Von Schulen, Inseln und dem Brückenbau

Bei der Lektüre eines Artikels von Gerald Sailmann bin ich (einmal mehr) auf einen schönen Ausspruch von William Carr (1942) gestoßen:

„Schulen sind wie Inseln, getrennt vom Festland des Lebens durch einen tiefen Graben der Konvention und Tradition. Die Zugbrücke wird für bestimmte Zeit während des Tages herabgelassen, damit die zeitweiligen Bewohner morgens auf die Insel und abends zurück zum Festland gehen können. Warum gehen diese jungen Menschen auf diese Inseln? Um zu lernen, wie man auf dem Festland lebt.“ (zitiert nach Keupp, 1999, S. 1, in Sailmann, 2008, S. 73)

Im Jahre 1942 nutzt Carr diese Analogie, um das Lernen auf Vorrat zu kritisieren. Obschon das Bild bereits damals etwas überzeichnet ist – Schulleiter und Lehrer pflegen laut Sailmann (2008) schon immer berufliche Kontakte zur Außenwelt – steckt ein wahrer Kern in ihr, wodurch sie bis heute Gültigkeit besitzt:

„Letztlich bleibt es […] der Einzelschule überlassen, entsprechend ihren Bedingungen vor Ort zu entscheiden, welche Beziehungen sie mit welchen konkreten Einrichtungen oder Personen eingeht.“ (Sailmann, 2008, S. 75)

Eine Erkenntnis, die mir bei der Re-Analyse der business@school-Daten für meine Diss ebenfalls oftmals kommt und wenigstens dort eine positive Wendung für die Zusammenarbeit von Schulen und Unternehmen erfährt.


Quelle: Sailmann, G. (2008). Kooperationsmanagement für Schulen. In R. Voss (Hrsg.), Innovatives Schulmanagement. Ansätze für ein effizientes Management von Schulen (S. 72–84). Gernsbach: Deutscher Betriebswirte-Verlag.

Förderliche und hinderliche Faktoren bei der Implementation von Schulinnovationen

Als besonders förderliche und hinderliche Faktoren bei der Implementierung von Schulinnovationen werden oftmals die Charakteristika der Neuerung, die Organisation mit ihren Akteuren und Strukturen sowie der lokale Kontext benannt (z.B. Altrichter & Wiesinger, 2005; Rogers, 1995): Denn zunächst beeinflusst die Innovation, inwieweit diese als wichtig erachtet wird. Bietet sie Lösungen für wahrgenommene Probleme, sind ihre Ziele und einzusetzende Mittel eindeutig erkennbar, ist sie in ihrer Ganzheit erfassbar, zeichnet sie sich durch eine hohe Qualität, durch inhaltlich-kontextuelle Passung und Praktikabilität in der Umsetzung aus, so kann man hierin förderliche wie auch hinderliche Faktoren ausmachen. Inwieweit die Leitung einer Organisation sich für die Innovation einsetzt, also Zustimmung (Commitment) und eigenes Engagement bei der Umsetzung zeigt, zusätzliche Ressourcen und Fortbildungsmöglichkeiten beschafft sowie das Engagement einzelner Beteiligter fordert, fördert und anerkennt, kann sich ebenso positiv wie auch negativ auf die Implementierung auf personaler Ebene der Organisation auswirken. Darüber hinaus kommt es bei den Lehrern und bei den Schülern auf die vorhandenen Kompetenzen und Einstellungen an. Sollte ein Innovationsvorschlag z.B. unklar oder überfordernd sein, kann Unterstützung rasch ausbleiben. Auf struktureller Ebene ist von Bedeutung, inwieweit die Innovation zu den strategischen Zielen der Organisation passt und sich in Strukturen und Prozesse vor Ort einfügt. Dazu gehören z.B. Anreizsysteme und Karrieremuster sowie bestehende Curricula und Assessmentformen. Im Hinblick auf den lokalen Kontext lassen sich die regionale Verwaltung, das direkte Umfeld mit den unterschiedlichen Anspruchsgruppen und die politisch-strukturellen Rahmenbedingungen einer Organisation als innovationsförderlich oder -hemmend ausmachen. Auch die Veränderlichkeit der Schule als Ganzes nimmt Einfluss auf die Implementation von Schulinnovationen.

"brand eins" über "das große Missverständnis"

Gerade lese ich in der vorletzten brand eins über „das große Missverständnis“: Missverständnis in dem Sinne, als dass das Internet nach Meinung des Autors Matthias Hannemann wie geschaffen ist für effiziente PR, doch Unternehmen trotz oder eben wegen der technologischen Entwicklung in Sachen Öffentlichkeitsarbeit dort an ihre Grenzen stoßen. Die Betrachtung der (nicht mehr ganz so) neuen Internettechnologie vor dem Hintergrund der Veränderungen, die derzeit auf Unternehmenskommunikation einprasseln, ist dabei überaus interessant – allein schon deshalb, weil man daran sehr gut erkennen kann, wie schwerfällig manche Unternehmen auf Entwicklungen und Trends (zwangsläufig?) reagieren, obschon diese nicht mehr wegzudiskutieren sind. Spannend auch deswegen, weil in dem Beitrag einmal mehr Generationenkonflikte in der Benutzung von Technologien angesprochen werden. Zur Untermalung der Thesen wird Georg Kolb, Experte für soziale Medien bei Pleon (Düsseldorf), herangezogen. Die (aus meiner Sicht) wichtigsten Zitate und Kommentare:

  • „Die Zeiten einer reinen Einbahnstraßen-Kommunikation sind ebenso vorbei wie jene der Standardkampagnen und „Kommunikatoren, die strenge Kontrolle gewohnt sind“.“ (ebd., S. 127)
  • „“Nicht jedes Unternehmen braucht einen Blog“, sagt Georg Kolb, „nicht jeder Mitarbeiter hat dafür Zeit, und natürlich ist auch Manager-Blog sinnlos, wenn er nicht authentisch ist. In Zeiten aber, in denen Werbung kein Kampf mehr um Lautstärke ist, kommt es auch darauf an, seine Grenzen zu definieren.““ (ebd., S. 128)
  • „Sie [die Unternehmen] sind irritiert von Nachrichten, einzelne soziale Netzwerke hätten ihren Zenit bereits wieder überschritten, ermattet von der Vielzahl ausgerufener Hypes im Internet, genervt vom Amateurkult im Web 2.0 und geplagt von einer Marketing-Sprache, in der es von sogenannten Buzzwords nur so wimmelt.“ (ebd., S. 128)
  • „Alle, mit denen er in seiner Branche zusammenarbeitet, sind ständig erreichbar, unentwegt online, stets auf der Suche nach dem neuesten Trend. „Die Menschen da draußen“, denkt er dann, „sind es eben nicht alle. Das dürfen wir nicht aus den Augen verlieren.““ (ebd., S. 129)
  • „Angesichts solcher Entwicklungen dürfen Unternehmen nicht untätig bleiben. Schließlich ist das Verlangen nach ehrlicher, freundlicher und transparenter Kommunkation so groß wie nie. Doch mit dem Versuch, das Gespräch mit hinterhältigen Manipulationen und „Tricksereien“ unter Kontrolle zu behalten, erreicht man das Gegenteil: Misstrauen statt Austausch, Dialogverweigerung statt Dialog.“ (ebd., S. 129)

Viele Ausführungen sind sehr treffend (wenn auch pointiert) formuliert. Es wird daher weiter spannend zu beobachten sein, wie Unternehmen auf Trends bzw. Hypes fortan reagieren. Wohl immer geben wird es Vorreiter und Nachzügler – ähnlich wie es auch beim Lehren und Lernen mit der Integration von digitalen Medien oft der Fall ist.

… und die Uni rückt zusammen

Die Arbeiten am KaffeePod gehen – trotz Ferien – gut voran. Die Studierenden produzieren fleißig die ersten Pods und auch die Begleitstudiumsteilnehmer basteln engagiert an der Website. So konnten wir in der letzten Zeit einiges an Content fertig stellen; die Seite selbst ist in der Mache und wird aller Voraussicht nach Mitte September (passend zur Jahrestagung der Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft – GMW) online gehen. Bis dahin ist nicht mehr viel Zeit, sodass bei allen Beteiligten die Spannung steigt. Schließlich ist der Zeitpunkt des Launches stets ein besonderer Moment.

Hinzu kommt, dass wir (d.h. Tamara und ich) auf der Tagung erstmals das hinter dem KaffeePod stehende Konzept vorstellen: Im Vordergrund steht dabei das Zusammenspiel von Seminar und Begleitstudium, das sich unserer Meinung nach sehr förderlich auf die Projektarbeit auswirkt. Studierende können am realen Kontext und in selbstorganisierter Projektarbeit Mediaplanung und -produktion lernen; Ähnliches gilt für die Teilnehmer im Begleitstudium, die vor allem ihre praktischen Kenntnisse und Fähigkeiten im Bereich von Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie von Layout und (Web-)Design erweitern können.

Darüber hinaus wollen wir herausstellen, welches Potenzial das Medienprodukt „KaffeePod“ für die Hochschulentwicklung hat. Schließlich werden viele Personen aus der Universität Augsburg in diese Medienproduktion integriert und zahlreiche Projektpartnerschaften währenddessen geschlossen. Die Idee, über die Arbeit am KaffeePod stärker für die Sichtweisen anderer Fachbereiche und Disziplinen zu sensibilisieren, stößt dabei vorwiegend auf positive Resonanz. Wie bei jedem Organisationsentwicklungsprozess üblich, gibt es natürlich auch Gegner und Personen, die sich weder inhaltlich noch durch ihre Stimme in der Hörspielproduktion wieder finden möchten. Dies soll hier nicht verschwiegen werden, obschon wir erkennen, dass die netten Reaktionen deutlich überwiegen.

Inwiefern nun vom KaffeePod-Projekt (interne) Hochschulentwicklung ausgeht, müssen wir weiter beobachten und ggf. auch in angehängten Forschungsarbeiten (z.B. thematisch passende Abschlussarbeiten) klären. Der derzeitige Stand deutet aber darauf hin, dass neben der intendierten Wirkung auf Lernen und Kompetenzentwicklung der Studierenden sowie für die Hochschul- und Wissenschaftskommunikation Prozesse im Bereich der Organisationsentwicklung angestoßen werden. Eine schöne Entwicklung, wenn unter dem Deckmantel der Studien- und Berufs(weg)orientierung für Jugendliche und junge Erwachsene die Universität als Ganzes näher zusammenrückt.

PS: Die Bedeutung von Kommunikation im Prozess der Hochschulentwicklung wird übrigens in einem Artikel von Sigrun Nickel („Hochschulmodernisierung ist Kommunikation“, S. 230–241) näher umrissen. Die Ausführungen sind zwar schon etwas älter (von 1999), aber inhaltlich durchaus aktuell und von daher als Lektüre empfehlenswert.

Urlaubszeit

… ist Reisezeit! Auch mich verschlägt es dieser Tage auf die Autobahn. Ich werde in die Heimat fahren. So richtig Urlaub wird es aber nicht: Ich habe (endlich!) vor, die ganzen wirren Gedanken zu meiner Diss auf (digitales) Papier zu bringen. Mal gucken, wie mir das gelingt. Immerhin bin ich in Rheine einigermaßen Internet-abstinent. Auch mein (neues!) mobiles Internet verspricht nicht zwingend, gut erreichbar zu sein. Die Netzabdeckung auf dem Land ist einfach zu schlecht. Ich wünsche daher all meinen Lesern schöne Ferientage und vielleicht melde ich mich von unterwegs – um mich abzulenken oder weil das Netz so toll funktioniert. Wir werden sehen.