Das waren Zeiten

… als ich noch an der Abschlussarbeit schrieb. Oder besser gesagt: an den Abschlussarbeiten, immerhin habe ich schon zwei hinter mich gebracht bzw. bringen müssen (Bachelor und Master). Etwas an die Zeit erinnert fühlte ich mich jedenfalls gestern, als ich die Sechs Tipps für den großen akademischen Wurf auf Spiegel-Online gelesen habe. Denn die meisten Punkte treffen wohl auf jeden zu. Gerade Punkt sechs – die Zeit kurz vor der Abgabe: Stress und die latente Unsicherheit, irgendetwas vergessen oder falsch gemacht zu haben. Zum Glück habe ich das hinter mir. Also fast, denn so eine Diss schreibt sich auch nicht von selbst. Und wie waren Eure Erfahrungen?

Olympia 2008 – (m)ein Fazit

Die Olympischen Spiele sind vorbei. Schade, irgendwie, denn sie sind einmal mehr zu einem der ganz großen Sportereignisse geworden. Natürlich gab es bis zum Beginn der Spiele viele Diskussionen um das Land China, die Einhaltung der Menschenrechte und die Pressefreiheit. Dies hat sich z.B. anhand der Meinungen zweiter Fechterinnen hochgeschaukelt. All diese Themen sind schließlich zugunsten des Sports ein Stück weit in den Hintergrund gerückt. Die sportlichen Leistungen haben begeistert, manchmal sogar gefesselt… mich zumindest. Wie lässt sich sonst erklären, dass ich für bestimmte Wettkämpfe mitten in der Nacht aufgestanden bin? Zum Glück gab es dann auch hin und wieder Gold. Leider nur hin und wieder, denn letztlich zählt der Olympiasieg nach wie vor viel mehr als der zweite, dritte oder fünfte Platz. Dabeisein ist alles – das Motto hat sich Pierre de Coubertin zwar schön ausgedacht, ist aber für Leistungssportler und ihre Fans nur eine Floskel, so viel muss man sich selbst als kritischer Zuschauer eingestehen. Manche Wettkämpfe machten weniger Spaß, vielleicht auch wegen der Doping-Gerüchte oder einer extremen Mediatisierung.

Passend zum gestrigen Ende der Spiele finden sich nun in den Gazetten zahlreiche Olympia-Bilanzen. Viele sind kritisch, insbesondere in Bezug auf das deutsche Abschneiden (Deutsche Leichtathleten „so erfolglos wie seit mehr als hundert Jahren nicht mehr„) und in Bezug auf China („Chinas Medaillenmaschinerie produziert strahlende Sieger – aber auch unzählige Opfer„). Auch die Produktionskosten der öffentlich-rechtlichen Sender werden angeprangert – teils zu recht, denn Alt-Herren-Shows wie „Waldi und Harry“ hätten durchaus Einsparpotenzial geboten 😉

Alles in allem finden die Berichte aber doch ein versöhnliches Ende – mit dem Blick auf London 2012. Dem kann ich mich nur anschließen.

Kritisch "beleuchtet"

Immer wieder diese Buzzwords. Ich gebe zu, manchmal nutze ich sie auch. Aber ein Wort ist mir schon seit längerem ein Dorn im Auge: der Leuchtturm. So habe ich gestern mächtig über „Das Streiflicht“ in der Süddeutschen Zeitung geschmunzelt, das den Wächter der Meere und dessen metaphorischen Gebrauch zum Thema macht. Herrlich. Aber lest selbst.

„Es gibt Dinge, die gehören einfach zusammen. Ein See beispielsweise ist erst dann ein richtiger, schöner See, ein See an sich also, wenn man von seinen Ufern aus Berge oder zumindest größere Hügel sehen kann. In Mecklenburg etwa gibt es viele flächige Seen, die man auf den ersten Blick für vollgültige Seen halten könnte. Hat man aber einmal den Königssee, den Trasimenischen See oder Tanganjikasee erblickt, muss man nicht lange darüber nachdenken, warum zu einen richten See Berge gehören. So ähnlich ist das auch mit der Küste und dem Leuchtturm. Küsten ohne Leuchttürme sind in Ordnung, können sogar ganz schön sein. Aber wenn auf einem Hügel über dem gischtenden Meer so ein Turm steht, dann weiß man: Hier ist das Land zu Ende, da draußen im grauen Gewoge leben die unaussprechlichen Gezackten, der Turm wirft Schiffern jenen Funken Leben zu, der die Hoffnung erhält. Ach Leuchtturm.

O je, Leuchtturm. In jüngerer Zeit hat der Leuchtturm leider eine verwerfliche Karriere in der Sprache jener absolviert, die eigentlich zu den unaussprechlichen Gezackten zu rechnen sind, also Politiker, Blogger, Manager und Journalisten. Wenn diese Wesen, die dauernd von etwas ausgehen und „scheinen“ ohne das zugehörige „zu sein“ benutzen, machtpoetisch bedeutsam klingen wollen, dann reden sie von Leuchttürmen, die sie überall entdecken. […]

Es gibt immer wieder solch garstige Sprachmoden. Seit Klaus Wowereit, ein echter Leuchtturm unter den Luftikussen, seinen einzigen berühmten Satz Sprach („und das ist gut so“), beenden wahnsinnig witzige Schreiber und Redner ihre Texte gerne mit eben jenem Satz. Meistens muss man diesen Vorabendhumor einfach nur mannhaft ertragen, selbst wenn die Leute dauernd „nicht wirklich“ sagen, wenn „nicht“ meinen. Vor allem darf man dem Leuchtturm selbst nicht unrecht tun. Er, der rot-weiß Gestreifte, der Aufrechte, der Trutzpfeiler, kann ja nichts dafür, dass die Laberer ihn missbrauchen. Er steht einfach da, fest gemauert, und blickt hinüber über das Meer vor Amrum, als sei er ein… nun ja, ein Leuchtturm eben.“ (Süddeutsche Zeitung, 13.08.2008, Nr. 188, 33. Woche, 64. Jahrgang, S. 1)

Olympia und die Pressefreiheit

In den letzten Tagen hat die Berichterstattung über die Olympischen Sommerspiele in Peking wenig mit dem Sport an sich zu tun. Anstoss öffentlicher Erregung ist vielmehr die Beschränkung der Pressefreiheit für ausländische Journalisten. Das ist schon ein Stück weit paradox, denn Pressefreiheit ist nicht nur ein hohes Gut, sondern Berichterstattung verleiht letztlich einem Großereignis wie den Spielen auch die entsprechende mediale Aufmerksamkeit (woran wiederum das Sport-Sponsoring gekoppelt ist). Deshalb hätte ich stark vermutet, dass aufgrund des hohen internationalen Interesses chinesische Einschränkungen zumindest für Journalisten gelockert werden. Bleibt nun abzuwarten, wie sich die Berichterstattung während der Spiele entwickelt. Sollte es keine Lockerungen geben, werden die meisten Informationen wohl dennoch zu uns herüberschwappen – vor allem dann, wenn das „Firewall-Jumping“ zum neuen (Volks-)Sport avanciert 😉

(c) Jan Tomaschoff, Welt-Online