Schülerakademie zu „Open Education“

Über die Sommermonate werden an der Zeppelin Universität immer drei Schülerakademien angeboten: von jedem Fachbereich eine. Für den Fachbereich Staats- und Gesellschaftswissenschaften, innerhalb dessen die Hochschuldidaktik angesiedelt ist, hat Christian Schmidt in diesem Jahr die Schülerakademie zu „Open Education“ ausgerichtet (bzw. macht das noch immer: Sie geht erst morgen zu Ende). Ich selbst durfte heute in dieser Schülerakademie als Expertin zu Gast sein. Auf mich warteten neugierige Schülerinnen und Schüler, die sich seit drei Tagen ins Thema eingearbeitet haben und ganz schön kniffelige Fragen für mich bereit hielten. Eineinhalb Stunden lang ging es nur so hin und her – zwischen den einzelnen Dimensionen, innerhalb derer sich das Thema bewegt, aber auch zwischen persönlichen Standpunkten, Visionen und Utopien. Das Interesse der Schüler_innen lag dabei vor allem auf der politischen Dimension und Fragen der Entwicklungszusammenarbeit: Wie lässt sich diese mit und durch den Open-Gedanken neu/anders gestalten? Aber auch Vorstellungen über Lernen und Bildung wurden gemeinsam entwickelt, was für mich nicht weniger interessant war. Wie kann man Open Education in der Praxis realisieren? Was sind die größten Herausforderungen? Wie würden passende didaktische Szenarien aussehen? Schüler_innen sind nämlich durchaus in der Lage zu antizipieren, vor welchem Umbruch das Bildungssystem stehen würde, sofern Open Education in Gänze realisiert würde. Gleichwohl gelingt es durch die gemeinsame Auseinandersetzung sehr gut, den Fokus stärker auf die „Zwischentöne“ zu lenken, sprich auf Umsetzungsvarianten, Rahmenbedingungen und individuelle Voraussetzungen für Open Education. Es liegt also eine wirklich anregende Diskussionsrunde hinter mir – zu einem Thema, das weitaus mehr Potenzial zur Diskussion geboten hätte, als wir Präsenzzeit hatten. Vielleicht ergibt sich ja hier im Blog oder andernorts noch die Gelegenheit zu „mehr“.

Was heißt das eigentlich?

Jetzt liegt er also vor, der Tagungsband zur GMW’12, und alle sind froh darüber. Der Tagungsband lässt sich im Vorfeld der Tagung studieren, interessante Beiträge von weniger interessanten Beiträgen sondieren, ein persönlicher „Plan“ aufstellen, welche Referate man vor Ort besuchen möchte oder nicht, bei welchen Artikeln sich ein persönliches Gespräch über Inhalte lohnen könnte etc. Die Gründe, warum ein Tagungsband im Vorfeld einer Tagung Sinn macht, sind vielfältig und werden vermutlich von jeder Tagungsbesucherin/jedem Tagungsbesucher unterstrichen bzw. noch um weitere Gründe als die o.g. ergänzt (siehe bspw. auch Beats Einwurf).

Nun sehe ich aber einige Konflikte, eine an sich gute Idee auch in Handeln umzusetzen, denn: Der Zeitraum bis zur Tagung ist knapp (weniger als eine Woche) und der Tagungsband ist dick. Auch nehme ich an, dass die meisten Referentinnen und Referenten bereits ihre Vorträge formuliert haben – zumindest dann, wenn sie diese neu machen und nicht zusammen kopieren (vgl. Gabis Beitrag). Ebenfalls frage ich mich, wer es denn tatsächlich macht, sich auf eine Konferenz inhaltlich vorbereiten, wo doch Konferenzen mehr zur Kommunikation und Vernetzung genutzt werden als alles andere.

Insofern frage ich mich, und zwar nicht nur bezogen auf eigene Impulse: Was heißt eine solche Entwicklung eigentlich für Referierende? Können wir davon ausgehen, dass alle Tagungsbesucher/innen sehr gut informiert in die Vorträge gehen? Sind alle über Kernfragen und Inhalte der eingereichten Artikel im Bilde? Was dürfen wir voraussetzen, wo müssen wir auf wesentliche Inhalte des Artikels (noch) eingehen? Etc. Aus meiner Sicht gibt es einigen Diskussionsbedarf, der sich anschließt an eine neue Praxis, die ich für sinnvoll halte, aber noch Formen des Umgangs damit suche.

Einsatzmöglichkeiten von Twitter – Resümee einer Podiumsdiskussion

Für Internetverhältnisse bin ich spät dran mit meinem Resümee der Diskussionsrunde zum Thema Twitter, die vergangenen Montag auf Initiative des MarketingClub Augsburg stattfand und bei der ich (einmal mehr) als imb-Vertreterin um „wissenschaftlichen“ Input gebeten wurde. Dennoch würde ich gern zwei-drei Punkte anbringen, die mir in der Diskussion aufgefallen sind und die aus meiner Sicht durchaus interessanten Input in die (derzeit leicht abebbende) Euphoriewelle rund um das Microblogging bringen.

Besonders hängen geblieben ist mir die sehr kritische Frage danach, ob mit der Reduzierung von Welt auf 140 Zeichen der gesellschaftliche Diskurs an Bedeutung verfalle bzw. die Nachricht in der Zeitung an Wert verliere. Wenn man Twitter und die spezifischen Dynamiken sehr gut kennt, wird man eine solche Frage schnell mit Nein beantworten und darauf verweisen, dass das Bildungsniveau twitternder Personen im Durchschnitt sehr hoch ist, die dort diskutierten Inhalte meist Medienbezug haben und Microblogging gern im Sinne von Linkblogging genutzt wird. Solche Argumente lassen sich zumindest in den vielen Nutzungsstudien zu Twitter nachlesen (z.B. bei Comscore, Nielsen, Webevangelisten).

Trotzdem finde ich die Frage spannend, zeigt sie doch auf, wie sehr sich Medien und insbesondere Mediennutzungsverhalten auf den unterschiedlichen Akteursebenen seit fünf bis 10 Jahren verändern und welche Unsicherheit die brachiale Veränderung durch das partizipative Web bei manchem Mitbürger auslösen kann. Solche Diskussionsrunden sind insofern immer auch ein Stück weit eine „Erdung“, wie die Welt außerhalb von Geeks und hardcore Medienkonsum aussieht und durchaus auch ein Appell daran, Medienentwicklungen stets kritisch vor dem Hintergrund einer größeren, sehr heterogenen Gruppe an Personen zu reflektieren.

Auch zeigen mir Fragen wie die obige, dass der Journalist als Person offensichtlich (noch) unantastbar ist – selbst einfach auf den Nenner zu bringende Formeln dazu, wie die Nachrichtenauswahl stattfindet, erschrecken den geübten Zeitungsleser vielleicht einen Moment lang, führen aber nicht dazu, dass die Glaubwürdigkeit der „gut recherchierten“ und „objektiv“ dargebotenen Inhalte hinterfragt wird. Insofern sind Diskussionsrunden über Twitter auch spannend, um sich darüber klar zu werden, welche Rolle (Micro-)Blogs in Deutschland derzeit spielen und vermutlich auch auf längere Sicht hin spielen werden (Nischenprodukt).

Ganz generell noch die Bemerkung, dass es gar nicht mal einfach ist, Twitter-fernen Personen Microblogging zu erklären. Ein Medium (und nicht nur die damit einhergehende „Sprache“) zu verstehen, wenn man es nie selbst ausprobiert hat, ist immer spekulativ und tendenziell vorurteilsbehaftet. Insofern bin ich froh, dass sich ein paar Anwesende während der Veranstaltung zum Twittern berufen fühlten, um das Gesagte am eigenen Leib zu erfahren. Wenn sie nun nach ein paar Tweets wieder aufhören, da sie nicht überzeugt wurden, ist es auch gut, denn sie haben es immerhin probiert. Und mit einer vorwiegend rezeptiven Haltung wären sie nicht allein. Denn diese Twitter-typische Haltung ist unter anderem der Grund dafür, warum vor allem in den USA diskutiert wird, ob Twitter ein Social Network oder eher News Media sei. Aber dieser Hinweis hat nur am Rande mit den diskutierten Inhalten zu tun und ist somit eher als weiterführende Bettlektüre gedacht (Danke an @mebner für den Tipp).

EduCamp Hamburg 2010 – Versuch eines Rückblicks

Das EduCamp liegt jetzt zwei Tage zurück und noch immer fällt mir ein Resümee schwer. Vielleicht liegt es daran, dass nun schon an anderen Stellen erste Eindrücke geschildert wurden, die ich in vielerlei Hinsicht teilen kann. So finde ich z.B. die Formatdiskussion bei Mandy und Matthias spannend und wichtig, aber auch die Frage nach der Teilung von Begriffen, wie man sie etwa bei Helge findet. Beide Aspekte haben mich besonders am vergangenen Freitag beschäftigt, sodass ich bspw. aufgrund meiner persönlichen Verärgerung eine „Gegen“session zu unternehmerischem Engagement in Bildungseinrichtungen angeboten habe. Das hatte vor allem damit zu tun, dass mir die Diskussion am Vortag zu unkritisch und zu einseitig war – in eine Richtung, die im Bildungskontext die Förderung von Lehr-Lerninhalten bzw. ganzer Schulen/Hochschulen als eine eindeutig positive Entwicklung beleuchtet hat. Da ich durch meine Diss immer wieder mit diesen Fragen konfrontiert bin, konnte und wollte ich das nicht unhinterfragt stehen lassen. Und so habe ich doch eine ganze Reihe an Mitstreitern gefunden, die sich Samstag am Bildungsverständnis gerieben und neben ihren Positionen auch aus Projekten und von eigenen Erfahrungen berichtet haben. Bei der Diskussion konnte man dann schön sehen, wie unterschiedlich einzelne Bildungsbegriffe sind, welche Schwierigkeiten die oftmals losen Rahmenbedingungen (Curricula) offenbar bereiten, sodass unternehmerisches Engagement selten auf seinen Zweck hin überprüft wird, und man konnte eindeutig sehen, wie viele Bedürfnisse oder Ansprüche auf Bildungseinrichtungen generell „einprasseln“. Das ist an sich nichts Neues, da man dies in sehr vielen Studien zu o.g. Thema liest (z.B. zu ökonomischer Bildung in der Schule). Trotzdem fällt erst durch die persönliche Diskussion auf, was einzelne Personen/-gruppen tatsächlich motiviert, sich im Bildungskontext einzubringen. An der Stelle hat mir gefallen, dass neben Wirtschaftsvertretern ebenso Lehrer in der Session waren, wodurch sich Praxisperspektiven und theoretische Annäherungen permanent abwechselten. Ich bin daher froh, dass ich mich zu dieser „Maßnahme“ entschlossen habe und sehe darin auch einen klaren Vorteil von Unkonferenzen, nämlich die Möglichkeit Themen einzubringen, obschon diese vorher nicht auf dem Plan standen, und diese mit Vertretern ganz unterschiedlicher Gruppen kontrovers zu diskutieren. Natürlich kann man das auch auf Kaffeepausen verschieben, allerdings nicht in der Ruhe, nur schwer in dieser Konstellation und schon gar nicht, wenn die Gruppe zu groß ist.

Was in der spontanen Session offenbar ganz gut gelaufen ist, nämlich hinreichend Kontroversen und durchaus Tiefe in der Diskussion zu erzeugen, ist uns beim Bildungssofa nicht ganz so gut gelungen. Vielleicht lag es am vagen Thema, am persönlichen Zugang zu den Inhalten, an der strikten Einhaltung des Zeitplans oder auch an der integrativen Perspektive der Gäste: Eine Diskussion wie in Graz fand zuerst gar nicht und später eher an der Oberfläche statt. Manche Twitter-Nutzer beklagten daher (zu recht) den Talkshowcharakter der Runde. Es ist wirklich erstaunlich, wie mehr oder weniger dasselbe Konzept einmal sehr gut und einmal mäßig verlaufen kann, da an den Rahmenbedingungen kaum Veränderungen vorgenommen wurden. Was ich im Nachhinein auf jeden Fall kritisch sehe, ist die Länge des Bildungssofas, da viele Teilnehmer mitten im Gespräch die Session wechseln mussten oder wollten. An solchen formalen Vorgaben kommt man nicht vorbei, wenn man Zuhörer und Mitdenker haben will. Darüber hinaus stellt sich mir die Frage nach der „Konkurrenz“: Ein paar Mal wurde an mich herangetragen, warum das Bildungssofa nicht während der Abendveranstaltung durchgeführt würde, da es von der Art und Aufbereitung dort unter Umständen einen „besseren“ Platz hätte. Ich finde die Idee in jedem Fall sehr gut und nehme sie gern für das nächste EduCamp auf.

Denn am Ende ziehe ich ein positives Gesamtfazit und komme gern wieder: Die Veranstaltung war toll organisiert (danke ans Team vom #ec10hh!!) und der Faktor „Hamburg“ ist nicht zu vernachlässigen, wenn man maximal „bunt“ in der Teilnehmerschaft werden/bleiben will. Aufgefallen ist mir noch, wie sich die meisten mit ihren Twitternamen identifizieren: So kommt es nicht selten vor, dass bei Vorstellungen der Twittername vor dem realen Namen rangiert (wenn man denn eine Pseudoidentität verwendet). Auch ich habe mich hin und wieder dabei erwischt, dass ich manche Personen nicht beim echten, sondern beim Twitternamen ansprechen wollte. Das ist schon einigermaßen strange, wenn sich virtuelle und reale Welten auf diese Weise vermischen.

Nachtrag: Basti hat inzwischen die Folien zur heuschreckenbasierten Bildungsrevolution online gestellt. Merci!!

Finale, oh oh, Finale, oh oh oh

Am Anfang unserer Workshopreihe mit der Hanns-Seidel-Stiftung wurde noch eifrig hinterfragt, was der Titel „Ist die Ökonomisierung der Bildung ökonomisch?“ eigentlich soll. Der eine oder andere hielt ihn für unlogisch oder stilistisch nicht schön. Ich denke, diese Kritik (u.a. von Prof. Kluge) können wir ganz gut verkraften; nach zwei Veranstaltungen hat sich die Namensgebung bereits als guter Diskussionsanker bewährt. Jetzt steht mit dem Thema „Universität“ der dritte und letzte Workshop unserer Reihe ins Haus. Passend zum „Finale“ werden mit Dr. Ludwig Spaenle (Bayerischer Staatsminister für Unterricht und Kultus), Prof. Dr. Dr. h. c. Wolfgang Herrmann (Präsident der Technischen Universität München) und Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Jürgen Mittelstraß (Zentrum für Philosophie und Wissenschaftstheorie, Universität Konstanz) besonders vielversprechende Gäste erwartet. Über den inhaltlichen Schwerpunkt des Abends lässt sich viel spekulieren; ich bin mir allerdings sicher, dass die Bologna-Reform einen großen Bestandteil einnehmen wird. Evtl. ist auch das „neue“ Menschenbild ein Diskussionspunkt, denn hier treffen mit den Professoren Herrmann und Mittelstraß sehr konträre Meinungen aufeinander. Wer sich für die Veranstaltung interessiert, kann sich wie gewohnt gern an mich wenden.

Ist die Ökonomisierung der Bildung ökonomisch?

In Zusammenarbeit mit der Hanns-Seidel-Stiftung richten der Verein Ökonomie & Bildung sowie das Institut für Medien und Bildungstechnologie – Medienpädagogik eine Veranstaltungsreihe zum Thema „Ist die Ökonomisierung der Bildung ökonomisch?“ aus. Der erste Themenabend findet am 13. Oktober 2008 am Beispiel Kindergarten statt. Dabei soll diskutiert werden, ob die aktuellen Rahmenbedingungen und Zielvorgaben, unter denen frühkindliche Bildung organisiert wird, geeignet sind, eine nachhaltige Entwicklung aufzubauen. Auf dem Podium werden Joachim Unterländer (MdL), PD Dr. Fabienne Becker-Stoll (Staatsinstitut für Frühpädagogik) sowie Prof. Dr. Jürgen Kluge (McKinsey & Company) Rede und Antwort stehen. Moderiert wird die Diskussion von Christine Burtscheidt (Süddeutsche Zeitung). Am 10. November und am 8. Dezember finden weitere Themenabende statt (Schule und Hochschule). Wer Interesse an der Veranstaltung hat, kann sich gern an mich wenden – eine Anmeldung ist (leider) zwingend erforderlich.