CfP: E-Learning zwischen Vision und Alltag | GMW’13

In schöner Regelmäßigkeit erscheinen zu Jahresbeginn einige Calls for Papers für den jeweils folgenden Herbst, und einmal mehr findet sich unter den Aufrufen zur Beitragseinreichung auch der Call zur GMW’13. Auf der GMW’13 soll thematisiert werden, was jeden Medien- und Bildungswissenschaftler wie -praktiker in der Hochschule täglich berührt: nämlich das Kreieren von lehr-lernbezogenen Visionen, die im Jetzt mitunter weit weg erscheinen, und die Auseinandersetzung mit Notwendigkeiten des Lehr-Lernalltags, die oft zwischen Bürokratie und Struktur auf der einen Seite und sozialem Lernen auf der anderen Seite liegen. Zugleich können auf der Jahrestagung mediale Phänomene aufgegriffen werden, von denen man heute (noch) nicht weiß, welche Bedeutung sie in Wissenschaft und Forschung einnehmen werden (zum vollständigen Call for Papers). Entsprechend können die vorgeschlagenen Themen nur Beispiele sein, die in (Denk-)Richtungen für Einreichungen zeigen, aber auch die Heterogenität möglicher Beiträge andeuten und von den (künftigen) Gutachter/inn/en Offenheit erfordern. Umso wichtiger finde ich den Hinweis im Call, dass neben Erfolgsgeschichten auch Perspektiven des Scheiterns eröffnet werden – ein Hinweis, der aus wissenschaftlicher Sicht obsolet erscheint, sich in der Praxis unzähliger Projektbeschreibungen „im besten Licht“ aber doch als nützlich erweist. Noch gespannter bin ich auf solche Einreichungen, die neben einem breiten inhaltlichen Spektrum auch (rein) theoretische und/oder empirische Beiträge darstellen und sich hinsichtlich der Aufbereitung bzw. späteren Darbietung etwas trauen. Denn eine Tagung zu „E-Learning zwischen Vision und Alltag“ an der Goethe Universität Frankfurt lädt zu letzterem aus meiner Sicht geradezu ein.

Update (15.04.2013). Die Einreichungsfrist wurde bis zum 23.04.2013 verlängert, siehe gmw2013.de.

„Mal eben“ eine Nachwuchstagung organisieren

An ein paar Stellen habe ich schon darüber berichtet, dass die Nachwuchsarbeit in der GMW „an Fahrt“ aufgenommen hat und dass vor allem das Junge Forum Hochschul- und Mediendidaktik als eine Initiative ein voller Erfolg war/ist. Der Erfolg ergab sich durch eine große Teilnehmerzahl beim ersten Durchlauf, die gemeinsame, aber auch unterschiedliche Perspektiven und Fragen in die Tagung eingebracht haben. Auch der Tagungsaufbau hat sich als vorteilhaft dargestellt, der sich nicht „von selbst“ ergab, sondern dem viele Gespräche mit allen Beteiligten (vor Ort, Fachgesellschaften) vorausgingen.

Das Vorhaben, kurzfristig eine Nachwuchstagung zu organisieren, ist daher etwas komplexer und keineswegs mit einem lapidaren „mal eben“ getan. Vor allem ziehen sich die Arbeiten über die Zeit, wenn neben der Tagung auch eine Möglichkeit zur Publikation geschaffen werden soll. Ein passendes Verfahren für den Nachwuchs scheint mir dazu unerlässlich, wenn wir eine Nachwuchstagung zur Nachwuchsförderung im Sinne von Präsentation, Austausch und Publikation initiieren und begreifen. Was sich aus der Prämisse aber auch ergibt, ist ein hoher Aufwand im Hintergrund durch ein offenes Review-Verfahren, durch Möglichkeiten der Interaktion und durch mehrere Begutachtungsschlaufen, die als Coaching „drin“ sein müssen, wenn es um den Nachwuchs geht.

Was ich damit sagen will: Die Aufmerksamkeit für eine Tagung richtet sich vor allem auf den Zeitpunkt des Stattfindens selbst. Was vorher oder nachher geschieht, kümmert – von außen gesehen – wenige. Hauptsache, Prozesse laufen reibungslos ab. Dies mag für professionell organisierte Tagungen auch stimmen. Bei einer Nachwuchstagung sieht es aber anders aus: Sie wird zu anderen Zwecken initiiert und nicht zuletzt im Hintergrund getragen. Denn zum Glück gibt es bei allem Aufwand noch eine ganze Reihe Engagierte, die die Idee der Nachwuchstagung unterstützen und durch die Übernahme allfälliger Arbeiten ganz wesentlich aufrecht erhalten. Und sie sind es eigentlich, denen man danken muss: Ohne sie wäre es undenkbar, „mal eben“ eine Nachwuchstagung zu organisieren.

Medienpädagogik „10 Jahre danach“

Über 10 Jahre nach der Einführungsvorlesung in die Medienpädagogik an der Universität Augsburg hat es mich in diesem Jahr erstmals zur Herbsttagung der Sektion Medienpädagogik nach Hamburg verschlagen. Der Besuch der Tagung traf sich ganz gut mit dem Kick-off unseres Projekts, über den ich am Samstag schon berichtet habe. Zur Sektionstagung bin ich aber aus anderen Gründen gegangen: Vor allem wollte ich wissen, was aktuelle Diskussionen in „der“ Medienpädagogik sind bzw. was Stand der medienpädagogischen Forschung und Praxis ist (siehe dazu auch Mandys Blogpost); gleichzeitig hat mich interessiert, wie „die“ Medienpädagogen sind, würden wir doch gerne mit der Sektion Medienpädagogik eine dritte Fachgesellschaft in das Junge Forum Hochschul- und Mediendidaktik integrieren. Auf diese Weise fielen persönliche Interessen zusammen mit einem breiteren Blick auf Themen und Inhalte, Herangehensweisen und (Rück-)Schlüsse sowie Personen, die sich in vielen Fällen zwischen den Fachgesellschaften ohnehin überschneiden. Es kam daher nicht von ungefähr, dass ich mich in vielen Diskussionen „zuhause“ fühlte, mir zugleich aber Herausforderungen des fachübergreifenden Denkens und Arbeitens in den Sinn kamen. Denn bei breiten Themenspektren wie auf der Herbsttagung lässt sich gut identifizieren, dass Medienpädagogik als Fach(-bereich) aktuell einen Wandel vollzieht, der sich nicht (mehr) in der Ausdifferenzierung von Medienpädagogik in Mediendidaktik und Medienerziehung fassen lässt, sondern vielmehr beeinflusst ist von den disziplinären Perspektiven auf Medien, die sich teils aufeinander zu bewegen, dem Verständnis von Medien, das sich bis auf weiteres zwischen Werkzeug, Inhalt und Raum befindet, und der Rolle von Computer, Internet und digitalen Medien, die (inzwischen) nicht mehr negiert wird/werden kann. Insgesamt hat die Tagung also eindeutig in Richtung eines Zusammenwachsens medienpädagogischer und mediendidaktischer Fragen gezeigt – bei mir im Kopf sowieso, aber vor allem auch perspektivisch über den Tellerrand einer Fachgesellschaft hinaus. Eine schöne Erfahrung „10 Jahre danach“.

GMW’12: komprimierte Eindrücke

Jetzt ist sie schon wieder vorbei, die GMW’12, und mit etwas zeitlicher Verspätung will ich doch noch einen kurzen Rückblick wagen (weitere Rückblicke u.a. bei Gabi, Jan, Klaus).

Die hier vorab angestoßene Diskussion um die öffentliche Zugänglichkeit der Beiträge und, damit zusammenhängend, die Rolle der GMW für Wissenschaft und Hochschule beschäftigte die Teilnehmenden in verschiedenen Formaten. So haben wir gleich den ersten Konferenztag für eine EduCamp-Session zum Thema genutzt und die verschiedenen Positionen zur öffentlichen Zugänglichkeit ausgelotet (zur Dokumentation, zum Video). Die Session hat dabei viel Aufschluss darüber gebracht, was Erwartungen, Hoffnungen und Wünsche der GMW-Besucherinnen und -Besucher sind – und welche Erwartungen eben nicht mit dem Tagungsbesuch einhergehen, wenn man rund 30 Teilnehmenden in der Session Glauben schenken mag. Insofern konnten wir gleich zu Beginn eine gemäßigte Position zum Tagungsband (mit allen Anschlussfragen) entwerfen, die als Input zur Diskussion auch in die Mitgliederversammlung am Dienstag eingebracht wurde. Formuliert wurde bspw., dass Tagungen Angebote sind, die man zum Lernen nutzen kann, aber nicht muss. Auch wurde begrüßt, dass unterschiedliche Formate auf der Tagung eingesetzt werden, die aber einer umfassenden Abstimmung bedürfen und vor allem im Vorfeld (vor der Einreichung) transparent gemacht werden sollten. Ebenfalls wichtig erschien, alle Formate im Tagungsband zu berücksichtigen, nicht zuletzt um einer Selbstselektion vorzubeugen. Ebenso hilfreich wurde eingeschätzt, die Aktivitäten an einem Ort online zu bündeln, hierzu aber verschiedene technische (vs. redaktionelle) Möglichkeiten zu nutzen.

Am Beispiel des Tagungsbands zeigt sich letztlich sehr gut, wie ein Impuls für die Konferenz im Vorfeld aussehen könnte, wie sich die ersten Ideen mithilfe eines offenen Formats verdichten lassen und wie die Ideen verknappt, sortiert und gemeinschaftlich getragen in die GMW zurückfließen können. Auf inhaltlicher Ebene ähnlich hat es Gabi versucht: Nach einigen Blogposts im Vorfeld stellte sie ihr Gedankenexperiment vor, das schließlich auch den Best Paper Award gewinnen konnte (nochmals herzlichen Glückwunsch dazu!). Ich selbst hatte leider nicht die Gelegenheit die Session zu besuchen, in einigen Randgesprächen dafür die Chance, die Positionen der einzelnen „Mitstreiter“ kennenzulernen. Diese Randgespräche ersetzen einen Präsenzimpuls sicher nicht, deuten aber an, was mir an der GMW bis auf Weiteres gut gefällt: die Bereitschaft zum gemeinsamen Denken, Streiten, Diskutieren – und zwar (nahezu) unabhängig von Hierarchie oder Funktion.

Letzteres deutete sich auch in den Aktivitäten zur Nachwuchsarbeit an: Neben der Diskussion um die Verfügbarkeit des Tagungsbands hat mich diese sicherlich am meisten eingenommen – sei es im Vorfeld durch die verantwortliche Organisation und sei es vor Ort durch die angeschlossenen Formate (danke ans Team für die tolle Unterstützung!). Besonders gut gefallen hat mir dieses Mal, dass das Doktorierendenforum (neuerdings „Forum Young Scientists“) Anker im Hauptprogramm gefunden hat und auf Metaebene u.a. in einem Workshop nachbereitet wurde. Solche Auseinandersetzungen über Chancen und Grenzen der Nachwuchsarbeit einer Fachgesellschaft sind wichtig, wenn man Nachwuchsarbeit nicht nur als Förderung von Doktoranden versteht, sondern den Nachwuchsbegriff darüber hinaus denkt. So fand ich persönlich die Anregungen zu einer breiter gefassten Nachwuchsarbeit hilfreich, die die GMW zwar von Beginn an in den Blick genommen hatte, die sich aber aus verschiedenen Gründen bislang vor allem auf Doktoranden beschränkte. Vielleicht ist diese Auseinandersetzung aber auch folgerichtig, wenn sich Formate langsam einspielen und Doktoranden aus ihrer Rolle herauswachsen bzw. neue Rollen einnehmen: So wurde die Nachwuchsarbeit auf der GMW’12 erstmals strukturell durch einen Sitz im Vorstand verankert, den ich nun für zwei Jahre innehaben werde (danke allen für die Wahl!).

Apropos Rolle: Bei aller Setzung des Tagungsmottos in Richtung Exzellenz fiel auf, dass bis auf Weiteres ein starker Fokus der GMW-Jahrestagung auf Lehre (vs. Forschung) mit (digitalen) Medien liegt. Angesichts der letzten GMW-Jahre mag das konsequent sein, überrascht aber doch, denn: Hochschule umfasst ja neben Lehre auch Forschung und Services und alle drei Bereiche könnten gleichwertig auf der GMW präsentiert werden. Insofern war ich dankbar, dass sich im einen oder anderen Track doch Stichworte wie E-Science fanden und auch die Abschluss-Keynote von Manfred Thaller einen Forschungsfokus auf digitale Medien in den Geisteswissenschaften entworfen hat.

Irgendwo „zwischen“ Forschung und Lehre fand sich dann auch Mandys und mein Vortrag zur „Doktorandenausbildung zwischen Selbstorganisation und Vernetzung“, in dem wir vor allem die Potenziale digitaler sozialer Medien zur Kommunikation, Kollaboration und Reflexion in der dritten Phase nach Bologna herausgearbeitet haben (zur Präsentation, zum Artikel). Während die Befunde der explorativen Studie in die Reihe gängiger Mediennutzungsstudien passen, sind im Kontext des Beitrags vor allem die Anschlussfragen interessant. So wollen wir in weiteren Interviews fragen, welche Rolle Prozesse der Enkulturation in Wissenschaft und die eigene (Medien-)Biografie bei der Nutzung von Medien und der persönlichen Ausgestaltung des Promotionsstudiums spielen. Auch werden die Betreuenden stärker als bisher in die Untersuchung einbezogen, denn die Ergebnisse in Richtung Peer-to-Peer-Education in der Doktorandenausbildung fielen ernüchternd aus.

Fazit. Auch diese GMW war wieder eine Reise wert, vor allem um viele alte und neue Bekannte zu sehen und intensiv bis in die Abendstunden mit ihnen zu diskutieren. Über die Präsenzimpulse der anderen kann ich wenig urteilen, da es die eigene Involviertheit (zu) wenig erlaubte, andere Sessions zu besuchen. Ich bin daher froh, dass es nicht nur im Vorfeld die Möglichkeit gibt, den Tagungsband zu studieren, sondern auch im Nachgang zur Tagung, da ich den einen oder anderen Hinweis zu interessanten Ideen, Konzepten oder Studien in Wien aufgeschnappt habe und verfolgen möchte. Danke daher an die Ausrichtenden für einen reibungslosen Ablauf, ein interessantes Programm und bis in Frankfurt zur GMW’13!

EduCamp meets GMW12: letzte Vorbereitungen

Passend zum sommerlichen Wetter gehen auch die Planungen für das nächste „EduCamp meets GMW“-Projekt in die heiße Phase: In einer letzten Skype-Sitzung heute Morgen wurden abschließende Vereinbarungen betroffen, bevor wir uns in wenigen Wochen dann live in Wien bei EduCamp meets GMW12 (#ecgmw12) sehen werden. Anders als im Jahr 2010, als das Projekt in Zürich pilotiert wurde, wird dieses Jahr eine deutliche Verknüpfung zwischen den Aktivitäten auf der Preconference und der Hauptkonferenz hergestellt, nicht zuletzt durch den auf EduCamps inzwischen gewohnten Einsatz von Video und Twitter. Durch das Vorhaben der Verzahnung sind für mich „tagungsdidaktisch“ vor allem zwei Aspekte spannend: Zunächst interessiert mich, welche Sessions nach und nach im Community-Forum vorgeschlagen werden, ob die Themen die Jahrestagung der GMW eher vertiefen oder neue Impulse für die Hauptkonferenz einbringen, für die das Format besonders geeignet wäre, und wer sich bereits im Vorfeld als Organisatorin oder Organisator einer Session zu erkennen gibt. Denn die Diskussion über Inhalt, Richtung und Ziel einer Session ist neben der notwendigen Offenheit der Diskussion sicherlich vorher und auch nachher eine wichtige Funktion, damit Gespräche in kleiner oder größerer Runde letztlich zu fruchtbarer Zusammenarbeit führen (können). Zugleich interessiert mich, wie es uns begleitend gelingt, alle weiteren Aktivitäten zu koordinieren, denn: So klasse Skype-Sitzungen sind, so hinderlich sind räumliche Distanzen bei der Veranstaltungsplanung und -organisation. Ich bin daher sehr froh, dass wir ein gemischtes Projektteam zusammenstellen konnten, sodass Erfahrungen der letzten Jahre aus EduCamp und GMW weitergegeben werden und auch die Anbindung vor Ort sichergestellt ist. Ebenso halte ich es für eine günstige Entwicklung, dass Doktoriendenforum und EduCamp meets GMW nicht mehr zeitlich miteinander konkurrieren, im Gegenteil: Durch den Aufbau des Preconference-Tags ist es fortan möglich, nacheinander an beiden Formaten teilzuhaben. Ich freue mich daher über zahlreichen Besuch und eine engagierte Beteiligung über den Tag hinweg.

Forum Young Scientists 2012: Auswahl erfolgt

Woran merkt man, dass die Jahrestagung der GMW näher rückt? Richtig, das Mailvolumen steigt und die Anrufe häufen sich. So auch hinsichtlich des Doktorierendenforums, das in diesem Jahr erstmals „Forum Young Scientists“ heißt und im Vorfeld der Tagung als Preconference-Halbtag stattfindet. Eine solche Anbindung an die Hauptkonferenz ist wichtig, damit die Einreichenden Synergien (z.B. Finanzierung) nutzen können. Gleichzeitig ist der Raum, den die Preconference bietet, nötig: Erst so werden Gespräche über Forschungsvorhaben, insbesondere Dissertationen, möglich und es kann sich ein wenig Gemeinschaft entwickeln. Letztere ist wiederum wichtig, um Arbeiten nicht nur „über den grünen Klee“ zu loben, sondern gleichzeitig auch Herausforderungen – je nach Status quo – zu identifizieren und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Insofern hoffe ich sehr, dass nach dem Versand des umfangreichen Feedbacks alle Einreichenden weiterhin motiviert sind, ihre Präsentationen vor Ort in Wien einzubringen. Denn die Arbeiten versprechen ein interessantes Programm und Diskussionen über offene Punkte, die vermutlich im jeweiligen theoretischen Zugang, aber auch im empirischen Vorgehen zu suchen sind. Ich bin gespannt auf das #FoYoS12.

Junges Forum Hochschul- und Mediendidaktik: (m)ein vorläufiges Fazit

Hier in Hamburg geht es diese Woche Schlag auf Schlag, sodass ich erst jetzt und mit ein paar Tagen Verspätung dazu komme, ein vorläufiges Fazit zur Nachwuchstagung „Junges Forum Hochschul- und Mediendidaktik“ zu ziehen. Möglicherweise ist dieser Abstand auch hilfreich, um den großen Erfolg hinsichtlich Teilnehmerzahl, Interesse und Erwartungen etwas besser einordnen zu können. Immerhin war das Label „Nachwuchstagung“ vorsichtig gewählt und hatte eine bestimmte inhaltliche Ausrichtung vorgesehen. Dass wir inzwischen über eine Veranstaltung in einem sehr großen Format (120 Teilnehmende) sprechen dürfen, hat niemand erwartet, auch ich nicht.

Fachlich-inhaltliche Beiträge als Rahmen

Die Tagung wurde gerahmt von zwei fachlich-inhaltlichen Beiträgen, von denen wir uns bei der Planung wichtige Impulse für den Verlauf der Tagung erwartet haben. Einer dieser Impulse kam von Tobias (Jenert), der sich am ersten Veranstaltungstag den Hochschul- und Mediendidaktikern als Change Agents gewidmet hat. Dabei hatte er vor allem solche Personen als Zielgruppe seines Beitrags im Blick, die sich beruflich im Third Space bewegen, d.h. mittelbar in Lehre und Forschung eingebunden sind. Er strukturierte seinen Vortrag anhand von drei Kernfragen: Wer sind wir? Was wollen wir? Was kennen wir? In den Fragen erkannten sich dann eine ganze Reihe Teilnehmende wieder, hatten wir doch schon bei der Eröffnung festgestellt, welch immense Zahl der Anwesenden in diesem Bereich beschäftigt sind. Gleichzeitig war zu merken, dass die Perspektive des Third Space für einige Anwesende neu ist: Durch die Förderpolitik sind inzwischen viele Personen, die zuvor in Forschung und Lehre tätig waren, anderweitig im Hochschulbereich tätig und zum Umdenken gezwungen – jedenfalls dann, so mein Fazit, wenn zur Bearbeitung von Projekten auf Mikroebene vor allem eine hochschulstrategische Entwicklungsperspektive auf Makroebene hinzukommt.

Auch der zweite Veranstaltungstag wurde eröffnet mit einer Keynote, und zwar mit den Ausführungen von Udo Kelle. Im Fokus standen Möglichkeiten der Verknüpfung von quantitativer und qualitativer Forschung. Fragen der Methodenintegration, wie Kelle triangulative Verfahren auch nennt, stellen sich immer dann, wenn ein methodologischer Zugang unzureichende Ergebnisse hervorbringt. Allerdings werden seiner Ansicht nach viel zu häufig Gemeinsamkeiten und Unterschiede unterschiedlicher Methoden betrachtet; viel zu selten das „konstruktive Potenzial“. So zeigte er am Beispiel der quantitativen Forschung auf, wo ihre Grenzen liegen und welche Chancen, komplementär gedacht, in qualitativen Zugängen bestehen. Passend zur Zielgruppe seines Referats nahm er Bezug zur Qualitätssicherung und -entwicklung an der Hochschule, die sich durch eine „Evaluitis“ auszeichnet und sich allzu oft auf quantitative Verfahren versteift. Bezugnehmend zur Studie von Metje und Kelle (u.a. Metje, 2009) zeigte er auf, wie schwer Biasvariablen in quantitativen Herangehensweisen auszuschließen sind, insbesondere dann, wenn z.B. Interesse oder Assessment ins Spiel kommen. Entsprechend legen quantitative Evaluationen häufig die beschränkte Gültigkeit von Items offen. Dies führe zu Methodenartefakten, d.h. Methoden bildeten nicht das ab, was sie abbilden soll(t)en. Gleichzeitig bestünde mangelndes Wissen über die kausalen Phase. Im direkten Vergleich unterscheiden sich qualitative und quantitative Evaluationsdesigns dann wie folgt:

Quantitative Evaluationsdesigns:

  • Hypothesenbildung
  • Erfassung vorab definierter Merkmale
  • „Wenn wir in der Lage sind, unerwünschte Effekte vorab gut zu definieren.“
  • Herausforderung: brauchbare Hypothesenbildung, kausale Pfade

Qualitative Evaluationsdesigns:

  • Identifikation von Methodenartefakten
  • Identifikation von Erfolgskriterien und Nebenwirkungen
  • Beschreibung der kausalen Pfade
  • Interpretation von quantitativen Befunden
  • Herausforderung: hoher Aufwand, kleine Stichproben

Am Schluss seines Vortrags plädiert Kelle für eine Methodenintegration im Sinne einer Triangulation: Sie bietet die Möglichkeit der Operationalisierung von Interventionseffekten, die Identifikation von Messproblemen, die Aufdeckung von Nebeneffekten sowie die Chance zur Interpretation wenig verständlicher statistischer Befunde. Kelles Überlegungen waren dabei nicht neu für mich, da ich viele seiner Texte bereits aus der Diss-Zeit kenne und aufgrund der pragmatischen Haltung schätze.

Aspekte der Nachwuchsförderung

Ein Hauptziel der Veranstaltung lag allerdings nicht in der Wissensvermittlung durch Keynotes, sondern in der gemeinsamen Aus- bzw. Erarbeitung von Themen und deren Diskussion. Dies wurde im Programm der Tagung mehrfach aufgegriffen, sei es durch die großen Räume zur Präsentation von praktischen Fragen sowie von Forschungsarbeiten. Gleichzeitig wurden (insgesamt) drei Workshops zur Vertiefung im Bereich der Hochschulentwicklung und Methoden angeboten.

Die beiden Tracks für die Young Scientists und die Young Professionals habe ich dabei als ähnlich fruchtbar erlebt und konnte, durch meinen eigenen Stellenwechsel nach Hamburg, beiden Perspektiven auf durchaus ähnliche Herausforderungen und Probleme etwas abgewinnen. So war es für mich selbstverständlich, mal in einem Track und mal im anderen Track zugegen zu sein, wobei ich sicherlich etwas häufiger bei den Doktoranden gesichtet wurde. Letzteres liegt natürlich auch daran, dass mir die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchs besonders am Herzen liegt und dieser Track von mir co-entworfen und begleitet wurde (aufgrund meiner Funktion in der GMW). In der konkreten Ausgestaltung der Tracks ergaben sich allerdings zwei zentrale Unterschiede: So wurden (1) die Impulsbeiträge im Professionals-Track etwas mehr zusammengedacht als die Beiträge der Doktoranden, was auch logisch ist: Im Professionals-Track wurde die Gelegenheit genutzt, nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden in den einzelnen Projekten zu suchen, Fragen gemeinsam zu diskutieren und nach hochschulübergreifenden Lösungen zu suchen. Dieses Vorgehen bietet sich bei Doktoranden auch an, allerdings in anderer Form: So habe ich speziell im Nachgang von einigen Doktoranden gehört, wie bedeutsam es (2) für sie war, Beispiele anderer Doktorarbeiten zu sehen, methodisch ähnliche Lösungen im Plenum zu besprechen und etwas über spezifische Argumentationen zu lernen, bei denen es thematische Schnittmengen genauso wie zentrale Unterschiede gibt. Besonders Spaß gemacht haben mir zwei Sessions, innerhalb derer ich einmal selbst einen Impulsbeitrag zum „Mediengestützten Lernen und Lehren“ halten und einmal in die Moderatorenrolle schlüpfen durfte.

Schonraum für den Nachwuchs oder: Stimmung locker bis heiter 

Aufgefallen ist mir – vor allem im Vergleich zu vielen anderen Veranstaltungen, die ich inzwischen besucht habe – die positive und überaus konstruktive Stimmung unter allen Teilnehmern: Mit großem Interesse am Diskurs angereist, hörte man die Gruppe zu jeder Zeit angeregt sprechen, engagiert diskutieren und gefühlt auch mitdenken, denn vielfach wurden Überlegungen des Transfers ausgelöst: Was heißt es für mich und meine Aufgaben, wenn diese in Prozesse der Organisationsentwicklung eingebunden sind? Welche Personen oder Gruppen gilt es an der Hochschulentwicklung gezielt zu beteiligen? Welche Rolle spielt dabei der Medieneinsatz als Motor für Hochschulentwicklung? Und mit welchen Methoden untersuche ich dies wissenschaftlich? Etc. Dabei wurden diese Fragen nicht nur gedacht, sondern oft auch ausgesprochen, was ich auf den Schonraum der Nachwuchstagung zurückführe: Keine Frage war zu banal oder durfte nicht gestellt werden. Der Schonraum wurde zweifelsohne auch an anderer Stelle gelebt, nämlich hinsichtlich des Medieneinsatzes: So wurde zu den Keynotes getwittert, aber nicht übermäßig, und in allen Sessions und Workshops kamen digitale Medien sehr moderat zum Einsatz. Diesen reflexiven Umgang möchte ich explizit erwähnen, da wir im Vorfeld der Veranstaltung durchaus offen über unterschiedliche Welten von Hochschul- und Mediendidaktik gesprochen haben.

Zu guter letzt: Unsere Suche nach neuen Ausrichtenden

Aus den vorangegangenen Zeilen geht schon hervor, dass das erste Junge Forum Hochschul- und Mediendidaktik ein voller Erfolg war. Dabei fand vor allem die Idee der spezifischen Nachwuchsförderung Anklang, die nämlich die Bedürfnisse und Interessen derjenigen in den Vordergrund stellt, die aktuell noch in ein Themenfeld hineinwachsen, unabhängig davon, ob sie nun promovieren oder nicht. Als mitunter künstlich erwies sich – zum Glück! – die Trennung zwischen Hochschul- und Mediendidaktik, da sich in den konkreten Projekten oder Promotionsvorhaben deutliche Schnittstellen ergeben. Allerdings stand auf diese Weise die Organisation Hochschule besonders im Fokus, was aus Sicht der beteiligten Fachgesellschaften ein „Kann“, aber kein „Muss“ war. Für ein mögliches nächste Mal würde ich mir daher eine weitere Öffnung für andere organisationale Kontexte wünschen, die sich vielleicht durch denkbare weitere Kooperationen auf Ebene der Fachgesellschaften oder durch die jeweiligen Ausrichter des Jungen Forums ergibt. Denn eins stand am Ende der Veranstaltung auch fest: Es soll sie wieder geben! Nur der Ort ist noch zu klären, denn das Organisationsteam dieser ersten Veranstaltung macht erst mal Pause. Mails mit Interessensbekundungen daher gerne an mich!

Update 21.06.2012: Inzwischen findet sich auch ein ausführlicher Bericht bei der DGHD und der GMW (wortgleich) zur Nachwuchstagung in Hamburg.

Junges Forum Hochschul- und Mediendidaktik: Programm und (mein) Beitrag

Seit gestern Abend steht das Programm zum Jungen Forum Hochschul- und Mediendidaktik online zur Verfügung und ich freue mich aus zwei Gründen sehr darüber: (1) bin ich wirklich beeindruckt, dass innerhalb kurzer Zeit eine Nachwuchstagung mit Bezug zu mediendidaktischen Themen auf die Beine gestellt werden konnte. Dies ist nicht selbstverständlich, da immer erst ein Ausrichter für die Tagung gefunden werden will und gleichzeitig auch Absprachen zwischen Fachgesellschaften zu treffen sind, sofern die Veranstaltung auf den Schultern mehrerer Partner lastet. Ein breites Themenspektrum mit interessanten Beiträgen lassen nun eine „bunte“ und austauschreiche Nachwuchstagung erwarten. Toll! (2) freue ich mich, dass eines der Themen, das mich aktuell in Hamburg stark beschäftigt, mit (m)einem Impulsreferat im Bereich der „Young Professionals“ zur Sprache kommt. Überschrieben ist der Beitrag mit „Mediengestütztes Lehren und Lernen an Hochschulen fördern: zur Bedeutung eines partizipativen Implementierungskonzepts“ (Abstract) und es geht mir speziell darum zu fragen, wie man bei der Implementierung eines umfangreichen Medienkonzepts alle „Stakeholder“, insbesondere aber Lehrende und Studierende, strukturell (versus punktuell) beteiligen kann. Ich freue mich schon jetzt auf eine lebhafte Diskussion und kann bis zur Tagung selbst sicher noch mehr Erfahrungen beitragen.

Call for Presentations: Nachwuchstagung von DGHD und GMW

Mit diesem Post möchte ich nochmals auf die Nachwuchstagung von DGHD und GMW („Junges Forum Hochschul- und Mediendidaktik“) aufmerksam machen, die am 29. und 30. Mai 2012 an der Universität Hamburg stattfinden wird. Die Tagung richtet sich an Hochschuldidaktiker und Mediendidaktiker gleichermaßen und versucht, Perspektiven von Nachwuchswissenschaftlern mit Praxisperspektiven zu verknüpfen. Auf das Vorhaben bin ich sehr gespannt.

Auch möchte ich die Gelegenheit nutzen, insbesondere Doktoranden aus dem Umfeld von Medienpädagogik- und -didaktik zur Einreichung zu ermuntern. Wir freuen uns auf eine große Vielfalt an Beiträgen, die auch unterschiedliche organisationale Bezüge erlauben – medienpädagogische/-didaktische Fragen und Herausforderungen stellen sich ja nicht nur in der Hochschule, sondern können genauso gut aus dem frühkindlichen Bereich, der Schule oder aus Weiterbildungskontexten stammen. Zugleich ist es kein Nachteil, wenn die eine oder der andere bereits bei einem der letzten Doktorandenforen präsentiert hat, im Gegenteil: Wenn man das Gefühl hat, der Austausch mit anderen würde zu einem bestimmten Zeitpunkt der Doktorarbeit helfen, dann halte ich eine erneute Einreichung für sinnvoll. Auch kann ich mir vorstellen, dass es von Nachwuchstagung zu Nachwuchstagung leicht regionale Unterschiede geben wird: angefangen bei den Teilnehmern und Referenten über Themen und Inhalte bis hin zu Spezifika, die in Hamburg sicher in der gezielten Vernetzung der Beteiligten zu suchen sind.

Der Call for Presentations endet am 31. Januar 2012. Der inzwischen knappe Zeithorizont sollte aber nicht abschreckend wirken: Die Hürden zur Einreichung sind überschaubar und lassen sich (hoffentlich!) auch kurzfristig in den Arbeitsalltag integrieren. Bei Fragen stehe ich natürlich – wie alle anderen Organisatoren auch – gerne zur Verfügung. Über eine Verbreitung des Calls würden wir uns ebenfalls sehr freuen.

PS: Wer es mit einer Einreichung nicht schafft, dem sei gesagt, dass man auch ohne diese zur Tagung kommen kann. Die Keynotes und Workshops versprechen schon jetzt viel Abwechslung und die Möglichkeit, über die eigenen offenen Fragen mit anderen ins Gespräch zu gelangen. Die Anmeldung ist (voraussichtlich) ab Ende Februar möglich.