Herbsttagung Medienpädagogik: (M)Ein knapper Rückblick

Eine beeindruckende Herbsttagung liegt hinter uns: 163 Kolleg*innen aus der Medienpädagogik kamen bei uns in Hagen zusammen, um an zwei Tagen über die Zukunft der Medienpädagogik nachzudenken. Am ersten Tagungstag wurde plastisch, welche Diskussionen innerhalb von Medienpädagogik schon lange geführt werden, etwa jene zur Rolle und Bedeutung der Medien im Kontext von Lernen und Bildung. Zugleich wurde offenbar, dass sich die Disziplin der Medienpädagogik immer mit Erwartungen ‚von außen‘ befasst hat, etwa mit solchen, die Politik und Wirtschaft an sie herangetragen haben. So ließe sich auch die Befassung mit Medienkompetenz als politisch intendiert lesen, nicht zuletzt mit Blick auf Medienpädagogik als Profession. In einer Zeit, in der Referenzen zu Medienkompetenz und Medienbildung angesichts von Forderungen z. B. nach Datenkompetenz(en) verblassen, war das sicherlich eine hervorzuhebende Erkenntnis. Wie Medienpädagogik mit Umwelterwartungen in der Digitalität umgehen kann, rückte dann in den Fokus unterschiedlicher Podien und Vorträge. Und die meisten von ihnen nahmen den Ausgang beim Status quo: bei den vielen (Medien-)Phänomenen und Fragen, die uns aktuell beschäftigen, auch über ChatGPT hinaus. Das Kamingespräch am Abend machte zugleich den Fokus auf das Lernen deutlich, der innerhalb formalisierter Bildungskontexte derzeit vorrangig ist, und es gab auch einen Aufruf zur Beteiligung: an bildungspraktischer Arbeit. Der zweite Tagungstag hat diese politisch gelagerte Diskussion fachwissenschaftlich weiter gerahmt und es wurde der Fokus – meiner Einschätzung nach – immer intensiver auf Fragen im Kontext von (medienpädagischer) Kooperation gelenkt. Was das nun für eine Zukunft der Medienpädagogik heißt, wird noch weiter zu diskutieren und zu fundieren sein. Auch daher sind alle Beitragenden eingeladen, einen Artikel für das Jahrbuch 21 zu verfassen. Last not least möchte ich auf die Aufzeichnungen von der Tagungseröffnung verweisen, die inzwischen zur Verfügung stehen: https://www.fernuni-hagen.de/mpaed2023/aufzeichnungen.shtml So oder so gab es also von der Tagung viel ‚mitzunehmen‘, Schlafmangel inklusive. 

Sommersemester und Sendepause

Mit dem Zurückdatieren von Beiträgen habe ich es nicht so. Aber eigentlich wäre es dafür an der Zeit, denn: Das Semesterende liegt inzwischen zwei Wochen zurück. Dennoch will ich an dieser Stelle eine kurze Notiz zum Sommersemester hinterlassen, war es doch für mich ein abwechslungsreiches zweites Semester in Köln. Gerade die Lehrveranstaltungen haben mich in diesem Semester herausgefordert. U.a. galt es, zwei komplexe inhaltliche Überlegungen ins Korsett einer semesterweisen Lehrveranstaltung zu gießen und zu planen. Herausgekommen sind eine problem- und eine forschungsorientierte Veranstaltung. Beide mit Fokus Medien, klar.

Die Seminare hätten unterschiedlicher kaum ausfallen können, da in der problemorientierten Variante primär offene Bildungsressourcen (OER) produziert werden sollten. Das Setting war entsprechend so angelegt, dass am Ende „etwas rauskommt“ (siehe OER-Blog). In der forschungsorientierten Veranstaltung ging es darum, eigenen Forschungsfragen innerhalb zweier (formaler und informeller) Kontexte nachzugehen (siehe Kontexte-Blog). Das Ende war hier, wenn man so will, offen: Natürlich kann ich Forschungsergebnisse nicht in gleicher Form vordefinieren, wie dies bei Medienprodukten der Fall ist. Dennoch haben beide Lehrveranstaltungen eine Gemeinsamkeit: Sie haben Studierende dazu angeregt, sich selbst Gedanken zu machen, ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen und ihre Ergebnisse selbst zusammenzustellen und schließlich zu präsentieren. Kein Wunder, dass es für viele Studierende im OER-Seminar als riesige Wertschätzung empfunden wurde, dass gleich sechs Jury-Mitglieder „für sie“ zu Gast waren. Dass mir solche Veranstaltungen mit anderen auch viel Spaß machen, sei nur nebenbei bemerkt. Ein großer Dank daher an alle Mitwirkenden.

Auch sonst laufen die Aktivitäten in Köln langsam an. Projekte und Projektvorhaben mehren sich genauso wie die internen Aufgaben. Aber das ist auch ganz normal, denn die „Schonfrist“ des ersten Semesters ist lange passé. Besonders freue ich mich daher, dass ich im Sommersemester viele weitere Kolleg*innen kennenlernen konnte und sich so manche Idee für Kooperationen ergeben hat – nicht zuletzt im Forschungskolloquium Medienpädagogik, das ich grandios fand und wo ich auf Weiterführung mit den Kolleg*innen der TH hoffe.

Ganz praktisch werde ich ab dem nächsten Semester an der Universität zu Köln u.a. die Online-Vorlesung Unterrichten übernehmen, die – unter mediendidaktischen Gesichtspunkten – einer dringenden Rekonzeption bedarf. Grund hierfür ist die Abschaffung der Anwesenheitspflicht in Köln/NRW, die massive Auswirkungen auf Prüfungen bzw. erlaubte Assessmentformen hat. Aktuell werden noch zwei Artikel finalisiert, bis ich dann endlich in die Sommerpause gehen darf.

Mit der GMW’16 melde ich mich Ende August aus Innsbruck zurück. Bis dahin habe ich (vielleicht ;-)) auch den Tagungsband gelesen.

Zufall ist es nicht

Nein, Zufall ist es sicher nicht, wenn in der aktuellen Ausgabe der Forschung & Lehre im Mittelteil Fragen von „Wissenschaft, Medien und Recht“ bearbeitet werden. Unter dieser Überschrift nähern sich Malte Hagener und Dietmar Kammerer eher einem Problembereich an, der seit einigen Jahren „auf dem Tisch“ liegt, aber – von wenigen Euphorikern oder Skeptikern abgesehen – insgesamt wenig bearbeitet wird. Es kommt daher nicht von ungefähr, dass neben neueren Nutzungsmöglichkeiten infolge des Medienwandels derzeit vor allem rechtliche Herausforderungen damit angesprochen werden: im Umgang mit digitalen Ressourcen und in ihrer Weitergabe und Verwendung. Die Autoren formulieren deshalb drei Handlungsbedarfe, die in Richtung veränderter Gesetze (im Sinne eines „Fair Use“), vermehrter Rechtsberatung an Hochschulen und wissenschaftlichen Einrichtungen sowie der Forscher/innen selbst zeigen (ebd., S. 902). Letzteren Hinweis finde ich sehr treffend: Handlungspraxen werden nicht ausschließlich „von oben“ verändert, sondern erst durch das jeweilige Handeln selbst (mit-)gestaltet. Zu diesem Ergebnis kamen wir übrigens auch im Workshop zu digitalen Ressourcen während des Development Days an der Zeppelin Universität: Sicherlich braucht es Bedingungen für den Umgang mit Ressourcen jeder Art (und nicht nur mit digitalen), aber diese stehen stets im Wechselverhältnis zu den Gestaltungsoptionen, die sich jedem Einzelnen hinsichtlich der „4R“ (Re-use, Re-distribute, Revise, Remix) bieten. Dass wir in dieser Perspektive nicht mehr ausschließlich über medien- und urheberrechtliche Fragen diskutieren, ist auch klar: Ein aufgeklärter Umgang mit rechtlichen Grenzen gehört vielmehr zu den Fähigkeiten des Einzelnen, der sich bewusst und umfänglich mit Ressourcen, mit ihrem Bildungswert und den Möglichkeiten der Bearbeitung, gemeinsamen Diskussion und Verbreitung auseinandersetzt. Warum? Weil schon der bloße Zugang zu einer Vielfalt an Informationen ein mündiges Subjekt erfordert.

Quelle:
Hagener, M. & Kammerer, D. (2013). Wissenschaft, Medien und Recht. Anmerkungen zu einem problematischen Verhältnis. Forschung & Lehre. 11, 900-902.

EinBlick: Anwendungsprojekt

Wenn sich alle herausputzen und das schöne Wetter zur irrelevanten Nebensache wird, weiß man, es ist wieder Zeit für’s Anwendungsprojekt im Studiengang E-Learning und Medienbildung. Das Anwendungsprojekt ist ein im Masterstudiengang fest verankertes und mit hohem Workload verbundenes Projekt, das neben dem Forschungsprojekt und der abschließenden Masterarbeit größte Relevanz hat (siehe Studien- und Prüfungsordnung). Obschon viele (auch Medien-)Studiengänge Projektorientierung befürworten, ist diese Aufteilung und bewusste Integration von Anwendung und Forschung speziell im Master eher ungewöhnlich. Sie passt aber sehr gut zu den (Lern-)Zielen des Studiengangs und nicht zuletzt zu den Studierenden selbst, die aus den unterschiedlichsten Bachelor-Studiengängen stammen und gerade im Aspekt der Anwendung einen „USP“ des Studiengangs ausmachen.

Trotz vieler Erfahrungen im medienpraktischen Bereich stellt das Anwendungsprojekt für Studierende aber eine große Herausforderung dar: Allein die knappe und klar geregelte Laufzeit des Projekts bringt nicht wenige ins Schwitzen; auch der öffentliche Präsentationstermin tut sein Übrigens, wenn Externe in der Pädagogischen Hochschule zu Besuch sind und ihr Urteil zu den Teilprojekten abgeben – ein nicht planbares Urteil, während die Fragen der internen Projektbetreuer oder -partner im Wesentlichen erwartbar sind. Insofern hält das Anwendungsprojekt sowohl Studierende als auch Lehrende auf Trab, wenn sie seit Ende April bis (etwa) Ende Juli die diversen Teilprojekte der Studierenden begleiten, Rückmeldungen im Prozess geben, aber nicht zu sehr in diesen eingreifen, das Praxiskolloquium in ähnlicher Intensität durchführen wie ein „klassisches“ Masterkolloquium am Ende des Studiums etc. Bei aller Unterschiedlichkeit der Erfahrungen und auch der ausgewählten Projekte sind die Diskussionen dabei im Kern überraschend gleich: Immer geht es um die Fokussierung auf eine Idee, deren eindeutige Umsetzung in ein mediales Angebot, die Positionierung des (späteren) Produkts vor lehr-lerntheoretischem Hintergrund oder das Für und Wider von technischen Anwendungen u.a. aus mediendidaktischer Sicht – Aspekte, die einerseits für Medienprojekte spezifisch, andererseits aber auch der Projektmethode zuzuschreiben und als individuelle Lernprozesse gewollt sind.

Ich selbst war und bin als Lehrende gerne Teil des Anwendungsprojekts, weil es zeigt, wie gut theoretisch vermittelte Inhalte von den Studierenden nach zwei Semestern verarbeitet wurden und wie Theorie in Projekten gewissermaßen praktisch wird. Herausfordernd ist sicherlich der akademische Kontext, innerhalb dessen die Projekte entstehen: Oftmals angestoßen aus Problemen der Praxis(-partner) bleibt die Frage offen, wie sich Verknüpfungen zum Studium an der PH herstellen lassen. Diese geraten im praktischen Tun oft außer Acht und bedürfen aus akademischer Sicht einer Begleitung (aber sicherlich nicht der Überfrachtung). Im Prozess wurden die Studierenden daher dazu angeregt, sich mit Reflexionsfragen auseinanderzusetzen, die nicht in die Bewertung eingingen, aber zum Gegenstand der Diskussionen im Praxiskolloquium wurden. Auch wird jedes im Anwendungsprojekt entstandene Projekt durch eine schriftliche, kriteriengeleitete Dokumentation untermauert, was letztlich die Brücke zwischen Anwendung und Theorie bzw. Konzeption schlagen soll. Ob und inwieweit das Anwendungsprojekt in diesem Jahr gelungen ist, werden wir morgen lesen können: Dann werden alle Dokumentationen eingereicht. Was wir letzten Mittwoch bei der öffentlichen Präsentation der Ergebnisse bereits sehen durften, war schon ein toller Vorgeschmack und ich freue mich – nicht zuletzt für die sehr engagierten Studierenden – auf den tatsächlichen Abschluss des Anwendungsprojekts am morgigen Tag.

GMW’12: komprimierte Eindrücke

Jetzt ist sie schon wieder vorbei, die GMW’12, und mit etwas zeitlicher Verspätung will ich doch noch einen kurzen Rückblick wagen (weitere Rückblicke u.a. bei Gabi, Jan, Klaus).

Die hier vorab angestoßene Diskussion um die öffentliche Zugänglichkeit der Beiträge und, damit zusammenhängend, die Rolle der GMW für Wissenschaft und Hochschule beschäftigte die Teilnehmenden in verschiedenen Formaten. So haben wir gleich den ersten Konferenztag für eine EduCamp-Session zum Thema genutzt und die verschiedenen Positionen zur öffentlichen Zugänglichkeit ausgelotet (zur Dokumentation, zum Video). Die Session hat dabei viel Aufschluss darüber gebracht, was Erwartungen, Hoffnungen und Wünsche der GMW-Besucherinnen und -Besucher sind – und welche Erwartungen eben nicht mit dem Tagungsbesuch einhergehen, wenn man rund 30 Teilnehmenden in der Session Glauben schenken mag. Insofern konnten wir gleich zu Beginn eine gemäßigte Position zum Tagungsband (mit allen Anschlussfragen) entwerfen, die als Input zur Diskussion auch in die Mitgliederversammlung am Dienstag eingebracht wurde. Formuliert wurde bspw., dass Tagungen Angebote sind, die man zum Lernen nutzen kann, aber nicht muss. Auch wurde begrüßt, dass unterschiedliche Formate auf der Tagung eingesetzt werden, die aber einer umfassenden Abstimmung bedürfen und vor allem im Vorfeld (vor der Einreichung) transparent gemacht werden sollten. Ebenfalls wichtig erschien, alle Formate im Tagungsband zu berücksichtigen, nicht zuletzt um einer Selbstselektion vorzubeugen. Ebenso hilfreich wurde eingeschätzt, die Aktivitäten an einem Ort online zu bündeln, hierzu aber verschiedene technische (vs. redaktionelle) Möglichkeiten zu nutzen.

Am Beispiel des Tagungsbands zeigt sich letztlich sehr gut, wie ein Impuls für die Konferenz im Vorfeld aussehen könnte, wie sich die ersten Ideen mithilfe eines offenen Formats verdichten lassen und wie die Ideen verknappt, sortiert und gemeinschaftlich getragen in die GMW zurückfließen können. Auf inhaltlicher Ebene ähnlich hat es Gabi versucht: Nach einigen Blogposts im Vorfeld stellte sie ihr Gedankenexperiment vor, das schließlich auch den Best Paper Award gewinnen konnte (nochmals herzlichen Glückwunsch dazu!). Ich selbst hatte leider nicht die Gelegenheit die Session zu besuchen, in einigen Randgesprächen dafür die Chance, die Positionen der einzelnen „Mitstreiter“ kennenzulernen. Diese Randgespräche ersetzen einen Präsenzimpuls sicher nicht, deuten aber an, was mir an der GMW bis auf Weiteres gut gefällt: die Bereitschaft zum gemeinsamen Denken, Streiten, Diskutieren – und zwar (nahezu) unabhängig von Hierarchie oder Funktion.

Letzteres deutete sich auch in den Aktivitäten zur Nachwuchsarbeit an: Neben der Diskussion um die Verfügbarkeit des Tagungsbands hat mich diese sicherlich am meisten eingenommen – sei es im Vorfeld durch die verantwortliche Organisation und sei es vor Ort durch die angeschlossenen Formate (danke ans Team für die tolle Unterstützung!). Besonders gut gefallen hat mir dieses Mal, dass das Doktorierendenforum (neuerdings „Forum Young Scientists“) Anker im Hauptprogramm gefunden hat und auf Metaebene u.a. in einem Workshop nachbereitet wurde. Solche Auseinandersetzungen über Chancen und Grenzen der Nachwuchsarbeit einer Fachgesellschaft sind wichtig, wenn man Nachwuchsarbeit nicht nur als Förderung von Doktoranden versteht, sondern den Nachwuchsbegriff darüber hinaus denkt. So fand ich persönlich die Anregungen zu einer breiter gefassten Nachwuchsarbeit hilfreich, die die GMW zwar von Beginn an in den Blick genommen hatte, die sich aber aus verschiedenen Gründen bislang vor allem auf Doktoranden beschränkte. Vielleicht ist diese Auseinandersetzung aber auch folgerichtig, wenn sich Formate langsam einspielen und Doktoranden aus ihrer Rolle herauswachsen bzw. neue Rollen einnehmen: So wurde die Nachwuchsarbeit auf der GMW’12 erstmals strukturell durch einen Sitz im Vorstand verankert, den ich nun für zwei Jahre innehaben werde (danke allen für die Wahl!).

Apropos Rolle: Bei aller Setzung des Tagungsmottos in Richtung Exzellenz fiel auf, dass bis auf Weiteres ein starker Fokus der GMW-Jahrestagung auf Lehre (vs. Forschung) mit (digitalen) Medien liegt. Angesichts der letzten GMW-Jahre mag das konsequent sein, überrascht aber doch, denn: Hochschule umfasst ja neben Lehre auch Forschung und Services und alle drei Bereiche könnten gleichwertig auf der GMW präsentiert werden. Insofern war ich dankbar, dass sich im einen oder anderen Track doch Stichworte wie E-Science fanden und auch die Abschluss-Keynote von Manfred Thaller einen Forschungsfokus auf digitale Medien in den Geisteswissenschaften entworfen hat.

Irgendwo „zwischen“ Forschung und Lehre fand sich dann auch Mandys und mein Vortrag zur „Doktorandenausbildung zwischen Selbstorganisation und Vernetzung“, in dem wir vor allem die Potenziale digitaler sozialer Medien zur Kommunikation, Kollaboration und Reflexion in der dritten Phase nach Bologna herausgearbeitet haben (zur Präsentation, zum Artikel). Während die Befunde der explorativen Studie in die Reihe gängiger Mediennutzungsstudien passen, sind im Kontext des Beitrags vor allem die Anschlussfragen interessant. So wollen wir in weiteren Interviews fragen, welche Rolle Prozesse der Enkulturation in Wissenschaft und die eigene (Medien-)Biografie bei der Nutzung von Medien und der persönlichen Ausgestaltung des Promotionsstudiums spielen. Auch werden die Betreuenden stärker als bisher in die Untersuchung einbezogen, denn die Ergebnisse in Richtung Peer-to-Peer-Education in der Doktorandenausbildung fielen ernüchternd aus.

Fazit. Auch diese GMW war wieder eine Reise wert, vor allem um viele alte und neue Bekannte zu sehen und intensiv bis in die Abendstunden mit ihnen zu diskutieren. Über die Präsenzimpulse der anderen kann ich wenig urteilen, da es die eigene Involviertheit (zu) wenig erlaubte, andere Sessions zu besuchen. Ich bin daher froh, dass es nicht nur im Vorfeld die Möglichkeit gibt, den Tagungsband zu studieren, sondern auch im Nachgang zur Tagung, da ich den einen oder anderen Hinweis zu interessanten Ideen, Konzepten oder Studien in Wien aufgeschnappt habe und verfolgen möchte. Danke daher an die Ausrichtenden für einen reibungslosen Ablauf, ein interessantes Programm und bis in Frankfurt zur GMW’13!

Zu anders, zu öffentlich, zu anstrengend?

Seit gestern Abend mache ich mich auf Ursachenforschung: Ursachen dafür, dass zum virtuellen Kick-off-Termin meines w.e.b.Square-Seminars in Augsburg außer den Begleitstudiumsteilnehmerinnen und Tutorinnen niemand erschienen ist. Das ist mir in all den Jahren der Lehre noch nie passiert. Natürlich gibt es mal Lehrveranstaltungen, die schlechter besucht sind als andere; im Großen und Ganzen sind es aber immer ausreichend Interessenten, um ein (Block-)Seminar auch durchzuführen. Dies galt und gilt selbst für die Lehrveranstaltungen, die didaktisch „anders“ strukturiert sind als klassische Seminare mit Referat und Hausarbeit, die andere Lern- und Kompetenzziele verfolgen, welche entsprechend auch anders geprüft werden. Im Fall von w.e.b.Square ist dies schon seit Jahren eine Kombination aus der Anfertigung eines wissenschaftlichen Artikels, der bei w.e.b.Square – dem gleichnamigen Undergraduate Research Journal – online gestellt und einem offenen Peer Review aus internen und externen Gutachtern unterzogen wird. Dieser Artikel wird in kurzer Zeit eines Semesters erstellt, hat meist etwas mehr theoretisch-konzeptionelle Anteile als empirische und wird – wie im Wissenschaftsbetrieb üblich – auf einer (studentischen) Tagung präsentiert, die vor Ort und im Netz öffentlich zugänglich ist. Das Seminar endet mit einer kritischen Reflexion und Evaluation, die auch schriftlich (kurz) durch die Studierenden festgehalten wird. Mal mehr, mal weniger integriert werden in das Seminar Elemente von Web 2.0, da die gestellten Anforderungen bereits so umfangreich sind, dass jegliche Form von Vernetzung und öffentlicher Reflexion nochmals eigene und anspruchsvolle Anforderungen an die Studierenden stellt. In Summe ist w.e.b.Square also ein anstrengendes Seminar, das will ich nicht verschweigen, und allein die Ergänzung meiner Person um Co-Dozentinnen, Tutorinnen oder Begleitstudiumsteilnehmer zeigt schon seit nunmehr sechs Jahren, dass der Aufwand nicht nur auf Studierendenseite hoch ist, auch die Erwartungen und Anforderungen an die Betreuung und Begleitung der Studierenden sind deutlich größer als bei herkömmlichen Lehrveranstaltungen. Dennoch hat dieses Paket nie „gestört“, im Gegenteil: Es traf den Nerv des MuK-Studiengangs und passte gut zu den Interessen der Studierenden, die vielfach an der Schnittstelle von kommunikations- und bildungswissenschaftlichen Fragestellungen lagen und liegen. Nun wird es dieses Semester kein w.e.b.Square-Seminar geben. Das ist schade, aber nicht zu ändern, da das Projekt zwar lange meins war, aber mit meinem Weggang natürlich in andere Hände gelegt werden musste. Auch kann ich aus der Ferne lediglich vage analysieren, was mögliche Ursachen für fehlendes Interesse an der Lehrveranstaltung sind. Curriculare Veränderungen können eine Ursache sein, werden aber sicher nicht allein dafür verantwortlich sein, dass die Veranstaltung in diesem Semester nicht zustande kommt.

Auf der Suche nach dem Neuen

Am letzten Donnerstag und Freitag fand zum wiederholten Mal die Campus Innovation in Hamburg statt. Aus der Ferne hatte ich die Veranstaltung schon länger beobachtet, leider ging es sich nie aus, ihr zu Augsburger Zeiten auch beizuwohnen. Das war in diesem Jahr anders, denn für Hamburger Hochschulen ist die Campus Innovation eine Art Klassentreffen. Jedenfalls gewinnt man schnell diesen Eindruck, wenn man sich im sehr hübschen Curio-Haus für die Tagung tummelt und auf viele Hamburger E-Learning-Akteure, Hochschuldidaktiker und Unternehmensvertreter trifft.

Ich selbst war vor allem neugierig auf den Aspekt der Innovation, immerhin nennt sich die Tagung Campus Innovation und lässt darauf hoffen, dass jeder Tagungsbeitrag auch etwas Innovatives mit Hochschulbezug aufweist. Für mich selbst war (und ist) der Innovationsbegriff dabei vage besetzt, denn hochschulbezogene Innovationen können einen ganz unterschiedlichen Charakter aufweisen, der sich auch in den themenbezogenen Tracks zu E-Learning, Studium und Lehre sowie E-Campus widerspiegelte. Entsprechend begab ich mich in den Beiträgen auf die Suche nach dem Neuen, unabhängig vom Track, in dem ich mich gerade befand.

Dabei erwies sich der Innovationsbegriff, der die Tagung rahmt, durchaus als wichtige, aber hohe normative Setzung, denn: Viele Beiträge waren interessant und spiegelten den aktuellen Stand der hochschul- und mediendidaktischen Diskussionen. Suchen musste man allerdings das Innovative, was keineswegs ein Problem der Veranstaltung war, sondern mir typisch für die inhaltliche Auseinandersetzung mit Hochschul- und Mediendidaktik scheint. Das ganz Neue, also Ideen und Projekte, die sich vollständig vom bisher gewesenen absetzen, ist nicht zu finden. Vielmehr ist zu beobachten, dass sich Innovationen eher in der (sinnvollen!) Vernetzung älterer Ideen und Konzepte auf struktureller Ebene identifizieren lassen. Ebenfalls zu beobachten sind fachspezifische Innovationen, deren Bedeutung für die Akzeptanz und damit für die Durchdringung des „Neuen“ auf personaler Ebene als wichtig einzuschätzen ist. Oder, um es mit Drucker (1994) zu formulieren: „Effective innovations start small“ (ebd., S. 24).

Alles in allem also eine interessante Konferenz mit starkem Hamburg-Bezug, die allerdings das Neue ein wenig vermissen ließ, sofern man den Innovationsbegriff als tagungsleitend empfand.

Quelle:
Drucker, P. F. (1994). Innovation and Entrepreneurship: Practice and Principles. 2., überarbeitete Auflage. Oxford: Butterworth Heinemann.

"Praxis als eigenständiges Lernfeld begreifen"

Seit einer ganzen Weile wollte ich schon auf einen Themenschwerpunkt hinweisen, den das Bundesinstitut für Berufsbildung (BiBB) in der BWP-Ausgabe 2/2010 anbietet. Dieser nennt sich „Bachelor und Berufsbildung“ und beinhaltet, wie man es sich bereits denken kann, aktuelle Überlegungen zur Bologna-Reform. Leider sind die aktuellen Hefte kostenpflichtig, sodass ich bisher nur auf Ausführungen von Fritz Böhle verweisen kann, die er uns (d.h. den Mitgliedern des Netzwerks Ökonomie & Bildung e.V.) dankenswerterweise zur Verfügung gestellt hat. In seinem Aufriss des Themenfelds fragt er: „Kann die höhere Bildung von der beruflichen Bildung lernen?“ Da ich selbst eine Berufsausbildung absolviert habe (Industriekauffrau), finde ich diese Frage naturgemäß sehr spannend und halte sie angesichts des typischen Vorwurfs an die Bologna-Reformen, eine Ausbildungsgesellschaft zu produzieren (siehe dazu auch ein etwas älteres Essay von Preisendörfer), für durchaus aktuell.

Nun versucht Böhle in seinen Überlegungen die Brücke zu schlagen zwischen dem, wie man in der (dualen) Ausbildung lernt und dem, was Ziel eines universitären Studiums sein soll. Eingangs betont er dabei, dass „[d]ie Forderung nach mehr Anwendungsbezug höherer Bildung beispielsweise im Rahmen der Umstellung auf Bachelorstudiengänge […] nicht schlicht dadurch einlösbar [ist], dass allgemeines, wissenschaftlich begründetes Wissen auf bestimmte Anwendungsbereiche hin konkretisiert und spezifiziert wird“ (ebd., S. 6). Im Gegenteil: Vielmehr sei es wichtig, wissenschaftlich begründbares Wissen um solches Wissen zu ergänzen, was zur Re-Kontextualisierung von Fachwissen befähige und über Disziplinenwissen hinausgehe.

Diesem Kontext- oder auch Handlungswissen wird in der beruflichen Bildung seit längerer Zeit hohe Bedeutung zugemessen (z.B. im Rahmen der Kompetenzdebatte), sodass sich der Seitenblick der höheren (akademischen) Bildung auf die Berufsbildung durchaus lohnt und sich für die höhere Bildung ergibt: „An die Stelle einer immer stärker anwendungsorientierten Ausrichtung höherer Bildung müsste das Schwergewicht eher auf einer Ergänzung durch die Konfrontation mit konkreten Problemstellungen in der Praxis liegen.“ (ebd., S. 7) Um auch für den Wissenschaftsbetrieb entsprechende Relevanz zu erreichen, komme dem Prozess der Objektivierung und der Reflexion eine entsprechend hohe Rolle zu.

Nimmt an diese Überlegungen zum Ausgang, ist es nicht weiter verwunderlich, dass dem Erfahrung-Machen innerhalb und außerhalb der Institution Hochschule ein höherer Stellenwert beigemessen wird. Interessant und insofern anders als in gängigen Publikationen zum Kompetenzerwerb in Bachelorstudiengängen ist allerdings der Schluss, der hieraus gezogen wird: Nach Ansicht von Böhle geht es nicht darum, universitäre Lehre praxisorientierter zu gestalten. Vielmehr fordert er ein, „die“ Praxis als eigenständiges Lernfeld zu begreifen, um das erfahrungsgeleitete Lernen an der Hochschule zu fördern und gleichzeitig die Kernmerkmale von Hochschule beizubehalten, denn: „Der von Unternehmen und Politik geäußerte Wunsch, durch das Studium dem Arbeitsmarkt möglichst passgenau berufliche Qualifikation zur Verfügung zu stellen, ist im Rahmen des Lern- und Bildungsorts Hochschule nicht möglich und verkennt zugleich dessen zentrale Aufgabe und Möglichkeit: die Vermittlung wissenschaftlich fundierten Wissens sowie die Entwicklung von Reflexionsfähigkeit und der Fähigkeit zu wissenschaftlich orientierter Analyse.“ (ebd., S. 9)

Wer sich intensiv mit den Reformen von Bologna auseinandersetzt, dem sei die Lektüre des gesamten Artikels empfohlen; die Ausführungen sind mitunter komplex, aber dennoch sehr gut nachvollziehbar. Natürlich könnte man jetzt neue „Fässer“ aufmachen, nämlich z.B. die Frage stellen, ob die duale Ausbildung tatsächlich ein System mit Vorbildcharakter sei. Dieses Fass möchte ich aber nicht aufmachen – nur so viel sei gesagt: Das duale System funktioniert prinzipiell gut und aus meiner Sicht müsste man – im Falle der Übertragung der zentralen Prinzipien auf die Hochschule – vor allem eine gute Anbindung beider Kontexte (Theorie/Praxis) gewährleisten. Hierzu wäre die Hochschule mit den ihr innewohnenden Akteuren prinzipiell in der Lage, dennoch müsste auf Seiten der Lehrenden (wie auch auf Seiten der Studierenden) wohl einiges an Umdenken stattfinden. Denn Konflikte um das Verhältnis von Theorie und Praxis an der Hochschule sind ja nicht gerade neu oder erst mit Bologna auf den Tisch gekommen.

Böhle, F. (2010). Kann die höhere Bildung von der beruflichen Bildung lernen? Die Verbindung von institutionalisiertem Lernen und praktischen Tun eröffnet neue Lernfelder und -orte. BWP, 2010 (2), 6-9.

Der etwas andere Tagungsrückblick

Sonntag, 7.00 Uhr. Der Wecker klingelt – aufstehen! Irgendwas muss da schief gelaufen sein. Es ist Sonntag! Und es ist 7.00 Uhr. Warum, zum Himmel, muss ich aufstehen? Kurze Zeit später kommts mir: Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin! Schnell unter die Dusche gesprungen, die letzten Sachen von der Wäscheleine genommen und schwups ins Auto… nach Augsburg. Die Crew und das Hasi warten schon. Wer zum Himmel hat sich eigentlich ausgedacht, dass wir die Medida-Sache ernst nehmen und einen fetten Messestand durch die Republik schleppen? Hm, ich fürchte, ich bin nicht ganz unschuldig daran. Okay, Spruch besser weglassen. Lieber den Rest ausdrucken. Mist, auch das noch: Der Toner schmiert. Nach Plan A jetzt also Plan B: Copyshop. Dass wir auch immer bis zuletzt an den Präsis sitzen müssen. Wird schon… irgendwie.

Später, viel später, auf der Autobahn bei Leipzig. Es ist Stau und wir brauchen dringend ne Pause. Zum Glück kommt bald nen Parkplatz. Wo die anderen wohl sind? Das Auto abgestellt, aufs Klo gehüpft, dann Fata Morgana: ein blaues Auto! Die Jungs? Nein, das kann nicht sein – die sind bestimmt schon viel weiter! Vielleicht sind es doch die Jungs? Es sind die Jungs! Zufälle gibts. Und da drüben: ein Eismann. Der ahnt nicht, dass er heute das Geschäft seines Lebens macht. Oder doch? Einmal Vanille bitte. Danach Hexhex im Minutentakt: Wie heißt noch mal die Straße, in der wir wohnen? Wo treffen wir uns heute Abend? Und was ist das Hamy? Schöne, neue Welt.

Montag, 9.05 Uhr. In Hotels mit Etagenduschen fehlt definitiv die Werbung für Flipflops und Adiletten. Auch der Osram-Vertreter würde in den schweren Zeiten nach der Glühbirne neue Märkte entdecken. Vom Potenzial für Rohrreiniger und Milchlieferanten ganz zu schweigen. Auch sie hätten ihre wahre Freude… Aber ich schweife ab. Gleich ist E-Learning 2009.

Auf der Tagung angekommen, kommen auch die Schlotterknie. Okay, vielleicht nicht beim Thementisch. Da wissen wir immerhin sehr genau, was wir tun, wofür wir stehen und wie wir auf kritische Nachfragen reagieren. Also meistens jedenfalls. Aber es kommt ja immer anders als man denkt. Außerdem sind wir hier nicht an der Uni: Kam doch tatsächlich die Frage auf, ob wir nicht das Thema weiter vertiefen und überziehen können. Schöne, heile Welt. Beim Essen haben wir uns dann schnell verzogen – nötig haben wir es, so die Osnabrücker. Gelächter. Denn die halbe Pizzaria besteht aus Teilnehmern der E-Learning 2009. Zum Glück twittern sie es nicht gleich, denke ich noch. Und wir üben bis 1.00 Uhr – Medida – was sonst?

Am nächsten Tag dann der große Auftritt. Und zwar gleich zweimal. Bei aller Vorbereitung auf die Medida-Präsentation und auf die potenziellen Standgespräche wäre ich fast darüber hinweggekommen. KaffeePod, ja, der Launch steht an. Auch wenns komisch klingt: Ich war ganz froh über die Ablenkung! Und der Vortrag lehrt mich, einfach keine Notizen mehr zu machen. Und er lehrt mich auch, dass wir ernst genommen werden. Kommt tatsächlich später jemand am Messestand vorbei und sagt, dass er den KaffeePod gern kopieren würde. Ich hätte schließlich gesagt, Kopieren sei erlaubt. Er bleibt nicht der Einzige.

17.30 Uhr und ein paar Zerquetschte – Silvia und Mandy schreiben uns beinahe gleichzeitig auf Facebook, dass das Mikro im Raum der Medida-Hearings trotz Pause bereits an ist. Ups. Zu spät jetzt. Naja, Schlimmes haben wir nicht gesagt. Nur die Choreografie geklärt. Denn die Bestuhlung ist – sagen wir mal – suboptimal. Und als hätten wir es vorher geahnt – im Vortrag würdigen wir der Jury keines Blickes. Positiv sagen könnte man: Die ganze Aufmerksamkeit gilt dem Publikum. Obs Zufall ist, dass dieser Eindruck sich in der morgigen Preisvergabe widerspiegelt?

Am Mittwoch dann der Besuch der Medida-Jury am Stand – ein letztes Mal konzentrieren – Vollgas geben. Wir haben das Gefühl, ganz Augsburg steht hinter uns. Denn neben Twitter hat sich auch eine Parallelwelt in Facebook etabliert. Alle Nase lang neue gute Wünsche. Und erst die Innofantenbrandung im Sturm! Um 11.30 Uhr wird die Lage dann entspannter. Auch wegen der T-Shirts, die wir endlich ausziehen können.

Am frühen Nachmittag plötzlich große Aufregung: Wolfgang Neuhaus twittert „Liebe Jury, Wir sind alle für Augsburg!“ Ein kurzes Grinsen macht sich breit. Aber wer ist eigentlich alle? Und lässt sich die Jury beeinflussen? Wohl kaum…

Hätte ich um 16.35 Uhr den Presseverteiler des BMBF abonniert, hätte sich die ganze Spannung an dieser Stelle bei uns gelegt. Denn mit einer Pressemitteilung werden Journalisten über den Ausgang des Medida-Prix informiert. Gesprochen, geschweige denn geschrieben werden darf darüber noch nicht. Ein Embargo – durchaus nicht unüblich, um den Redaktionsschluss zu erwischen. Aber einmal mehr weiß die Presse (und lustigerweise auch der Pressesprecher der Uni Augsburg) vor den Preisträgern vom Gewinn. Gratulationen treffen bereits vor der Verleihung per Mail ein. Seltsam irgendwie.

Doch zum Glück hat uns niemand vorab informiert. So haben wir uns kräftig über den Publikumspreis gefreut. Und über den Ausgang des Medida-Finales bis in die frühen Morgenstunden mit vielen Beteiligten diskutiert. Sorry, falls wir da irgendwem das Ohr abgeknabbert haben.

Das Klassentreffen geht schließlich mit spannenden Gesprächen, leckerem Essen und in lockerer Runde am Donnerstagmittag zu Ende. Und auch mit Plänen für das kommende Jahr. Dazu bald mehr. Denn heute wird erst mal gewaschen wie die Weltmeister. Wie sich der Kreis schließt.

Warum dieser etwas andere Rückblick? Weil ich nicht über Keynotes und Sessions sprechen kann, da ich wegen der Konzentration auf den Medida-Prix nur wenige Vorträge selbst miterlebt und lediglich die abschließende Podiumsdiskussion live gesehen habe. Ich musste mir also meine Meinung über Gespräche und Blogs, vor allem aber über Twitter bilden. Dass das bisweilen verkürzend und/oder polarisierend sein kann, haben spätestens jetzt alle gelernt. Wer auf inhaltliche Einschätzungen jedoch nicht verzichten will, kann dies z.B. bei Gabi (Teil 1 und Teil 2), Mandy und Matthias, Michael Kerres oder Joachim Wedekind nachholen.

Ihh… Learning?

Moment mal. Bisher haben wir doch immer von E-Learning gesprochen. Und auf einmal heißt es Ihh-Learning – was ist da schief gegangen? Haben unsere ganzen Bemühungen, Chancen und Potenziale digitaler Technologien für das Lernen zu nutzen, etwa nichts gebracht? Verfallen wir nach Aufbruchstimmung unter Pionieren in eine Lern-Lethargie oder -Stagnation? Was Scharlatan, das Theater für Veränderung, auf der CeBIT so anschaulich anhand von Hertha und Herbert anprangert, hat seinen Ursprung auf der Messe selbst: Nicht selten findet man Softwarelösungen von Unternehmen im Angebot, denen es an einer didaktischen Ebene mangelt. Nicht selten stehen neue Produkte oder Hardware im Vordergrund, während die alten noch nicht einmal in die breite Masse durchgedrungen sind bzw. zu tiefer Überzeugung geführt haben. Nicht selten bleibt E-Learning folglich Pionieren vorbehalten, Ihh-Learning heißt es beim Rest. Dass es doch einige Unverbesserliche gibt, zeigen etwa die nominierten und schließlich prämierten Projekte beim European E-Learning- Award (eureleA) auf. Allerdings stehen auch dort (immer noch) technische Lösungen im Vordergrund; nur bei wenigen Projekten überzeugt neben der Technik die hinter dem Produkt stehende Didaktik. Es verwundert mich daher nicht, dass gerade die professionellen E-Learning-Lösungen auf nahezu allen Ebenen den Non-Profit-Lösungen überlegen sind… womit wiederum belegt wäre, dass gut gemachtes E-Learning auch bedeutet, Geld in die Hand zu nehmen und sowohl in Entwickler als auch in Didaktiker zu investieren. Wir selbst sind mit w.e.b.Square übrigens leer ausgegangen. Nominiert in der Kategorie Public Relations war die Konkurrenz aus Schweden zu stark. Die Resonanz auf unser Projekt und die dazugehörige Präsentation war jedoch sehr positiv, sodass wir in jedem Fall weitere Energie in die studentische Online-Zeitschrift stecken werden. Und bei insgesamt 130 Einreichungen unter die besten europäischen E-Learning-Projekte zu kommen, ist auch schon etwas wert. So haben wir uns nach der feierlichen Preisverleihung und einem ordentlichen Buffet auf einigen Messeparties umgetan. Auch das gehört auf einer A-Messe wohl dazu 🙂