Ausflug nach Königswinter (mit Vortrag)

Wahrscheinlich sind es die bunten Fragen und Diskurse, die mich immer wieder zu „Ausflügen“ in andere Disziplinen ermuntern. So kam es, dass ich gestern und heute im 38. Universitätsseminar des Instituts für Wirtschaftspolitik an der Universität zu Köln mit einem Impuls zu „Offen, kollaborativ, vernetzt. Bildung im ‚digitalen Zeitalter’“ zu Gast war (zu den Folien). Inhaltlich ging es dabei darum, das Thema und aktuelle Fragen überhaupt erst einmal aufzureißen und allerhand Anknüpfungspunkte aus betriebs- und volkswirtschaftlicher Sicht aufzuzeigen. Es kommt daher nicht von ungefähr, dass wir viel über die Open-Debatte und mögliche Auswirkungen gegenwärtiger Forderungen für die Gesellschaft/Volkswirtschaft gesprochen haben. Auch kamen die unterschiedlichen Dimensionen und Ebenen von Bildung (und Politik) immer wieder zur Sprache.

Hängen bleiben wird sicherlich, warum ich die Teilnehmenden unter dem Hashtag #dialog16 zum Twittern animiert habe. So ging es ‚en passant‘ um veränderte (mediale) Handlungspraktiken, um öffentliche Wissenschaft und nicht zuletzt um Medienkompetenzen. Auch wenn ich nur einen kleinen Teil des Gesamtprogramms zur digitalen Ökonomie miterleben konnte, hat mir der Ausflug nach Königswinter in das (katholische) Haus Marienhof viel Spaß gemacht. Und die Diskussion geht weiter, Twitter sei Dank.

Zu Gast: im VC bei e-teaching.org

Es macht immer wieder Freude, bei e-teaching.org im virtuellen Klassenzimmer (VC) zu Gast zu sein und zu aktuellen Themen mit der Community ins Gespräch zu kommen. So läuft derzeit das Themenspecial „Social Media – Social Learning“, das aus meiner Sicht viele brennende Fragen aufgreift: bspw. die Frage danach, wie man Studierende online beteiligen könnte. Sie stand auch im Fokus der heutigen Session, die – wie gewohnt – von Anne Thillosen moderiert und inhaltlich von Silvia Hartung (Uni der Bundeswehr), Simon Retzmann (Student, Ruhr Uni Bochum) und mir sowie von recht vielen Teilnehmenden gestaltet wurde (in der Hochzeit waren es um die 80 Personen – eine ganze Menge!). Inzwischen kann man die Session auch online einsehen und meine Folien bei Slideshare abrufen, sodass alle Inhalte im Nachhinein nachvollziehbar sein sollten.

Insgesamt hatte ich den Eindruck, dass die Session recht lebendig war, aber doch einige Fragen offen geblieben sind. Ich würde daher gerne Annes Hinweis aufgreifen und zur weiterführenden Diskussion einladen: sei es hier durch weitere Kommentierungen oder Fragen oder auf Facebook, wo möglicherweise ebenfalls Anschlussdiskussionen stattfinden. Für mich nehme ich mit, dass Studierende durchaus Interesse an Peer Feedback haben und dann vor allem der Umgang mit Kritik (Stichwort: negatives Feedback) zu üben wäre. Solche Überlegungen stehen m.E. im Zusammenhang mit dem individuellen Lernfortschritt, aber auch mit einem Verständnis von Bildung durch Wissenschaft. Beim forschenden Lernen ist nämlich Kritik (und das permanente Üben von Kritik) ein wesentlicher Modus – genauso wie in der Wissenschaft selbst.

Zu Gast im virtuellen Klassenzimmer

Technisch gesehen ist ein virtuelles Klassenzimmer nichts Neues. Didaktisch muss man den Innovationswert auch hinterfragen, da dort – wie in vielen herkömmlichen Lehr-Lernsettings – meist mit einer Frontalsituation gekämpft wird. Es ist deswegen ein Kampf, weil die Lethargie der Teilnehmer im virtuellen Klassenzimmer noch herausfordernder ist als in der realen Situation, wo ich als Lehrende zumindest sehe, wann und wo Lernende abgelenkt sind etc. Dies lässt sich im virtuellen Klassenzimmer nur eingeschränkt nachvollziehen. Um Leitungen nicht zu überlasten, gibt es eingeschränkte Rederechte; Möglichkeiten der Kollaboration sind ebenfalls beschränkt, zumindest dann, wenn man im virtuellen Klassenzimmer mit großen Gruppen „hantiert“. D.h. die Herausforderungen, die sich in der Präsenzlehre mit vielen Teilnehmern stellen, stellen sich gleichermaßen im virtuellen Klassenzimmer und werden dort oft noch verstärkt. Aber wem sage ich das! Die Auseinandersetzung mit den Chancen und Grenzen des virtuellen Klassenzimmers sind ja fast schon ein alter Hut. Allerdings sind didaktische Szenarien, die den synchronen Austausch über das Internet unterstützen, nach wie vor selten. Dies mag an kulturellen Hürden liegen, da Präsenzlernen an Präsenzhochschulen strategisch verankert ist. Es mag auch an Herausforderungen bei der Planung solcher Szenarien liegen, die sich im Vorfeld, in der Durchführung und bei der Nachbereitung/Dokumentation stellen. Eine Hürde kann auch die mangelnde technische Verfügbarkeit von virtuellen Klassenzimmern sein.

Umso schöner ist es, dass mich Timo am vergangenen Mittwoch eingeladen hatte, mich mit einem kurzen Impulsvortrag über „Selbstorganisation und Kollaboration im Netz“ aus Hamburg in seine Düsseldorfer Lehrveranstaltung einzuklinken (zu meinen Folien). Bei aller Ähnlichkeit zum realen Lehrveranstaltungssetting ist ein solcher Vortrag, der medienvermittelt erfolgt, bis auf Weiteres ungewohnt. So bin ich jedes Mal auf’s Neue irritiert, primär mit mir und mit dem Computer zu sprechen und Rückmeldungen vorwiegend über den Chat zu erhalten. Gleichzeitig finde ich es großartig, von welchen Orten sich die Studierenden in ihre Seminare schalten und damit Lernorte deutlich erweitern um neue Komponenten (z.B. den Kölner Hauptbahnhof ;-)). In seinem Blogbeitrag führt Timo ein weiteres Potenzial für virtuelle Klassenräume an, nämlich die Chance für einen fachlich-inhaltlich und/oder didaktisch-methodisch orientierten Austausch zwischen Kollegen und Studierenden. So regt das virtuelle Klassenzimmer immer wieder zur Reflexion über Lernen, Fähigkeiten in der Selbstorganisation und Formen von Kooperation zwischen Hochschulen an (siehe dazu auch unseren Beitrag für die Wissensgemeinschaften 2011). Alles in allem war ich daher gerne zu Gast im virtuellen Klassenzimmer und bin schwer dafür, solche „Einsätze“ häufiger und hochschulübergreifend zu planen und damit letztlich die Chancen für sinnvolle Vernetzungselemente zu nutzen, die sich technisch seit längerem ergeben.