Run auf Lehrveranstaltungen: Woran liegt's?

Jetzt ist sie also vorbei, die Anmeldephase für das Wintersemester 2009/2010, und ich kann mich nicht beklagen: Selten fand ein so großer Run auf meine Seminare statt. Um dem einigermaßen gerecht zu werden, habe ich mich vor ein paar Minuten entschieden, die Teilnehmerzahlen auf 30 pro Seminar hochzusetzen. Auf diese Weise haben kurzfristig ein paar mehr Studierende die Chance, an den einzelnen Lehrveranstaltungen teilzunehmen. Ich freue mich natürlich riesig über den Zulauf, frage mich aber auch selbstkritisch, woran das liegt. Mit Sicherheit braucht eine Vielzahl der Studierenden die Punkte und meine Veranstaltungen passen ins Modul. Mit Sicherheit liegt es auch am projektorientierten Arbeiten, dass ich im Regelfall anbiete und was den Teilnehmerinnen und Teilnehmern großen Spaß bereitet. Am meisten glaube ich aber, dass es an den Themen liegt, die ich dieses Jahr im Angebot habe, denn: Mit Seminaren, die an der Schnittstelle von Bildungswissenschaft und Kommunikationswissenschaft sind, liegt man hoch im Kurs. Das hat zwei Gründe: Einer davon ist historisch gewachsen und auf eine leicht veränderte Zusammensetzung von Lehrveranstaltungen zurückzuführen (durch Professorenwechsel). Der andere Grund ist meiner Ansicht nach, dass man mit Angeboten im Schnittstellenbereich mehr Studierende erreicht, weil sowohl die an bildungswissenschaftlichen Fragestellungen interessierten ins Seminar kommen als auch diejenigen, die eher kommunikationswissenschaftlich ausgerichtet studieren. Für mich zeigt die Veranstaltungswahl jedenfalls auf, dass man Überschneidungspunkte, die bei den Kernfächern im MuK-Studiengang bestehen, stärker nutzen sollte, um Gemeinsamkeiten (und Unterschiede!) der einzelnen Fächer aufzuzeigen. Zu selten gibt es an der Universität Veranstaltungen, die Fragestellungen unterschiedlicher Fächer in einem Seminar kombinieren und diese vor dem Hintergrund einzelner Phänomene diskutieren.

Seminarergebnisse und geistiges Eigentum – ein paar (Vor-)Überlegungen

Wenn man wie ich regelmäßig Lehrveranstaltungen in Kooperation mit externen Partnern durchführt, muss man sich zwangsläufig irgendwann die Frage nach der Verwertung der entstandenen Ergebnisse stellen. Die Auseinandersetzung mit dem geistigen Eigentum ist dabei nicht neu: Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass wir als Studierende oftmals an Punkte angelangt sind, wo wir die Seminarergebnisse – teils mit, teils ohne Aufwandsentschädigung – an Dritte abtreten sollten. Schon damals fand ich das kritisch, denn schließlich kann der Dozent nicht pauschal über die Ideen der Studierenden bestimmen. Auch die beteiligten Organisationen, oftmals Unternehmen, hatten an mancher Stelle wohl mehr den eigenen Profit als den bildenden Kern der Kooperationsveranstaltung im Sinn.

Jetzt, ein paar Jahre später und in umgekehrter Funktion, bin ich wieder an den Punkt des Umgangs mit Lehrveranstaltungsergebnissen angekommen. Und erstmals richten sich diese Überlegungen komplett in die Zukunft, nämlich an im Wintersemester bevorstehende Veranstaltungen. Meine Grundüberzeugung, dass die Ideen den Studierenden gehören, hat sich dabei nicht verändert. Wohl aber denke ich darüber nach, wie ich als Dozentin bereits im Vorfeld Erwartungen und Hoffnungen von Organisationen auf der einen Seite berücksichtigen, aber eben auch die Perspektive der Studierenden auf der anderen Seite ausreichend integrieren kann. Denn das Urheberrecht spricht eine klare Sprache, wie mir unsere Rechtsabteilung in der vergangenen Woche versichtert hat:

„Das Urheberrecht an den von Studierenden erstellten Seminarleistungen steht regelmäßig den Studierenden selbst zu, nachdem es sich dabei regelmäßig um selbständig zu erstellende Prüfungsleistungen handeln wird. Insoweit sind die Studierenden frei, daran Nutzungsrechte zu übertragen. Insbesondere bestehen irgendwie geartete Ansprüche auf Übertragung von Nutzungsrechten an die Universität nicht. Im Gegenteil darf hier keine Verknüpfung zwischen dem Prüfungszweck und einer Nutzungsvereinbarung bestehen.“ (Aussage Rechtsabteilung, Universität Augsburg)

Eine derartige Einschätzung hilft mir dabei, im Vorfeld der Veranstaltung an alle Beteiligten klar zu kommunizieren, dass ich als Dozentin keine pauschale Abtretungserklärung unterzeichnen werde. Denn es liegt primär an den Studierenden, ob und unter welchen Bedingungen sie die Nutzung schließlich an Dritte übertragen. Meine Aufgabe wird es später (und im Falle positiver Ergebnisse) sein, zwischen den unterschiedlichen Gruppen zu vermitteln und für die verschiedenen Blickwinkel zu sensibilisieren. Mitunter kann die weitere Verwendung der Seminarergebnisse ja durchaus gut sein; manchmal bleibt aber auch ein fades Gschmäckle übrig… und das würde ich im Sinne aller Beteiligten gern vermeiden.

… und die Uni rückt zusammen

Die Arbeiten am KaffeePod gehen – trotz Ferien – gut voran. Die Studierenden produzieren fleißig die ersten Pods und auch die Begleitstudiumsteilnehmer basteln engagiert an der Website. So konnten wir in der letzten Zeit einiges an Content fertig stellen; die Seite selbst ist in der Mache und wird aller Voraussicht nach Mitte September (passend zur Jahrestagung der Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft – GMW) online gehen. Bis dahin ist nicht mehr viel Zeit, sodass bei allen Beteiligten die Spannung steigt. Schließlich ist der Zeitpunkt des Launches stets ein besonderer Moment.

Hinzu kommt, dass wir (d.h. Tamara und ich) auf der Tagung erstmals das hinter dem KaffeePod stehende Konzept vorstellen: Im Vordergrund steht dabei das Zusammenspiel von Seminar und Begleitstudium, das sich unserer Meinung nach sehr förderlich auf die Projektarbeit auswirkt. Studierende können am realen Kontext und in selbstorganisierter Projektarbeit Mediaplanung und -produktion lernen; Ähnliches gilt für die Teilnehmer im Begleitstudium, die vor allem ihre praktischen Kenntnisse und Fähigkeiten im Bereich von Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie von Layout und (Web-)Design erweitern können.

Darüber hinaus wollen wir herausstellen, welches Potenzial das Medienprodukt „KaffeePod“ für die Hochschulentwicklung hat. Schließlich werden viele Personen aus der Universität Augsburg in diese Medienproduktion integriert und zahlreiche Projektpartnerschaften währenddessen geschlossen. Die Idee, über die Arbeit am KaffeePod stärker für die Sichtweisen anderer Fachbereiche und Disziplinen zu sensibilisieren, stößt dabei vorwiegend auf positive Resonanz. Wie bei jedem Organisationsentwicklungsprozess üblich, gibt es natürlich auch Gegner und Personen, die sich weder inhaltlich noch durch ihre Stimme in der Hörspielproduktion wieder finden möchten. Dies soll hier nicht verschwiegen werden, obschon wir erkennen, dass die netten Reaktionen deutlich überwiegen.

Inwiefern nun vom KaffeePod-Projekt (interne) Hochschulentwicklung ausgeht, müssen wir weiter beobachten und ggf. auch in angehängten Forschungsarbeiten (z.B. thematisch passende Abschlussarbeiten) klären. Der derzeitige Stand deutet aber darauf hin, dass neben der intendierten Wirkung auf Lernen und Kompetenzentwicklung der Studierenden sowie für die Hochschul- und Wissenschaftskommunikation Prozesse im Bereich der Organisationsentwicklung angestoßen werden. Eine schöne Entwicklung, wenn unter dem Deckmantel der Studien- und Berufs(weg)orientierung für Jugendliche und junge Erwachsene die Universität als Ganzes näher zusammenrückt.

PS: Die Bedeutung von Kommunikation im Prozess der Hochschulentwicklung wird übrigens in einem Artikel von Sigrun Nickel („Hochschulmodernisierung ist Kommunikation“, S. 230–241) näher umrissen. Die Ausführungen sind zwar schon etwas älter (von 1999), aber inhaltlich durchaus aktuell und von daher als Lektüre empfehlenswert.

Präsentieren über alles

Manchmal könnte man den Eindruck haben, dass das lebenslange Lernen vor allem in Form von immer schöner werdenden PowerPoint-Präsentationen seinen Ausdruck findet. So kann auch ich von mir behaupten, mit der Verschönerung meiner Folien vergleichsweise viel Zeit zu verbringen – vergleichsweise zum Inhalt, denn der ist oft schnell beisammen. Das liegt natürlich auch daran, dass ich die visuelle Erscheinungsweise meiner Folien einigermaßen wichtig finde und mich inhaltlich (hoffe ich) auskenne.

Obwohl ich gern Folien bastle und mir das gut von der Hand geht, habe ich in diesem Semester wieder öfter Zettel und Stift bzw. die Tafel zur Hand genommen. Auf die Weise ist im „Du bist Deutschland“-Seminar z.B. ein Tafelbild zu Anforderungen an Non-Profit-PR oder im „w.e.b.Square“-Seminar ein Schaubild zum Eventmanagement entstanden. Natürlich hätte ich das Ganze auch als PowerPoint vorbereiten können, meine aber, dass sich die Studierenden auf diese Weise viel besser in das Thema eindenken konnten. Darüber hinaus haben wir über Ideen diskutiert, die in Artikeln etc. bisher nicht allzu ausführlich besprochen wurden. Auch hier ein klarer Mehrwert gegenüber der Frontallogik einer Präsentation (ich stehe vorn/Studierende hören zu) und offensichtlich ein Vorbild dafür, dass sich manche Studierende trauen, ihre Ideen ohne Folien vorzustellen. Stark!

Abgesehen davon bin ich nicht die Einzige, die das Präsentieren über alles an manchen Stellen für ungünstig hält. So haben wir auch gestern im Doktorandenkolloquium lange darüber diskutiert, was Präsentieren eigentlich heißt und was gutes Präsentieren tatsächlich beinhaltet. Unser Eindruck: Es geht oft um die Show, weniger um die dahinter stehenden Inhalte. Aus unserer Sicht ist das durchaus bedenklich, denn: Neben der Fähigkeit, eine Präsentation zu gestalten, geht es eindeutig auch darum, Inhalte gut strukturiert darzubieten, sie nicht so stark zu verkürzen, dass sie völlig interpretationsoffen sind. Zudem ist es wichtig, auf Fragen angemessen (und nicht beleidigt) reagieren und letztlich seinen Standpunkt argumentativ vertreten zu können (siehe weiterführend eine Zusammenstellung bei Stangl-Taller). Etwas Show darf sein, gerade wenn man Zuhörer/-schauer in seinen Bann ziehen will. Aber Vorsicht vor übertriebener Performance: Zumindest an der Uni kann man schnell herausfiltern, wer wirklich Ahnung hat und wer nur vorspielt, diese zu haben.

Eine Anekdote zum Schluss: Nicht lange ist es her, da entstand im studiVZ eine neue Gruppe: „Ich studiere PowerPoint.“ Das mit den Gruppenbildungen ist an sich nichts besonders, gründen sich doch Tag für Tag vermutlich tausende neuer Gruppen im studiVZ. Interessanter ist deshalb der Gruppenname und, wie der Lateiner sagt, nomen est omen: Denn die Gruppe ist eine Schöpfung von MuK-Studierenden aus Verzweiflung über den Stellenwert des Präsentierens in ihrem Studiengang… und ein Ausdruck ihres gefühlten Lernerfolgs.

Das Projekt "studentische Tagung"

Gestern war es wieder soweit: Die 2. w.e.b.Square-Tagung stand an – ich hatte im Vorfeld bereits mehrfach über den Stand der Dinge bzw. die wachsende Vorfreude berichtet. Und natürlich hat auch das PR-Team dafür gesorgt, dass wir einiges an Öffentlichkeit für das Projekt gewonnen haben. Das ist klasse, denn ohne die nötige Aufmerksamkeit würde es an der Uni wohl nie gelingen, Studierende zum Kommen zu begeistern. So auch gestern: Während der drei Sessions waren immer um die 40 bis 50 Gäste da; etwa die Hälfte der Studierenden stammte dabei aus meinem Seminar, die andere Hälfte setzte sich zusammen aus interessierten Studierenden und einigen Lehrenden vom Institut für Medien und Bildungstechnologie. Das Publikum wechselte von Session zu Session und am Ende durften wir noch eine auswärtige Gruppe um Christian Spannagel begrüßen, was mich natürlich besonders gefreut hat. Auch die Presse (Augsburger Allgemeine) war vertreten.

Inhaltlich sind mir vor allem zwei Dinge aufgefallen:

  1. Die erhebliche Diskussionsbereitschaft. Mit dem Kontext der Tagung, nämlich Open Educational Resources (kurz: OER), haben wir thematisch Neuland betreten: Kaum ein Studierender hatte vor der Tagung davon gehört oder konnte sich auch nur annähernd etwas darunter vorstellen. Umso erfreulicher ist daher die erhebliche Diskussionsbereitschaft, die die gestrige Veranstaltung aus meiner Sicht auszeichnete. Zu erkennen war zwar auch, dass vor allem die anwesenden Lehrenden bzw. Univertreter eine Diskussion anzetteln mussten; im Anschluss haben sich aber viele Studierende eingebracht und teils sehr heftig mitdiskutiert. Ein großer Diskussionspunkt war unter anderem die Haltung der Studierenden: Hat die Bologna-Reform diese tatsächlich verändert oder gibt es nicht seit langem unterschiedliche Kulturen, die das Teilen von Wissen auf Ebene der ganzen Universität erschwert? Konträr auch die Meinungen zur Open University und der Begriffsverwendung: Ist „open“ mit „frei“ zu übersetzen? Wie muss man das Label „open“ verstehen? Fragen, die neue Fragen aufwerfen und folglich (zunächst) ungeklärt bleiben.
  2. Der studentische Blick. Aus Lehrendensicht fand ich den gestrigen Nachmittag auch deshalb interessant, weil man von Beteiligten selbst erfährt, wie sie über bestimmte Bestrebungen an der Hochschule nachdenken. Dies war zum Beispiel beim Thema „informelles Lernen“ der Fall, wo das Augsburger Begleitstudium kritisch angesprochen wurde.  Aber nicht nur die kritische Reflexion war aufschlussreich, sondern auch das, was zum Thema „Begleitstudium“ bei den Studierenden ankommt… nicht immer das, was wir uns wünschen. Auch hier also ein Anknüpfungspunkt für uns, eigene Aktivitäten (noch) studentengerechter aufzubereiten.

Einen schönen Abschluss fand die Tagung mit der Verleihung des Best Paper Awards, der für den Vortrag von Jacqueline Bönisch vergeben wurde. Interessanterweise drehte sich dieser um die Net Generation, die seit einiger Zeit auch in der wissenschaftlichen Community heiß diskutiert bzw. kritisch beäugt wird. Liebe Jacqueline, Dir herzlichen Glückwunsch!

Wie kam es eigentlich zur w.e.b.Square-Tagung?

Da wir uns in Augsburg stark um die Einbindung von Studierenden bemühen, haben wir schon länger über das Projekt „studentische Tagung“ nachgedacht; eine Möglichkeit zur Umsetzung ergab sich schließlich durch die Anbindung an die wissenschaftliche Online-Zeitschrift „w.e.b.Square“ und das zugehörige Seminar „w.e.b.Square – wissenschaftliches Publizieren im Netz“. Im Rahmen dieses Seminars organisieren die Studierenden (fast schon „traditionell“) die w.e.b.Square-Tagungen: Sie werden Referent, PR-und Event-Manager, Cutter etc. – auf einer Konferenz gibt es viele Rollen, in die man als Studierender schlüpfen kann. Allein die Inhalte der Tagung sind (durch mich) gesetzt, um die sehr kurze Vorbereitungszeit (drei Monate) nicht mit langen Recherchen zu belasten. Denn die Entscheidung, etwas auf die Agenda zu setzen, ist schwer und dauert lange – zumindest für diejenigen, die sich nicht jeden Tag mit der Materie auseinander setzen. Dazu muss man eins wissen: Am Seminar nehmen ausschließlich Bachelorstudierende teil. Im Regelfall sind sie im dritten oder im fünften Semester und haben weder große Erfahrung mit den Inhalten (dieses Mal: OER) noch mit der Organisation von Events. Man sollte sie also langsam an das Projekt „studentische Tagung“ heranführen und nicht überfordern. Hinzu kommt, dass das Projekt Teil eines Seminars ist und die Aktivitäten allein schon deshalb im Verhältnis stehen sollten. Im Seminar selbst bekommen die Studierenden eine Menge Handwerkszeug und theoretisches Hintergrundwissen für die Organisation des Events „Tagung“ geliefert (siehe dazu Kick-off-Präsentation, S. 13).


Der Höhepunkt des Seminars ist die Konferenz selbst; in der letzten Sitzung (Februar) werden wir alles nochmals Revue passieren lassen und ich natürlich sehr genau zuhören, wie den Studierenden das Vorgehen im Seminar und schlussendlich die Tagung gefallen hat. Gespannt bin ich vor allem auf die Hinweise von den Referenten, denn sie mussten jeder drei Korrekturschlaufen bis zur Veröffentlichung auf w.e.b.Square „aushalten“ – ein intensives Feedback, dass zwar viele Lehrende gern geben würden, es aber oft an Zeitmangel scheitert, sich an der Stelle stärker einzudenken (ich habe dafür beispielsweise meine Weihnachtsferien geopfert). Das Ergebnis „Tagungsband“ kann sich jedenfalls wieder sehr gut sehen lassen… mit der Einschränkung, dass die Veröffentlichung eines gemeinsamen Werks im Vordergrund stand und folglich nicht jede Publikation gleich herausragend sein kann.

PS: Wer mehr über die Vorträge und über die Gedanken der Studierenden erfahren will, kann sich im Veranstaltungs-Blog schlau machen. Und natürlich mitdiskutieren… denn die Kommentare sind frei!

Neues zum Thema "Kuschelnoten"

Wer kennt sie nicht: Kuschelnoten. In dem einen oder anderen Seminar wird mit besonders guten und wenig differenzierten Noten um sich geworfen, um der bisweilen schwierigen Bewertung der Studierendenleistung aus dem Weg zu gehen. Des einen Freud ist dabei des anderen Leid: Während sich der Easy-Going-Student über prima Noten freut, ist der engagierte Mitdenker empört über den wenig gerechten Umgang mit der von ihm erbrachten Leistung. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Es ist tatsächlich einigermaßen kompliziert, faire Noten zu finden. Allein Feedbackstrukturen helfen dabei, die Leistung für alle fair und transparent zu bewerten (Alex hat in seinem Blog schon des öfteren darüber berichtet, u.a. zu Bewertungskriterien bei Referaten). Blöd ist nur, wenn man der eigenen Transparenz zum Opfer fällt. So ist jetzt beispielsweise an der FH Hildesheim ein Professor aufgefallen, der komplett auf Prüfungen verzichtet. Problem: Er setzt nicht etwa andere Formen des Assessments ein, was ja zu befürworten wäre, sondern ist schlichtweg zu selten anwesend, um ordentliche Noten zu verteilen (der Uni-Spiegel berichtet). Kein Wunder also, dass er seiner mangelnden Lehrbereitschaft irgendwann selbst zum Opfer fallen musste.

Die Macht der "Buzzwords"

Ja, auch ich habe es unlängst erfahren. Buzzwords, zu Deutsch Schlagwörter, üben ihren ganz eigenen Reiz aus. Sie sind sogar so mächtig, dass sie Entscheidungen von Studierenden immens beeinflussen. Nehmen wir an, es ist Uni und Zeit, sich für Seminare anzumelden. Man hat die Qual der Wahl: Veranstaltungen im Überfluss, mehr oder weniger zumindest, keine oder kaum Orientierung, welche Inhalte spannend sind oder welche Dozenten gute Lehre machen. Da kommen die Schlagwörter ins Spiel. Die Qual der Wahl leicht gemacht. Oh, PR, toll! Da will ich rein. Ich hoffe, dass wenigstens ein paar Studenten wegen den Inhalten, der Kooperation mit einem externen Partner (wer das ist, wird noch nicht verraten ;-)) und vielleicht auch wegen mir in mein Seminar kommen. Ich bleibe zuversichtlich. Liebe Seminarteilnehmer: Wenn Ihr das lest, belehrt mich gern eines besseren!

Corporate Citizenship – bürgerschaftliches Engagement oder PR-Maschinerie?

In Vorbereitung auf mein gleichnamiges Seminar im Sommersemester lese ich gerade einige Artikel zum Thema Corporate Social Responsibility (CSR), Corporate Citizenship, Corporate Dings und Bums. Auf mich trifft dabei das übliche Phänomen zu: Je mehr ich mich informiere, desto weniger durchblicke ich den Dschungel mannigfaltiger Definitionen und unterschiedlicher Ansätze. Letzteres hat viel mit der Herkunft der Ergebnisse zu tun: Während sich betriebswirtschaftlich orientierte Studien zu CSR zumeist mit dem Return-on-Investment beschäftigen, untersuchen politikwissenschaftliche Studien v.a. den Nutzen unternehmerischen Engagements für die Gesellschaft. Corporate Volunteering kommt selten, aber doch mit zunehmender Tendenz zur Sprache, wenn es um wirtschaftspädagogische Inhalte geht (Stichwort: Personalentwicklung). Ein gemeinsamer Nenner aller Ansätze findet sich ohne Zweifel darin, dass sich Unternehmen als „guter Bürger“ für ökologische, ökonomische und soziale Zwecke einsetzen sollten (siehe „Drei-Säulen-Modell„). Nicht zuletzt deshalb schwappt seit den 1990er Jahren die CSR-Welle aus den USA zu uns herüber. Schwalbach und Schwerk (2008) verweisen etwa auf eine McKinsey-Studie, der zufolge 84 Prozent der 4238 befragten CEOs aus 116 Ländern der Meinung sind, „Unternehmen sollten eine Balance zwischen ihrer Verantwortung gegenüber den Shareholdern und der Gesellschaft herstellen“ (ebd., S. 1). Eine überraschend hohe Quote, wie ich finde. Unklar ist für mich weiterhin, inwieweit das unternehmerische Engagement nachhaltig ist oder, anders formuliert, es Unternehmen allein um Ablenkungsmanöver von schlechtem Image etc. geht. Ich hoffe, dass ich spätestens durch unsere kleinen Studien im Seminar etwas schlauer werde…

Viva w.e.b.Square!

Ich hätte es kaum für möglich gehalten, aber in den Ferien bin ich tatsächlich nicht zum Bloggen gekommen. Neben allen Weihnachtsfeiern und dem typischen Freunde-und-Bekannte-Treffen habe ich mich bewusst rar gemacht – allein die Artikel aus meinem aktuellen Seminar „w.e.b.Square – wissenschaftliches Publizieren im Netz“ habe ich korrigiert. Schließlich ist es Teil des Konzepts, dass die Studierenden vor der endgültigen Abgabe ihrer Texte eine Art Beta-Version einreichen können. Dieser Artikel wird dann auf Herz und Nieren überprüft: Stimmen die Inhalte? Wird der rote Faden eingehalten? Sind alle Quellenangaben korrekt? Etc. Alle Anmerkungen oder auch Anregungen, die mir ein- oder auffallen, werden an die Seminarteilnehmer weitergegeben. Auf diese Weise möchte ich etwas anbieten, was man an der Uni selten findet: Rückmeldungen auf die eigene Leistung zu bekommen, ohne den Druck einer guten oder schlechten Note zu verspüren. Ich schreibe daher immer ein inhaltliches Feedback, was die wissenschaftlichen Artikel im Ganzen bewertet und ein detailliertes Feedback mit Hilfe der Kommentarfunktion in MS Word (die vielen roten Anmerkungen sorgen nicht selten für Irritationen). Das Review-Verfahren hat neben dem didaktischen Aspekt noch ein weiteres Ziel: die Veröffentlichung. Alle im Seminar produzierten Inhalte sollen auf der eigens organisierten Tagung „Innovation trifft Tradition – Hochschule im 21. Jahrhundert“ vorgestellt werden. Im Rahmen dessen wird auch ein professionell gestaltetes Tagungsband entstehen.

Das Tagungsband ist im Übrigen ein erster Schritt zum w.e.b.Square-Relaunch: Wir wenden uns in Kürze einem neuen Format zu, dem wissenschaftlichen E-Journal. Eine Plattform wie w.e.b.Square funktioniert nämlich kaum wie ein „normales“ wissenschaftliches Magazin im Internet, was beispielsweise täglich neue Inhalte hervorbringt. Dafür sind wir aufgrund unserer Leitidee („von Studenten für Studenten“) zu sehr abhängig von den Semester-Rhythmen der Universität. Trotz neuem Format werden die w.e.b.Square-Inhalte natürlich gleich bleiben. Die Plattform soll schließlich herausragende studentische Arbeiten für ein breiteres Publikum zugänglich zu machen. Dies gilt für vorbildliche Bachelor- und Masterarbeiten, aber auch für andere innovative Leistungen von Studierenden. Neu wird allein die thematische Ordnung aller Arbeiten, wie wir es von anderen E-Journals bereits kennen.