Veranstaltungstipp zum neuen Jahr: Vortrag zu „Studieren in der Digitalität“ an der Universität Hamburg

Gleich im neuen Jahr bin ich in einer Ringvorlesung (Digital University Teaching Literacy (DUTy)) der Universität Hamburg zu Gast. Hiermit mache ich gerne auf meinen zugehörigen Vortrag am 10.1.2023 (16.00-18.00 Uhr) zu „Studieren in der Digitalität“ aufmerksam – der Impuls ist öffentlich und Gäste sind herzlich willkommen.

– verschoben auf den 07.02.2023 | zur Aufzeichnung

Aus meinem Abstract:

Hochschulen als Bildungseinrichtungen richten ihren Blick gewöhnlich auf die spezifische Lehr-Lern-Organisation eines Studiums. Diese Überlegungen fußen auf Soll-Vorstellungen (Normal-)Studierender und schließen auf unterschiedlichen Ebenen Aspekte didaktischer Gestaltung ein. In einer solchen Gemengelage rund um Hochschulsteuerung und -planung gerät allerdings aus dem Blick, dass sich Studierende ihr Studium auch selbst aneignen könn(t)en und als Bildungssubjekte nicht immer so studieren, wie es sich Hochschulen mit ihren Mitgliedern wünschen (würden) oder für sie vorsehen. Auch deswegen rücken im Vortrag zuerst kontingente, d. h. wiederkehrende Lesarten Studierender in den Fokus. Anschließend wird das Studium der je spezifischen Gegenwart zum Thema gemacht – Stichwort: Digitalität. Das Fazit enthält schließlich Hinweise zur Ökonomie des Studierens nicht nur in der Digitalität.

(zur Ringvorlesung einschl. Anmeldung)

Beitrag „Organisationen der Erwachsenenbildung als Gegenstand der Digitalisierungsforschung“

Ich freue mich sehr, dass Maike Altenrath, Christian Helbig und ich einen Beitrag zu „Organisationen der Erwachsenenbildung als Gegenstand der Digitalisierungsforschung“ für den jüngst im Open Access-Format erschienenen Herausgeber*innenband „Erwachsenenpädagogische Digitalisierungsforschung“ (hrsg. von Christian Bernhard-Skala, Ricarda Bolten-Bühler, Julia Koller, Matthias Rohs und Johannes Wahl) beisteuern konnten.

Im Artikel fassen wir zuerst unsere zurückliegende Studie zu „Deutungshoheiten“ der Digitalisierung zusammen (Altenrath et al., 2020) und machen zentrale Ergebnisse fruchtbar, um mit ihnen und organisationstheoretischen Ansätzen gegenwärtige Umgangsweisen mit Digitalisierung zu erklären. Speziell organisationstheoretische Ansätze bieten nicht nur fundierte und gewissermaßen praxeologische Erklärungen dafür, wie mit Digitalisierung als sog. externe Erwartungen an Organisationen umgegangen wird; organisationale Lesarten tragen auch dazu bei, Anknüpfungspunkte für weitere Forschung innerhalb einer erwachsenenpädagogischen Digitalisierungsforschung auszuloten (zum Begriff siehe das Editorial der Herausgeber*innen ).

Aus unserer Sicht – und unter Zuhilfenahme der zurückliegenden Befunde – drängen sich nun mindestens drei Lesarten auf, Digitalisierung in und von Organsationen der Erwachsenenbildung zu deuten und vor diesem Hintergrund auch zu erforschen, sofern sie einer „organisationssensiblen Digitalisierungsforschung“ (Büchner, 2018) nahestehen: So sehen wir einen vermeintlich unterschiedlichen und doch ähnlichen Umgang mit (heterogenen) Umwelterwartungen zur Digitalisierung (1), die sich genauso näher erforschen ließen wie Rationalitäten und Rationalitätsmythen der Digitalisierung (2). Aber auch organisationale Angleichungsprozesse zwischen Standardisierung, Entkopplung und Praktiken der Digitalisierung (3) wären – so unsere Einschätzung – genauer zu betrachten (Altenrath et al., 2021, S. 274 ff.).

Welche Bedeutung Organisationen der Erwachsenenbildung als Gegenstand der Digitalisierungsforschung genau haben, ist demnach (noch) weiter auszuloten.

Literatur:

Altenrath, M., Helbig, C. & Hofhues, S. (2021). Organisationen der Erwachsenenbildung als Gegenstand der Digitalisierungsforschung. In C. Bernhard-Skala, R. Bolten-Bühler, J. Koller, M. Rohs, J. Wahl (Hrsg.), Erwachsenenpädagogische Digitalisierungsforschung. Impulse – Befunde – Perspektiven (S. 267-282). Bielefeld: wbv.

Altenrath, M., Helbig, C. & Hofhues, S. (2020). Deutungshoheiten: Digitalisierung und Bildung in Programmatiken und Förderrichtlinien Deutschlands und der EU. MedienPädagogik: Zeitschrift für Theorie und Praxis der Medienbildung 17 (Jahrbuch Medienpädagogik), 565-594.

Büchner, S. (2018). Zum Verhältnis von Digitalisierung und Organisation. Zeitschrift für Soziologie, 5/2018, 332–348.

Drei Beiträge – eine Diskussion über die Organisationswerdung von Universität und Hochschule zwischen Digitalisierung und Digitalität

In den letzten Tagen sind zwei Bücher erschienen, die mehr als einen Blick Wert sind: Zum einen ist die Neuauflage des Handbuchs Medienpädagogik von Uwe Sander, Friederike von Gross und Kai-Uwe Hugger online verfügbar, in dessen Rahmen ich zwei Beiträge beisteuern durfte. Zum anderen ist der Herausgeberband „Wie Corona die Hochschullehre verändert“ von Ulrich Dittler und Christian Kreidl eingetroffen, in dem Kai-Uwe Hugger und ich auf ein Seminarkonzept im von der Pandemie geprägten Sommersemester 2020 zurückblicken.  

a) Beiträge zu „Hochschule“ und „OER“ im Handbuch Medienpädagogik (Sander, von Gross & Hugger, 2021)

Im Klappentext zum Handbuch Medienpädagogik heißt es wie folgt: „Das Handbuch Medienpädagogik liefert einen fundierten und systematisch aufgebauten Überblick über Theorien, Forschung, Geschichte, gegenwärtige Diskussionspunkte und Handlungsfelder der erziehungswissenschaftlichen Teildisziplin Medienpädagogik. Mit der neuen Ausgabe ist ein vollständig aktualisiertes  und erweitertes medienpädagogisches Grundlagenwerk entstanden, das umfassend medientechnologische Entwicklungen und zukünftige Trends berücksichtigt.“ (aus dem Klappentext)

In der Tat finden sich gegenüber der Fassung von 2008 einige neue Artikel, Diskussionen und auch theoretische Rahmungen, die ins Handbuch aufgenommen wurden. Diese bilden meines Erachtens ab, wie sich die Medienpädagogik als Disziplin weiterentwickelt. Zugleich werden auch die unterschiedlichen Strömungen erkennbar, die Medienpädagogik im Diskurs immer wieder neu verhandelt. Dazu zählen neben der Erziehungswissenschaft sicherlich prominent die Kommunikationswissenschaft, aber auch die Soziologie, Medien- und Sozialpsychologie sowie weitere Bezugswissenschaften. 

In dieser interdisziplinären Gemengelage widmet sich auch mein Beitrag im Handbuch Medienpädagogik der Institution Hochschule. Soweit ich weiß (und recherchieren konnte), wird damit Hochschule erstmals in einem deutschsprachigen, medienpädagogischen Handbuch diskutiert und in Verbindung mit dem Verständnis von Institution gebracht. Gerade weil ich mich beim Schreiben des Beitrags gefragt habe, welcher Institutionenbegriff nicht zuletzt der Beitragseinladung zugrunde lag, führe ich zunächst eine spezifische Sicht auf Hochschulen als Organisation ein, ehe ich zu einer Systematisierung für die Medienpädagogik komme. 

Für die folgende Systematisierung habe ich mich am vierfachen Organisationsverständnis von Renate Mayntz orientiert, die – interessanterweise neben Krankenhäusern und Verwaltungseinrichtungen – Hochschule in ihren Ausführungen betrachtet hat. Zugleich werden bereits bei Mayntz Hochschulen als soziale Organisationen aufgefasst, was im Zusammenhang mit Medienpädagogik von besonderer Bedeutung ist. So grenzt sich dieses Verständnis von der bloßen betrieblichen Organisation u. a. von Medienpädagogik ab, bietet also die Chance, auch Medienpädagogik im Kontext ihrer Gemeinschaft(en) zu betrachten und die Sichtweise erlaubt Anschlüsse dahingehend, welche Rolle Menschen in Organisationen haben/einnehmen. Dazu müsste aber ein relationales (und eben kein instrumentelles) Organisationskonzept zugrunde gelegt werden, wie ich im Beitrag vorschlage. 

Obschon der Beitrag weit vor der Pandemie entstanden ist, ergeben sich doch mehrere Anschlüsse an die Diskussionen in der zurückliegenden Zeit: 

So stellt sich umso mehr die Frage nach der Relevanz, aber auch nach der Legitimation medienpädagogischen Handelns. In der Pandemie wurde vielfach sichtbar, dass Hochschulen über weite Strecken lediglich unter der Metapher des Betriebs bzw. der Organisation von Betrieb verstanden wurden – ich erinnere nur an Begrifflichkeiten wie Emergency Remote Teaching oder schlicht den Notbetrieb. Hier das eigene Verständnis von Hochschule zu prüfen, wäre allein schon deswegen von Bedeutung, weil es dann nicht um die Aufrechterhaltung von Betrieb, sondern vielmehr um die Frage ‚Was ist Universität?’ oder auch ‚Was ist Hochschule’ ginge. Auch daher gerät die Organisationswerdung von Universität und Hochschule in ihrer Historizität in den Blick.

Zur Pandemie passt letztlich auch der Beitrag zu Open Educuational Ressources (OER), den ich ebenfalls für das Handbuch Medienpädagogik verfassen durfte. Auch OER werden erstmals im Handbuch besprochen – als Diskussionsfeld der Medienpädagogik. Zum Zeitpunkt der Artikelproduktion stand also noch zur Debatte, inwieweit OER als Teil professionellen medienpädagogischen Handelns konzipiert werden können und sollen. Auch deswegen erläutere ich im Beitrag einmal mehr, was OER sind und welchen Beitrag Medienpädagogik mit ihren Akteur*innen in dieser Diskussion leisten könnte. Die zurückliegenden OERlabs dienen schließlich als Beispiel. 

In der Pandemie mag es nun ein fast zynisch klingen, wenn ich im Beitrag zeige, dass OER oft an (organisationalen) Optimierungsprozessen anknüpfen und dass Ungleichheiten durch OER eher verstärkt als abgemildert werden. Dass dieses ambivalente Bild von OER nämlich ziemlich genau zu dem passt, was derzeit in fast allen Bildungskontexten diskutiert wird, mag auch daran liegen, dass die Pandemie soziale (Problem-)Lagen nicht nur spiegelt, sondern in ihren Ausprägungen noch verdichtet. Diesen Aspekt werden mein Team und ich sicherlich auch in unserem Papier betonen, das dem BMBF im Zusammenhang mit der partizipativen Erstellung der OER-Strategie des Bundes am Ende dieser Woche zugehen wird. 

b. Blicke in den Band „Wie Corona die Hochschullehre verändert“ (Dittler & Kreidl, 2021)

Es bleibt der Blick in den Herausgeberband von Dittler und Kreidl, die inmitten des ersten Lockdowns mit einer Beitragsanfrage für ihr Buch „Wie Corona die Hochschullehre verändert“ auf mich zukamen und rasch erkannten, dass diese spezielle Zeit dokumentiert werden müss(t)e. 

Dabei stand für mich ‚damals’ weniger die Digitalisierung von Lehr-Lernangeboten im Vordergrund – meine Veranstaltungen waren ohnehin längst in Form von Blended Learning organisiert und mussten „nur“ noch in ein 100%-Online-Format überführt wurden. Auch diverse OER lagen zum Einsatz in Vorlesungen wie auch in den Seminaren vor. Doch eine Diskussion hat nicht nur mich, sondern den gesamten Arbeitsbereich Medienpädagogik in dieser Zeit beschäftigt: 

– Wie können Studierende eigentlich ihre mannigfaltigen Erfahrungen im Zuge ihres ersten Semesters in dieser bis dato nicht gekannten Form zum Teil ihres Studiums machen? 

– Welche Aufgabe und Verantwortung haben wir als Hochschullehrende, gesellschaftliche Entwicklung und Kernanliegen auch zum Gegenstand von Lehre zu machen? 

Mit diesem Blick haben Kai-Uwe Hugger und ich das Seminar „#Covid-19: Beobachtungen, Beschreibungen, Analysen und Reflexionen aus studentischer Sicht“ aus der Taufe gehoben. Mit dem Seminar geben wir zudem Einblick darin, wie Lehre aus lebensweltlicher Perspektive an aktuellen Gegebenheiten anknüpfen kann und warum sich hier eine besondere Passung von medienpädagogischen Anliegen und Universität ergibt. 

Zweifelsohne interessant ist auch nachzulesen, wie unterschiedlich das Sommersemester 2020 von den am Band beteiligten Kolleg*innen erlebt wurde und welche Aspekte sie in ihren jeweiligen Artikeln oder Interviews in den Fokus rücken. So wird meines Erachtens auch deutlich, dass organisationales Handeln mit der bereits genannten Aufrechterhaltung von Betrieb auf den üblichen Handlungsebenen von Hochschule adressiert wurde, die Pandemie aber gleichwohl Anforderungen an Hochschulen als Organisation stellte, die vermutlich erst weit nach der Pandemie umfassend sichtbar werden und abseits einer Semesterlogik oder einem Notbetrieb nur gemeinsam und querliegend zu den (betrieblichen) Handlungsebenen zu bewältigen sind. 

Literatur

Hofhues, S. (2021). Diskussionsfelder der Medienpädagogik: Open Educational Ressources (OER). In U. Sander, F. von Gross & K.-U. Hugger (Hrsg.), Handbuch Medienpädagogik. 2. vollständig aktualisierte, überarbeitete und erweiterte Auflage (S. 1-9, online first). Wiesbaden: Springer. (Artikel)

Hofhues, S. (2021). Institutionen der Medienpädagogik: Hochschule. In U. Sander, F. von Gross & K.-U. Hugger (Hrsg.), Handbuch Medienpädagogik.2. vollständig aktualisierte, überarbeitete und erweiterte Auflage (S. 1-9, online first). Wiesbaden: Springer. (Artikel)

Hofhues, S. & Hugger, K.-U. (2021). #Covid-19: Beobachtungen, Beschreibungen, Analysen und Reflexionen aus studentischer Sicht. In U. Dittler & C. Kreidl (Hrsg.), Wie Corona die Hochschullehre verändert (S. 281-292). Wiesbaden: Springer. (Artikel)

Data-Driven Schools #CfP

Im Anschluss an den leider ausgefallenen DGfE-2020-Kongress und das „All is data (Aid)“-Projekt rufen wir – Mandy Schiefner-Rohs, Andreas Breiter und ich – zur Einreichung von Beiträgen zum Thema „Datengetriebene Schule“ (engl. Data-driven Schools) auf. Aus dem Call (dt. Fassung):

„Die Steuerung durch Zahlen (Grek 2009; Hartong 2016) genauso wie die Quantifizierung des Sozialen (Mau 2017) scheinen zu einem neuen Paradigma für die Bildungspolitik und Bildungsadministration geworden zu sein. (Inter-)Nationale Schulleistungstests, Schulinspektionen oder (Hochschul-)Rankings sind beispielhafte Formen einer Bildungssteuerung mit und durch Daten bzw. Zahlen (für die Schule z.B. Altrichter 2010). Während dabei bisher vor allem Daten über Lernende und deren Leistungen erzeugt werden, werden im Zuge der Digitalisierung weitere Datenquellen explizit oder implizit erschlossen: Denken wir nur an Lernsoftware, die oft als explizite Datenquelle für Forschung und Praxisgestaltung dient, oder an die impliziten «digitalen Spuren» (engl. digital footprints oder traces), die wir alle in Softwareprodukten hinterlassen und die prinzipiell von unterschiedlicher Seite erschlossen werden können. Werden Datensätze miteinander verbunden, spielen häufig Learning Analytics vor dem Hintergrund der Diskussionen um Individualisierung und Digitalisierung eine Rolle – wenngleich diese Tendenz im pädagogischen Umfeld mithin kritisch betrachtet wird (u.a. Büching et al. 2019; Allert, Asmussen und Richter 2018). All diese Entwicklungen spielen sich im Rahmen der durch ‹Digitalität› geprägten Gegenwart ab, die sich durch spezifische normative Setzungen, Machtkonstellationen und letztlich veränderte Rahmenbedingungen pädagogischen Handelns auszeichnet. Optimierung erscheint hier als ein tief in der ‹Digitalität› verwurzeltes Prinzip, welches eine erziehungswissenschaftliche Perspektive herausfordert, indem Gegenstandsbereich und Forschungspraxis, aber auch Handlungskonzepte unmittelbar von Transformationsprozessen betroffen sind.

Alle genannten Beispiele zielen letztlich auf eins: auf die Optimierung des Lehrens und Lernens durch Daten, Zahlen und jüngst Algorithmen. Der Begriff der Datafizierung nimmt deswegen im Diskurs diese Zielperspektive auf. Er legt mit aller Kraft offen, was unter den sichtbaren Tendenzen in der Bildung, insbesondere aber im Kontext Schule unter Daten verstanden wird: So ist mit der Digitalisierung dort einerseits ein verdichteter, hochkomplexer Prozess der Kommunikation und Interdependenzbewältigung von Menschen in ihren Handlungskontexten festzustellen. Das Soziale selbst wird darin zur Objektivation kommunikativen Handelns (Knoblauch 2017) und stellt sich in hohem Masse datenbasiert und/oder -gesteuert dar. Andererseits entstehen durchaus neue datenbasierte Praktiken, die sich in Schulen im Speziellen und in Bildungsorganisationen im Allgemeinen analysieren, beschreiben, beobachten und reflektieren lassen. Darüber hinaus werden Daten als Referenzpunkte für individuelle oder gemeinsame, für implizite oder explizite Entscheidungen immer häufiger automatisch erzeugt, sodass das Soziale auf einzelne Datenpunkte, Zahlen- respektive Schwellenwerte und/oder Indizes zugespitzt wird. Prietl und Houben (2018) sprechen aufgrund dieser offensichtlichen Reduktion von Komplexität gar von einer Datengesellschaft.

Aus medienpädagogischer Sicht werden mit Daten, Zahlen und Algorithmen diverse Forschungsperspektiven aufgeworfen sowie Gestaltungsfragen insbesondere an den Kontext Schule gestellt. Sie siedeln sich an in den Bildungsorganisationen selbst, indem beispielsweise nach den konkreten Angebotsstrukturen und Massnahmen im Umgang mit der Datengesellschaft in der Schule gefragt wird. Sie werfen Fragen nach interdisziplinärer Forschung und Entwicklung im Schulkontext auf, wenn erst das Zusammenspiel von (Medien-)Pädagogik und Informatik Forschungsfragen im Feld beantworten lässt (u.a. Breiter und Jarke 2019). Es deuten sich zudem vielfältige Anlässe für Kooperationen, aber auch für Abgrenzungen zwischen Politik, Verwaltung, Bildungsorganisationen und den Menschen sowie zwischen Datenproduktion und -konsum an (vgl. Hartong 2016). (Inter-)national lässt sich an der wachsenden Bedeutung sozialer Vermessungspraktiken, Datafizierung und Algorithmen im Bildungssektor anschliessen (z.B. Boyd und Crawford 2012; Espeland und Stevens 2008; van Dijk 2014; Kitchin 2016; Selwyn 2016; Knox et al. 2019).

Daten, so viel lässt sich bis hierhin aus dem Diskurs festhalten, beschreiben nicht nur soziale Wirklichkeiten – sie erschaffen oder verändern diese infolge ihrer blossen Verfügbarkeit oder der Orientierung daran. So lässt sich schon jetzt eine Verhaltenssteuerung durch Algorithmen beobachten (z.B. Manolev, Sullivan, und Slee 2019), die ebenfalls (nicht nur) medienpädagogisch zu reflektieren ist. Software bzw. Dateninfrastrukturen sind entgegen naiver Annahmen nicht neutral – es werden soziale Relationen und Ungleichheiten darin technisch eingeschrieben (Dalton und Thatcher 2014; Fuller 2008; Kitchin und Lauriault 2014; Lachney, Babbitt und Eglash 2016, Hartong 2020).“ (Auszug aus dem Call)

Der vollständige Call ist unter medienpaed.com verfügbar. Wir freuen uns auf Beitragsvorschläge bis zum 31.7.2020.

Eigentlich, ja eigentlich

… habe ich mir für den März 2020 vorgenommen, an dieser Stelle über den großen DGfE 2020-Kongress zu schreiben. Oder voller Freude auf die neue Ausgabe der Zeitschrift für Hochschulentwicklung (ZfHE) zu verweisen, die in diesen Tagen zu „Forschungsperspektiven auf Digitalisierung in Hochschulen“ absehbar online gestellt würde. Die Planungen für den Kongress sind derweil Geschichte. Auch er musste – wie viele Veranstaltungen dieser Tage – abgesagt werden. Sicherlich, die digitalen Angebote im ConfTool der Konferenz (zum Log-in) trösten über den fehlenden Austausch hinweg, indem u.a. Parallelvorträge Einblicke in zentrale Überlegungen zum Kongressthema geben oder beinahe alle eingereichten Poster online zu betrachten sind. Den echten Kongress hätten wir dennoch sehr gerne ausgerichtet, so viel ist klar.

Online zu betrachten ist nun auch die neue ZfHE-Ausgabe zum genannten Thema (zum Editorial). Als wir vor ca. zwei Jahren den Call auf den Weg gebracht und im letzten Jahr für die Einreichung von Beiträgen geworben haben, hat sicherlich niemand von uns im Sinn gehabt, vor welchen Herausforderungen die Hochschulen in diesen Tagen in Bezug auf ihre Digitalisierung stehen würden. So ist zu hoffen, dass viele Lehrende gegenwärtig auch die Gelegenheit nutzen, sich mit Forschung in diesem Feld zu befassen. Denn so manches Forschungsergebnis gibt auch Aufschluss darüber, was im Zusammenhang mit der Digitalisierung in und an Hochschulen (nicht) gelingt. Überhaupt würde ich mir wünschen, dass bei allem notwendigen Pragmatismus die Reflexion nicht zu kurz kommt.

Überraschend Weihnachten

Ging es Ihnen und Euch auch so, dass Weihnachten wieder überraschend vor der Tür stand? Hier überschlugen sich vor Jahresende die Ereignisse: Nach der Fakultätsevaluation, die alle Mitglieder der Humanwissenschaftlichen Fakultät bis Ende November eingenommen hat, standen einige Projekttreffen und Vorträge auf dem Programm. U.a. war ich bei der Jahrestagung der Didaktischen Leitungen NRW, um über Kooperationen im Bildungssektor zu sprechen (Folien). Die Einladung zu dieser Tagung hat mich aus zwei Gründen besonders gefreut: Erstens bot sie mir die Gelegenheit, meine inzwischen in die Jahre gekommene Dissertation mit einigem Abstand ‚auszubuddeln‘. Zweitens finde ich es sehr anregend, mit Vertreterinnen und Vertretern aus der (Schul-)Praxis über die Frage von Kooperation ausgehend von ihrem Alltag zu diskutieren. Mit Blick auf eine Abbildung zum Akteursgefüge in den OERlabs sind wir dann intensiv ins Gespräch gekommen darüber, von welchen Bedingungen Kooperation(en) in der Schule abhängig ist (sind). Diskutiert wurde ebenfalls darüber, ob und wie bedeutsam es ist, dass Kooperationspartner unterschiedlich groß oder klein sind. Das war deshalb eine interessante Diskussion, da unter Akteursperspektive die tatsächliche Größe eines Akteurs (eher) nachrangig ist. Gleichwohl spielt die (subjektiv) wahrgenommene Größe eine erhebliche Rolle für die Gestaltung des Alltags, nicht nur von Akteursbeziehungen in der Schule. Anregend ist in diesem Zusammenhang das recht neue Buch „Die kommunikative Konstruktion der Wirklichkeit“ von Hubert Knoblauch, der u.a. in Anlehnung an Berger und Luckmann nach der Bedeutung und Rolle von Kommunikation im sozialen Gefüge fragt und sog. Objektivationen (Dingen, Artefakten, …) zunehmende Wichtigkeit in der Kommunikationsgesellschaft zuschreibt. Allein durch diese Position und den Rahmen, der sich aktuell in unterschiedlichen Publikationen spiegelt, ist das Buch eine Lektüre wert. Apropos ‚Wert‘: Kurz vor den Feiertagen ist auch der Tagungsband zur dghd-Tagung 2017 in Köln (Programm), die sich Wertefragen widmete, erschienen. Darin findet sich u.a. ein Text zum studentischen Publizieren, den wir in einer größeren Autor*innengruppe verfasst haben. Voraus ging ein Workshop-artiges Format auf der dghd-Tagung, in dem danach gefragt wurde, ob studentisches Publizieren ein Wert an sich sei (vgl. Tagungsmotto). Ich habe ja nun schon ein paar Mal dazu beigetragen, dass sich studentische Journale gründen konnten bzw. habe jahrelang selbst eins begleitet. Viele Jahre später finde ich die Idee immer noch sinnvoll und gut, sehe aber kaum Bewegung in dieser Sache, im Gegenteil: Mein Eindruck ist sogar, dass gerade der Mut zur Erprobung alternativer Formate im Studium zurückgeht. Viele Gründe für diese Tendenz kenne ich sehr genau, über andere kann ich nur mutmaßen. Bleibt also mindestens ein ‚to do‘, dem ich im neuen Jahr nachgehen kann (und werde). In diesem Sinne: Schöne freie (Weihnachts-)Tage und bis 2019!

Geschichten vom Lehren. Mit OER #DINIJT18

Gestern und heute hatte die Deutsche Initiative für Netzwerkinformation (DINI) zu ihrer Jahrestagung in die Stadthalle Bielefeld geladen. Die DINI geht immer wieder Themen nach, die für den Wissenschaftsbetrieb im Allgemeinen und für Medienpädagogik und -didaktik im Speziellen relevant sind. Auch auf Studium und Lehre wirkt sie mit ihrem studentischen Wettbewerb regelmäßig gestaltend ein. So ging es in diesem Jahr um Open Science und neben Fragen von Open Access, die für die DINI sicherlich eher naheliegende Forschungs- und Entwicklungsfragen sind, auch um OER. Zu letzterem Thema hatte ich dann einen Impuls im Gepäck – und zwar in Form von Geschichten. Wie es sich für eine Geschichte gehört, habe ich sie im Wesentlichen nicht präsentiert, sondern anhand eines Manuskripts vorgelesen. Meine „Geschichten vom Lehren. Mit OER“ stelle ich im Nachgang der Veranstaltung wie gewohnt und gerne zur Verfügung (.docx | .pdf).

JFHM12: Die Spannung steigt!

In gut einer Woche findet das Junge Forum Hochschul- und Mediendidaktik an der Universität Hamburg statt. Die Nachwuchstagung ist in dieser Form die erste von GMW und DGHD und umso gespannter sind wir (d.h. das gesamte Organisationsteam sowie die „Nachwuchsbeauftragten“ in den Fachgesellschaften), wie die Veranstaltung wohl werden wird. Auch wird im Hintergrund kräftig gearbeitet, da die Resonanz auf die Veranstaltung mit bereits 80 Anmeldungen sehr groß ist. Auf diese Weise wird es wohl eine „richtige“ Tagung – mit allen Chancen und Grenzen ob der Größe. Dennoch hoffe ich, dass es uns gelingt, Interessen und Fragen des Nachwuchs aufzugreifen und vor Ort kritisch zu diskutieren. Bei der Zahl der Teilnehmenden wird das sicherlich eine größere Herausforderung, der wir uns aber gerne stellen. 😉

PS: Wer sich nochmals über Programm und Inhalte der Veranstaltung informieren will oder sich kurzfristig zum Kommen entschließen sollte, dem sei die Pressemitteilung zur Veranstaltung empfohlen, die einen guten Überblick verschafft und seit gestern online ist. Wer nicht vor Ort sein kann und dennoch partizipieren will, sollte sich den Hashtag #jfhm12 merken und – bei Gelegenheit – im Feedback-Pad vorbeischauen. Beides steht für Feedback rund um die Veranstaltung jetzt schon zur Verfügung.

Wie die Zeit vergeht

Nein, zum Jahreswechsel werde ich nicht melancholisch, auch wenn ich über die freien Tage auf Empfehlung von Frank Peter Bieris neues Buch „Wie wollen wir leben?“ gelesen habe. Das Buch regt an vielen Stellen zum Nachdenken an und will entsprechend kognitiv verarbeitet werden. Von daher an dieser Stelle keine Rezension zum Buch (allenfalls ein Verweis zum Feuilleton der FAZ). 😉

Vielmehr fällt mir zum Jahresende auf, wie schnell die Zeit vergeht. Ich weiß, Eltern und Großeltern haben das schon immer verlautbart und mit dem Alter vergeht die Zeit noch schneller. Dennoch fällt es mir in diesem Jahr ganz besonders auf, da 2011 Vieles für mich verändert hat. Die beiden wichtigsten Meilensteine waren wohl der Umzug nach Hamburg und die Abgabe der Diss. Obschon letzteres von langer Hand geplant war, war der Endspurt im Herbst nochmals stressig. Denn ausgerechnet in der Phase der letzten Überarbeitungen habe ich das Angebot erhalten, nach Hamburg zu gehen. Entsprechend galt es Umzug und Diss gleichzeitig zu managen, was eine echte Herausforderung war und nicht unbedingt zu empfehlen ist. 😉

Mit dem Umzug und der Abgabe der Diss einher geht eine neue Lebensphase, die man gemeinhin als PostDoc-Zeit bezeichnet und – in meiner freien Interpretation – vor allem dafür steht, sein Leben in Teilen neu zu organisieren. Immerhin sind die Abende wieder frei, die Wochenenden auch. Doch was sich zeitlich wie eine neu gewonnene Freiheit anhört, kann eine eigene Herausforderung sein, denn: Womit will ich meine Zeit verbringen? Was sind Themen oder Projekte, die mich weiterhin beschäftigen? Nun habe ich das Glück, mit meiner Tätigkeit in Hamburg eine ganz neue Herausforderung gewonnen zu haben. Ich spreche hier meistens von der „grünen Wiese“, die ich bei meiner Ankunft an der HAW Hamburg vorgefunden habe und die ich jetzt zusammen mit Kolleginnen und Kollegen einsähen darf – damit kleine und große Projekte aus dem Boden sprießen und der Strauß der medialen Möglichkeiten an einer Fakultät für Wirtschaft und Soziales deutlich wächst. Das ist in jedem Fall eine anspruchsvolle Aufgabe „für nach der Diss“. Gleichzeitig freue ich mich, 2012 wieder selbstbestimmter mit meiner Zeit umgehen zu dürfen, d.h. mich neben der Arbeit nur für solche Projekte und Ideen zu engagieren, die mich „packen“. Das ist der wohl größte Luxus, den man nach Abgabe der Diss wieder für sich erreicht (siehe hierzu auch den ZEIT-/WiWo-Artikel „Plädoyer für mehr Leidenschaft“).

Zu diesem Blogpost kam ich allerdings aus anderem Grund: So möchte ich mit Abschluss der Projektförderung nochmals die Chance ergreifen, die wunderbaren student.stories vorzustellen. In den letzten 1,5 Jahren hat allem voran Caro dafür gesorgt, dass das Projekt nach Bekanntgabe der Förderung so toll umgesetzt wurde, wie es jetzt im Netz nachzuvollziehen ist. Auch der DAAD wird vermutlich begeistert sein, welch vielfältigen Medienangebote in der Augsburger Schmiede entstanden sind und welche Kreise die student.stories gezogen haben (besonders erwähnenswert ist wohl die Hochschulperle des Stifterverbands im Juli). Die student.stories selbst erleichtern ausländischen Studierenden den Einstieg in Leben und Studieren in Augsburg und setzen dabei auf ein Modell, das wir schon beim KaffeePod praktiziert haben: In gemischten Teams werden (insbesondere) Podcasts produziert und die Anbindung an Augsburger Zertifikatsprogramme hilft bei der formalen Anerkennung des Engagements. Auch wenn ich es sehr bedauerlich finde, dass Caro mit dem Projektende das imb der Universität Augsburg verlässt, hinterlässt sie doch ein nachhaltig verankertes Projekt, das seinem Namen alle Ehre macht. Entsprechend stolz bin ich aus der Ferne, dass wir dieses Projekt Anfang 2010 auf den Weg bringen konnten und was daraus über die Zeit entstanden ist.

Zwischenpräsentation: CI-Entwicklung im Sport

Seit dem Sommersemester 2009 läuft eine Begleitstudiumsveranstaltung, die sich „CI-Entwicklung im Sport“ nennt und über ein Studienjahr hinweg versucht, das Image eines Sportvereins im Münchner Umland zu analysieren und darauf aufbauend eine (neue) Corporate Identity zu entwickeln. Die Veranstaltung ist insofern sehr spannend, als dass sie ein typisches Problem im Non-Profit-Bereich beleuchtet: Aus Zeit- und Personalmangel, aber auch aus fehlender Wertschätzung gegenüber einer unverwechselbaren Identität fällt es dem mittelgroßen Verein schwer, sich gegenüber konkurrierenden Sportvereinen zu positionieren; mehr noch: Ein Mitgliederschwund ist erkennbar. Natürlich muss man sich eingestehen, dass eine neue CI allein nicht für mehr Mitglieder sorgt. Aber eine CI hilft dabei, sich über Ziele einer Organisation klar zu werden und diese nach außen zu transportieren.

So haben wir (Jasmin, Katha, Manu und ich) gestern die ersten Ergebnisse unserer Analysen vor einer recht großen Gruppe aus Vereinsmitgliedern (>10) präsentiert und intensiv darüber diskutiert, was ein Verein machen kann, um sich in der eigenen Region besser darzustellen. Beinahe wären wir bei der Gelegenheit in eine Methodendiskussion verfallen, denn (O-Ton) „Welche Aussagekraft hat schon N=1?“. Ohne zu weit auszuholen, habe ich versucht, die Bedeutung von Extremfällen in der qualitativen Sozialforschung einzuordnen und auch, einmal mehr, das Für und Wider von repräsentativen Stichproben (als gegensätzliches Modell) erklärt. Nach der kurzen Methodendiskussion konnten wir uns dann auf die Inhalte konzentrieren und abschließend vor allem konkrete Möglichkeiten besprechen, die der Verein bei der Gestaltung von Websites und Flyern berücksichtigen kann. Dabei ging es im Besonderen um die Gestaltgesetze und um den Goldenen Schnitt, aber auch um einfache Visualisierungsmöglichkeiten mit Bildern.

Alles in allem bin ich sehr froh, dass wir uns zu dieser Zwischenpräsentation der Ergebnisse entschieden haben, da sie (auf beiden Seiten) nochmals die Augen für die konkreten Problemstellungen geöffnet hat. Vermutlich treffen wir uns (in kleinerer Runde) schon im Januar wieder, um weitere „to do’s“ zu besprechen. Vielleicht geht es in Richtung CI-Manual, vielleicht auch nur darum, ein paar Musterflyer oder eine hübsche Startseite für den Internetauftritt zu gestalten. Wir werden sehen…