Blick hinter die Kulissen: das #bzw10-Seminar

Zusammen mit Caro und Katha habe ich in diesem Semester ein Seminar durchgeführt, das mit dem Titel „Bilder zur Wissenskommunikation“ (Hashtag bei Twitter: #bzw10) überschrieben war und sich mit der Bedeutung von Wissenskommunikation und -visualisierung im Kontext von Organisationen auseinander gesetzt hat. Im praktischen Teil der Veranstaltung haben wir uns dem Projekt „EduCamp meets GMW“ gewidmet und visuelle Konzepte für dieses Vorhaben ausgedacht. Welches Konzept davon konkret umgesetzt wird, entscheidet sich nächste Woche – daher möchte ich an dieser Stelle nicht zu viel vorwegnehmen. Aus aktuellem Anlass (Wunsch von @herrmeyer ;-)) stelle ich aber gern unseren Seminarinput öffentlich zur Verfügung, der zeigt, welche Themen und Fragestellungen innerhalb der Lehrveranstaltung behandelt wurden.

Informationen zum Kick-off


Input A: Wissen managen (Fokus: Wissenskommunikation)


Input B: Kognition und Wahrnehmung


Input C: Vorstellung Praxispartner


Input D-F: Grundlagen der Gestaltung


Input G: Vermarktung 2.0


Wenn man die Präsentationen rückblickend betrachtet, sieht man, dass wir in dieser Veranstaltung außergewöhnlich viel Input gegeben haben. Das liegt vor allem daran, dass zu diesem Thema kaum Seminare angeboten werden und mit wenig Vorwissen der Teilnehmer zu rechnen war. Gleichzeitig war uns wichtig, viele Perspektiven auf das Seminarthema zu ermöglichen und gleichzeitig eine praktische Umsetzung zu erreichen, die im Übrigen durch ein Photoshop-Tutorial meiner beiden Co-Dozentinnen sehr intensiv begleitet wurde. Die Veranstaltung wurde als Blockseminar organisiert.

Gelesen: Deutsche Bank Research zu Enterprise 2.0

Deutsche Bank Research hat vor kurzem eine Studie zu Enterprise 2.0 herausgegeben, die aufgreift, ob und wie Unternehmen auf das Web 2.0 reagieren. Ich finde das Thema aus unterschiedlichen Gründen spannend, insbesondere auch deshalb, weil man am Beispiel Web 2.0 eindrücklich zeigen kann, wie sich die Organisationsform von Unternehmen auf ihre Reaktionsfähigkeit auf (offenbare) Innovationen auswirkt und welche Rolle dabei die spezifische Größe der Organisation spielen kann. Gleichzeitig führt die Thematisierung der Lern- und Entwicklungschancen mit und durch das Web 2.0 eine bereits ältere Diskussion zu tage, die Mitte/Ende der 1990er Jahre unter dem Begriff Informations- und Wissensmanagement geführt wurde und dessen Aktualität so nochmals unterstrichen wird, auch wenn alte Begriffe inzwischen abgelöst oder durch andere Begriffe/Konzepte ersetzt werden (für einen tieferen Eindruck zur Geschichte des Wissensmanagements lohnt sich auch ein Blick in einen Überblicksartikel von Gabi und Heinz Mandl).

Die aktuelle Studie von Deutsche Bank Research ist nun deshalb hilfreich, weil sie in wenigen Worten und praxistauglich zusammenfasst, was das Web 2.0 im Kontext von Unternehmen leisten kann und wo potenzielle Grenzen des Einsatzes liegen. Auch wird differenziert aufgegriffen, unter welchen Bedingungen man von Enterprise 2.0 sprechen muss – nämlich immer dann, wenn die Verwendung von Social Media einen direkten Einfluss auf die Geschäftstätigkeit hat. Richtig finde ich in diesem Zusammenhang auch, IKT- und Medienunternehmen aus der Betrachtung des Status quo von Enterprise 2.0 herauszunehmen, da man hier – beschleunigt durch das Internet – zu ganz neuen Geschäftsmodellen kommt. Die Relevanz von Web 2.0 für Unternehmen wird – mit Blick auf traditionelle Unternehmen – auf wenige Kernpunkte reduziert, die ich durch die theoretische Beschäftigung mit dem Thema und durch ein paar eigene Expertisen für die Web 2.0-Nutzung im organisationalen Kontext durchaus unterstreichen kann:

  • Das Web 2.0 ermöglichst prinzipiell die Ansprache einer jungen Zielgruppe als Kunden oder als Ergänzung traditionellen Recruitings.
  • Durch das Aufwachsen mit dem Internet sind Kohorteneffekte zu erwarten, sprich auf Kurz oder Lang werden Social Media in allen relevanten Kerngruppen von Unternehmen genutzt. Aktuelle Mediennutzungsstudien unterstreichen diesen Verlauf.
  • Videoportale und (digitale) soziale Netzwerke entfalten eher Breitenwirkung ggü. anderen beliebten Werkzeugen; dennoch ist die Wirkung kleiner Communities nicht zu unterschätzen (im Sinne von Meinungsführerschaft).
  • Social Media eignet sich zur Schaffung von Vertrauen im Sine von Customer Relationship Management (CRM).

Während die oben genannten Vorteile vor allem eine externe Wirkung haben, wird in der Studie auch angeführt, dass Social Media eine Binnenwirkung innerhalb von Unternehmen besitzen können und hierzu teils andere Werkzeuge im Einsatz sind (z.B. Wikis). Die Unterscheidung finde ich insofern wichtig, als dass man bei Social Media derzeit vor allem den externen Effekt im Sinne des Marketings betrachtet. Gleich bedeutsam könnte aber die Wirkung von Social Media nach innen sein, um ein altes Problem (Informations- und Wissensfluss im Unternehmen) besser bewältigen zu können. Falls man also den Nutzen von Social Media betrachtet, sollten immer beide Wirkbereiche betrachtet und in möglichen Evaluationen getrennt erfasst werden. Denn bis auf wenige Projekte oder Themenstellungen (z.B. Corporate Social Responsibility (CSR)) sehe ich in den meist hierarchisch organisierten Unternehmen und den daraus folgenden „Logiken“ wenige Möglichkeiten, eine Verkaufsperspektive und die Perspektive von Personalentwicklung und Lernen zugunsten einer abteilungsübergreifenden Social Media-Strategie zusammenzuführen. Vielleicht ist das aber nur ein Problem der (unternehmensinternen) Priorisierung.

Fazit. Alles in allem also eine lesenswerte Studie, die sich vor allem auch für Praktiker eignet, um einen Einblick in die Dynamiken des Web 2.0 zu erhalten. In der Studie fehlen allerdings bis auf wenige Ankerpunkte gute (oder auch schlechte) Beispiele für den Einsatz von Social Media. Das ist etwas schade, da man sich in der Praxis gern an bereits gelungenen Umsetzungen orientiert.

PS: Jochen Robes hat auf seinem Blog seine Eindrücke zur Studie auch kurz zusammengefasst.

Von studentischen Einreichungen und Review-Verfahren

Vor ein paar Tagen endete er nun, der 2. w.e.b.Square-Call, und, was soll ich sagen: Trotz vieler Abrufe war die Resonanz verhalten. Wir sind auf der Suche nach Gründen, warum dieses Mal die bloße Zahl der Einreichungen im einstelligen Bereich geblieben ist; ein wesentlicher Grund, der auch von unseren Studierenden gespiegelt wurde, war der Zeitpunkt: Durch die Häufung von Prüfungen am Ende der Vorlesungszeit war es offenbar für viele Studierende schwierig, zusätzlich zu den anstehenden Arbeiten einen Text für unsere Online-Zeitschrift zu verfassen. Umgekehrt gibt es wohl nie den richtigen Termin, wie man auch schon an Diskussionen über die w.e.b.Square-Tagung sehen konnte. Von daher muss es andere Gründe geben. Lag es an der inhaltlichen Ausrichtung des Calls? Auch hier würde ich meinen: Nein. Aus persönlichen Gesprächen mit Studierenden weiß ich, dass sie der Einsatz digitaler Medien in der Lehre extrem bewegt – und zwar immer dann, wenn Prüfungen an ihren Einsatz geknüpft werden. Fast jeder MuK-Studierende hat also eine Position zum Thema des Calls und diese sind untereinander durchaus kontrovers. Genau diese Bitte um eine Position könnte es nun sein, die eine Einreichung erschwert hat: Als Studierender lernt man das wissenschaftliche Schreiben, aber nur selten, wie man ein Papier mit einer (begründeten) Meinung verfasst. So bin ich froh, dass wir durch persönliche Ansprache den einen oder anderen Studierenden noch zur Abgabe eines Textes überzeugen konnten und die nächste w.e.b.Square-Ausgabe somit doch wieder „rund“ wird.

Noch kann ich nicht sagen, was die genauen Titel der Texte sind – sie befinden sich gerade im studentischen Review, das (wie gewohnt) der Einreichung angeschlossen wird. Die Studierenden, die das Review übernehmen, kommen in der Regel aus der w.e.b.Square-Redaktion und werden bei Bedarf um andere Gutachter „aufgestockt“. Letzteres ist immer dann der Fall, wenn eine spezifische Expertise benötigt wird, die in der w.e.b.Square-Redaktion nicht vorhanden ist. Der Vorteil an dieser Verteilung der Gutachten ist, dass ein Teil der Gutachter bereits geübt darin ist, ein Gutachten zu verfassen. Selbst wenn es bei uns (wie bei anderen Zeitschriften im wissenschaftlichen Bereich) klare Kriterien zur Beurteilung von Texten gibt, fällt es den Studierenden nämlich eher schwer, ihre Meinung zu einem Artikel zu explizieren. So bin ich als Projektleiterin ganz froh, wenn ich von Call zu Call nur manchen Gutachtern den Prozess der Begutachtung erklären muss und sich die Studierenden oft auch gegenseitig helfen können. Schließlich ist es nicht unbedingt trivial, einen Text zu beurteilen und das eigene Urteil in Worte zu fassen. Wir haben uns daher schon letztes Jahr für ein offenes Review-Verfahren entschieden, sodass sich Autoren und Gutachter kennen und austauschen können. Dies gehört ja zu den zentralen Prinzipien von w.e.b.Square und ist, wie ich es in einem Gastbeitrag für 360 Grad feststellen durfte, auch bei anderen studentischen Publikationsorganen üblich. Was wir derzeit nicht machen, ist, den Reviewprozess komplett öffentlich abzubilden. Viele Studierende, die erst am Anfang des wissenschaftlichen Arbeitens stehen, hätten hierzu eine zu große Scheu und ich bin der Meinung, diesen Wunsch auf ein in diesem Sinne halb-öffentliches Verfahren muss man akzeptieren. Das heißt ja nicht, dass das Reviewverfahren deshalb intransparent oder unfair wäre – im Gegenteil: Jeder Autor bekommt, falls es nötig ist, ein Einzelcoaching bis zur Veröffentlichung seiner Arbeit bei w.e.b.Square.

Tag der Abschlusspräsentation oder: morgen zählt’s!

Dass Studierende an der Öffnung von Seminaren und durch die Orientierung an „echten“ Problemen Spaß an Lehrveranstaltungen entwickeln können, habe ich an anderer Stelle ausführlicher beschrieben. Außerdem ist diese Erkenntnis nicht gerade neu, denn der Aspekt der Öffnung steht im Zentrum der meisten Bemühungen zum Lernkulturwandel und zur Hochschulentwicklung. Trotzdem macht es als Lehrende immer wieder große Freude zu sehen, wenn sich problemorientierte Konzepte innerhalb eines Semesters bewähren und in Teilen auch verselbstständigen. So bin ich einmal mehr begeistert von den Ideen und Konzepten, die dieses Halbjahr im Rahmen von Lehrveranstaltungen entwickelt worden sind.

Morgen stehen nun die Abschlusspräsentationen in meinen beiden neu konzipierten Seminaren an. In der einen Veranstaltung geht es um Social Networks und ihre Wirksamkeit in der Online- und Offline-Welt; in der anderen Veranstaltung steht das Thema Wissenskommunikation im Zentrum und vertieft das Grundlagenseminar Wissensmanagement im MuK-Studiengang (beide Seminare hatte ich im Blog bereits kurz skizziert). Im erstgenannten Seminar ist die Landesarbeitsgemeinschaft Bayerischer Familienbildungsstätten e.V. der Partner, sodass sich morgen Früh mein gesamtes Seminar auf den Weg nach München macht, um die Social Media-Konzepte vor ca. 12 Externen zu präsentieren. Auf diese Vorstellung bin ich höchst gespannt, da digitale soziale Netzwerke innerhalb der Organisation bisher keine Rolle spielen, aber dennoch eine gewisse Offenheit gegenüber neuen, aus einer medienaffinen Zielgruppe generierten Ideen besteht. Um ein Grounding zu schaffen, werde ich selbst einen kurzen Input zum Medienwandel und den damit verbundenen Konsequenzen für die Öffentlichkeitsarbeit von Non-Profit-Organisationen geben. Danach stellen die sechs Seminargruppen ihre Konzepte vor und laden zur Diskussion ein. Im Anschluss an die Veranstaltung am Vormittag eile ich nach Augsburg, um der zweiten Abschlusspräsentation beizuwohnen. Hier geht es um das Projekt „EduCamp meets GMW“, für das Studierende unseres Seminars insgesamt fünf visuelle Konzepte entwickelt haben. Einige der Jurymitglieder werden vor Ort anwesend sein, andere schalten wir virtuell zu. Insofern bleibt vor allem zu hoffen, dass wir die Veranstaltung technisch gut auf die Beine stellen werden, damit alle Experten gleichermaßen beteiligt werden und schließlich zu Wort kommen können.

Alles in allem hoffe ich auch, dass sich die um eine Woche vorgezogenen Termine nicht negativ auf den Grad der Ausarbeitung der Ideen und Konzepte ausgewirkt haben. Leider musste ich nämlich aufgrund der Bewerbungsvorträge zur (Wieder-)Besetzung der Professur für Mediendidaktik die Abschlusspräsentationen für beide Lehrveranstaltungen um eine Woche nach vorn verlegen. Eine solche Verschiebung ist immer etwas unglücklich, da ein Seminar detailliert geplant worden ist und eine Woche weniger Zeit diesen Plan für die Studierenden etwas durcheinander bringt. Zudem hängen durch die Öffnung des Seminars auch Kooperationspartner an der Veranstaltung, sodass Terminkollisionen mitunter nicht einfach zu beheben sind. Allerdings stimmt mich der Stand der studentischen Arbeiten, wie ich ihn bisher kenne, positiv, dass die Verschiebung keinerlei Einfluss auf die Qualität der Konzepte und Ideen genommen hat. Folglich freue ich mich auf einen spannenden Tag morgen, der gespickt ist mit Höhepunkten, wenn man das aus der Lehrendenperspektive so sagen kann und will.