Erschienen: Gemeinsame Analyse und Produktion digitalen Lernmaterials

Im Hamburger eLearning-Magazin ist in dieser Woche unser Artikel über die „Gemeinsame Analyse und Produktion digitalen Lernmaterials“ erschienen, der ein Lehrveranstaltungsszenario an der Fakultät für Kultur- und Geisteswissenschaften an der PH Heidelberg nachzeichnet und Perspektiven zur Kooperation zwischen Deutsch- und Mediendidaktik aufmacht.

Aus dem Abstract:
„Die LehrerInnenausbildung sieht sich mit ständig neuen Anforderungen zwischen Unterricht, Schule und Lebenswelt konfrontiert. Dazu gehört auch der adäquate Umgang mit „den Medien“. Entsprechende Bedeutsamkeit erlangen in der LehrerInnenausbildung mikrodidaktische Konzepte zur Förderung von Medienkompetenzen, die teils in den Fachdidaktiken verhaftet sind und aktuelle mediale Phänomene in den Mittelpunkt rücken. Ein solches Phänomen, das aktuell Auswirkungen auf die LehrerInnenausbildung hat, sind digitale Lernmaterialien: Das (Leit-)Medium Buch wird zunehmend digitalisiert und immer öfter um andere Darstellungs- und Interaktionsformen erweitert („enhanced“). So wird beispielsweise das Sprach- und Lesebuch seitens der Verlage durch weitere Medienangebote (z.B. Hörlinks, interaktives Übungsmaterial) ergänzt oder LehrerInnen stellen auf frei zugänglichen Plattformen eigene Materialien zur Verfügung. Auf solche Herausforderungen gilt es in der LehrerInnenausbildung zu reagieren: durch die Thematisierung des medialen Wandels, durch die gemeinsame Betrachtung veränderter „Logiken“ in ihrer Gestaltung und Produktion sowie durch eigenes Medienhandeln, um den Kern des Wandels selbst und im Austausch mit Peers zu „be-greifen“ (Schelhowe, 2008, S. 110). Für Unterricht und Schule ist zudem zu fragen, wie man die Qualität des Lernmaterials einerseits sicherstellen kann, andererseits aber neuen oder anderen Repräsentations- und Vermittlungsformen bereits in der LehrerInnenausbildung Rechnung trägt und angehende Lehrpersonen darin ermuntert, den Wandel selbst mitzugestalten (anstelle ihn bloß hinzunehmen oder mit ihm umzugehen).“ (zum Artikel)

Noch läuft das Seminar, weshalb es schwierig ist, neben der Gestaltung auch Aussagen über dessen Wirksamkeit zu treffen. Sichtbar wird aber, dass das kooperative Denken und Arbeiten, welches dem Szenario inhärent ist, durchaus anspruchsvoll ist und die Studierenden sowohl vor Herausforderungen in der inhaltlichen Auseinandersetzung mit Medien als auch in der gegenseitigen Verantwortungsübernahme als Expert/inn/en für ihr Gebiet stellt. Es bleibt daher bis zum Semesterende spannend, zu welchen Ergebnissen die Studierenden in ihren (Teil-)Projekten kommen werden.

Quelle:
Hofhues, S. & Wieland, R. (2013). Gemeinsame Analyse und Produktion digitalen Lernmaterials. Fallbeispiel und Perspektiven zur Kooperation im Fach Deutsch. Hamburger eLearning-Magazin (eLearning in den Geisteswissenschaften), 4, 24-26.

Erschienen: Plädoyer für eine Hochschulbildung mit Medien

Über die Wintermonate habe ich einen Artikel für die Hamburger Zeitschrift standpunkt : sozial (Ausgabe „Horizonte Kultureller Arbeit“) verfasst, der mir schon länger unter den Nägeln brannte und der jetzt als „Plädoyer für eine Hochschulbildung mit Medien“ erschienen ist. Bereinigt um Bildmaterial kann ich den Text dankenswerterweise nun auch online zur Verfügung stellen (zum Artikel). Inhaltlich setzt er sich damit auseinander, welche Erwartungen eigentlich an den Medieneinsatz an der Hochschule bestehen, welche Schieflagen so manche Argumentationen schmücken und welche Leerstellen es (möglicherweise) in der aktuellen hochschul(didakt)ischen Auseinandersetzung mit und über Medien gibt. Ich versuche daher ein paar Annahmen bezogen auf Medien zu entkräften, gleichzeitig aber Perspektiven für Medien(-einsatz) an Hochschulen zu entwickeln. Dass dabei hochschulische und medienbezogene Fragen zusammenfallen, ist kein Zufall, sondern der bewusste Versuch, Debatten um Hochschule, Didaktik und Medien stärker als bisher zusammenzudenken. Dass es dazu einer Erweiterung des primär werkzeug- bzw. vermittlungsorientierten Medienbegriffs bedarf, ist eine notwendige Folge und erst auf den zweiten Blick anschlussfähig, wenn man nämlich den effizienten Medieneinsatz und eine traditionelle Bildungsidee fokussiert.

Quelle:
Hofhues, S. (2013). At any place, anytime, anywhere? Plädoyer für eine Hochschulbildung mit Medien. standpunkt : sozial. 1, 52–58.

Rückblick: Junges Forum Medien und Hochschulentwicklung (#jfmh13)

Als Teil des Organisationskomitees auf die eigene (Nachwuchs-)Tagung zurückzublicken, ist schwierig: Wie euphorisch geht man mit dem Erlebten um, wie kritisch sieht man manche Aspekte? Ich will dennoch an dieser Stelle einen kurzen Rückblick auf das Junge Forum Medien und Hochschulentwicklung wagen, das heute genau eine Woche zurückliegt und mich/uns doch weiter beschäftigt.

Zunächst einmal bildete die Zusammenkunft der unterschiedlichen Akteure aus den Fachgesellschaften sowie aus Wissenschaft und Praxis eine tolle Gemeinschaft zum Weiterdenken. Das große Potenzial zeigte sich bereits in der Auftakt-Keynote von Gabi Reinmann, die sich mit Educational Design Research und letztlich auch mit der Frage der Gemeinsamkeiten (und Unterschiede) zwischen Wissenschaft/Forschung und Praxis beschäftigte. Für mich, aber auch für Mandy Rohs und Ulrike Lucke, die die zugehörige Fish Bowl mit mir gestalteten, waren die Überlegungen zwischen Instructional Design (ID) und Design (Based) Research (DR) nicht neu, im Gegenteil: In unseren eigenen Forschungs- und praktischen Tätigkeiten stoßen wir oft auf Gestaltungsfragen und können daher Gabis Ansatz gut verstehen. Der Blick ins Plenum zeigte aber, dass die im Beitrag aufgeworfenen Fragen, etwa zur Rolle der Person, zum Handeln von Wissenschaftlern/Praktikern, zu (Forschungs-)Mainstream und zur Machbarkeit, zur Bildungsinstitution etc., durchaus ambitioniert waren: Immerhin hatten höchstens ein Fünftel der Anwesenden überhaupt einmal von ID und/oder DR gehört (wie ich beim Stimmungsbild zur Überbrückung von technischen Pannen herausfand ;-)). Der Beitrag war daher für viele Teilnehmende neu und hat zur weiterführenden Verarbeitung und Diskussion geführt. Insbesondere in den Pausengesprächen wurden wir immer wieder darauf aufmerksam, wie Aspekte des Beitrags reflektiert wurden und eigene Forschungs- und Praxisperspektiven darin identifiziert wurden.

Es mag daher ein glücklicher Zufall (oder auch die von uns geplante Spur ;-)) sein, dass im weiteren Verlauf der Tagung Gestaltungsfragen präsent waren. Ich selbst durfte bspw. eine Session begleiten, in der es um Implementierung von E-Learning und Hochschuldidaktik im Rahmen des Qualitätspakts Lehre ging. Die Inhalte dieser Praktiker-Session lagen mir sehr nahe, da ich mich in meiner Hamburger Zeit mit ganz ähnlichen Fragen beschäftigt habe und zugleich den Forschungsstand in beiden Bereichen gut kenne. Beides, sowohl die Erfahrungen als auch die theoretisch-konzeptionellen Impulse, waren so auch Gegenstand der Diskussionen, die Patrick Bettinger und ich zusammen moderierten. Hilfreich war dabei sicherlich die Zusammensetzung des Plenums, das nicht nur aus Nachwuchskräften bestand, sondern viele erfahrene Wissenschaftler/innen und Praktiker/innen versammelte. Auf diese Weise konnten wir permanent zwischen dem Status quo und einer Vision von Medien und Hochschuldidaktik changieren, denn letztlich sollte das Forum nicht nur Erfahrungsaustausch im Jetzt sein, sondern auch Perspektiven zur weiteren Beschäftigung entwickeln.

Während die Praktiker-Sessions generell mit Vorgaben aus Drittmittelprojekten oder durch Vorgesetzte zu kämpfen hatten, konnte sich der Forschungstrack dezidiert Forschungsfragen widmen. Obschon man ausgehend von der Auftakt-Keynote Überschneidungen in den Herangehensweisen ausmachen konnte, war der Unterschied in der Tiefe der Auseinandersetzung und dem Grad der Reflexion spezifischer Fragestellungen doch deutlich spürbar. Letzteres mag auch darin liegen, dass das Forschungsprojekt (meist Promotionsprojekt) ein individuelles Projekt mit (mehr oder weniger) Gestaltungsspielraum ist. So hat bspw. Andrea Ließner in ihrem rückblickenden Blogpost beschrieben, wie sie mit dem Feedback innerhalb des Forschungstracks zurecht kam und dies speziell in der Anfangsphase der Promotion gut beratend aufnehmen konnte. Die Trennung in Forschung und Praxis wirkt daher inhaltlich mitunter künstlich, bezogen auf offene Fragen und Art und Weise der Auseinandersetzung lassen sich aber doch erhebliche Unterschiede ausmachen, die auch nur teilweise in inhaltsorientierten Tracks zu vereinen wären.

Besonders erwähnen möchte ich auch die Nachwuchs-Keynote, die mit der zweiten Durchführung zur schönen Instanz auf dem Jungen Forum geworden ist. Patrick Bettinger sprach über die „entgrenzte Universität“ und hatte dabei nicht nur ein Medienprojekt der Universität Augsburg im Gepäck, sondern auch offene Fragen zum Verhältnis von Studium und Arbeit. Das war und ist spannend, denn der Übergang zwischen den einzelnen (Lebens-)Phasen scheint mir fließend – nicht nur, aber auch institutionell betrachtet. Wie unterstützen Medien die Entgrenzung von Universität? Worin besteht Entgrenzung? Wird Entgrenzung aus subjektiver oder aus Hochschul-, d.h. institutioneller Sicht, betrachtet? Fragen über Fragen, die sich spät abends vor dem 1930er-Jahre Konzert-Abschluss ergaben.

Der stimmungsvolle Abschluss des ersten Tages deutet auch an, wie die Atmosphäre auf dem Jungen Forum generell ist: nämlich jederzeit wertschätzend, konstruktiv (nicht positiv naiv!) und nett. Ob das nun am großen Anteil der weiblichen Organisatorinnen liegt, wie Claudia Bremer vermutete, lasse ich an dieser Stelle im Raum stehen. Ich nehme an, es ist eher das pädagogische Interesse an der Nachwuchsförderung, das bei allen Teilnehmenden vorhanden war/ist und sich eben im Umgang und Miteinander von Anfang bis Ende fast schon traditionell spiegelt. Nicht zuletzt aufgrund vorhandener Interessensbekundungen halte es für sehr wahrscheinlich, dass das Projekt Nachwuchstagung auch im nächsten Jahr aufrecht erhalten werden kann. Einen großen Anteil daran haben auch die Potsdamer, denen für die Organisation des zweiten Jungen Forums vor Ort ein großer Dank gebührt.

„Education beyond Facebook“ oder: Medienbildung ist mehr als die Auseinandersetzung mit einem Tool

Welche Bedeutung digitale Medien in der Hochschulbildung einnehmen, steht aktuell im Mittelpunkt der Konferenz „Social Media in Academia: Research and Teaching“ (SMART 2013) in Bacau, Rumänien. Dieser Fokus ist interessant, verbindet er doch Hochschule, Didaktik und Medien miteinander und greift Fragen aus internationaler Perspektive auf, die auch in Deutschland in vielen Hochschulen präsent sind. Allerdings verdeutlicht der Titel der Konferenz auch die technologische Dimension, die mit dem Medieneinsatz an Hochschulen angesprochen wird und in Diskussionen um deren nachhaltige Implementierung oft dominiert. In unserer Keynote-Lecture haben Mandy Rohs und ich uns daher ausgehend von Facebook damit beschäftigt, ob die breitenwirksame Betrachtung und Nutzung kommerzieller Werkzeuge Auswirkungen für die Konzeption mediengestützter Lehre an Hochschulen hat. Allerdings diskutieren wir im Beitrag vielmehr „beyond Facebook“, welche unterschiedlichen Bereiche mit dem Einsatz von Facebook für Studium und Lehre berührt werden und was dies für gegenwärtige Förderpraktiken von (i.w.S.) ICT in der Hochschule heißt.

Aus dem Abstract:

„Nobody would deny how important information and communication technologies (ICT) have become for everyday life as well as for universities and, indeed, the whole range of educational requirements. But among the many and varied tools, which are used at university, one tool seems to stand out: Facebook. Because of its omnipresence in everyday life it also stirs up a radical change in the way, in which the use of ICT in teaching and learning is perceived:  instructors, learners and even the individual learning institutions are facing a student-driven approach to use social software, especially Facebook, in university teaching and learning.

We would like to give a pedagogically oriented view of students‘ media usage in relation to university practices. Examples for the integration of Facebook into teaching and learning will help to form an idea of the general potentials and pitfalls of media education in Higher Education “beyond Facebook”. The questions, which are raised as a result of an ubiquitous use of Facebook, concern the kind of media education beyond this particular social network tool. We will conclude with referring to the importance of creating an educational ambient with and about media – of going into detail and looking beyond this specific tool, which today is Facebook and which may be surpassed by a quite different tool tomorrow. Therefore, we should have a closer look at the formal and informal learning processes and, in addition, the relation between the individual, university and society in media education.“ (zu den Folien / zur Preprint-Fassung)

Obschon der Beitrag bei einem digitalen Werkzeug ansetzt, greift er weiter und betrachtet u.a. die (sozialen) medialen Handlungspraktiken aller Involvierten. Auch greift er die Frage danach auf, wofür Facebook stellvertretend steht, nämlich die Verwobenheit individuellen (Lern-)Handelns, der Medien und der Institution Hochschule. Damit einher geht ein Medienbegriff, der nicht (mehr) auf Geräte, Werkzeuge oder, allgemeiner gesprochen, Technologie fokussiert sein kann, sondern die pädagogischen Gestaltungsmöglichkeiten mit und über Medien an der Hochschule in den Vordergrund rückt. Wir sprechen daher im Beitrag von „educational ambients“, welche als  konzeptionelle Erweiterung eines konstruktivistischen Verständnisses von Lernumgebungen sowie der medienpädagogisch bzw. schulisch konturierten Medienbildungsräume verstanden werden können. So erfährt erstens die mediendidaktische Sichtweise in der Hochschuldidaktik eine Stärkung; zweitens werden normative Fragen des Hineinwachsens in und des Vermittelns von Wissenschaft unter mediatisierten Bedingungen konsequenter berührt, als dies in aktuellen Konzeptionen meist der Fall ist. Bei letzterem Punkt gilt es in Wissenschaft und Bildungspraxis anzusetzen, sei es bezogen auf die Konzeption und Gestaltung oder sei es bezogen auf Perspektiven ihrer Untersuchung.

Edupunks oder: Warum Buzzwords manchmal dienlich sind

Für einen kurzen Zwischenstopp hat es mich heute an die Universität Koblenz-Landau (Campus Koblenz) zur Frühjahrstagung der Arbeitsgemeinschaft für das Fernstudium an Hochschulen (AG-F) verschlagen, um kritisch der Frage nach den Edupunks und etwaigen Widersprüchen im Zusammenhang mit der Hochschule nachzugehen (zum Vortrag). Der Blick zurück auf die Edupunks hat sich aus meiner Sicht nochmals gelohnt, weil er einige Misskonzeptionen im Bereich Medien und Hochschule offenlegt, die insbesondere in den Massenmedien mit großer Beständigkeit weiter transportiert werden. Der Rückgriff auf ein bekanntes Edupunk-Manual war dabei (m)ein Hilfsmittel, um die Grenzen der Debatte aufzuzeigen, aber auch um zu verdeutlichen, wo sich der detailliertere Blick auf aktuelle Veränderungsprozesse lohnt. Entsprechend hilft es, hin und wieder Begriffe oder Trends im Bereich von Technologie und Bildung aufzugreifen und vor dem Hintergrund des Alten (weniger des Neuen) zu fragen, was sich dahinter verbirgt. Gut eingepasst hat sich der Beitrag auch in die weiteren Vorträge, die sich am Rahmenthema der Tagung, der Öffnung von Hochschulen und den MOOCs, entlang hangelten (u.a. Rolf Schulmeister über erfolgreiches Studieren im Fernstudium, Christian Spannagel über den Flipped Classroom und Claudia Bremer über cMOOCs).

Da die Tagung derzeit noch läuft und ich bereits zum Jungen Forum Medien und Hochschulentwicklung aufbrechen musste, wünsche ich allen an dieser Stelle spannende weitere Gespräche und gute Diskussionen.