Studiengebühren: heiß diskutierte Studie freigegeben

Vor dem Bildungsgipfel war es noch die Meldung, heute geht es in den Nachrichten fast unter: Die Studie zu den Studiengebühren aus Sicht Studierender ist nun auf den Seiten der HIS GmbH online verfügbar. Leider blieb mir noch nicht die Zeit, mehr als die Zusammenfassung zu lesen und damit eine ordentliche Einschätzung zur Studie abzugeben – kommt! Passend zu dieser viel diskutierten Studie wurde eine Analyse der Studienanfänger des Wintersemesters 2007/2008 vorgelegt. Auch hier nehmen die Studiengebühren gewissen Raum ein, was ich angesichts der einschneidenden Veränderungen von Hochschule durch die erhöhten Kosten (bei gleichem Nutzen?) wichtig finde. Neben dem Gebührenthema werden in der zweiten Studie die Berufs- und Lebensziele von Studierenden angesprochen – aus meiner Sicht ein mindestens genauso spannendes Feld, lässt sich doch eine veränderte Haltung von Studierenden gegenüber ihrem Studium, den Lehrenden und der Hochschule immer stärker beobachten. Auch hier muss ich dringend genauer nachlesen.

Ist die Ökonomisierung der Bildung ökonomisch? Thema Schule

Der erste Themenabend zum Kindergarten ist vorüber, der zweite folgt sogleich: Am 10. November 2008 werden wir zusammen mit Josef Erhard, Amtschef im Bayerischen Ministerium für Unterricht und Kultus, Prof. Dr. Bernd Zymek, Erziehungswissenschaftler der Universität Münster, und Prof. Dr. Ludger Wößmann, Bildungsökonom an der LMU über die Ökonomisierungstendenzen an der Schule diskutieren. Zu erwarten ist, dass v.a. das G8 und die damit verbundenen Probleme bei der Implementation großen Raum einnehmen werden. Weitere Diskussionsanker können sein: der Stellenwert von Projektarbeit in der Schule, die Verlängerung der Primarstufe oder das mangelnde Feedback in der Lehrerausbildung. Ihr seht: Es gibt viel zu (be)sprechen!

Die Veranstaltung findet wieder bei der Hanns-Seidel-Stiftung in München statt. Wer mehr darüber wissen will, kann sich bei Frank den Flyer ansehen oder mich bei Interesse einfach ansprechen.

Auf die besten setzen: Henkel ändert Markenstrategie

Bisher konnte man Henkel immer als Paradebeispiel dafür zeigen, wie es einem Hersteller allen Unkenrufen zum Trotz gelingen kann, zahlreiche Marken unter seinem Dach zu beherbergen. Damit wird bald Schluss sein. Das Unternehmen will seine Markenvielfalt verringern, wie Henkel-Chef Kasper Rohrsted in einem Interview mit der FTD bekannt gibt. Die Strategie ist nicht neu – im Gegenteil: Die meisten Unternehmen sind erst dann richtig erfolgreich, wenn sie sich für starke Marken entscheiden, die zudem noch klar von anderen zu unterscheiden sind. Wenn man allerdings über Jahre eine andere Markenstrategie verfolgt, kommt der Wechsel doch etwas überraschend. Aber Persil gibt es natürlich weiterhin.

Nach Einführung von Studienbeiträgen: Studierendenzahlen gehen zurück

Medienberichten zufolge geht durch die Einführung von Studienbeiträgen die Anzahl der Studierenden stark zurück. Laut Tagesschau.de sind v.a. Frauen und Menschen aus bildungsfernen Haushalten betroffen. Als hätten wir es nicht geahnt… Interessant ist, dass eine verstärkte Abwanderung in gebührenfreie Bundesländer bisher kaum zu verzeichnen ist. Eigentlich sollte die Studie noch unter Verschluss gehalten werden, aber passend zum nationalen Bildungsgipfel sind die Ergebnisse doch an die Presse geraten. Wie Tim Schlotfeldt finde ich: Das kann kein Zufall sein, liebes Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Vortragsreihe E-Learning: w.e.b.Square stellt sich vor

Die Zeit ist knapp – wir schließen gerade das Evaluationsprojekt business@school ab und ich denke nur noch in Häufigkeiten bzw. in gängigen oder innovativen Interpretationsmustern – trotzdem möchte ich kurz in eigener Sache auf die Vortragsreihe E-Learning an der TU Darmstadt hinweisen. Wir wurden gebeten, im Nachgang zur GMW unser studentisches OER-Projekt w.e.b.Square im Detail vorzustellen. Da mir w.e.b.Square sehr am Herzen liegt, bereite ich natürlich gern einen Vortrag vor und werde am 5. November 2008 nach Darmstadt reisen. Wenn der eine oder andere von Euch Zeit hat, im E-Learning-Center vorbeizuschauen, würde ich mich freuen! Ansonsten wird der Vortrag später sicher im Netz zu finden sein (meine Unterlagen stelle ich auf jeden Fall zur Verfügung). Vielleicht kann ich in drei Wochen auch News in Sachen European E-Learning Award (eureleA) mitbringen. Nachdem wir stark ermuntert wurden, haben wir uns in der Kategorie III – Public Relations beworben. Mal gucken, was daraus wird.

Früh investieren, statt spät zu optimieren

Am vergangenen Montag fand die erste Runde unserer Workshopreihe zum Thema „Ist die Ökonomisierung der Bildung ökonomisch?“ statt. In den „heiligen Hallen“ der Hanns-Seidel-Stiftung wurde – mehr oder weniger eifrig – über den Kindergarten oder, wie uns Dr. Bernhard Nagel vom Staatsinstitut für Frühpädagogik schnell aufklärte, über frühkindliche (bzw. außerschulische) Bildung diskutiert. Aus meiner Sicht waren weniger die etwas „weichgespülten“ Diskussionen hilfreich – keiner der Vertreter war so streitbar wie erhofft, sondern vielmehr die Impulsreferate der einzelnen „Positionen“. Dies lag vielleicht auch daran, dass sich die Diskussionsrunde später schnell zu einer Podiumsdiskussion entwickelte, was einer gewissen Frontallogik folgt (wovon ich kein Fan bin).

So stellte MdL Joachim Unterländer die Anwendbarkeit ökonomischer Begriffe im sozialen Kontext in Frage und entwarf 10 Thesen, wie man Bildungseinrichtungen nicht primär ökonomisch versteht bzw. diese zukunftsfähig macht. Die Thesen erstreckten sich von den Rahmenbedingungen bis hin zum Individuum und Hauptbeteiligten von frühkindlicher Bildung, dem Kind. Auch wenn die Anwesenden im Folgenden weniger über die Rahmenbedingungen sprechen wollten, fand ich die Einsicht gut, dass es für Staat und Gesellschaft wirtschaftlicher sei, Kinder zu fördern. Ja! Investitionen in Bildung machte schließlich auch Prof. Dr. Jürgen Kluge zum Thema. Sein Motto: Früh investieren, statt spät zu optimieren. Nach Ansicht Kluges sorgte erst ein Auf-die-Agenda-setzen der Wirtschaft dafür, dass auch Politik inzwischen über Bildung nachdenkt. Erschreckend: Unterländer stimmte zu! Generell glaubte Kluge durchaus daran, dass sich ökonomische Prinzipien auf den Bildungssektor übertragen lassen. Nur müsste im Einzelfall abgewogen werden und Augenmaß wäre gefragt. Dieser Gedanke beinhaltete auch, dass neben ganzen Organisationskonzepten auch Qualitätskonzepte übertragbar sind. Unternehmen hätten schließlich immer eine homogene Qualität im Sinn. Welcher Automobilhersteller könnte es sich erlauben, unterschiedlich gute Autos zu bauen? Allerdings ging es ihm beim Thema Bildung nicht darum, die Starken zu stärken. Investiert werden müsste vielmehr in diejenigen, die – aus unterschiedlichen Gründen – benachteiligt wären. Schließlich sollte es in der Bildung darum gehen, das Maximum des Potenzials aus jedem herauszuholen. „Gerade werden Talente verschleudert,“ so Kluge. Es sei Weitblick gefragt. Denn Kinder sind seiner Ansicht nach „kleine Lernmaschinen“ und wollen sich früh entwickeln. Man muss ihnen nur die Chance dazu geben.

Vorankündigung: 2. w.e.b.Square-Tagung

Seit heute stehen die Inhalte der 2. studentischen w.e.b.Square-Tagung am 16. Januar 2009 fest. Unter dem Motto „Open University oder: die Zukunft der Hochschule“ werden wir das Leitthema der letzten GMW-Tagung aufgreifen und diskutieren. Das Programm im Detail:

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Open University oder: die Zukunft der Hochschule
Konferenz von Studierenden für Studierende
Augsburg, 16. Januar 2009

Begrüßung

Auftakt-Keynote: Von Open Software zur Open Education – Verändern neue Technologien und digitale Medien unsere Hochschulen? (Thomas Sporer, M.A.)

Session (1): Open Educational Resources (OER) – neue Chancen für Lernende?
Vortrag (1): Von der Open-Bewegung zur freien Bildungsressource: OER im Blitzlicht
Vortrag (2): Lernen und Lernkultur: Warum OER ohne die Bereitschaft zu teilen nicht funktionieren
Vortrag (3): Offenes Lernen braucht neue Kompetenzen: die wachsende Bedeutung von Informationskompetenz

Session (2): Web 2.0 und informelles Lernen – (universitärer) Alltag?
Vortrag (1): Lernen 2.0: Beispiele für das „Mitmachweb“ im Hochschulkontext
Vortrag (2): Informelles Lernen und Hochschule: Wie im Hochschulkontext informell gelernt wird
Vortrag (3): Net Generation: Wer sie ist und was sie wirklich kann

Session (3): Hochschulen im Wettbewerb – wie viel „open“ kann man sich tatsächlich leisten?
Vortrag (1): Der offene Bildungsraum Hochschule: Möglichkeiten und Grenzen
Vortrag (2): Erstsemester und Co.: OER als neues Marketinginstrument
Vortrag (3): Die Zukunft der Hochschule: die „Open University“ als Modell?

Verleihung: „Best-Paper-Award“

Abschluss-Keynote: w.e.b.Square – ein Modell zwischen Studium und freier Bildungsressource (Sandra Hofhues, M.A. & Prof. Dr. Gabi Reinmann)

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Alle Sessions werden von Studierenden gestaltet, die an meinem Seminar „w.e.b.Square – wissenschaftliches Publizieren im Netz“ teilnehmen. Ich bin schon sehr darauf gespannt, wie die Veranstaltung dieses Mal ankommt (Nachlese der letzten Tagung). Wir werden uns dieses Mal stark um ein erweitertes Plenum sowie um entsprechende Presse kümmern. Mal schauen, wie uns das gelingt. Wie im letzten Jahr wird es wieder ein Tagungsband sowie eine Aufzeichnung der Veranstaltung geben. Selbstverständlich seid Ihr alle auch herzlich dazu eingeladen, mit uns am 16. Januar 2009 in Augsburg zu diskutieren. Der Eintritt ist wie immer kostenlos. Weitere Infos zur Tagung (genauer Ort und Zeit) folgen bald.

Studi-Blog meets Seminar – 11 Fragen zur Gestaltung von Seminarblogs

Schön öfter habe ich mitbekommen, dass Blogs als Werkzeug für die Lehre eingesetzt werden (im Wintersemester 2008/2009 verwendet Gabi z.B. einen Blog in der Einführungsvorlesung). Sie sollen helfen, Lernerfahrungen zu reflektieren, den Austausch zwischen Studierenden und Dozent fördern oder auch „drögen“ Lerninhalten etwas mehr Aufmerksamkeit verschaffen. Bisweilen gelingt das gut, was sicher eng mit den Inhalten, aber auch mit den Studierenden und ihrer Einsatzbereitschaft (und natürlich auch der Motivation des Lehrenden) zusammen hängt. Manchmal geht gar nichts zusammen, ohne die genauen Gründe dafür zu kennen. Bei Mandy habe ich jetzt gelesen, dass Ralf Appelt den förderlichen Faktoren von Seminarblogs mit seiner Umfrage 11 Fragen zur Gestaltung von Seminarblogs auf den Grund gehen möchte. Eine hervorragende Idee! Besonders interessant wird sicher das Stimmungsbild zur ersten Frage „Sollte jeder Student ein eigenes Blog haben oder direkt in das Seminarblog schreiben?“ – aus meiner Sicht fast schon die Königsfrage, um Motivation und Einsatzbereitschaft der Beteiligten optimal zu fördern. Ich bin gespannt, wie meine Meinung (=Feeds von Einzelblogs speisen Gruppenblog) zu denen der anderen passt und natürlich auch auf die anderen Ergebnisse der Mini-Studie.

Markenwert und Nachhaltigkeit

Vor einiger Zeit ist das neue Best Global Brands Ranking (2008) erschienen. Heute hatte ich endlich die Gelegenheit, mich näher damit auseinanderzusetzen. Natürlich hat mich dabei am meisten interessiert, welche Marken in diesem Jahr „top“ und welche weniger „in“ sind. Mit Google, Apple und Amazon verzeichnen zwar drei Marken aus der Internet- und Technologiebranche die höchsten Zuwächse in Sachen Markenwert; Nummer eins bleibt aber Coca Cola (gefolgt von IBM und Microsoft). Deutsche Unternehmen finden sich mit den Premiumautomobilherstellen Mercedes Benz (Platz 11) und BMW (Platz 13) ebenso recht weit vorn. Die Marke BMW konnte sogar ggü. 2006 etwas zulegen, was u.a. dem Einsatz und der offensiven Vermarktung von EfficientDynamics zugeschrieben wird. Nichts desto trotz hätte ich gern mehr darüber erfahren, wie das Ranking en detail zustande gekommen ist. Leider findet man nur Aussagen zu den drei Verfahren, die dem Ranking zugrunde liegen: financial analysis, role of brand analysis und brand strengh core. Schade, aber man gibt als Interbrand eben ungern seine eigene Expertise preis.

Da ich mich oft mit dem Thema „Nachhaltigkeit“ beschäftige, fand ich übrigens noch den vorgeschalteten Artikel „Sustainability and its impact on brand value“ (Oliveira & Sullivan, 2008) aufschlussreich. Es wird zum wiederholten Mal gezeigt, dass es bei Nachhaltigkeit im Unternehmenskontext auch (oder nur?) darum geht, Kaufverhalten positiv zu beeinflussen: „[…] companies must make investment decisions that will benefit the environment and society, and guarantee the sustainability of the project itself. We are not talking about charitable causes – but ethical products and services that will change consumers’ behavior and help them to live a more “sustainable” life.“ (ebd., S. 12) Kein Wunder also, dass nachhaltiges Engagement von Unternehmen immer mehr auch als „business case“ (Hansen & Schrader, 2005) verstanden wird: „Sustainability is not a fad – it’s a new way of doing business.“ (Oliveira & Sullivan, 2008, S. 14) Dies sollte einem bei allem gut gemeinten Engagement der Unternehmen bewusst sein – insbesondere auch als Vertreter von Non-Profit-Einrichtungen, der natürlich weitaus öfter auf kommerzielle Unterstützung bzw. finanzielle Förderung von außen angewiesen ist. Jedes unternehmerische Engagement verfolgt seinen eigenen Zweck; die Win-Win-Situation ist manchmal nur zur Schau gestelltes Ziel der Kooperation.

PS: Das Ziel eines CSR-Artikels im Best Global Brands Ranking ist wohl auch klar… 1. Aufmerksamkeit für ein recht neues Kommunikationsthema und 2. das Angebot von Kommunikationslösungen. Aus dem Hause Interbrand – versteht sich.