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w.e.b.Square-Tagung – ein erstes Resümee

Mir juckt es unter den Nägeln, daher schildere ich trotz akuter Übermüdung schnell noch meine Eindrücke von der heutigen w.e.b.Square-Tagung 😉

Alles in allem glaube ich, dass die Veranstaltung nicht nur mir, sondern auch den anwesenden Studierenden gut gefallen hat. Das Tagungsformat mit Keynotes zu Beginn und am Ende, die thematische Ordnung aller Beiträge, das Engagement der Vortragenden etc. – es lassen sich viele Aspekte finden, die mich zu einem positven Gesamturteil bringen. Hervorzuheben sind aus meiner Sicht jedoch v.a. zwei Dinge: Erstens sorgte das Tagungsprogramm dafür, dass von Big Picture bis hin zur Studienrealität zahlreiche und miteinander vernetzte Themen bei allen Teilnehmern präsent waren. Man könnte jetzt kontern: „Das ist doch für eine Tagung nichts Ungewöhnliches!“ Stimmt. Aber im Kontext Hochschule und als bewusst initiiertes Lehr-/Lernszenario schon. Immerhin erhoffe ich mir, mit diesem didaktischen Rahmen mehr bieten zu können als ein typisches Blockseminar – das an der Uni oft zu kurz kommende (informelle) Lernen von- und miteinander stets im Blick. Zweitens ermöglichte das Setting zumindest teilweise einen Rollentausch: Während Studierende in herkömmlichen Seminaren Referate halten und die Interaktion mit Gleichgesinnten gering ausfällt, werden sie bei w.e.b.Square ein Stück weit als Experte angesehen – jedenfalls ändert sich die Wahrnehmung ggü. einem normalen Referat, wo schon mal das eine oder andere Gähnen zu hören ist. Um den Expertenstatus jedes Referenten zu unterstreichen, war ein Highlight auch der (Publikums-)Preis für den besten Vortrag. Dieser ging für eine ausgewogene Darstellung, abwechslungsreiche Präsentation und anregende Diskussion an zwei Studierende, die sich der Elitediskussion in Deutschland angenommen hatten. Klasse!

Bei aller Euphorie hätte ich mir gewünscht, es würden mehr Studierende zur Tagung kommen – an passender Event-PR konnte es jedenfalls nicht liegen. Vielmehr nehme ich an (und das habe ich auch von einigen Studierenden gehört), dass der Freitagnachmittag einfach für eine freiwillige Veranstaltung in der Uni sehr ungünstig ist. Mal liegt die Fahrt nach Hause an, mal war der Donnerstagabend auf den Uniparties zu lang. Für Studenten gibt es tausend Gründe, gerade am Freitag nicht mehr in die Uni zu gehen. Ich möchte das keinem verübeln – im Gegenteil: Sollten wir das Tagungskonzept unter der Leitidee „von Studierenden für Studierende“ weiter verfolgen – und davon gehe ich stark aus – müssen wir uns angesichts der wichtigen Studiengang-internen Resonanz einen anderen Tag auswählen. Die meisten MuK-Veranstaltungen finden mittwochs statt; möglicherweise wäre das ein besserer Termin? Nichts desto trotz soll eine etwas geringe Zahl an externen Gästen nicht darüber hinweg täuschen, dass ich die Tagungsidee nach wie vor für richtig halte. Viel zu selten wird interessanten Beiträgen von Studierenden ein angemessenes und motivierendes Forum geschaffen.

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Kommentar

  1. Hi Sandra,
    es freut mich, dass eure Tagung gut verlaufen ist (hatte ich aber ehrlich gesagt auch erwartet). Wie schon geschrieben, sehe ich in diesem didaktischen Szenario ebenfalls erhebliches Potential 🙂
    Um noch einen Grund zu ergänzen, weshalb die Besucher-Resonanz nicht so optimal war (aus meiner Sicht als „externer“ Gast): Für mich war der Termin relativ kurzfristig bekannt gegeben. Normalerweise sind die meisten Uni-Leute doch halbwegs flexibel, es kann aber auch so wie in meinem Fall sein, dass momentan recht wenig Zeit ist und deshalb nur langfristig geplante Termine beachtet werden. Was ich damit sagen will: Die Ansprache externer Gäste würde ich früher ansetzen.
    Liebe Grüße,
    Alex

  2. Lieber Alex,

    vielen Dank für den Hinweis – ja, infohalber habe ich Euch erst kurz vorher die konkreten Eckdaten durchgegeben – die Studierenden wussten dagegen früher über die Tagung Bescheid. Da diese im Kern angesprochen werden sollten, sehe ich die größten Schwierigkeiten im Termin an sich…

    Viele Grüße,

    Sandra

  3. Hi,
    mich freuts auch, dass es gut lief. Ich würde mir wünschen, dass es viel mehr von diesen Initiativen gibt. Aber vielleicht ist Mitte Januar, also kurz vor Semesterende mit vielen Prüfungen nicht der richtige Zeitpunkt. Wobei ich da auch dagegen halten muss, wenn mich etwas richtig interessiert, dann komme ich auch da, nur ist halt nicht jeder immer so motiviert ;-). Also wir haben bei unseren Konferenzen den Zeitpunkt gut geplant, wobei wir immer extra an einem Sonntag anfingen, weil die Manager sonst nicht aus dem Büro konnten, aber das ist glaube ich eine andere Zielgruppe….. dennoch weiterhin viel Erfolg!
    Gruß
    Roni

  4. Liebe Roni,

    ich stimme Dir zu – wenn mich etwas wirklich interessiert, dann komme ich auch an ungünstigen Terminen vorbei! Trotzdem kann ich es verstehen, wenn bestimmte andere Kriterien mit einbezogen werden. Mitten im Semester ist es gerade beim MuK nicht so einfach, nach Hause zu fahren. Gibt es dann ein günstiges Wochenende, fallen freiwillige universitäre Aktivitäten auch mal aus. Ich will jetzt keine neue Bologna-Diskussion anfangen (siehe hierzu Tobis Blog), aber es ist doch zu beobachten, dass freiwilliges Engagement – in welcher Form auch immer – kürzer ausfällt. Wir versuchen daher sehr stark, unseren (normativen) Anspruch an das Lernen mit den Bedürfnissen der Studierenden zu koppeln – inhaltlich, aber eben auch formal/organisatorisch.

    Viele Grüße,

    Sandra

  5. Hallo zusammen,

    nein, ich muss euch widersprechen. Es ist NIE der richtige Termin. Ähnlich ist es mit unseren Evaluationen zur Verbesserung der Lehre: Was haben wir schon alles ausprobiert: lang oder kurz, am Semsterende oder einige Zeit später, im Papierformat oder online – es hat alles nichts genutzt. Die Resonanz war trotzdem klein. Und ich prophezeie euch: Ihr könnt es am Mittwoch machen (dann heißt es: was für ein dummer Termin, da haben wir so viele Veranstaltungen), ihr könnt es morgens machen (ach, nein, ich schlafe lieber aus), ihr könnt es abends machen (geht nicht, da möchte ich weggehen)., ihr könnt zu Semestrebeginn machen (da muss ich mich doch erst mal orientieren) – es gibt keinen geeigneten Termin. Es ist eine Frage der Kultur: Da sind wir noch am Krieren und am Suchen – wir haben eine Umbruchphase: Die Studierenden fordern mehr von den Lehrenden, das ist ihr gutes Recht. Aber wir müssen auch die Studierendne fordern, ihr Engagement einfordern – nein, nicht von denen, die ohnehin schon so viel machen (wie Fachschaftsleute u.a.), sondern von der Mehrheit, die eben doch lieber nicht ganz so viel macht. Bildung ist ein Interaktionsgeschehen, Bildung fällt nicht vom Himmel und Bildung kann man nicht kosnumieren – auch nicht mit Studiengebühren kaufen, die muss man sich gemeinsam erarbeiten. Und da müssen wir dranbleiben und geduldig sein, müssen in dosierter Form fordern und an manchen Stellen auch Verpflichtungen setzen …. in der Hoffnung, dass dann auch die intrinsische Motivation dabei entsteht.

    Gabi

  6. Liebe Gabi,

    was für ein heeres Ziel 😉

    Aber ich stimme Dir zu – es könnte eine Frage der Zeit und unserer beständigen Plädoyers bzw. Aktivitäten sein: „Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht die Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten endlosen Meer.“ (Antoine de Saint-Exupéry)

    Viele Grüße,

    Sandra

  7. Liebe Sandra,

    aha, da sind ja schon einige Kommenatre zusammengekommen. Also zuerst liebe Sandra: danke für deinen Mut und deine überschießenden Kräfte! Denn nur so kommen andere in den Genuss, neue Lernsituationen an der Uni kennen zu lernen, an ihnen aktiv teilzunehmen, sie zu kritisieren. Und so kann sich Hochschullehre entwicklen.

    Ich selber konnte nur im mittleren Tagungsteil anwesend sein, aber der hat mir sehr gut gefallen. Auffallend sind die beängstigend professionellen Vorträge von jungen Semestern. Man kann sagen: das ist der neuen seelenlose Bologna Präsentationsstandard. Umso erfreulicher fand ich die Beiträge von „deinen“ Studenten, z.B. die Zwischenbemerkung des „web 2.0 Kollegen“, der sagte, dass er seine Haltung zu dem Thema geändert habe …“seine Haltung!“ … das ist doch das, was man sich durch eine kritische Auseinadersetzung mit einem Thema gerade im Unikontext erhofft. In das gleiche Horn bläst der Elitevortrag. Sicherlich auch angestoßen durch Basti Grünewald freimütige Positionierung entstand eine Unterhaltung zum Elitebegriff, wobei am Ende durchaus sichtbar war, dass junge Studenten gern auf ein bloßes „Eliteettiket“ verzichten, ihnen geht es vielmehr um Eigenleistung.

    Wenn man das Konzept so sieht, dann erscheint es ja recht rund zu sein: dicke Keynotes am Start und am Ende :-), Tradtion und Innovations-Klammer, Moderation, inhaltliche Vernetzungen, Paper Award etc. Mir schoß bei der Elitediskussion durch den Kopf, dass man vielleicht ein zwei Externe (Personaler, Zeitung) als Teilnehmer gewinnen kann. Ich weiß, dann hat man natürlich wieder den Erwartungserfüllungsdruck drin, aber auch das kann man thematisieren. Vielleicht stellt sich vieles von dem, was man an „realistischen“ Erwartungen als Student hat, als Illusion heraus. Exteren Stimmen können solche „Leichttumveranstaltungen“ beleben und ggf. auch korrigieren.

    Und so komme ich zur letzten Anmerkungen, die im Zusammenhang mit der Freitagsproblematik steht. Ich bin definitiv nicht der Meinung, dass man soche Veranstaltungen auf den goldenen Mittwoch legen sollte. Nein, Freitag ist der Tag, wo sich die Interessierten, die Neugierigen und Experimentierer treffen. Und so sollte man noch einen Schritt weiter gehen: warum nicht eben diesen Freitag als Chance benutzen und mit einem Begriff belegen: Excellenzfreitag (in Anlehnung an Toms Bemerkung) oder Augsburger Freitag. Man muss einfach sehen, dass ein Sandra Engangement wie dieses ein knappes Gut im Hochschulalltag ist und sein wird. Niemals wird es ein Massenphönomen sein, aus Ressourcengründen nicht und weil es keine 1000 Sandras gibt – und vielleicht ist das auch gut so. Aus dieser scheinbaren Not eine Tugend zu machen, wäre das Programm. Das klingt nach Notausgang, ist aber meine ich der rechte Weg zu einer lokalen Elite, welche in einem „frag-würdig-machen“ ein Hauptinventar ihrer Bildung sehen. Und mit rechter Bildung kann man auch morgen noch einen Blumentopf gewinnen – mit Sicherheit.

    Frank

  8. Hallo zusammen,

    zunächst mal denke ich, dass ich die Resonanz auf die Tagung gar nicht so schlecht empfinde. Es kommt ja nicht nur auf die Zahl der Besucher an, sondern auch darauf, wie sie als Publikum am Thema teilhaben. Und da sah es meines Erachtens ganz gut aus.

    Zudem muss man bedenken, mit welchen Ressourcen gearbeitet wurde: Wenig Zeit, wenig Geld, wenig Pomp. Initiativen wie die studentischen Medientage locken Studierende vor allem deshalb, weil sie groß und bekannt sind. Und ich denke, das ist auch für die w.e.b.Square-Tagung noch einiges zu machen. Gut, es müssen nicht die Medientage sein, aber mit mehr Vorlauf, externen Gästen (wir kennen ja schon ein paar Leute, die bestimmt kommen würden) und „tollerer“ Aufmachung ist da noch viel Potenzial. Vor allem wenn man sieht, was jetzt schon mit wenig Zeit, noch weniger Geld und einem nicht gerade einladenden Raum gleistet wurde.

    Ich freue mich auf die w.e.b.Square-Tagung 2009 im HS I mit Gästen (z.B. aus der Schweiz 🙂

    Tobi

  9. Lieber Frank,

    vielen Dank für die Blumen 🙂

    Ich möchte zwei Aspekte aufgreifen:
    (1) war (und bin) ich wie Du sehr überrascht, wie gut inzwischen alle MuK-Studierenden präsentieren können. Damit meine ich nicht, ein Programm wie MS PowerPoint an sich zu beherrschen. Ich meine vielmehr die unbestrittene Kompetenz, die zentralen Aussagen zu einem Thema angesichts geringer Vortragszeit auf wenige Folien zusammenzufassen, die Inhalte auf den Punkt genau vorzutragen und auf Nachfragen gelassen zu reagieren. Das war bei vielen Themen gewiss nicht leicht! Mich würde natürlich interessieren, wie viel davon in den den Erstsemesterworkshops („Kreativität in Wort und Bild“) gelernt wurde – aber das lässt sich wahrscheinlich nicht genau eruieren 😉
    (2) finde ich die Idee gut, dem Kind einen Namen zu geben („Augsburger Freitag“) und dadurch aus der Not eine Tugend zu machen (Terminproblematik). Aus meiner Beschäftigung mit Veranstaltungskontexten weiß ich immerhin, dass ein derartiges Motto auch für uni-externe Gäste ein Zugpferd sein könnte – ich denke da z.B. an Deinen Vorschlag, Personaler, Presse etc. einzuladen. Denn beim MuK-Infoabend „Beruf“ konnte man sehen, dass bei echtem Interesse und unmittelbar erfahrbarem Nutzen auch am Freitagabend zahlreiche Interessierte kommen (siehe hierzu auch Gabis Denkanstoss zu Learning Communities).

    Viele Grüße,

    Sandra

  10. Lieber Tobi,

    Du sprichst einen Punkt an, den ich bisher vernachlässigt hatte: das Budget. Die w.e.b.Square-Tagung wurde tatsächlich mit Null Geld angegangen! Infolgedessen konnte sie erst über eine Spende der Freunde der Universität Augsburg realisiert werden (für Flyerdruck, Getränke, Essen). Umso mehr freut mich, was wir – zugegeben in Verbindung mit Leistungspunkten – aus dem Seminarkontext heraus auf die Beine stellen konnten. Potenzial nach oben gibt es natürlich; ich habe die erste Konferenz auch eher als Testlauf gesehen, nach der wir über Weiterführung/Ausbau entscheiden. Und wenn wir erst mal so groß wie die Medientage sind, können wir auch Gäste aus der Schweiz einladen 😀

    Viele Grüße,

    Sandra

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