Der kleine, aber feine Unterschied

Eine Möglichkeit, im Unternehmenskontext Selbstkompetenz bzw. methodische und soziale Kompetenzen zu erlernen, stellt nach Pinter (2008) Corporate Volunteering (CV) dar. Klassische Seminare schulten an der Stelle schließlich nur „begrenzt“ (ebd., S. 198). Folglich funktioniert CV v.a. dann gut, wenn sich Mitarbeiter zunächst frei von ökonomischem Kalkül für gesellschaftliche Belange einsetzen dürfen. Das „moderne“ Ehrenamt dient noch besser als Instrument der strategischen Personalentwicklung, wenn der individuelle Einsatzwille von der Führungsebene eines Unternehmens explizit befürwortet und schließlich von engagierten Personen vor Ort umgesetzt wird. „Den wesentlichen Unterschied zu anderen Möglichkeiten des gesellschaftlichen Engagements im Rahmen von CSR macht dabei der persönliche Zugang der Mitarbeiter eines Unternehmens zur Gesellschaft aus.“ (ebd., S. 207) Der direkte Kontakt sensibilisiere für die Anliegen der jeweils anderen Seite und könne die Basis für ein besseres Verständnis/eine wertvolle Zusammenarbeit von Unternehmen und Gesellschaft sein. Wenn das Herstellen der viel beschworenen Win-Win-Situation gelingt, geht CV tatsächlich weit über das PR-Motto „Tu Gutes und rede darüber“ (Zedtwitz-Arnim 1961) hinaus.

Corporate Citizenship – bürgerschaftliches Engagement oder PR-Maschinerie?

In Vorbereitung auf mein gleichnamiges Seminar im Sommersemester lese ich gerade einige Artikel zum Thema Corporate Social Responsibility (CSR), Corporate Citizenship, Corporate Dings und Bums. Auf mich trifft dabei das übliche Phänomen zu: Je mehr ich mich informiere, desto weniger durchblicke ich den Dschungel mannigfaltiger Definitionen und unterschiedlicher Ansätze. Letzteres hat viel mit der Herkunft der Ergebnisse zu tun: Während sich betriebswirtschaftlich orientierte Studien zu CSR zumeist mit dem Return-on-Investment beschäftigen, untersuchen politikwissenschaftliche Studien v.a. den Nutzen unternehmerischen Engagements für die Gesellschaft. Corporate Volunteering kommt selten, aber doch mit zunehmender Tendenz zur Sprache, wenn es um wirtschaftspädagogische Inhalte geht (Stichwort: Personalentwicklung). Ein gemeinsamer Nenner aller Ansätze findet sich ohne Zweifel darin, dass sich Unternehmen als „guter Bürger“ für ökologische, ökonomische und soziale Zwecke einsetzen sollten (siehe „Drei-Säulen-Modell„). Nicht zuletzt deshalb schwappt seit den 1990er Jahren die CSR-Welle aus den USA zu uns herüber. Schwalbach und Schwerk (2008) verweisen etwa auf eine McKinsey-Studie, der zufolge 84 Prozent der 4238 befragten CEOs aus 116 Ländern der Meinung sind, „Unternehmen sollten eine Balance zwischen ihrer Verantwortung gegenüber den Shareholdern und der Gesellschaft herstellen“ (ebd., S. 1). Eine überraschend hohe Quote, wie ich finde. Unklar ist für mich weiterhin, inwieweit das unternehmerische Engagement nachhaltig ist oder, anders formuliert, es Unternehmen allein um Ablenkungsmanöver von schlechtem Image etc. geht. Ich hoffe, dass ich spätestens durch unsere kleinen Studien im Seminar etwas schlauer werde…

Eine Frage des Alters

„Harter Wettbewerb zwischen Unternehmen ist eher… gut“, geben zumindest 76 Prozent der befragten Jugendlichen mit Hochschulreife in einer repräsentativen Jugendstudie des Bankenverbandes (2006) an. Im Mittel aller Abschlüsse sind es immer noch 68 Prozent, die Tendenzen durch Globalisierung und Marktwirtschaft befürworten. Für mich bedeuten die Ergebnisse zweierlei. Einerseits zeigen die hohen Werte, dass Wirtschaft und entsprechende Prozesse bei jungen Menschen eher positiv besetzt sind. Zeiten, in denen skeptische Haltungen der Lehrer auf Schüler abfärbten, sind anscheinend vorbei. Andererseits zeigen die Daten aber auch, dass Wirtschaft v.a. deshalb sehr positiv bewertet wird, weil Jugendliche damit erhebliche (berufliche) Hoffnungen verknüpfen. Schließlich hatten sie in der Schule kaum Gelegenheit dazu, den weltweiten Wettbewerb selbst als positiv (oder als negativ) zu erfahren. Die unbekannte Größe „Wirtschaft“ wird somit auf einen hohen Thron gehoben – etwa nicht?

Online-Communities: Was Nutzer wollen

Neulich habe ich mich kritisch über Tendenzen im schülerVZ bzw. studiVZ geäußert. Insbesondere junge Nutzer seien dort bereit, viel zu viele Informationen über sich preis zu geben. Dies wird heute ein Stück weit bei Spiegel-Online revidiert. Im Artikel zu Online-Communities wird auf Basis einer Studie der FH Bonn-Rhein-Sieg aufgeschlüsselt, was Nutzer wirklich wollen. Positiv für mich ist die dort getroffene Einschätzung, dass sich die meisten Nutzer in Online-Netzwerken konservativer als oftmals angenommen verhalten: „Laut Studie kommunizieren 70 Prozent online fast nur mit Menschen, die sie ohnehin kennen – zum Teil über mehrere Plattformen hinweg.“ Offen bleibt nur, wer genau hinter den „Durchschnittnutzern“ steckt. Ich hege die Befürchtung, dass damit insbesondere die „Digital Immigrants“ (und eben nicht die „Digital Natives“) gemeint sind (siehe hierzu Prensky 2001).

Systemakkreditierung

Vor etwa einem Jahr durften Marko und ich am Modellprojekt Systemakkreditierung für die Publizistik-Studiengänge der Universität Mainz mitwirken. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir von der Idee, über ein unieigenes Qualitätswesen Studiengänge anzuerkennen, wenig gehört. Schließlich mussten wir in Bezug auf den MuK immer wieder vernehmen, wie eine „normale“ Akkreditierung eines Bachelor-/Masterstudiengangs aussieht (bzw. wie viel sie kostet!). Umso erfreulicher ist es daher für mich zu lesen, dass z.B. die Systemakkreditierung immer mehr Anhänger findet. So richtet das CHE im April 2008 eine ganze Veranstaltung zu alternativen Akkreditierungsmodellen auf Basis der Studie zu institutionellen QM-Systemen in Universitäten und Fachhochschulen aus. Möglicherweise tragen nämlich neuere Modelle, die u.a. die interne und externe Studierendenmeinung berücksichtigen, erheblich mehr zur Sicherung der Qualität von Lehre und Studium bei. Angesichts dieser Entwicklungen bin ich sehr gespannt, inwieweit teure Akkreditierungsagenturen up to date bleiben.

Back to the Roots

Die Grundstruktur des Wirtschaftskreislaufs sollte allen bekannt sein. Etwa nicht? Bei der Beschäftigung mit grundlegenden Fragen der VWL bin ich jedenfalls auf einen recht guten Flash-Film gestoßen, der das Verhältnis von Unternehmen und Haushalten (auf Englisch) visualisiert. Einfach reinschauen und Wirtschaftswissen auffrischen.

Erfolgreich ohne Werbung?

Es gibt sie also tatsächlich, die Unternehmen, die sich gegen den Trend der Vermarktung von allem und jedem auflehnen. Im Artikel Die Antifernsehbiere in der aktuellen brandeins sind es z.B. Bierfabrikanten: Marken wie Oettinger, Reissdorf Kölsch und Rothaus Tannenzäpfle kommen seit Jahren ganz ohne Anzeigen, Fernsehspots und teils sogar ohne Marketingabteilung aus. Gewiss kann man dies bereits als Kommunikationsstrategie begreifen, schließlich wird ein Produkt durch das Unbekannte v.a. eins, nämlich mystifiziert. Doch ein derartiges Vorgehen kennt man eher aus Premiumsegmenten, worunter Oettinger bspw. nicht fällt. Das Bier gehört, von Handelsmarken in Discountern abgesehen, zu den wohl günstigsten Produkten seiner Art – nicht zuletzt aufgrund einer klugen Budgetierung bzw. nicht zu Buche schlagenden Kosten für Werbung. Bei aller Bewunderung für diese (Nicht-)Kommunikation fällt mir aber Luhmann (1995, S. 101f) ein, der einmal sagte: „Was nicht kommuniziert wird, kann dazu nichts beitragen. Nur Kommunikation kann Kommunikation beeinflussen […]; und nur Kommunikation kann Kommunikation kontrollieren und reparieren.“ (ebd.) Interessant wird es nämlich für Marketer, wenn man die Images der einzelnen Marken vergleicht: Während Tannenzäpfle teuer ist und bisweilen sogar als kultig beschrieben wird, gilt Oettinger nicht gerade als das beste Bier. Allein der Preis für den Hausgebrauch stimmt. Bleibt also zu fragen, wie lange und unter welchen Bedingungen man sich ohne Werbung tatsächlich auf dem Markt halten kann…

Besser lernen ohne Hausaufgaben?

Einer aktuellen Studie der TU Dresden zufolge sollen Hausaufgaben nichts bringen. Besser gelernt werde sogar ganz ohne, heißt es passend dazu heute im Schul-Spiegel. Prof. Gängler erklärt dies in der dazugehörigen Pressemitteilung so: „Gute Schüler werden durch Hausaufgaben nicht unbedingt noch besser, und schlechte Schüler begreifen zuhause durch bloßes Wiederholen noch lange nicht, was sie schon am Vormittag nicht richtig verstanden haben.“ Der Erziehungswissenschaftler weiter: „Hausaufgaben [werden] heutzutage von Lehrern einfach „verschrieben“ […], in der Annahme, sie würden schon irgendeinen positiven Effekt auf die Schüler haben.“ Aufgrund seiner Umfragen unter Lehrern, Schülern und Eltern folgert er, dass Strategien zum Wissenserwerb direkt im Unterricht vermittelt und durch Übungs- und Förderangebote im Rahmen der Ganztagsschule begleitet werden sollten. Dann könnten Hausaufgaben bald der Vergangenheit angehören. Aus dem Stehgreif etwas unvorstellbar, aber angesichts (1) der Belastung von Schülern im G8 und (2) der genuinen Aufgabe von Schule (nämlich als Ort des gemeinsamen Lehrens und Lernens) nicht die schlechteste Idee.

Scholarpedia

Gerade bin ich via ZPID auf die Seite Scholarpedia gestoßen. Scholarpedia wird als die akademische Alternative zu Wikipedia angepriesen. Grund hierfür ist die Herkunft der Beiträge: Während bei Wikipedia jedermann Artikel anlegen bzw. bearbeiten kann, werden hier Experten zum Schreiben eines Artikels eingeladen. Danach erfolgt ein anonymes Peer-Review, was die Qualität der Beiträge garantieren soll. Schließlich wird sogar auf den verantwortlichen Autoren des Beitrags sowie seine Bearbeiter verwiesen (Stichwort: „Curatorship„), sodass die Einträge u.a. besser zitierfähig sind. Leider sind für unseren Bereich noch nicht allzu viele Einträge vertreten (möglicherweise geht es auch inhaltlich in eine etwas andere Richtung); wenn aber Artikel vorhanden sind (z.B. zum Thema Aufmerksamkeit), dann zeichnen sie sich durch eine erhebliche Fundiertheit aus. Ich werde mir das Open-Access-Projekt auf jeden Fall bookmarken und beobachten, inwieweit es sich neben Wikipedia etablieren kann.