Das Unternehmen als guter Bürger – eine (staats-) theoretische Fundierung

Wird heute über Corporate Citizenship gesprochen, so wird darunter i.d.R. eine Form gesellschaftlichen Engagements von Unternehmen verstanden, welches sich auf Kurz oder Lang auf den betriebswirtschaftlichen Erfolg einer Profit-Organisation auswirken soll. Corporate Volunteering-Programme stellen z.B. ein Instrument zur betrieblichen Personalarbeit dar und sollen somit einen „ökonomischen Zweck“ (Pinter 2006, 5) erfüllen. Wie lässt sich aber soziales Engagement mit marktwirtschaftlichem Verständnis vereinbaren? Der Wirtschaftsethiker Peter Ulrich (2002) verweist zu diesem (scheinbaren) Widerspruch auf den republikanischen Liberalismus. Gesellschaft wird demnach als „wohlgeordneter Rechts- und Solidaritätszusammenhang“ (ebd., 283) verstanden, in der der „republikanisch gesinnte freie Bürger […] seine Mitverantwortung für die gute Ordnung der Res publica“ (ebd.) anerkennt. Unabhängig von ihren Rollen und Funktionen im Wirtschaftsgeschehen, jene Bürger akzeptierten von ihrem Selbstverständnis her nur den Erfolg, den sie vor sich selbst wie vor anderen mit guten Gründen vertreten könnten (vgl. ebd., 289). Ein Unternehmen hat also sein Handeln vor der Öffentlichkeit zu legitimieren und sollte infolgedessen als „guter Bürger“ im Sinne aller agieren – zumindest nach o.g. Theorie.

Eine Frage der Glaubwürdigkeit

Glaubwürdigkeit – nicht zur im Privaten, sondern auch im öffentlichen Leben spielt sie eine große Rolle. Wie Unternehmen das Vertrauen in die eigene Organisation erhöhen wollen, fällt dabei sehr unterschiedlich aus. Nehmen wir einmal das Ideenlabor der Commerzbank, das sich als Corporate Citizen mit dem Landesinstitut für Schulentwicklung in Baden-Württemberg für eine bessere finanzielle Allgemeinbildung einsetzt. Längerfristiger als Sparbuch-Verteil-Aktionen der Konkurrenz gedacht, werden Schüler an ihre Rolle als aktiver Marktteilnehmer herangeführt. Schade nur, dass das an sich heere Ziel durch eine massive Eigenwerbung für EC-Karten etc. an Glaubwürdigkeit verliert. Zumindest bei mir, der Beobachterin.