Öfter mal was Neues oder: der erste w.e.b.Square-Call

In den letzten Jahren hat sich das Projekt w.e.b.Square kontinuierlich erweitert. Häufig habe ich über die Themenhefte berichtet, die infolge von herausragenden studentischen Arbeiten aus dem Augsburger MuK-Umfeld entstanden sind. Seit zwei Jahren gibt es auch die w.e.b.Square-Tagungen, die darauf hinarbeiten, den Wissensaustausch von Studierenden vor Ort zu fördern. Mit dem Call for Papers erweitert sich das w.e.b.Square-Portfolio um eine weitere Facette, nämlich um die gezielte Ansprache von studentischen Autoren zum Thema „Social Networks“ innerhalb und außerhalb unserer eigenen Universität. Das Thema kommt dabei nicht von ungefähr: Social Networks verändern Leben, Studium und Arbeiten bei den meisten jungen Erwachsenen seit Jahren merklich; viele von ihnen fühlen sich heute als Teil einer virtuellen Community und möchten nicht mehr auf die Tools verzichten. Trotzdem gibt es einige Studierende, die Sinn und Nutzen hinterfragen; nicht selten sind Facebook, studiVZ etc. Gegenstand von realen Gesprächen oder etwa Diskussionspunkte in (Lehr-)Veranstaltungen. Die wachsende Zahl an Netzwerke(r)n hat uns schließlich darin bestärkt, dieses Thema zum Gegenstand des ersten w.e.b.Square-Calls zu machen:


Während Calls in der wissenschaftlichen Welt allgegenwärtig sind, ist dies für w.e.b.Square ein bislang nahezu unbetretenes Testfeld. Nur selten werden Studierende dazu ermutigt, eigene Beiträge zu veröffentlichen bzw. oftmals sind die Hürden hoch, sich an Calls zu beteiligen. Allein die wissenschaftliche Begriffswelt schreckt Studierende ab, einen Artikel im Laufe des Studiums einzureichen. Wir haben uns daher bewusst für eine einfache Sprache und für geringe Einstiegsvoraussetzungen entschieden. So müssen lediglich fünf Seiten eingereicht werden; zudem gelten Reflexionen und Erfahrungsberichte ebenso wie theoretische Erörterungen als relevant. Mit den Ecken hat w.e.b.Square schließlich ein gut erprobtes Raster, das die Herkunft der Beiträge eindeutig zu klassifizieren hilft.

Aus Forschungssicht ist es zudem spannend, was die Studierenden und damit die Betroffenen selbst über soziale Netzwerke denken. Immerhin wird gern über sie geschrieben, ihnen aber nur selten ein Forum für die Darstellung der eigenen Meinung gegeben. Das möchten wir nachholen. Wenn auf die Weise Studierende noch Spaß an Wissenschaft gewännen, wäre das mehr als nur ein angenehmer „Nebeneffekt“.

Studie: Wissenschaftlicher Nachwuchs steht Bologna kritisch gegenüber

Heute ist eine HIS-Studie zur ersten WiNbus-Befragung (Jaksztat & Briedis, 2009) erschienen. Im Zentrum steht die Bologna-Reform aus Sicht des wissenschaftlichen Nachwuchses. Dass dieser die Reformbemühungen insgesamt kritisch beäugt, wundert mich nicht. Schließlich erlebt er den Wandel am eigenen Leib:

  • Interessant finde ich, dass wissenschaftlicher Nachwuchs im Laufe des letzten Jahrzehnts skeptischer gegenüber den veränderten Studienstrukturen geworden ist (immerhin 35 %, S. 8). Dies passt auch zur Einschätzung vieler etablierter Wissenschaftler, die in letzter Zeit vermehrt über die Bologna-Reform klagen.
  • Für viele Nachwuchswissenschaftler ist der Bachelor nach wie vor eine Zwischenstation zum Master, weshalb er für möglichst viele Studierende (und nicht nur für die Besten eines Jahrgangs) zugänglich sein sollte. Fachliche Qualifikation steht somit für den Nachwuchswissenschaftler klar im Vordergrund (ebd., S. 10).
  • Dazu passen die Ergebnisse zu den erwünschten Eigenschaften des Masters: 41 % der Befragten sind der Meinung, dass ein Masterstudium auf Forschungsaufgaben vorbereiten sollte (kleine Randbemerkung: Und wer stellt all die Nachwuchsforscher an?).
  • Was die Folgen der Bologna-Reform für den wissenschaftlichen Nachwuchs angeht, werden unterschiedliche Aspekte angesprochen: Inhaltliche Veränderung sowie Zeitknappheit durch Organisation und Verwaltung werden von einer ganzen Reihe von Nachwuchswissenschaftlern wahrgenommen. Hinzu kommen vermehrte Beratungsleistungen, die in der Literatur oft auf ein wachsendes individual-ökonomisches Kalkül zurückgeführt werden.
  • Besonders interessant (u. a. angesichts meines anderen heutigen Eintrags) sind die Erkenntnisse zur geforderten Modernisierung in der Lehre. Ein echter Paradigmenwechsel hin zu mehr Projektarbeit und Übungen bleibt nämlich augenscheinlich aus (ebd., S. 14).
  • In Bezug auf die Lehre fällt auf, dass sich vor allem diejenigen Nachwuchswissenschaftler über vermehrten Aufwand beklagen, die sich der Modernisierung verschrieben haben. Mein spontaner, erster Eindruck: Neben den Studienstrukturen an sich müsste auch die Anerkennung von Lehre reformiert werden! So kommen auch Jaksztat und Briedis (2009, S. 15) zu dem Schluss: „All dies spricht dafür, dass die im Zusammenhang mit der Lehre erbrachten Leistungen stärker als bisher honoriert werden sollten.“ (ebd.)
  • Ein weiteres Thema der Studie ist die berufliche Situation von Nachwuchswissenschaftlern. Dabei wird herausgestellt, dass sie gerade die Planbarkeit ihrer Karriere schlecht bewerten. Kein Wunder, wenn man sich von sechsmonatigen Verträgen zum nächsten hangelt und regelmäßig bei der Agentur für Arbeit aufschlagen muss…
  • Neben der fehlenden Planbarkeit bemängelt der wissenschaftliche Nachwuchs seine finanzielle Situation. Auch hier muss ich sagen: Wen wundert’s? Halbe Stellen sind einfach nicht so attraktiv wie hochdotierte Verträge in der Wirtschaft. Auch wenn die Wirtschaft nicht das Heil an sich bringt, muss man die Abwanderung von guten Leuten zur Kenntnis nehmen. Oder umgekehrt: Wer in die Wissenschaft geht, braucht Ideale 😉

Abschließend wagen die Autoren noch eine Aussage zu den Stellgrößen, die Nachwuchswissenschaftler zum Bleiben bewegen würden: Insgesamt sind die „Möglichkeiten zur fachlichen Qualifizierung und eine adäquate Förderung […] wesentliche Voraussetzungen für die berufliche Zufriedenheit junger Forscher/innen“ (ebd., S. 20). Darum ist es jedoch schlecht bestellt. Knapp die Hälfte der Befragten ist sich folglich unsicher, ob sie weiter im Wissenschaftsbetrieb beschäftigt sein möchte. Liebe Politik(er), das ist eine erschreckend hohe Zahl. Tu(t) was!

PS: Einige Medien berichten bereits über die Studie, z. B. die TAZ. Die Pressemitteilung der HIS GmbH findet sich ebenso im Netz.

Die Rolle des Lehrenden oder: wie sie unterschiedlicher kaum sein kann

Gestern fanden mehrere Kick-off-Veranstaltungen im Begleitstudium statt. Das ist an sich nichts Neues, gibt es doch Semester für Semester neue (studentische) Initiativen, die sich mit unserer Hilfe zusammentun oder von allein den co-curricularen Rahmen für Projektarbeit suchen. Dabei stehen immer die Studierenden und ihr überfachlicher Kompetenzgewinn im Fokus. In letzter Zeit kommt es jedoch häufiger vor, dass wissenschaftliche Mitarbeiter nicht nur das Mentoring, sondern auch die inhaltliche Leitung der Projekte übernehmen. Im Hinblick auf die Kompetenzentwicklung der Studierenden ist das nicht so dramatisch: Gerade zu Beginn eines Projekts wird der Mentor stark eingefordert und ist integraler Bestandteil des Teams. Leitungsfunktionen (und Rollen überhaupt) bilden sich erst langsam bei den Studierenden aus und können sich aufgrund des natürlichen Projektverlaufs laufend verändern. Ich sehe jedoch neue Anforderungen auf die Lehrenden durch die wachsende Zahl an Begleitstudiumsangeboten zukommen, denn sie müssen von ihrem Selbstverständnis eine ganz andere Rolle während dieser Projektarbeit einnehmen. So unterscheidet sich ihre Rolle beispielsweise auch von der Projektarbeit im Seminar: Während ich als Coach in einem Projektseminar einen eindeutigen Rahmen schaffe, innerhalb dessen sich die Studierenden bewegen können, muss ich im Begleitstudium darauf achten, möglichst offene Ziele zu geben, ohne dabei zu stark zu lenken. Immerhin sollen Entscheidungen im Team getroffen und nicht „von oben“ vorgegeben werden. Dies ist bisweilen schwierig, denn erfahrungsbedingt könnte man den Projekten viel mehr Struktur „verpassen“. Doch darum geht es nicht. Öfters muss ich mir daher selbst auf die Füße treten, die Studieren „einfach machen lassen“ und nur bei völlig falschem Vorgehen eingreifen. Anderen Lehrenden geht es ähnlich. Aufgrund der persönlichen Eindrücke sehe ich daher eine neue Anforderung auf das Begleitstudium zukommen, nämlich gewissermaßen eine Train-the-Trainer-Maßnahme, die über ein reines Informationsangebot über Chancen und Grenzen hinausgeht. Sensibilisierung für die unterschiedlichen Erwartungen und Bedürfnisse sowie für die Rollenthematik scheinen mir hier ein wichtige Stichworte, ohne bereits genau zu wissen, wie man dies möglichst elaboriert in einem Workshop vermitteln könnte. Erste Anforderungen haben Hannah und ich jedenfalls gleich nach den gestrigen Veranstaltungen diskutiert (praktisch, das mit dem geteilten Schreibtisch!).

Podcastproduktionstag mit Schülern

Die Uni steht niemals still – immer wieder passiert etwas Neues. Dieses Mal ist es ein Podcastproduktionstag, der mich neben dem „ganz normalen Wahnsinn“ auf Trab hält. Wir haben uns nämlich in den Kopf gesetzt, einen (kleinen) Teil der ersten KaffeePod-Ausgabe mit 20 Schülern, insbesondere Schülerzeitungsredakteuren, zu produzieren. Die Idee fußt dabei auf den Aktivitäten zum Wissenschaftsjahr 2009, die auch die Uni Augsburg erreicht haben. Zusammen mit dem Referat für Öffentlichkeitsarbeit suchen wir, d. h. allem voran Tamara und ich, interessierte Schüler, die am 27. Mai 2009 mit uns in die Medienproduktion hineinschnuppern möchten. Nach einem kurzen Interviewtraining geht es dabei gleich in die Praxis: Als Redakteure mit Mikro und mobilem Aufzeichnungsgerät ausgestattet, befragen die Schüler renommierte Wissenschaftler der Universität. Die Stimmen eingefangen, werden sie gemeinsam mit einigen Studierenden aus Tamaras Seminar das Schneiden erlernen. Nebenbei wird viel Zeit für Gespräche über den MuK-Studiengang, das Studium in Augsburg und das Studieren an sich sein. Eine (hoffentlich) spannende Sache – für alle Beteiligten.

PS: Wer sich für den Podcastproduktionstag anmelden möchte, schreibt bis zum 15. Mai 2009 eine E-Mail an Konstanze Frölich. Es sind noch Plätze frei!

10 Jahre business@school: Evaluationsergebnisse verfügbar

Gabi hat schon vor wenigen Tagen darauf hingewiesen, dass erste Ergebnisse unserer groß angelegten business@school-Studie inzwischen online verfügbar sind. Mit der heute verschickten Pressemitteilung gibt es einen Auszug aus der Studie auch als Printversion bei BCG zu bestellen. Der Blick in die Ergebnisse lohnt sich allemal: So finden sich in der Studie Erkenntnisse zur Kompetenzentwicklung von Schülern, Lehrern und Wirtschaftsvertretern, zur Schulentwicklung mit einem besonderen Schwerpunkt auf Unterrichts- und Personalentwicklung und zum Corporate Volunteering, dem ehrenamtlichen Mitarbeiterengagement von Unternehmen. Diese Breite an Ergebnissen deutet auch darauf hin, dass die Evaluation selbst sehr aufwändig angelegt war. In der Publikation mag es zwar nun so erscheinen, als hätten die „harten Fakten“ in Form von Prozentwerten viel mehr Wert – das stimmt allerdings nur vordergründig. Die vielen Schulbesuche vor Ort und die zahlreichen informellen Gespräche haben uns stark dabei geholfen, die quantitativen Daten einzuschätzen bzw. vor dem Hintergrund der Erfahrungen der Beteiligten zu interpretieren. Schließlich kannten wir das Projekt vor der Evaluation nicht, hielten es aber vor allem wegen des didaktischen Designs für untersuchenswert.

Etwa zwei Jahre nach Projektbeginn kann ich so auch behaupten, dass sich die Evaluation aus mehreren Gründen gelohnt hat: Zunächst einmal bot das Evaluationsprojekt interessante Einblicke in die Organisation Schule, die ich seit meiner eigenen Schulzeit nicht mehr von innen gesehen hatte. Dann erhielt ich durch die theoretische Aufbereitung die Chance, Konzepte unterschiedlicher Disziplinen miteinander zu verzahnen – gerade das Corporate Volunteering ist hier zu nennen, das zwar seinen Urspung in der Personalentwicklung hat, aber dennoch vorwiegend aus betriebswirtschaftlicher (praxisorientierter) Perspektive betrachtet wird. Als „Grenzgängerin“ hat mir diese permanente integrative Sichtweise besonders viel Spaß gemacht. Nicht zu verachten ist auch, dass mir das Evaluationsprojekt die Möglichkeit gegeben hat, nach Abschluss meines Studiums an der Uni Augsburg zu bleiben und in einem sehr coolen Team zu arbeiten – ganz herzlichen Dank an der Stelle dafür. Ich hoffe, ich kann mich vor allem bei Euch, Silvia und Tamara, mit dem einen oder anderen Pretest revanchieren – Ihr habt jedenfalls mehr als ein Dutzend davon bei mir gut.

Nachtrag (18.5.2009): Die zentralen Evaluationsergebnisse sind jetzt auch auf der imb-Website im Bereich Publikationen verfügbar.