Mediendidaktik zwischen Wissenschaft und Praxis

… lautet die Überschrift der Rezension, die ich zur Einführung in die Mediendidaktik von Dominik Petko verfasst habe. Die Rezension ist seit einigen Tagen auf den Seiten der Online-Zeitschrift Medienpädagogik verfügbar, weshalb ich an dieser Stelle kaum mehr Worte über das Buch verlieren will. Statdessen möchte ich ergänzend auf Gabis Beitrag verweisen, der sich ebenfalls der Einführung widmet und meine Ausführungen sicherlich sehr gut ergänzt.

Rezension: „Kinder – Medien – Bildung“ (Marci-Boehncke/Rath)

An der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) Hamburg war der frühpädagogische Bereich ein wichtiges medienpädagogisches Handlungsfeld für mich, da es u.a. darum ging, angehenden pädagogischen Fachkräften vielfältige Sozialisationsbedingungen in und mit Medien an der Hochschule bzw. in den Übergängen zum Beruf anzubieten. In diesem Zusammenhang ist bspw. Reflect! entstanden, aber auch einige interne Maßnahmen, die eher auf die Förderung von Medienwissen und -reflexion im Studiengang Bildung und Erziehung der Kindheit abzielten. Da mir der grundlegende Kontext frühe Bildung also durchaus vertraut ist, habe ich gerne die Studie „Kinder – Medien – Bildung“ von Gudrun Marci-Boehncke (TU Dortmund) und Matthias Rath (PH Ludwigsburg) rezensiert. Die Studie geht auf das Projekt „Medienkompetent zum Schulübergang“ zurück und bezieht, das ist aus meiner Sicht die Besonderheit, viele Bezugsgruppen in die frühkindliche Medienbildung ein.

Aus der Rezension:
„Die hier vorzustellende Publikation zeichnet insbesondere die erste Projektphase nach. Sie stellt theoretische Annahmen, das Forschungsdesign und empirische Befunde zur Interpretation des Medienprojekts vor. Dabei basieren sowohl die Konzeption des Projekts als auch dessen Untersuchung auf Defizitannahmen und setzen auf Entwicklung durch Wissenschaft und gemeinsames Lernen, denn: In der frühen Bildung im Allgemeinen und in Kindertagesstätten im Speziellen fällt die Förderung von umfassenden Medienkompetenzen bis auf Weiteres gering aus. Auch werden neben den Kindern als primäre Bezugsgruppen für die Förderung von Medienkompetenzen Erzieherinnen und Erzieher, aber auch Eltern und weitere Bezugsgruppen eher aus Fördermaßnahmen ausgeklammert. ‚Medienkompetent zum Schulübergang‘ geht dahingehend einen anderen Weg: Das Projekt vernetzt diverse Bezugsgruppen, um Medienkompetenzförderung und Integrationsarbeit zu leisten. Alle Bezugsgruppen, u.a. auch Studierende, die Stadt Dortmund sowie Unternehmenspartner (hier: IBM), werden in Fragen der Praxisentwicklung sowie in das Forschungsfeld gestaltend einbezogen.“

Warum ich die Studie zusammenfassend für lesenswert halte, welche Bedeutung Hochschule/Studierende darin einnehmen und welche Erkenntnisse sich vom Einzelfall ableiten lassen, findet sich in der vollständigen Rezension bei socialnet.

Quelle: Hofhues, S. (2014). Rezension zu: Gudrun Marci-Boehncke, Matthias Rath: Kinder – Medien – Bildung. kopaed verlagsgmbh (München) 2013. 264 Seiten. socialnet Rezensionen. 27.01.2014. http://www.socialnet.de/rezensionen/16027.php

„Ökonomischer Analphabetismus“ – was tun?

Die Wochenzeitung DIE ZEIT greift am 14. Februar 2013 ein Thema auf, das mich nicht zuletzt durch meine Dissertation zum „Lernen durch Kooperation“ in einem Schule-Wirtschaft-Projekt stark interessiert: den Stand der ökonomischen Bildung an Deutschlands Schulen. Die im Beitrag vertretenen Positionen sind nicht neu, wie aktuelle empirische Befunde und viele wissenschaftliche Publikationen der letzten zehn bis zwanzig Jahre verdeutlichen.

So drehen sich die im Beitrag von Caterina Lobenstein nachgezeichneten Diskussionen primär um die Verankerung ökonomischer Bildung als Fach vs. verschiedenen Formen der Integration in Schule und Unterricht. Auch wird angedeutet, dass sich Schüler/inn/en gerne mit Wirtschaft auseinandersetzen – ein Ergebnis, das ich infolge eigener empirischer Tätigkeit zur Begleitung und Erforschung von „business@school – eine Initiative von The Boston Consulting Group“ nur unterstreichen kann. Im Beitrag beinahe ausgespart werden allerdings die nicht weniger lebendigen Diskussionen um angemessene Formen der Vermittlung, im Gegenteil: Speziell die Zusammenarbeit mit „der Wirtschaft“ kommt im Beitrag eher schlecht weg und wird verkürzt auf Lernmaterial, das durch „Lobbyisten“ (Lobenstein, 2013, S. 29) zur Verfügung gestellt wird. Dass es hier durchaus einer stärkeren Differenzierung bedarf, wird – vermutlich zugunsten von Lesbarkeit und Stringenz – nicht weiter betrachtet. Auch die Frage danach, was Wirtschaft eigentlich ist, wird allenfalls am Rande tangiert und letztlich zugunsten einer stark betriebswirtschaftlichen Sichtweise eingeschränkt.

Was ist also die Essenz des Beitrags, wenn die nachgezeichneten Diskussionen aus wirtschaftsdidaktischer Sicht bekannt sind und nicht mal in Gänze dargestellt werden?

Für mich ist entscheidend, was im Beitrag unter „ökonomischer Analphabetismus“ weit hinten zur Sprache kommt, nämlich dass ein „flächendeckendes staatliches Konzept zur Aufwertung der ökonomischen Bildung“ (ebd., S. 29) fehlt. Dieses offenbare Defizit ist angesichts der verschiedenen EU-Bemühungen (EU-Kommission, 2001, 2003, 2006) überraschend, gibt aber den aktuellen Stand der Auseinandersetzung in Deutschland korrekt wieder. Auch ist die Verknappung der Diskussion auf die Frage der Verankerung aus meiner Sicht nicht (mehr) ausreichend. Sie ist zwar nötig, um dem wichtiger werdenden Feld der Ökonomie auch in der (schulischen) Bildung Bedeutung zuzumessen; sie führt aber auch dazu, dass eine bereits existente, institutionenübergreifende Perspektive auf ökonomische Fragen und Probleme ebenso wenig mitgedacht wird wie ein aufgeklärter Umgang mit Kooperationen zwischen Schulen und Unternehmen an der Tagesordnung ist. Letztere sind nämlich nicht per se schlecht, sondern bieten eigene Potenziale zur Kompetenzentwicklung. Sie bedürfen aber, und das ist wichtig, einer Einordnung, z.B. durch Lehrer/inn/en und Schule, die nicht zwingend auf Unterricht beschränkt werden muss.

In dieser Betrachtungsweise kann formale Bildung auch bei (losen) Kooperationen wirken – gerade in solchen Zeiten, wo ökonomische Bildung nicht auf dem Lehrplan steht (siehe hierzu demnächst mein Beitrag in der ZfÖB). Dass dabei allerdings Ökonomie überhaupt ein Wert zugesprochen werden müsste und auch die Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten für Lehrer/inn/en mit ökonomischem Bezug gestärkt werden sollten, liegt nicht nur auf der Hand, sondern sind beinahe typische Forderungen, die sich bei Querschnittsbereichen (Medienpädagogik/-didaktik, Umweltpädagogik/-didaktik etc.) generell zeigen. Eine Diskussion um ökonomische Bildung in der Schule ist also nicht nur eine Auseinandersetzung mit/über ein (mehr oder weniger) neues Thema für „die Schule“, sondern gleichfalls eine normative Diskussion über relevante Themen und Inhalte einer Allgemeinbildung, die durch eine starke Fokussierung auf (betriebliche sowie Geld-) Ökonomie keineswegs gelöst wird. Vielmehr deutet sie die Lebendigkeit eines bildungspolitischen Diskurses an, der sich in unterschiedlichen Kontexten ergibt und auch in anderen Fächern problematisiert wird (siehe weiterführend Hofhues, 2013, S. 291 ff.).

Literatur

  • EU-Kommission (2006). Mitteilung der Kommission an den Rat, das Europäische Parlament, den Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen. Umsetzung des Lissabon-Programms der Gemeinschaft: Förderung des Unternehmergeistes in Unterricht und Bildung, KOM(2006) 33 endgültig, 13.2.2006. Brüssel: Europäische Kommission.
  • EU-Kommission (2003). Grünbuch Unternehmergeist in Europa, KOM(2003) 27 endgültig, 21.1.2003. Brüssel: Europäische Kommission.
  • EU-Kommission (2001). Grünbuch Europäische Rahmenbedingungen für die soziale Verantwortung der Unternehmen, KOM(2001) 366 endgültig, 18. 7. 2001. Brüssel: Europäische Kommission.
  • Hofhues, S. (2013). Lernen durch Kooperation: Potenziale der Zusammenarbeit von Schulen und Unternehmen am Beispiel eines Schule-Wirtschaft-Projekts. Reihe Ökonomie und Bildung. Schwalbach: Wochenschau.
  • Lobenstein, C. (2013). Die Ahnungslosen. An deutschen Gymnasien lernen Schüler kaum etwas über Wirtschaft und Finanzen. Warum eigentlich nicht? DIE ZEIT. 8. 14.02.2013, 29.

Schriftliches zum Jahresende

Das Jahresende naht und ich will noch rasch auf ein paar Veröffentlichungen hinweisen, in die – über das Jahr 2012 verteilt – viel Energie geflossen ist.

So ist unter anderem der Tagungsband zur Jahrestagung des Hochschulverbundes Distance Learning (HDL) in den letzten Tagen online gegangen, der wie die Veranstaltung selbst mit „Fernstudium und Weiterbildung. Zwischen Medienlust und Medienfrust“ betitelt ist. Der Beitrag von Christine Hoffmann und mir bietet Einblicke in das Mediencurriculum an der HAW Hamburg, an dessen Konzeption und Implementierung ich bis September 2012 beteiligt war und in drei kleineren Projekten im Hintergrund immer noch bin. Er baut auf unserem Text zur Edulearn 2012 auf und ergänzt diesen um den (sicher nur kurz angerissenen) theoretisch-konzeptionellen Diskurs zu Medien- und Informationskompetenzen. Am Ende stellen wir die offene Frage nach Partizipationsmöglichkeiten im Implementierungsprozess, die sich immer dann stellt, wenn man nicht nur Qualifizierungsmöglichkeiten für Lehrende und Studierende, sondern auch günstige (Rahmen-)Bedingungen für einen Lernkulturwandel an der Hochschule bzw. an einer Fakultät schaffen möchte. (zum Tagungsband als .pdf)

Ebenfalls erschienen ist die medien + erziehung (merz) Wissenschaft 2012, in der sich dieses Jahr ein Beitrag von Mandy Rohs und mir findet. Im Artikel wenden wir uns dem Handeln in (formal organisierten) Medienprojekten zwischen Medienbildung und ökonomischer Bildung zu und suchen nach konzeptionellen Gemeinsamkeiten (und Unterschieden). Der Beitrag greift dabei eine Diskussion auf, die sich bei Medienprojekten häufig stellt: Werden „nur“ Medienkompetenzen gefördert oder werden auch andere Kompetenzen entwickelt? Immerhin hat das Projektlernen seinen Ursprung in ökonomisch orientierten Ansätzen und zeichnet sich pädagogisch-didaktisch durch Handlungsorientierung aus, sodass Disziplinen-übergreifende Schnittmengen sichtbar sind und in zunehmendem Maße auch thematisch-inhaltlich zwischen Medien- und Wirtschaftspädagogik/-didaktik deutlich werden. Diese Überlegungen passen daher gut in ein Heft der merz Wissenschaft, das dieses Mal mit „Medienhandeln in globalisierten und multilokalen Lebenswelten“ überschrieben ist und von Friedrich Krotz herausgegeben wurde. (zum aktuellen merz-Heft)

Da ich ja einen schon länger anhaltenden disziplinären Spagat wage, kommt es nicht von ungefähr, dass die ökonomische Bildung Gegenstand einer dritten Veröffentlichung ist. Mit dem Beitrag „Entwicklung sozio-ökonomischer Kompetenzen im Kontext schulischer Projektarbeit“ fasse ich zentrale Befunde des dritten Kapitels meiner Dissertation zusammen, welcher kürzlich im Tagungsband zur diesjährigen Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für ökonomische Bildung veröffentlicht wurde. (zur Website des Wochenschau Verlags)

Das Jahr war vielfältig, auch weil ich zusätzlich zu allen Texten mit Mandy kurzfristig eine Rezension zum Herausgeberband „Digital native oder digital naiv? Medienpädagogik der Generationen“ für die neue Zeitschrift Medien & Altern zugesagt hatte, die seit wenigen Wochen ebenso verfügbar ist. (zum aktuellen Heft der Medien & Altern)

Rezension: E-Portfolios in der universitären Weiterbildung

Über den Sommer hatte ich die Gelegenheit, mich intensiv mit Klaus‚ Diss zu „E-Portfolios in der universitären Weiterbildung“ auseinanderzusetzen. An der Arbeit haben mich unterschiedliche Aspekte interessiert, unter anderem ging es mir um Szenarien für den E-Portfolio-Einsatz, aber auch um mögliche Hinweise zum Transfer des entwickelten Kremser Modells in andere Kontexte. Letzteres hat auch damit zu tun, dass ich mich täglich mit dem E-Portfolio-Einsatz auseinandersetze, allerdings weniger, um ein Werkzeug (unter mehreren) in den Studien- bzw. Lehr-Lernalltag zu integrieren, sondern vielmehr um Antworten auf pädagogische Fragen und Herausforderungen zu finden. Diese werden z.B. in unserer AG Theorie-Praxis-Transfer diskutiert, kommen mir aber auch in Gesprächen mit Lehrenden oder in Workshops regelmäßig „unter“. Insofern war die Lektüre der Arbeit aus unterschiedlichen Gründen interessant und bot die Gelegenheit zur Rezension, die jetzt in der MedienPädagogik erschienen ist.

Rezension: „Medienprojekte für sozialpädagogische Berufe“

In einem wissenschaftlich tätigen Umfeld macht man zwei Dinge regelmäßig: (1) Quellen lesen und (2) diese bewerten. Dabei fällt die Wahl von geeigneter Lektüre oft schwer. In manchen Bereichen kennt man sich besser aus, der Griff zu wichtiger, kontrovers diskutierter oder innovativer Literatur fällt vergleichsweise leicht. Etwas komplizierter wird es, wenn man sich Themen oder Bereiche erschließt, die vielleicht Neuland sind. Dies betrifft Wissenschaftler und Wissensarbeiter gleichermaßen, auch wenn wissenschaftlich tätige Personen mitunter „näher dran“ an bestimmten Themenbereichen sind. Das merkt man immer dann, wenn man Literatur rezipiert, die eher aus praktischen Erfordernissen entstanden sind. Dort wird oft ein anderer Schwerpunkt in der Diskussion gelegt. Jedenfalls fiel mir dieses einmal mehr auf, als ich die Rezension für das Buch „Medienprojekte für sozialpädagogische Berufe“ verfasst habe. Medientechnische Fragen stehen hier gegenüber umfassenden medien- und sozialpädagogischen Fragen klar im Vordergrund. Letzteres ist jedoch der Blick, mit dem ich als Rezensentin eine Publikation wie diese anschaue: Inwiefern werden wissenschaftliche Erkenntnisse in die Praxis überführt? Welche Bedeutung haben praktische Überlegungen für eine (mögliche) wissenschaftliche Diskussion? Speziell diese Überlegungen zu Reflexion und Möglichkeiten des Transfers kamen mir dann auch im o.g. Buch (neben weiteren Aspekten) etwas zu kurz. Eine detailliertere Einschätzung positiver und negativer Aspekte findet sich in der zugehörigen Rezension, die jetzt bei socialnet online zur Verfügung steht.