in Wissenschaft

Zu Besuch #edex13

Der zweite Tag der Expertenreise stand ganz im Zeichen des Besuchs. In der Früh war die Gruppe zu Gast bei der Golden Gate University in Friscos Stadtmitte, am Nachmittag ging es zu Coursera nach Mountain View. Der Tag hätte dabei unterschiedlicher kaum ausfallen können: Während am Morgen eher Basis-E-Learning im Vordergrund stand, versprühte der Nachmittag viel Spirit in Richtung von Online-Lernen. Wenn man sich seit Jahren mit dem Lehren und Lernen mit Medien auseinandersetzt, mag ersterer Teil daher eher gewöhnlich, wenig innovativ, ja Alltag gewesen sein. Dennoch braucht es diese Auseinandersetzung m.E. immer wieder, um den Konnex zwischen dem Phänomen MOOCs und dem Lehren und Lernen mit Medien herzustellen. Durch die ganze Euphorie rund um MOOCs und breite Berichterstattung werde ich nämlich den Eindruck nicht los, dass man so tut, als hätte es zuvor keine Forschung und Praxisinnovationen in diese Richtung gegeben. Über die Implementierung von Moodle und dessen Nutzung für Präsenz- und virtuelle Lehre zu sprechen, ist daher deutlich näher daran, was „Online Education“ in Deutschland ausmacht und offenbar auch stellvertretend für Basisangebote in den USA steht. An die Basis, nämlich von xMOOCs, ging es danach mit der Fahrt zu Coursera: Hier hatten wir die Gelegenheit, das Start-up mit seinen Grundideen zum Online-Lernen näher kennenzulernen. Die Präsentation des Unternehmens war dabei für mich recht eindrucksvoll, insbesondere wurde frischer Wind und Begeisterung für Online-Education versprüht. Letzteres ist interessant, da ich in meiner Grundhaltung gegenüber xMOOCs kritisch bin und angesichts der Präsentation ein wenig positiver gestimmt bin. Warum? Weil sich das Angebot von einem klassischen, instruktionalen Online-Kurs hin zum Blended Learning wegbewegt und damit Präsenzlehre (wieder) einen Stellenwert einräumt. „Präsenzlehre“ wird allerdings anders konturiert, entweder durch umgedrehte Klassenzimmer („Flipped Classroom“) oder durch organisierte (Lern-)Gruppentreffen an den unterschiedlichsten Standorten in der Welt (wie in der Fernlehre). Für mich klang die Entwicklung fast wie eine Abkehr von der ursprünglichen xMOOC-Idee, die nämlich der Interaktion zwischen Lehrenden und Peers nur eingeschränkt Raum bot. Bildungspolitisch interessant war/ist zudem die Aussage, dass die Kurs-Teilnahme bei Coursera weiterhin kostenfrei bleiben soll. Das klingt plausibel, wenn sich das Start-up aktuell durch kostenpflichtige Teilnahmezertifikate refinanziert. Nur von Offenheit wird dann bald weniger die Rede sein, wenn – wie erwartet – Geld ins Spiel kommt.

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Kommentar

  1. Hi Sandra, danke dir für deinen Bildungsreiseblog … über die Schulter schauen macht Spaß!

    Du und auch Gabi habt weiter unten ja etwas kritisch über MOOCs gesprochen, verständlicherweise, weil man an den neuen Formaten gern diejenigen Aspekte wahrnimmt, die kritikwürdig sind. Durch deinen aktuellen Bericht wird aber klar, dass MOOCs eine evolutorische Zwischenstation bei der Weiterentwicklung des Online-Lernens generell sind. Ich finde gut, wenn man versucht, alte Lernvariablen (Raum, Zeit, Teilnehmer, Instruktionsmittel etc) entweder neu zu justieren oder ganz neue Variablen oder gar „Unmöglichkeiten“ (z.B. Interaktion mit 1000+ Tn) beizumischen. Mich hat z.B. die Variable „massiv“ angesprochen. Nicht weil ich Masse liebe, sondern weil wir mit der Paradoxie konfrontiert werden, 1000 (oder mehr) TeilnehmerInnen ein Feedback zu geben. Das geht ja erstmal nicht, wenn man in der klassischen Seminarlogik denkt, im Übrigen der Denkrahmen, aus dem sich viele Kritiken speisen. Was also tun, wenn es 1000 TeilnehmerInnen sind, die nach Feedback verlangen? Das sind produktive Widersprüche, die uns antreiben, Lehre zwischen Frontallehre und Seminarbetrieb weiter zu denken :).

    Grüße! Frank

  2. Hallo Frank,
    volle Zustimmung! Hier wird oft auf „programmed instruction“ verwiesen, wenn es um die xMOOCs geht. Ich denke, dass sich die meisten Akteure über die Grenzen ihrer Online-Angebote sehr bewusst sind, aber eben auch etwas weniger skeptisch mit digitalen Medien umgehen. Sie werden einfach genutzt, sofern sie sich als brauchbar erweisen. Diese Haltung ist angenehm, auch wenn ich mir sicher bin, dass wir die Skeptiker auf unserer Reise eher nicht treffen. An der San José State gibt es bspw. viele Geisteswissenschaftler/innen, die sich kürzlich deutlich gegen MOOCs aussprachen (nicht gegen Online-Education generell). Leider waren sie nicht in der Delegation.
    Liebe Grüße,
    Sandra

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  • Tag 3 #edex13 | Sandra in the Sky 26. September 2013

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