EinBlick in die Lehre

Weil ich öfters gefragt werde, was ich in Heidelberg mache, möchte ich nach und nach die neuen (und alten!) Tätigkeitsgebiete vorstellen. Den Anfang machen heute die Lehrveranstaltungen, die ich in den unterschiedlichen Fächern/Fachbereichen gebe. Darin ausgespart ist das Masterkolloquium, da es meiner Ansicht nach einen etwas anderen Charakter hat und deshalb einer gesonderten Vorstellung bedarf.

Ein Grundlagenseminar im Studiengang E-Learning und Medienbildung ist die Veranstaltung zur „Konzeption von E-Learning-Umgebungen“. Diese Veranstaltung ist inzwischen fast ein „Klassiker“, kommen die Inhalte in dieser oder ähnlicher Form doch an vielen Universitäten/Hochschulen vor.


Die zweite Lehrveranstaltung, die ich anbiete, hängt eng mit meinem Dissertationsthema zusammen und lautet „Kooperationen zwischen Schule und Wirtschaft gestalten“. Das Besondere an dieser Veranstaltung ist vermutlich ihre Verortung in der Schulpädagogik sowie die Integration einer Wettbewerbsteilnahme in das Seminar. Letzteres kann man sinnvoll oder weniger sinnvoll finden; angesichts des Themas der Veranstaltung und möglicher unterschiedlicher Leitsysteme Schule/Bildung und Unternehmen/Ökonomie halte ich diese Einbindung aber durchaus für gewinnbringend.


Das dritte Seminar nennt sich „Visualisierungen in schulischen und außerschulischen Kontexten“ und ist formal integriert in das Fach Deutsch. Hier bin ich auf die Erfahrungen und auch Voraussetzungen der Studierenden gespannt, fällt die Veranstaltung doch nicht nur in den Bereich der medialen Konzeption, sondern mit der Umsetzung von Visualisierungen zugleich auch in die Medienpraxis.


Die Tätigkeit an der PH Heidelberg bringt, wie die Veranstaltungen zeigen, also ein breites Spektrum der Beschäftigung mit sich. Der Medienbezug fällt mal stärker und mal schwächer aus, ist allerdings in allen Lehrveranstaltungen sowohl durch die inhaltliche Ausrichtung als auch durch die (medien-)didaktische Konzeption präsent.

Erster Schultag

Aus meiner ersten Semesterwoche an der Pädagogischen Hochschule (PH) Heidelberg gäbe es sicher eine ganze Menge zu berichten, denn neue Orte heißen immer auch neue Personen, leicht andere Themen, vielfältige Erwartungen und spezielle Erfordernisse, die sich aus der jeweiligen Hochschule heraus ergeben. Herausgreifen will ich an dieser Stelle aber vorerst nur eine Erfahrung, die sicherlich ein Spezifikum an der PH ist (siehe dazu auch Wolfs Blogbeitrag), aber ohne genuines Lehramtsstudium auffällt und viel Aufmerksamkeit auf sich zieht: die Betreuung und Begleitung von Schulpraktika, in meinem Fall im Fach Deutsch. So gehe ich seit letztem Mittwoch wieder zur Schule, was aus (mindestens!) zwei Gründen interessant ist. Erstens habe ich auf diese Weise die Möglichkeit, mir mit der Schule einen wichtigen Kontext für Mediendidaktiker „von innen“ heraus zu erschließen und unter Umständen auch gestaltend auf Unterricht und (angehende) Lehrpersonen einzuwirken. Zweitens begleite ich in diesem Semester Studierende im Grundschullehramt und angesichts der Zielgruppe Grundschüler/innen ist dies speziell herausfordernd. Denn als Mediendidaktikerin hat man eher mit älteren Lernenden und (im Schulbereich) häufig mit Gymnasien zu tun. Ich bin daher ganz froh, dass ich nicht ins kalte Wasser der Betreuung und Begleitung der Studierenden geworfen wurde, sondern eine sehr erfahrene Kollegin an meiner Seite habe, von der ich sicherlich das eine oder andere bezogen auf das Fachpraktikum Deutsch lernen kann. Auch werde ich in diesem und in den kommenden Semestern unterschiedliche Formate des Schulpraktikums kennenlernen, da mit dem Wechsel auf eine neue Studien- und Prüfungsordnung die Verzahnung von Theorie und Praxis noch stärker gewährleistet werden soll. Hier werde ich sicherlich genauer hinschauen, kann ich doch der Grundidee der Verknüpfung per se einiges abgewinnen. Aber für’s Erste heißt es zu schauen, welche (Medien-)Projekte wir auf die Beine gestellt bekommen: Auf dem Lehrplan steht nämlich Grammatik. 😉

Irritation als Daueraufgabe?

Tamara schickte mir einen Link aus der Zeit, übertitelt mit „Die Superprofs„. Der Artikel ist grundsätzlich interessant, fokussiert er doch die Bedeutung der universitären Lehre. Auch deutet er alltägliche Konflikte von Wissenschaftlern an, wenn sie sich neben Forschung eben auch oder besonders mit Lehre auseinandersetzen wollen. Der Text steht insofern stellvertretend für eine Reihe (hochschul-)pädagogischer Innovationen, die sich aus dem Hochschulalltag ergeben und meist im direkten Zusammenhang mit anvisierten Lehr-Lernzielen in einer Lehrveranstaltung stehen. Wiedererkannt habe ich mich in einem Beispiel ganz besonders: So wird unter anderem auf „10-Minuten-Präsentationen“ eingegangen und dazu von Studierenden erwartet, ihre Ideen/Konzepte argumentativ zu durchdenken und zeitlich auf den Punkt zu bringen. Vermutlich ist es auch dieses Beispiel, das Tamara beim Linkversand in den Kopf kam, denn: In meinen Seminaren in Augsburg führte die zeitliche Engfassung bei Kurzpräsentationen zu großen Diskussionen unter MuK-Studierenden. Zu Beginn mussten fast immer Präsentationen abgebrochen werden, die sich nicht an die Zeitvorgaben hielten. Gegen Ende der Projektseminare haben sich die Irritationen oft gelöst, verbunden mit Verständnis für die leicht andere didaktische Konzeption. Daher kann ich die Schilderungen im Text gut nachvollziehen, die nicht nur spezifische Lernziele mit der Methode Kurzpräsentation verknüpfen, sondern auch verdeutlichen, dass ein anderes Vorgehen in der Lehre nicht zwingend von Lernenden gewünscht ist. Bei aller Hoffnung, Lehre durch unterschiedliche Formen der Förderung attraktiver und vielfältiger zu machen, steckt im durchwachsenen Lernendenfeedback die wohl größte Herausforderung für Lehrende. Denn wie viel Irritation und Diskussion lässt sich auf Dauer schon aushalten?

Kick-off: „Publish or Perish. Wissenschaftliches Publizieren in Zeiten des Web 2.0“

Ein Projekt, das mich in meiner Augsburger Zeit intensiv begleitet hat und dessen Grundidee ich bis heute unterstütze, ist w.e.b.Square. Dabei ist die ursprüngliche Idee, nämlich den Wissensaustausch unter Studierenden zu fördern, keineswegs verblasst. Vielmehr sind die Fragen der Studierenden über Jahre ähnlich geblieben, etwa: Was wird von mir erwartet, wenn ich eine Seminararbeit schreibe? Wie sieht eine Abschlussarbeit aus? Was sind Themen oder Fragestellungen, die in meinen Studiengang behandelt werden? Welche Fragestellungen beschäftigen meine Kommilitonen? Etc. Die Fragen deuten dabei an, dass w.e.b.Square nicht nur ein Forum für den Austausch unter Studierenden ist, sondern sich vielmehr zur Präsentationsplattform sehr guter Studierendenleistungen entwickelt hat. Diese Entwicklung war im Gründungsjahr 2006 nicht abzusehen, da hier das Web 2.0 noch große Hoffnungen in Richtung eines vermehrten Austauschs schürte, die aber größtenteils nicht eingehalten werden konnten. Insofern scheint es folgerichtig, dass w.e.b.Square heute eher ein studentisches Journal ist, welches Studierenden Möglichkeiten zur frühen Publikation ihrer Arbeiten, Konzepte und Ideen bietet. Der leichte Wandel im Konzept sorgte dann auch dafür, dass das zugehörige w.e.b.Square-Seminar für das Wintersemester 2012/13 neu ausgerichtet wurde. So steht es dieses Jahr erstmals unter dem Motto „Publish or Perish. Wissenschaftliches Publizieren in Zeiten des Web 2.0“. Ich bin gespannt, wie sich die Veränderung des Seminars in der Praxis macht, d.h. nicht nur Gefallen bei den Studierenden findet, sondern eben auch einen stärkeren Fokus auf Veröffentlichungsfragen legen wird. Der gestrige Kick-off (zu den Folien) verlief jedenfalls vielversprechend, soweit man ein solches Urteil nach einem ersten Treffen im virtuellen Klassenraum überhaupt abgeben kann.

Forschung & Lehre zu „Bildung als Ware“

Wenn der Aufhänger einer Zeitschrift „Bildung als Ware“ lautet und damit einen Themenbereich berührt,

dann ist die aktuelle Ausgabe der Forschung & Lehre auf den ersten Blick gelungen – zumindest für mich.

Auch auf den zweiten Blick werden unterschiedliche Dimensionen der Diskussion klar, die in disziplinäre Positionen zum Verhältnis von Bildung und Ökonomie sowie sich unterscheidende Forschungszugänge oder auch Stellungnahmen münden. Ich persönlich gewinne dem Einspruch von Barbara Zehnpfennig viel ab, fragt sie doch danach, wie ökonomisch die Bildung sein kann (zum Artikel). Die Frage deutet dabei einen möglichen Umwälzungsprozess an, in den sich Hochschulen wie auch andere Bildungseinrichtungen mit der Orientierung am ökonomischen Leitsystem begeben haben und dessen Ausprägungen sich seit einigen Jahren nicht nur im Bereich der Bürokratisierung zeigen – mit ungewissem Ausgang, mahnen doch die weiter hinten im Heft skizzierten Ausstiege aus Exzellenzinitiativen, Rankings etc. ein Überdenken seitens der Wissenschaft und ihrer Vertreter an. Ebenfalls im Heft besprochen werden Fragen der Finanzierung formaler Bildung(sinstitutionen), die nachvollziehbar sind, wenn man sich im Spannungsfeld von Bildung und Ökonomie bewegt und neben dem Verständnis von Wissenschaft und Bildung einen Schwerpunkt auf Hochschulen als formale Bildungseinrichtungen legt (z.B. Interview zu „‚Goldader‘ Bildung„). Alles in allem also ein gelungenes Heft, dessen Lektüre sich wegen der Aktualität des Themas lohnt und aus meiner Sicht jeden Hochschullehrenden/Wissenschaftler etwas angeht, ob sie/er will oder nicht.

PS: Wer sich in der Diskussion vertiefen möchte, dem sei auch der Herausgeberband von Paul Kellermann et al. zum Thema „Zur Kritik europäischer Hochschulpolitik. Forschung und Lehre unter dem Kuratel betriebswirtschaftlicher Denkmuster“ (2009 erschienen im VS Verlag) empfohlen.

Von der Waterkant an den Neckar

Über manche Blogposts macht frau sich mehr Gedanken als über andere. Dieser hier ist so einer, und daher mache ich es kurz und schmerzlos: Nach einer einjährigen Station an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) Hamburg als wissenschaftliche Mitarbeiterin für E-Learning und Blended Learning übernehme ich ab heute für 1 Jahr die Vertretung der Professur für Didaktik der Neuen Medien (Mediendidaktik) an der Pädagogischen Hochschule (PH) Heidelberg. Ich bin gespannt auf die neuen Aufgaben und Projekte in Heidelberg, die mich fortan begleiten und inhaltlich nicht völlig anders werden als zuvor. Bis auf Weiteres beschäftige ich mich mit dem Lernen und Lehren mit Medien, dem Lernen in institutionenübergreifenden Projekten sowie Prozessen der Öffnung und Entgrenzung mit und durch (digitale) Medien. Dies erkennt man unter anderem in meinen Lehrangeboten im Studiengang „E-Learning und Medienbildung„, die ihren Ausgang bereits in meiner Augsburger Zeit am Institut für Medien und Bildungstechnologie nehmen, und auch in (kleineren) Forschungsprojekten, die zum Teil in Kooperation mit der HAW Hamburg durchgeführt werden. Über die unterschiedlichen Formen und Möglichkeiten der Zusammenarbeit freue ich mich sehr, zeigt es doch, wie sich Mobilität in der Wissenschaft auch positiv in hochschulübergreifenden Projekten niederschlagen kann.