#8x8Fragen zur beruflichen Nutzung von Social Media

Vielleicht gibt es ja den einen oder anderen, der über die Feiertage Lust (und auch Zeit) hat, sich durch die Videoreihe „8×8-Fragen“ der PB21 zu klicken. Die Reihe greift dieses Mal die berufliche Nutzung von Social Media auf. Es kommen acht Personen in kurzweiligen Interviews zu Wort, die ihr individuelles Nutzungsverhalten mit digitalen Medien offenlegen. Die Fragen sind dabei recht vielfältig und behandeln die Bedeutung von Social Media für einen persönlich genauso wie den individuellen Einstieg ins Social Web, Lieblingsdienste und individuelle Praktiken damit. Obschon die Interviewfragen immer gleichlautend waren, ist es rückblickend spannend zu sehen, wie sich Nutzungsweisen je nach Kontext und institutioneller Verankerung zwischen den Interviewpartnern unterscheiden. Auch erinnern mich meine eigenen Videos an einen – in jeder Hinsicht – heißen Sommer in Heidelberg.

Viel Spaß beim Reinklicken und Zuhören … und ein frohes Fest!

In Reichweite: Semesterbeginn

Ungewohnt ist es ja schon, wenn kurz vor Weihnachten die letzten Details für die Lehre abgesprochen werden, bevor es im Januar mit dem neuen Semester losgeht. Das neue Semester heißt in der Sprache der Zeppelin-Universität Spring14 (im Herbst entsprechend Fall14) und steht für mich tatsächlich ganz im Zeichen der Lehre: Erst geht es darum, zusammen mit Gabi die Erstsemester zu begrüßen und mit ihnen zu erarbeiten, was das Studium an der ZU heißt; eine Woche später beginne ich mit eigenen Lehrveranstaltungen, die sowohl fachlich gerahmt sind als auch überfachlich aufgestellt werden. So habe ich die Möglichkeit, im kommunikations- und kulturwissenschaftlich geprägten CCM-Studiengang ein Masterseminar zu aktuellen Fragestellungen anzubieten. Etwas spezifischer lautet mein Arbeitstitel „Medien | Machen | Praxis“, denn letztlich soll im Seminar auf Basis eigener Medienprojekte die Brücke zwischen aktuellen Medienentwicklungen und theoretischem Wissen sowie zwischen konkreten Anwendungsfällen und Arbeitsmarkt- und Berufsbezug geschlagen werden. Ich bin gespannt, wie die Veranstaltung gelingt und welche Möglichkeiten der Ausgestaltung sich im forschungsorientierten Master bieten werden. Darüber hinaus bin ich in das Zeppelin-Projekt eingebunden, das sicherlich eine Besonderheit an der ZU und in der deutschen Uni-Landschaft ist. Hier haben Studierende des ersten Fachsemesters die Chance, sich ausgehend von einem programmübergreifenden Rahmenthema mit einer interdisziplinären Forschungsfrage auseinanderzusetzen. Die Auseinandersetzung findet sowohl allein als auch in der Gruppe sowie begleitet durch Lehrende der verschiedenen Studienprogramme statt. Einige überfachliche Angebote flankieren das Zeppelin-Projekt, u.a. auch unser Lehrangebot zum Projektmanagement. Auf das Lehrangebot freue ich mich sehr, denn es ist gelebte Kooperation und Interdisziplinarität, wenn vier Lehrende gemeinsam ein Angebot „stricken“ und sich damit selbst auf ein neues Terrain in der Lehre begeben.

Podiumsdiskussion: „Digitale Gesellschaft“

Dienstag war ich zur Statuskonferenz des BMBF-Programms „Digitale Medien in der beruflichen Bildung“ eingeladen, um auf dem Podium mit Elisabeth Slapio (IHK Köln, Innovation und Umwelt), Peter Bihr (u.a. Next!Berlin) und Markus Beckedahl (u.a. netzpolitik.org) etwaige Herausforderungen mit der „Digitalen Gesellschaft“ vorrangig aus Bildungsperspektive zu vertreten. Über die Einladung zur Diskussionsrunde habe ich mich sehr gefreut: Immerhin gibt es neben dem pädagogischen Herz auch das ökonomische, das mal mehr, mal weniger stark in mir schlägt und biografisch durch die eigene (duale) Ausbildung zur Industriekauffrau bedingt ist. Das Podium gab mir nun die Gelegenheit, eigene Erfahrungen, aber auch fachwissenschaftliche Perspektiven vor einem interessierten Publikum einzubringen.

Wenn ich die Podiumsdiskussion rekapituliere, ergaben sich drei große Schwerpunkte in der Diskussion, wobei wir 1) eher in einer Datenschutzdebatte verhaftet blieben, als dass wir uns den Herausforderungen für 2) Individuen in Alltag und 3) Beruf genähert hätten. Ersteres überrascht mich dabei nicht: Speziell bei Themen, die Unsicherheit hervorrufen, gibt es viel Diskussionsbedarf, und auch Lagerbildungen sind gewissermaßen natürlich. So diskutieren auf der einen Seite meist diejenigen, die unerschrocken und aufgeschlossen mit neuen Themen und Begebenheiten umgehen, und auf der anderen Seite finden sich Stimmen, die sich (zunächst) in Zurückhaltung und Kritik üben. Die Debatte um Datenschutz hat dabei allerdings die nächste Stufe schon erreicht: Es gibt vielfältige Nutzungsformen des Internets, digitaler Werkzeuge und entsprechende Anwendungsszenarien in Bildungskontexten. Es existiert aber ein Medien- und Urheberrecht, das dem raschen Medienwandel sowie den vielfältigen Nutzungspraktiken kaum „hinterher“ kommt. Entsprechend wird der Ruf nach Regulierung lauter, auch wenn man kaum absehen kann, ob sie überhaupt etwas bringt. Dennoch scheint dieser dominanter als der Ruf nach umfassenden Medienkompetenzen, die eben nicht nur den technischen Gebrauch von Medien einschließen, sondern vor allem den aufgeklärten Umgang mit Medien adressieren sowie Lernumgebungen anstreben, die eine problem- und handlungsorientierte Auseinandersetzung möglich machen. Diese, wenn man so will, wiedergewonnene subjektive Betrachtungsweise auf Medien in Alltag und Beruf ist aber keineswegs einfach umzusetzen, da sie (im vorliegenden Fall) Unternehmen und Unternehmenszielen im Weg zu stehen scheint: Einerseits sind mitdenkende („mündige“) Arbeitnehmer/innen gewünscht, andererseits geht es (je nach Berufsgruppe) auch um die bloße Ausführung von Tätigkeiten. An der Stelle hätte man gut an frühere Diskussionen um die Subjektivierung von Arbeit und zugehörige Transformationsprozesse anknüpfen können, dafür war die Zeit aber zu knapp und der Schwerpunkt Datenschutz letztlich zu ausgeprägt. Insofern näherten wir uns lediglich der „Digitalen Gesellschaft“ mit inhärenten Positionen und Facetten und suchten weniger nach konkreten Lösungen oder Handlungsoptionen darin.

Ob das nun gut oder schlecht ist, mag ich an der Stelle nicht bewerten: Für mich ist es eher ein Zeichen von nach wie vor großer Unsicherheit im Umgang mit Medien und Medienwandel und einer Diskussion, die sich nur langsam inhaltlich verändert und in unterschiedliche gesellschaftliche Bereiche diffundiert.

Reflect! hoch zwei

Die Implementierung des Medienprojekts Reflect! liegt schon gut ein Jahr zurück. Seitdem wurde Reflect! einmal initiiert und in Kooperation von HAW Hamburg (Studiengang: Bildung und Erziehung in der Kindheit) und JRK Hamburg durchgeführt. Die erste Phase des Projekts zu begleiten, war für mich höchst spannend: U.a. ging es um aktive Medienarbeit an der Hochschule, die Verwobenheit von Hochschulen und Gesellschaft (Stichwort: Service Learning), um Peer-Lernen, Kooperation und Vernetzung sowie um (veränderte) forschungsparadigmatische Standpunkte zu dessen Erforschung und Entwicklung.

Die vielfältigen Eindrücke zum Projekt haben wir nun in zwei Artikeln verarbeitet: Während der Text in der Hamburger Zeitschrift standpunkt : sozial eher auf die praktische Seite des Projekts eingeht und u.a. auch Teilnehmende zu Wort kommen lässt, wird in der merz Wissenschaft bald ein Artikel über Reflect! aus mediensoziologischer Sicht erscheinen. Letzterer Artikel zielt darauf ab,

„Gestaltungs- und Forschungsoptionen für mediale Bildungsräume an Hochschulen offen zu legen. Dazu werden Überlegungen zur Mediensozialisation an der Hochschule mit medienpädagogischen Konzepten verknüpft, ehe die Bedeutung der Gestaltung von Sozialisationsbedingungen mit Medien untersucht und nach entwicklungsorientierten Perspektiven zu deren Erforschung gesucht wird. Zur Veranschaulichung dieser Überlegungen dient das Projekt ‚Reflect!‘, das an einer Hamburger Hochschule im Wintersemester 2012/2013 die Auseinandersetzung mit und über Medien anstieß und soziales, kritisch-reflexives Medienhandeln ermöglichte“ (aus dem Abstract).

Voraussichtlich kommt der eine Text ohne den anderen aber nicht aus: Speziell rückblickend zeigt sich die interne Komplexität, weshalb es durchaus anspruchsvoll ist, zentrale Faktoren oder Mechanismen des Medienprojekts knapp zu beschreiben. So wird im eher praxisorientierten Artikel bspw. skizziert, welche Phasen das Projekt hat und wodurch sich diese detailliert auszeichnen; zugleich wird das einzige Teilprojekt, das schließlich umgesetzt wurde, von Studierenden selbst näher eingeordnet („WWW – Welche Welt ist wirklich?“). In beiden Artikeln sollte aber eins deutlich geworden sein: Wenn man ein Projekt mit und über Medien anbietet, geht es nicht allein um den technischen Gebrauch oder die Reflexion digitaler Medien. Stattdessen gewinnt die Kommunikation und damit das Soziale der Medien im Projekt an Bedeutung (durch die Zusammenarbeit unterschiedlicher Gruppen, durch das pädagogische Verständnis von Medien usw.) –  Bildungsziele, die unter bestimmten Bedingungen auch für Hochschulen relevant und erstrebenswert sind.

Quellen:

  • Hofhues, S., Jochums, A.-S. & Kohrs, L. M. (2013). Vielfalt der Medien, Komplexität medialer Bildungsräume? Gestaltung und Erforschung crossmedial-vernetzter Medienprojekte an Hochschulen. medien + erziehung (merz) Wissenschaft 2013, 6, 108-119.
  • Jochums, A.-S., Kohrs, L. M. & Hofhues, S. (2013). Reflect! Medien gemeinsam nutzen, analysieren und bewerten. Ein (Peer-to-)Peer-Medienprojekt. standpunkt : sozial. 2, 139–146.