Rezension: „Medienprojekte für sozialpädagogische Berufe“

In einem wissenschaftlich tätigen Umfeld macht man zwei Dinge regelmäßig: (1) Quellen lesen und (2) diese bewerten. Dabei fällt die Wahl von geeigneter Lektüre oft schwer. In manchen Bereichen kennt man sich besser aus, der Griff zu wichtiger, kontrovers diskutierter oder innovativer Literatur fällt vergleichsweise leicht. Etwas komplizierter wird es, wenn man sich Themen oder Bereiche erschließt, die vielleicht Neuland sind. Dies betrifft Wissenschaftler und Wissensarbeiter gleichermaßen, auch wenn wissenschaftlich tätige Personen mitunter „näher dran“ an bestimmten Themenbereichen sind. Das merkt man immer dann, wenn man Literatur rezipiert, die eher aus praktischen Erfordernissen entstanden sind. Dort wird oft ein anderer Schwerpunkt in der Diskussion gelegt. Jedenfalls fiel mir dieses einmal mehr auf, als ich die Rezension für das Buch „Medienprojekte für sozialpädagogische Berufe“ verfasst habe. Medientechnische Fragen stehen hier gegenüber umfassenden medien- und sozialpädagogischen Fragen klar im Vordergrund. Letzteres ist jedoch der Blick, mit dem ich als Rezensentin eine Publikation wie diese anschaue: Inwiefern werden wissenschaftliche Erkenntnisse in die Praxis überführt? Welche Bedeutung haben praktische Überlegungen für eine (mögliche) wissenschaftliche Diskussion? Speziell diese Überlegungen zu Reflexion und Möglichkeiten des Transfers kamen mir dann auch im o.g. Buch (neben weiteren Aspekten) etwas zu kurz. Eine detailliertere Einschätzung positiver und negativer Aspekte findet sich in der zugehörigen Rezension, die jetzt bei socialnet online zur Verfügung steht.

Im Erscheinen: Hochschuldidaktik in pflegerischen und therapeutischen Studiengängen

Als Hannah und ich im Jahr 2010 (!) unseren Beitrag für das Buch „Hochschuldidaktik in pflegerischen und therapeutischen Studiengängen“ geschrieben haben, basierten unsere Überlegungen im Kern auf den Ergebnissen eines Workshops. Dieser Workshop fand im 2010 auf der gleichnamigen Fachtagung an der FH Bielefeld statt und ist – gefühlt und auch real – eine ganze Weile her. Wir wurden damals als Mediendidaktikerinnen eingeladen, um eine starke fachwissenschaftliche Perspektive auf Lernen und Kompetenzentwicklung um eine eher überfachliche Perspektive zu mediengestütztem Lernen und Lehren zu ergänzen. Dem sind wir gerne, unter anderem auch mit einem Beitrag im Tagungsband, nachgekommen. Dieser Tagungsband wird demnächst im Lit-Verlag (Münster) erscheinen.

In der Zwischenzeit könnte ich allerdings nicht nur aus der Perspektive einer Moderatorin über Perspektiven von E-Learning im Bereich Pflege berichten, sondern auch eigene Erfahrungen aus der Implementierung mediengestützter Lehre in entsprechenden Studiengängen beisteuern. Dabei profitiere ich durchaus noch von unseren damaligen Überlegungen, die schon in Bielefeld deutlich machten, dass (grobe) Anforderungen an E-Learning letztlich oftmals losgelöst vom Fach sind. Mit dem Wissen von heute lässt der Beitrag allenfalls Impulse hinsichtlich unterschiedlicher Lernorte vermissen, die in in pflegerischen und therapeutischen Studiengängen (a) oft als Anlass für mediengestützte Lehre sowie (b) als spezifische Herausforderung der Integration unterschiedlicher Lehrender auszumachen sind. Vielleicht gibt es ja irgendwann eine zweite Auflage des Tagungsbandes, dann können wir den Workshopbericht um solche (Praxis-)Perspektiven ergänzen.

Studentische Zusammenarbeit im Netz – Segen oder Fluch? Aufruf zur Beitragseinreichung

Zum dritten Mal ruft die studentische Online-Zeitschrift w.e.b.Square zu Beiträgen aus den Hochschulen und Universitäten auf. Das Thema des diesjährigen Aufrufs lautet: „Studentische Zusammenarbeit im Netz – Segen oder Fluch?“ Gesucht werden Beiträge von Studierenden, die sowohl wissenschaftlicher Natur sein können als auch Ideen, Meinungen etc. spiegeln dürfen. Der vollständige Call findet sich zur Weiterreichung an die Studierenden bei Slideshare. Ergänzende Informationen finden sich auf der Website des Instituts für Medien und Bildungstechnologie. Das w.e.b.Square-Team freut sich auf viele Einreichungen!


Fachbezogene und fachübergreifende Hochschuldidaktik

… heißt eine Publikation, die im Anschluss an die DOSS 2010 entstanden ist (vgl. meinen damaligen Blogbeitrag) und nun von Isa Jahnke und Johannes Wildt herausgegeben wurde. Die Publikation umfasst eine bunte Mischung an Beiträgen, die durch internationale Perspektiven auf Hochschuldidaktik gerahmt, um fachbezogene und fachübergreifende Blickwinkel ergänzt und mit Beiträgen zu „Kreativität und E-Learning“ angereichert wird. In letzteres Spektrum fallen auch wir, d.h. Hannah, Lena, Hannah K., Tanja und ich, mit unserem Artikel zu „Digitalen Werkzeugen für das forschende Lernen“. Der Artikel skizziert unser Vorhaben, mit der „Forschungswolke“ eine PLE zu entwickeln, die im Besonderen das forschende Lernen und wissenschaftliche Arbeiten unterstützt. Das Vorhaben ist nach wie vor existent, erweist sich allerdings ohne finanzielle Ressourcen durchaus als ambitioniert, sodass wir uns bis zur Betaversion weiter gedulden müssen. Stattdessen befinden sich derzeit Übergangskonstrukte im Einsatz, die ebenfalls im Seminar „Online-Befragungen“ getestet werden. So kommt es auch, dass diese Veranstaltung regelmäßig auf den Medieneinsatz hin evaluiert wird und wir erste Vorstellungen von der Akzeptanz und vom Nutzen spezifischer, digitaler Werkzeuge im Kontext des forschenden Lernens haben. Hannah, Bettina und ich haben das für die Wissensgemeinschaften 2011/GMW’11 ausführlicher beschrieben und ich will daher gerne an dieser Stelle auf den Preprint des Beitrags „Forschendes Lernen: konzeptuelle Grundlagen und Potenziale digitaler Medien“ hinweisen. Aus dem aktuellen Seminardurchlauf ergeben sich zudem neue Hinweise, die ich in Teilen im Blog schon angedeutet habe. Auffällig ist nämlich, dass etwa die technische Medienkompetenz unter Studierenden eines Medienstudiengangs so gut wie keine Rolle mehr spielt; entscheidender im Hinblick auf Akzeptanz und den konkreten Nutzen sind die Einsatzszenarien für die Werkzeuge (etwa in selbstorganisierter Gruppenarbeit), was deutlich für die didaktische Einbettung von PLEs in formale Lehr-Lernkontexte spricht.

Comics, Film und interkulturelle Interdependenzen

Seit 2006 gibt es w.e.b.Square und man könnte nach vier Jahren Projektlaufzeit erwarten, dass das Projekt langsam keine Neuerungen mehr parat hält. Dem ist nicht so 😉

Mit der neuen w.e.b.Square-Ausgabe öffnen wir die studentische Online-Zeitschrift für einen weiteren Bereich des Medien-und-Kommunikation-Studiengangs, der seit vielen Jahren sehr beliebt ist: der Medienethik. Innerhalb dieses geisteswissenschaftlichen Nebenfachs beschäftigen sich die Studierenden mit Film und Fernsehen und den ethisch-moralischen (Medien-)Wirkungen. So freuen wir uns besonders, dass wir dieses Mal einige Haus- und Abschlussarbeiten aus diesem Bereich auf w.e.b.Square zur Verfügung stellen können und den Verantwortlichen für das Nebenfach, Thomas Hausmanninger, zum Verfassen eines Editorials motivieren konnten.

Aus dem Editorial:

Die hier präsentierten Arbeiten sind im Rahmen des Moduls „Medienethik und mediale Populärkultur“ bzw. „Medienphilosophie und Medienethik“ hervorgegangen. In den letzten Jahren habe ich in diesem Modul verstärkt – sozusagen als durchgehende Querschnittsperspektive – die interkulturelle Problematik eingebracht und dies mit Aufmerksamkeit für die intermedialen Dependenzen zu verbinden gesucht. Entsprechend bietet die Auswahl auch einen sowohl interkulturellen als intermedialen Zugriff. Im Fokus stehen angesichts der Aktualität der Comicverfilmungen die Arbeiten, die sich mit Comics und Film und ihren Bezügen befassen.

Auch ist das Cover zu dieser w.e.b.Square-Ausgabe ein ganz besonderes: Erstmals haben wir ein gezeichnetes Bild, das unser Heft schmückt, und künftig eine echte Art Direction, die sich verantwortlich um die Visualisierung unserer Ausgaben kümmert. Als große Freundin von starken Bildern freut mich diese Entwicklung natürlich besonders.

Mit der neuen Ausgabe verabschiedet sich das w.e.b.Square-Team nun in die Weihnachtspause. Wir kommen aber wieder, und zwar traditionell mit der ersten Ausgabe des Jahres zur w.e.b.Square-Tagung. Die Tagung findet dieses Mal am 28. Januar 2011 statt und wird eine studentische Bilanz zu den Entwicklungen der Bologna-Reform ziehen. Interessierte sind wie immer herzlich Willkommen, nähere Informationen gibt es rechtzeitig an dieser Stelle.

Ich persönlich wünsche allen Leserinnen und Lesern meines Blogs wunderbare Weihnachten, ein paar erholsame Tage im Kreise der Familie und einen guten Start ins Jahr 2011.

Hurra, das Buch ist da!

Nach über einem Jahr Arbeit kommt unser Buch „Offene Bildungsinitiativen“ frisch aus dem Verlag und Hannah, Tom und ich sind einigermaßen froh darüber, dass wir dieses Projekt zum Jahresende zum Abschluss bringen konnten. Alle Autorinnen und Autoren sollten inzwischen auch mit einem Hardcover „versorgt“ sein, sozusagen als kleines Weihnachtsgeschenk und Dankeschön für die vielen interessanten Beiträge zu unserer Publikation (falls nicht, wird es sicher noch zugestellt!). Es gibt aber nicht nur einen neuen Haufen totes Papier ;-), sondern spätestens zu Jahresbeginn auch ein E-Book. An anderer Stelle habe ich ja schon einmal angedeutet, dass uns diese Form der Hybridpublikation wichtig war, auch wenn sie ein paar Euro mehr kostet. Das will ich nicht verschweigen, denn die Finanzierung eines solchen Buches ist immer zentral, wenn man keinen Mäzen im Rücken hat. So haben auch wir viele Briefe geschrieben und herumtelefoniert, bis wir alle Kosten gedeckt hatten.

Worum es nun in der Publikation konkret geht, zeigt der Klappentext in aller Kürze auf:

Offene Bildungsinitiativen treten an deutschen Hochschulen unter verschiedenen Namen in Erscheinung – man kennt sie als „studentische Projekte“, „selbstorganisierte Studienarbeiten“ oder „universitäre Bottom-up-Initiativen“. Gemeinsam haben sie, dass sie langfristig angelegte und kontinuierliche Prozesse sind. Sie sind weder zeitlich noch räumlich eingegrenzt, gehen häufig über ein ganzes Studium hinaus und werden über mehrere Generationen von Studierenden weitergeführt. Die Mitgestaltung geht meist aus deren Bedürfnissen hervor, wodurch sie zu aktiven Gestaltern ihres Lernraums werden.

Dieses Buch hat sich zum Ziel gesetzt, Beispiele für offene Bildungsinitiativen, welche ein besonderes Potential für die überfachliche Kompetenzentwicklung mit digitalen Medien darstellen, aufzuzeigen sowie die unterschiedlichen Rahmenbedingungen zu thematisieren, mit denen diese Initiativen konfrontiert sind. Der Band richtet sich an ein breites Publikum – vom Studierenden bis zum Prorektor – und setzt sich aus Praxisbeiträgen sowie theoriebasierten Beiträgen zusammen, sodass die Leser zwischen einem praktisch-orientieren und einem theoretisch fundierten Zugang wählen können.

Es war das erste Buchprojekt, das ich federführend begleitet habe. Ich muss sagen, ich hatte zwar eine grobe Vorstellung von anfallenden Aufgaben, bin aber rückblickend froh, dass wir das Buch im Team herausgeben konnten. So ließen sich einige Aufgaben über die Zeit verteilen. Besonders dankbar bin ich Hannah, die sich mit viel Engagement auch den organisatorischen Fragen des Buchs gewidmet und fast die gesamte Kommunikation mit den Autoren sowie dem Verlag übernommen hat. Das sind die schleichenden Aufgaben, die man am Ende schnell vergisst, weil sie nebenher laufen und nur indirekten Einfluss auf das Ergebnis haben. Insofern hier nochmals ein extra großes Dankeschön 🙂

Im Namen des Herausgeberteams wünsche ich allen Leserinnen und Lesern nun viel Freude bei der Lektüre!

Ergänzung (21.12.2010): Eine Pressemitteilung zum Herausgeberband findet sich nun auch auf den Seiten des idw.

Ergänzung (23.12.2010): Das Buch ist ab sofort auch im Open-Access-Format erhältlich.

Zurückblicken heißt Vorausdenken

Seit gestern Abend ist sie also online, unsere neue w.e.b.Square-Ausgabe. Auf die Aufgabe zum Thema „Reflexion“ habe ich mich inhaltlich schon länger gefreut, da wir nun endlich ein paar sehr gute Projekttagebücher und -berichte, die im Rahmen des Begleitstudiums entstanden sind, öffentlich zeigen können. Außerdem besteht eine w.e.b.Square-Ausgabe nun erstmals ausschließlich aus Reflexionen, die ja von Beginn unserer Initiative eine der vier Ecken ausmachen, aber bislang leider nur eine untergeordnete Rolle auf der Online-Plattform spielen.

Dies hat aus meiner Sicht zwei Gründe: Einmal ist es bis heute eher unüblich, im Kontext Universität Lernerfahrungen schriftlich zu reflektieren bzw. dass Reflexionen Gegenstand von Prüfungsleistungen sind. Dies zeigt sich dann auch in der Verteilung der Arbeiten auf w.e.b.Square: Viele von ihnen haben zwar Ich-bezogene Anteile (z.B. in Einleitung und Fazit), legen aber doch den größten Fokus auf die fachlichen Inhalte.

Der zweite Grund, warum eher wenige Reflexionen im Internet zu finden sind, ist aus meiner Sicht folgender: Viele Studierende schätzen zwar die Möglichkeit, gemeinsam mit der Gruppe und/oder mit dem Dozenten ihre Lernerfahrungen zu betrachten; die wenigsten können sich aber vorstellen, diese öffentlich im Internet preis zu geben – schon gar nicht unter Nennung des eigenen Namens. Ich habe für eine solche Perspektive großes Verständnis und bin umso glücklicher, dass sich ein paar Studierende bereit erklärt haben, ihre gewiss ungewöhnlichen studentischen Arbeiten ins Netz zu stellen.

Die leichten Schwierigkeiten, die aktuelle Ausgabe mit Reflexionen zu füllen, hat intern zudem eine kleine Diskussion in Gang gebracht: Wir werden uns überlegen, inwieweit wir den anderen Schwerpunkt solcher Publikationen gegenüber „typischen“ wissenschaftlichen Arbeiten erläutern oder über die Zuordnung in die Ecke „Reflexion“ hinaus kennzeichnen müssen. Denn schade wäre es allemal um die wirklich gelungenen Einblicke in Lernprozesse von Studierenden.

PS: Die Pressemitteilung zur vierten w.e.b.Square-Ausgabe dieses Jahres findet sich übrigens im neu gestalteten Pressebereich des imb.

Publish Policys für Gruppenblogs… Widerspruch in sich?

Schon eine ganze Weile werden Weblogs auch als kommunikationspolitisches Instrument eingesetzt. Unternehmen wollen modern wirken und vor allem eine Reihe von Informationen in Dialog-orientierter Form unter die Leute bringen. Wen wundert es da, wenn es eine Publish Policy und diverse andere Einschränkungen bei der Veröffentlichung gibt (von CI-Vorgaben ganz zu schweigen). Inzwischen greifen auch immer mehr Non-Profit-Einrichtungen auf Blogs zurück, um mit der Außenwelt über (mehr oder weniger) gesellschaftlich relevante Themen zu kommunizieren, was auch vor Twitter nicht halt macht. Legt man die Professionalisierung von PR im Non-Profit-Bereich zugrunde, erstaunt es wenig, wenn auch hier eine klare „Marschrichtung“ vorgeben wird. Seltsam wird es allerdings, wenn Blogs nicht als Marketinginstrument, sondern als Mittel für den (wissenschaftlichen) Austausch eingesetzt werden sollen. Hier frage ich mich schon, inwieweit ein Blog noch seine ursprüngliche Funktion erfüllt, wenn zentrale Vorgaben für die Publikation eines Artikels gemacht werden: Sind es nicht gerade Blogs, die unverfälschte Meinungen widergeben sollten? Bieten nicht gerade Blogs die Chance, frei von Konventionen zu berichten? Ich sehe jedenfalls die Gefahr, dass bei wachsender Zahl an Vorgaben die Güte der Einträge und schließlich auch die Glaubwürdigkeit des Dargestellten sinkt. Dies gilt aus meiner Sicht gerade für Gruppenblogs. Auch hier sollte wie bei Individualblogs die Möglichkeit bestehen, offen über Gedanken etc. zu berichten. Dies entspricht zwar nicht der o.g. Marketingdenke – soll es auch nicht, denn: Gruppenblogs dienen erst in zweiter Linie als Marketinginstrument (im Gegensatz zu Corporate Blogs). In erster Linie sollen sie der (wie auch immer ausgeprägten) Gruppe dabei helfen, ihr Wissen an einem Ort zu organisieren und sich darüber auszutauschen. Und letztlich wird so weitaus mehr Transparenz über eine Gruppe, Einrichtung, Organisation etc. geschaffen. Verabschieden muss man sich also dringend von einer betriebswirtschaftlich motivierten Kontrolldenke in Punkto digitale Medien. Oder anders ausgedrückt: Neue kommunikationspolitische Instrumente erfordern neue Umgangsformen und vor allem eine gute Portion Gelassenheit bei allen Beteiligten.