatte ist spannend, weil ihr an sich auch medienpädagogische/-didaktische Fragen inhärent sind, diese aber allenfalls vor dem Hintergrund nötiger Informationskompetenzen, weniger zugunsten von Gestaltungsoptionen in der Hochschullehre diskutiert werden. Letzteres ist schade, denn der Umgang mit OER erfordert nicht nur entsprechende Fähigkeiten in der Recherche, Auswahl und Bewertung von Material, sondern auch Rahmenbedingungen, die eine Auseinandersetzung und eine gemeinsame Beurteilung/Reflexion an der Schnittstelle formaler und informeller Räume erlauben. So haben sich Kerstin Mayrberger und ich für die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift für Hochschulentwicklung verstärkt mit OEP auseinandergesetzt (zum Artikel) und damit unseren Beitrag von der OER-Konferenz in Berlin in eine längere Schriftform überführt (zur Tagungs-Seite, zur unseren Folien). Auf diese Weise steht der Herbst ganz im Zeichen von OER, da wir die mediendidaktische Sicht auf die gegenwärtigen Entwicklungen in komprimierter Form ebenfalls für das Hamburger E-Learning-Magazin vorbereitet haben und ich kommende Woche an der ZU einen Workshop zu digitalen Ressourcen (im Rahmen des Development Days) organisieren darf. Letzterer wird sicherlich mehr Fragen aufwerfen als konkrete Antworten anbieten, denn die Auseinandersetzung mit OER i.w.S. ist an Universitäten weiterhin „Neuland“.

Nachtrag 20.12.2013: Der Beitrag im Hamburger E-Learning-Magazin ist nun erschienen.

Vortrag: Open Education in der (Hoch-)Schule

Zugegeben, mein Einstieg ins Thema OER erfolgte auch über Ressourcenfragen. Zu Augsburger Zeiten ging es dem w.e.b.Square-Team z.B. darum, studentische Arbeiten im Netz verfügbar oder vielmehr noch: sichtbar zu machen. Es ist nun fünf Jahre her, dass wir w.e.b.Square als offene Bildungsressource auf der GMW-Jahrestagung im Jahr 2008 vorgestellt haben; die Initiative selbst ist noch älter. Schon immer hat mich aber die didaktische Frage „hinter“ den frei und offen zugänglichen Bildungsressourcen interessiert: Wie gestaltet man eigentlich Bildungsräume, in denen nicht nur die Nutzung von OER selbstverständlich ist, sondern auch deren gemeinsame Produktion oder Veränderung (um nur zwei weitere Ziele im Zusammenhang mit OER zu nennen). So habe ich mich sehr gefreut, dass Kerstin Mayrberger und ich auf der diesjährigen OER-Konferenz von Wikimedia Deutschland zusammen über Open Educational Practices/Open Education sprechen durften. Der Impulsbeitrag fand gleich nach der Keynote-Lecture von Philipp Schmidt statt, der uns für unseren Impuls mehrere „Steilvorlagen“ lieferte und durch Hinweise wie „Offen fängt nicht im Netz an“ in eine passende Richtung zeigte. Es sprach bspw. die Grundfeste des Social Web an, die mit bekannten Schlagworten wie (Re-)Use, (Re-)Distribute, Revise und Remix beschrieben werden. Anders als Philipp hatten wir allerdings drei Thesen im Gepäck, anhand derer wir zur Diskussion einluden und damit die partizipative Grundidee von OER aufgreifen wollten (zum Abstract, zu den Folien):

  1. Open Education braucht Grassroot-Initiativen und gute Beispiele dafür, dass eine Open Educational Practice in Lehrveranstaltungen funktioniert.
  2. Offen will jede/r Lehrende und Lernende sein, kann aber nicht unmittelbar mit der Offenheit umgehen.
  3. Open Education heißt nicht Laissez-Faire.

Die Thesen fanden insgesamt sowohl Zustimmung als auch Ablehnung, in jedem Fall wurden sie aber zum Anlass für weitere Gespräche in den Pausen genommen. Schön ist, dass das an den Beitrag angeschlossene Etherpad einen Teil der Diskussion abbildet und eine nach der Session getroffene, persönliche Einschätzung sowie alle Materialien und Tweets enthält. Ob und inwieweit durch unseren Impuls die Sicht auf OER als Lehr-Lernmaterial für pädagogische oder didaktische Zugänge geöffnet wurde, sei dahingestellt. Sicherlich wurden aber Überschneidungen zu bekannten (hoch-)schul- und medienpädagogischen Diskussionen deutlich, die es im Zusammenhang mit OER notwendigerweise zu bearbeiten gilt.

Erschienen: Gemeinsame Analyse und Produktion digitalen Lernmaterials

Im Hamburger eLearning-Magazin ist in dieser Woche unser Artikel über die „Gemeinsame Analyse und Produktion digitalen Lernmaterials“ erschienen, der ein Lehrveranstaltungsszenario an der Fakultät für Kultur- und Geisteswissenschaften an der PH Heidelberg nachzeichnet und Perspektiven zur Kooperation zwischen Deutsch- und Mediendidaktik aufmacht.

Aus dem Abstract:
„Die LehrerInnenausbildung sieht sich mit ständig neuen Anforderungen zwischen Unterricht, Schule und Lebenswelt konfrontiert. Dazu gehört auch der adäquate Umgang mit „den Medien“. Entsprechende Bedeutsamkeit erlangen in der LehrerInnenausbildung mikrodidaktische Konzepte zur Förderung von Medienkompetenzen, die teils in den Fachdidaktiken verhaftet sind und aktuelle mediale Phänomene in den Mittelpunkt rücken. Ein solches Phänomen, das aktuell Auswirkungen auf die LehrerInnenausbildung hat, sind digitale Lernmaterialien: Das (Leit-)Medium Buch wird zunehmend digitalisiert und immer öfter um andere Darstellungs- und Interaktionsformen erweitert („enhanced“). So wird beispielsweise das Sprach- und Lesebuch seitens der Verlage durch weitere Medienangebote (z.B. Hörlinks, interaktives Übungsmaterial) ergänzt oder LehrerInnen stellen auf frei zugänglichen Plattformen eigene Materialien zur Verfügung. Auf solche Herausforderungen gilt es in der LehrerInnenausbildung zu reagieren: durch die Thematisierung des medialen Wandels, durch die gemeinsame Betrachtung veränderter „Logiken“ in ihrer Gestaltung und Produktion sowie durch eigenes Medienhandeln, um den Kern des Wandels selbst und im Austausch mit Peers zu „be-greifen“ (Schelhowe, 2008, S. 110). Für Unterricht und Schule ist zudem zu fragen, wie man die Qualität des Lernmaterials einerseits sicherstellen kann, andererseits aber neuen oder anderen Repräsentations- und Vermittlungsformen bereits in der LehrerInnenausbildung Rechnung trägt und angehende Lehrpersonen darin ermuntert, den Wandel selbst mitzugestalten (anstelle ihn bloß hinzunehmen oder mit ihm umzugehen).“ (zum Artikel)

Noch läuft das Seminar, weshalb es schwierig ist, neben der Gestaltung auch Aussagen über dessen Wirksamkeit zu treffen. Sichtbar wird aber, dass das kooperative Denken und Arbeiten, welches dem Szenario inhärent ist, durchaus anspruchsvoll ist und die Studierenden sowohl vor Herausforderungen in der inhaltlichen Auseinandersetzung mit Medien als auch in der gegenseitigen Verantwortungsübernahme als Expert/inn/en für ihr Gebiet stellt. Es bleibt daher bis zum Semesterende spannend, zu welchen Ergebnissen die Studierenden in ihren (Teil-)Projekten kommen werden.

Quelle:
Hofhues, S. & Wieland, R. (2013). Gemeinsame Analyse und Produktion digitalen Lernmaterials. Fallbeispiel und Perspektiven zur Kooperation im Fach Deutsch. Hamburger eLearning-Magazin (eLearning in den Geisteswissenschaften), 4, 24-26.

Weihnachtslektüre: neue w.e.b.Square-Ausgabe online

Passend zu Weihnachten ist gestern die neue Ausgabe der studentischen Online-Zeitschrift w.e.b.Square erschienen. Die aktuelle Ausgabe 5.11 widmet sich Themen aus dem Bereich der Computer-vermittelten Kommunikation (CvK), wobei fachdisziplinär unterschiedliche Perspektiven eingenommen werden. D.h. es finden sich sowohl Arbeiten, die mit kommunikationswissenschaftlichem Fokus geschrieben wurden, als auch Arbeiten, die eher mediendidaktischen/bildungswissenschaftlichen Fragestellungen nachgehen. Über die aktuelle w.e.b.Square-Ausgabe freue ich mich aus zwei Gründen ganz besonders: Zum einen ist es die erste Ausgabe, die ohne meine Mithilfe entstanden ist. Zum anderen stehen erstmals Abschlussarbeiten online, die von mir betreut wurden. Beides fühlt sich gut an, denn: Ohne ein lebendiges Projektteam, das auch in der Lage ist, Personen zu ersetzen und eine Idee weiterzuführen, würde es Initiativen wie w.e.b.Square über einen längeren Zeitraum nicht geben. Gleichzeitig ist es toll zu sehen, wie aus vagen Gesprächen über mögliche Fragestellungen Abschlussarbeiten entstehen, die inhaltlich höchst anspruchsvoll sind und es verdient haben, einem breiteren Publikum zur Verfügung gestellt zu werden. Ich werde die freien Tage in jedem Fall dazu nutzen, in w.e.b.Square zu stöbern.

Fröhliche Weihnachten!

Öffentlichkeit: Funktionen, Rollen und Notwendigkeiten

In letzter Zeit finde ich das Thema „Öffentlichkeit“ zunehmend interessant und entdecke immer mehr Artikel, die sich mit der Öffentlichkeit in/von Lern- und Bildungsprozessen auseinandersetzen. Aufschlussreich ist in diesem Zusammenhang z.B. die Publikation von Meisel und Nuissl, die im Jahr 1995 in den Hessischen Blättern für Volksbildung folgende Funktionen, Rollen und Notwendigkeiten von Öffentlichkeit (in Abgrenzung zur Privatheit) im Kontext Weiterbildung ausmachen (vgl. Meisel & Nuissl, 1995, S. 114):

  • „Öffentlich“ als Gegensatz zu Verborgenem verlangt Transparenz.
  • „Öffentlich“ beinhaltet eine politisch-demokratische Dimension, nämlich Partizipationschancen.
  • „Öffentlich“ didaktisch interpretiert heißt nicht nur subjektiv interessante, sondern öffentlich relevante Themen aufzugreifen.
  • „Öffentlich“ bedeutet einen öffentlichen Raum zu haben (Zugänglichkeit), in dem ein öffentliches Forum stattfindet (Akzeptanz unterschiedlicher Meinungen).
  • „Öffentlich“ ist nicht identisch mit „staatlich“, sondern beinhaltet auch Staatskritik.

Auch wenn Öffentlichkeit und Privatheit mit der technologischen Entwicklung zunehmend verschwimmen, sind die Ausführungen aus meiner Sicht nach wie vor aktuell – vielleicht sogar aktueller denn je, da etwa Fragen der Partizipation seit dem Web 2.0 vermehrt diskutiert werden und Transparenz in den Bemühungen rund um OER eine zentrale Rolle spielt (siehe weiterführend Ehlers, 2009; OECD, 2007).

Quelle: Meisel, K. & Nuissl, E. (1995). Das „Öffentliche“ in der öffentlich verantworteten Erwachsenenbildung. Hessische Blätter für Volksbildung. 1995(2), 112-118.

Studentische Partizipation zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Seit vielen Jahren machen wir uns in Augsburg Gedanken darüber, wie man Studierende stärker in Lehre und Forschung einbinden kann und auf dem Weg die Förderung überfachlicher Kompetenzen im Hochschulstudium erleichtert. Vor allem im Zuge der wissenschaftlichen Begleitforschung zum Begleitstudium und aufgrund von praktischen Erfahrungen mit der co-curricularen Projektarbeit konnten wir dabei zahlreiche Erkenntnisse zu offenen Bildungsinitiativen sammeln. Anlässlich unseres nahenden Besuchs auf der Jahrestagung der Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft (GMW) haben wir uns nun zu einem Call for Papers zu diesem Thema entschieden. Denn mit dem dritten Thementisch können wir auf zahlreiche Erfahrungen und unterschiedliche Diskussionen zur (studentischen) Partizipation zurückblicken. Zudem scheint das Interesse an der Integration der Studierendenmeinung zu wachsen. Außerdem wird im Zuge der OER-Bewegung immer mehr darüber diskutiert, was (förderliche) Rahmenbedingungen für Partizipation sind. Unter dem Stichwort „Offene Bildungsinitiativen: Fallbeispiele, Erfahrungen und Zukunftsszenarien“ möchten wir nun Studierende wie auch Lehrende und andere Interessierte zur Beteiligung an dem Band aufrufen. Durch die bunte Zielgruppe erhoffen wir uns Einreichungen aus unterschiedlichen Perspektiven auf studentische Partizipation, um ein möglichst umfassendes Bild vom Stand offener Bildungsinitiativen an der Hochschule zu zeichnen. Möge das Vorhaben gelingen… wir zählen auf Euch!