Jugendliche, Information und (Multi-)Media: JIM-Studie 2008 online verfügbar

Heute wurde die neue JIM-Studie vom Medienpädagogischen Forschungsverband Südwest (2008) veröffentlicht. Im Fokus steht wie gewohnt der Medienalltag von 12- bis 19-jährigen. Dabei kann einmal mehr gezeigt werden, dass das Internet für Jugendliche nicht mehr wegzudenken ist. Aber von vorn.

Einen schönen Abriss über die sich ständig wandelne Medienwelt liefert der Einstieg in die Studie:

„Die letzten zehn Jahre waren durch einen enormen Wandel des Medienangebots geprägt. Während sich in den Neunzigerjahren die Fernsehwelt stark verändert hat, ist das vergangene Jahrzehnt durch die rasante technische und inhaltliche Entwicklung von Handy und Internet geprägt. Fernsehen, Radio und Tageszeitung sind inzwischen multimediale Realität, die Ausspielung der Inhalte erfolgt über zahlreiche Kanäle, die Nutzer können mit den unterschiedlichsten Endgeräten auf die Inhalte zugreifen, Begriffe wie „fernsehen“ oder „Radio hören“ verlieren ihre Eindeutigkeit. Die Konvergenz der Medien steht dabei erst am Anfang, zählt aber insbesondere in den Bereichen Musik und Internet bereits zum Alltag Jugendlicher.“ (ebd., S. 3)

Fast schon erschreckend, wie schnell sich Zeiten ändern…

Bei der Durchsicht der JIM-Studie habe ich dann nur wenige Highlights entdeckt. Gut, erstmals besitzen Jugendliche eher einen Computer als einen Fernseher und sie sind generell gut mit Medien (Computer, Internet, Fernsehen, Handy) versorgt. Das Internet nutzen sie hauptsächlich zur Kommunikation. Was beruhigt: Jugendliche pflegen ihre Kontakte trotz schülerVZ und Co. nicht nur virtuell, sondern treffen Freude regelmäßig in natura und gehen ebenso oft zum Sport.

Angesichts der großen Sorge um die Zukunft des Prints bin ich über die Zahlen zur Medienbeschäftigung gestolpert: In ihrem Alltag nutzen zwölf Prozent der Jugendlichen regelmäßig das Internetangebot einer Tageszeitung und zehn Prozent das von Zeitschriften. 43 Prozent lesen dagegen regelmäßig eine Tageszeitung in gedruckter Form (vgl. ebd., S. 12). Trotz der Dominanz der digitalen Medien im Alltag halten die meisten Jugendlichen die Zeitung jedoch für das glaubwürdigste Medium, was den klassischen Medien Auftrieb geben sollte.

Jugendliche sind zudem in der Lage, das Fernsehrogramm differenziert zu bewerten. Allerdings muss man kritischer sein, was ihre Nutzung von Online-Communities angeht. Dort denkt nicht jeder Jugendliche über den sachgerechten Umgang mit sensiblen Daten und über die faire Behandlung von Gleichaltrigen nach (vgl. ebd., S. 52ff).

Warum Online Communities letztlich genutzt werden, klärt die eher qualitativ angelegte Zusatzbefragung „JIMplus 2008“:

„Als wichtigsten Grund für die Nutzung von Online-Communities wurde dabei zunächst das Thema „Freunde“ in all seinen Facetten genannt: Alle Freunde sind auch dort eingetragen, man kann Freunde (wieder) finden und neue kennenlernen, man kann mit Freunden in Kontakt bleiben oder treten, sich schreiben und austauschen. Ein weiterer wichtiger Aspekt sind Fotos, denn der Austausch und die Kontaktaufnahme findet natürlich auch auf der bildlichen Ebene statt. Man präsentiert sich selbst und schaut, wie die anderen sich darstellen, Bilder gemeinsamer Aktivitäten halten das Erlebte fest und zeigen denen, die nicht dabei waren, was sie versäumt haben.“ (ebd., S. 55)

Wie so oft zeigen sich auch in dieser JIM-Studie Unterschiede nach dem formalen Bildungsgrad der Jugendlichen. Allerdings gleichen sich zumindest die Verbreitungs- und Nutzungszahlen von Computer bzw. Internet langsam an, was grundsätzlich positiv zu bewerten ist.

Eine Frage des Alters

„Harter Wettbewerb zwischen Unternehmen ist eher… gut“, geben zumindest 76 Prozent der befragten Jugendlichen mit Hochschulreife in einer repräsentativen Jugendstudie des Bankenverbandes (2006) an. Im Mittel aller Abschlüsse sind es immer noch 68 Prozent, die Tendenzen durch Globalisierung und Marktwirtschaft befürworten. Für mich bedeuten die Ergebnisse zweierlei. Einerseits zeigen die hohen Werte, dass Wirtschaft und entsprechende Prozesse bei jungen Menschen eher positiv besetzt sind. Zeiten, in denen skeptische Haltungen der Lehrer auf Schüler abfärbten, sind anscheinend vorbei. Andererseits zeigen die Daten aber auch, dass Wirtschaft v.a. deshalb sehr positiv bewertet wird, weil Jugendliche damit erhebliche (berufliche) Hoffnungen verknüpfen. Schließlich hatten sie in der Schule kaum Gelegenheit dazu, den weltweiten Wettbewerb selbst als positiv (oder als negativ) zu erfahren. Die unbekannte Größe „Wirtschaft“ wird somit auf einen hohen Thron gehoben – etwa nicht?