in Wissenschaft

Ein Blick in die Karten: Bewertungskriterien von Studierendenblogs

Heute mache ich etwas, was ich an sich nicht tue – zumindest nicht öffentlich 😉

Auf Wunsch von @lisarosa, @akpe, @ralfa, @mediendidaktik und einigen mehr versuche ich heute meine Bewertungskriterien von Blogbeiträgen der Studierenden offen zu legen. Dabei beziehe ich mich im Wesentlichen auf das w.e.b.Square-Seminar im vergangenen Wintersemester, das ich zusammen mit Marianne und Tamara durchgeführt habe und als Projektseminar durchgeführt wurde mit dem Ziel, die (damals) 3. w.e.b.Square-Tagung zu organisieren. Das Seminar hat mehrere Präsenztermine, findet allerdings nicht wöchentlich statt, da die Studierenden in den virtuellen Phasen meist Arbeitsaufträge erledigen. Darüber hinaus gibt es Aufgaben, die eher einzelne Personen betreffen, die sich auf ganze Gruppen beziehen oder die jeder im Seminar bewältigen kann. Es gibt sodann mehrere Arbeitspakete, um das komplexe Produkt „Tagung“ zu erstellen und gleichzeitig unterschiedliche Lernangebote zu machen. Die Tagung selbst ist und bleibt ein Gemeinschaftsprodukt – sie sorgt für Aufregung im Vorfeld und für Stolz, wenn die Studierenden sehen, dass sie es geschafft haben. All diese Phasen im Seminar begleitet der w.e.b.Square-Blog, der jeweils zum Seminar/zur Tagung aktiviert wird. Da das Seminar für Bachelor-Studierende gedacht ist, gibt es (im Vergleich zu anderen Veranstaltungen, wo ich auch Blogs einsetze) recht klare Instruktionen, die in der Kick-off-Sitzung auch nochmals mündlich erläutert wurden (und werden):

Zunächst verfolgt der w.e.b.Square-Blog folgende inhaltlichen Ziele:

  • Prozessorientierte Reflexion der Entstehung eines Artikels, der Videodokumentation sowie der Organisation der Tagung
  • Reflexion der (Präsenz-) Seminarsitzungen
  • Aufzeigen von Problemen
  • Einbezug emotional-motivationaler Komponenten
  • Einbezug sozialer Komponenten

Weiterführende Informationen und technische Hinweise zum Erstellen eines Blogpost erhalten die Studierenden in einem gesonderten Dokument, das jeweils im Digicampus hinterlegt wird. Um Einblicke in das „volle“ Paket zu erhalten, könnt Ihr Euch das Handbuch ab sofort auf der imb-Website downloaden. Abschließend werden zwei Aspekte thematisiert, die mit Kommentieren und Think, before you post überschrieben sind. Beim ersten Aspekt geht es darum, dass die Studierenden nicht nur ihre Blogbeiträge „abliefern“, sondern auch beachten, was die anderen Gruppen schreiben bzw. erarbeiten. Schließlich ist der Blogeinsatz kein Selbstzweck, sondern soll die Interaktion außerhalb von festen Seminarzeiten ankurbeln. Beim zweiten Aspekt geht es darum, dass die Studierenden sich bewusst werden, dass sie beim w.e.b.Square-Blog öffentlich agieren. In der Regel zeige ich das Video, das mit selbigem Titel überschrieben ist, damit sie sich nochmals über mögliche Konsequenzen des öffentlichen Schreibens bewusst werden. Denn eins ist klar: Auch wenn die Studierenden „irgendwas mit Medien“ studieren, haben sie meist keine oder nur rudimentäre Erfahrung mit dem öffentlichen Schreiben mithilfe digitaler Werkzeuge.

Nach Ablauf des Semesters – Tagung und Lehrveranstaltung sind vorbei – werden die Blogbeiträge für die Benotung herangezogen. Um eins vorweg zu schicken: Die Bewertung von Blogs ist massiv schwer und kann wohl nie losgelöst vom spezifischen Kontext erfolgen. Als Dozentin kann man das Geschriebene rasch in Bezug zum realen Seminargeschehen setzen und ein Stück weit auch „zwischen den Zeilen“ lesen. Das sollte man immer beachten, wenn es um Bewertungskriterien für Blogs geht – sie sind sicher nur in Teilen auf andere Kontexte übertragbar. Dazu kann es sein, dass sie sich im Verlauf des Semesters verändern – wenn das Bloggen nicht so funktioniert, wie man sich es „auf dem Papier“ vorgestellt hat, oder Teilaspekte im Verlauf der Veranstaltung plötzlich wichtiger werden und den Studierenden dies bekannt ist. In der genannten w.e.b.Square-Veranstaltung haben wir dann schlussendlich folgende Kriterien zugrunde gelegt:

Bewertungskriterien w.e.b.Square-Blog
Die jeweils fett markierten Bereiche deuten an, dass hier im Verlauf der Veranstaltung am meisten Wert gelegt wurde. Der grau markierte Bereich ist ein Spezifikum bei w.e.b.Square, bei dem es darum geht, ob die Seminarteilnehmer die zentralen Such- (und Finde-)Strategien bei w.e.b.Square verstanden haben. Die Kriterien können jeweils voll erfüllt bis hin zu gar nicht erfüllt werden, wobei im beschriebenen Fall bei der Interaktion der Studierenden untereinander die größte Schwierigkeit bestand. In diesem Punkt werden wir für den nächsten Durchlauf der Veranstaltung nachbessern und noch expliziter auf die Bedeutung der Kollaboration eingehen. Zu dem neuen Konzept dann bei Zeiten mehr 😉

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Kommentar

  1. Hi Sandra,
    danke für die Kriterien, ich habe in meinem Blog ja schon früh meine Referatskriterien öffentlich gemacht und sie werden immer noch regelmäßig aufgerufen (später sind sie ja auf die imb-Homepage gewandert) 🙂

    Liebe Grüße,
    Alex

    PS: Witzig, dass im „Blog-Handbuch“ noch meine Hinweise zum Blog-Post zu finden sind (natürlich von euch etwas optimiert) 🙂

  2. Hi Alex,

    klar, da ergeben sich inhaltlich natürlich Ähnlichkeiten, Du warst ja lange unser Admin 🙂
    Leider ist es mit den Blogbewertungskriterien nicht ganz so eindeutig wie bei Referaten, da die Ziele des Blogeinsatzes durchaus von Veranstaltung zu Veranstaltung variieren und manchmal auch „nur“ zur Dokumentation, weniger zur Interaktion eingesetzt werden. Sie sind daher (wie so vieles andere auch) einem permanenten Wandel unterworfen.

    Liebe Grüße,

    Sandra

  3. Liebe Sandra,
    danke für den Blogartikel und die Kriterien – eine tolle Ressource, auch für das Lehrbuchprojekt #l3t.
    Viele Grüße,
    Ilona

  4. Hallo Sandra,

    danke Dir, dass Du dir einmal „öffentlich“ hast in die Karten schauen lassen. Ich denke ja fast, dass so etwas fast zu wenig öffentlich geschieht. Zeigt es doch, dass Bewertung und Benotung, orientiert am Arbeitprozess/Projektprozess etc. genauso möglich aber auch schwierig ist, wie im sonst üblichen Dreikampf universitären Assessments.

    Mit verlaub, ich gebe Dein Post hier auch mal weiter! 😉
    Gruß
    Andreas

  5. Hallo Andreas,

    gerne weitergeben – dafür war der Post ja gedacht 😉
    Ich stimme Dir auf jeden Fall zu, dass die Bewertung von Lernprozessen (ggü. -ergebnissen) möglich, aber schwierig ist und man recht lange probieren muss, bis die Kriterien halbwegs passen. Vermutlich ist das auch der Grund, warum man eher selten über diese Form der Bewertung liest – gepaart damit, dass die Bewertung von klassischen Artefakten nach wie vor dominiert.

    Liebe Grüße,

    Sandra

  6. Vielen Dank, das ist sehr inspirierend und wäre in meinem Tätigkeitsfeld auch für Referendare und Lehrer nützlich – nicht für deren Bewertung, denn zum Glück muss ich sie nicht bewerten – sondern als Anregung für die Arbeit mit einem Leistungskurs. Da müsste aber schon eine Menge vorab gelaufen sein an Selbstbewertungskultur und Selbstreflexivität.

  7. Ja, nur leider funktioniert die Bloggerei auch bei uns nicht von selbst. Ohne die Verknüpfung mit der Bewertung würde sie vermutlich nicht mal in Gang kommen (oder nur bei wenigen Studierenden) – was im Prinzip schade ist, denn immerhin handelt es sich bei uns um Medienstudierende, die später andere von der Dynamik des „neuen“ Web überzeugen soll(t)en 😉

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