Die Rolle des Lehrenden oder: wie sie unterschiedlicher kaum sein kann

Gestern fanden mehrere Kick-off-Veranstaltungen im Begleitstudium statt. Das ist an sich nichts Neues, gibt es doch Semester für Semester neue (studentische) Initiativen, die sich mit unserer Hilfe zusammentun oder von allein den co-curricularen Rahmen für Projektarbeit suchen. Dabei stehen immer die Studierenden und ihr überfachlicher Kompetenzgewinn im Fokus. In letzter Zeit kommt es jedoch häufiger vor, dass wissenschaftliche Mitarbeiter nicht nur das Mentoring, sondern auch die inhaltliche Leitung der Projekte übernehmen. Im Hinblick auf die Kompetenzentwicklung der Studierenden ist das nicht so dramatisch: Gerade zu Beginn eines Projekts wird der Mentor stark eingefordert und ist integraler Bestandteil des Teams. Leitungsfunktionen (und Rollen überhaupt) bilden sich erst langsam bei den Studierenden aus und können sich aufgrund des natürlichen Projektverlaufs laufend verändern. Ich sehe jedoch neue Anforderungen auf die Lehrenden durch die wachsende Zahl an Begleitstudiumsangeboten zukommen, denn sie müssen von ihrem Selbstverständnis eine ganz andere Rolle während dieser Projektarbeit einnehmen. So unterscheidet sich ihre Rolle beispielsweise auch von der Projektarbeit im Seminar: Während ich als Coach in einem Projektseminar einen eindeutigen Rahmen schaffe, innerhalb dessen sich die Studierenden bewegen können, muss ich im Begleitstudium darauf achten, möglichst offene Ziele zu geben, ohne dabei zu stark zu lenken. Immerhin sollen Entscheidungen im Team getroffen und nicht „von oben“ vorgegeben werden. Dies ist bisweilen schwierig, denn erfahrungsbedingt könnte man den Projekten viel mehr Struktur „verpassen“. Doch darum geht es nicht. Öfters muss ich mir daher selbst auf die Füße treten, die Studieren „einfach machen lassen“ und nur bei völlig falschem Vorgehen eingreifen. Anderen Lehrenden geht es ähnlich. Aufgrund der persönlichen Eindrücke sehe ich daher eine neue Anforderung auf das Begleitstudium zukommen, nämlich gewissermaßen eine Train-the-Trainer-Maßnahme, die über ein reines Informationsangebot über Chancen und Grenzen hinausgeht. Sensibilisierung für die unterschiedlichen Erwartungen und Bedürfnisse sowie für die Rollenthematik scheinen mir hier ein wichtige Stichworte, ohne bereits genau zu wissen, wie man dies möglichst elaboriert in einem Workshop vermitteln könnte. Erste Anforderungen haben Hannah und ich jedenfalls gleich nach den gestrigen Veranstaltungen diskutiert (praktisch, das mit dem geteilten Schreibtisch!).