Vortrag: „Lernen und Medienhandeln im Format der Forschung“ #TT2014

Morgen bin ich auf der Tagung „Teaching Trends“ an der Universität Oldenburg, um dort unser Papier zum „Lernen und Medienhandeln im Format der Forschung“ vorzustellen (zum Programm). Auch wenn eine sehr weite Bahnfahrt vor mir liegt, freue ich mich sehr auf die Veranstaltung. Immerhin liegt sie etwas mehr an der Schnittstelle von Hochschul- und Mediendidaktik als sonst und thematisiert Herausforderungen im Zuge digitaler Medien an der Hochschule. Mit unserem Artikel schlagen wir daher auch die Brücke: zwischen hochschul- und mediendidaktischer Theorie und Praxis, zwischen disziplinären Zugängen und interdisziplinär zu bearbeitenden Fragen und zwischen bereits gewonnenen Erkenntnissen und noch bestehenden blinden Forschungsflecken. Den konzeptionellen Rahmen bietet hierfür das forschende Lernen, das uns drei Autorinnen thematisch-inhaltlich einmal mehr zusammenbringt.

Aus dem Abstract:
„Das Interesse am forschenden Lernen und an der theoretisch-konzeptionellen wie auch empirisch basierten Weiterentwicklung dieses Konzepts ist im deutschsprachigen Raum groß. Der Bologna-Prozess könnte dieses bis dahin vor allem normativ geprägte Interesse befördert haben, da er die Verbindung von Lehre und Forschung aus unterschiedlichen Perspektiven auf den Prüfstand stellt. Bringt man noch die digitalen Medien in die Diskussion zum forschenden Lernen ein, eröffnen sich mindestens drei Zugänge: (a) Man kann das Lernen im Format der Forschung in Verbindung mit Medien näher betrachten. (b) Man kann Einsatzmöglichkeiten digitaler Medien innerhalb verschiedener Konzepte forschenden Lernens prüfen. (c) Man kann die Frage nach dem Forschungsverständnis, einer Disziplin oder eines Fachs in den Mittelpunkt stellen und dessen Einfluss auf individuelle Haltungen und die Gestaltung von Lehr-Lernszenarien und Medien beleuchten. Der Beitrag zielt darauf ab, die Nutzung digitaler Medien beim forschenden Lernen breiter zu betrachten als bisher üblich und mehrere Sichtweisen einzunehmen: eine hochschul- und mediendidaktische ebenso wie eine medientheoretische und -soziologische. Entsprechend wird der Kontext von Lernen, Medienhandeln und Bildung (durch Wissenschaft) erweitert, in der Erwartung, dass damit auch interdisziplinäre Forschungsfragen mit theoretischer, empirischer und praktischer Relevanz möglich werden.“

Hofhues, S., Reinmann, G. & Schiefner-Rohs, M. (2014). Lernen und Medienhandeln im Format der Forschung. In O. Zawacki-Richter, D. Kergel, N. Kleinefeld, P. Muckel, J. Stöter, J. & K. Brinkmann (Hrsg.), Teaching Trends14Offen für neue Wege: Digitale Medien in der Hochschule (S. 19-36). Münster: Waxmann. (Buch)(Preprint) (Präsentation)

Wickie will’s wissen…

Normalerweise mache ich so etwas ja nicht, aber angesichts des bunten Programms der Häfler Kinderuni möchte ich doch ein wenig Werbung machen: für die Einschreibung zur Kinderuni generell und für meinen kleinen Part über Medien am 14.3.2015.

„Wickie will’s wissen: Was sind ‚die Medien‘? (Seminar 7+) | iPhone, Facebook, Apple Watch – Atari, WWW und die Swatch? BamS – Krawuuummmmm! KiKa – Logo! Oder Medien doch ein ‚No Go‘? All das will Wickie auf seiner Reise durch die Medienlandschaft wissen. Kommt und reist mit!“

Anmeldung unter http://www.kinderuni-fn.de

CfP: Junges Forum Medien und Hochschulentwicklung 2014

Was als fixe Idee von ein paar Hamburgern im Jahr 2012 entstand, ist inzwischen fest im Konferenzkalender einzuplanen: das Junge Forum Medien und Hochschulentwicklung. Das Junge Forum ist die Nachwuchstagung der dghd, GMW, Sektion Medienpädagogik der DGfE und der Fachgruppe E-Learning der GI. Sie findet dieses Jahr am 13. und 14. Juni 2014 an der Technischen Universität Dresden statt.

Genaueres zum Schwerpunktthema „‚Trendy, hip und cool‘: Auf dem Weg zu einer innovativen Hochschule?“ sowie formale Hinweise zur (insgesamt knapp gehaltenen) Einreichung finden sich im Call for Presentations. Fragen zur Ausschreibung beantworten die Dresdner Ausrichter sowie alle involvierten Fachgesellschaften gerne vorab – Kommentar oder E-Mail genügt.

Nachtrag: Teilnehmer-Berichte zu #edex13 online

Seit ein paar Tagen sind fünf Teilnehmer-Berichte der diesjährigen Fulbright-Expert/in/en-Reise nach San Francisco online. Diese Berichte handeln nach und nach ab, was wir an den fünf sehr unterschiedlichen Reisetagen erlebt haben und setzen die Erlebnisse ein Stück weit ins Verhältnis zum deutschen Bildungssystem. In Ergänzung zu meinen Live-Blogpostings (Gabi hatte sie übersichtlich zusammengefasst) sind die Berichte daher durchaus informativ, da sie gebündelt diejenigen Fragen behandeln, die vor Ort gemeinsam mit Expert/inn/en diskutiert wurden. Ich selbst war mit zwei weiteren Kollegen für den Bereich Lehre und Bildungsprozesse (zum PDF) zuständig, was niemanden, der mich kennt, verwundern wird und sich auch in der Stoßrichtung der Argumentation zeigt. Zuerst begeben wir uns auf die Spuren des MOOC-Hypes, zeigen dann, wie sich MOOCs in den USA zwischen „didaktischem Spielzeug“ und designorientierter Forschungsperspektive verorten, schlagen den Bogen zum Online-Lernen und beschreiben letztlich in aller Kürze gegenwärtige oder absehbare Herausforderungen im Umgang mit einem scheinbaren Trend. Ein paar Literaturtipps runden das Dokument ab, sodass ich schließlich nur noch viel Spaß beim Schmökern und Weiterlesen wünschen kann.

Die Sache mit dem Abschied und dem Zauber

Wer von sich annimmt, dass berufliche Wechsel Routinen wären, die Frau oder Mann schnell vollzieht, der irrt. Es gilt, alte oder laufende Arbeiten gut abzuschließen und neue Stellen aufzunehmen bzw. sich darin hineinzudenken. Stellenwechsel sind immer auch verbunden mit persönlichen Abschieden, bspw. von lieben Kolleginnen und Kollegen oder von Studierenden, die den wesentlichen Teil des universitären Alltags präg(t)en. Gleichzeitig treten viele neue Gesichter in das eigene Leben ein, denn neue Orte sind immer mit neuen Personen verbunden. So wohnt jedem beruflichen Abschied sicherlich ein Zauber inne, wenn man nicht nur auf die schönen oder vielmehr: routinierten Stunden zurückschaut, sondern auch voraus auf eine spannende Zeit mit interessanten Menschen an neuen Orten blickt. Ich freue mich daher sehr, mit diesem Post meinen Wechsel als PostDoc an den Lehrstuhl für Hochschuldidaktik (Gabi Reinmann) an die Zeppelin Universität Friedrichshafen hier im Blog bekannt zu geben. Auch freue ich mich, dass der Wechsel für mich mit vielen neuen Gesichtern, aber auch mit alten Bekannten und vor allem mit bewährten Themen rund um Hochschule, Didaktik und Medien verbunden sein wird.

Vortrag: Open Education in der (Hoch-)Schule

Zugegeben, mein Einstieg ins Thema OER erfolgte auch über Ressourcenfragen. Zu Augsburger Zeiten ging es dem w.e.b.Square-Team z.B. darum, studentische Arbeiten im Netz verfügbar oder vielmehr noch: sichtbar zu machen. Es ist nun fünf Jahre her, dass wir w.e.b.Square als offene Bildungsressource auf der GMW-Jahrestagung im Jahr 2008 vorgestellt haben; die Initiative selbst ist noch älter. Schon immer hat mich aber die didaktische Frage „hinter“ den frei und offen zugänglichen Bildungsressourcen interessiert: Wie gestaltet man eigentlich Bildungsräume, in denen nicht nur die Nutzung von OER selbstverständlich ist, sondern auch deren gemeinsame Produktion oder Veränderung (um nur zwei weitere Ziele im Zusammenhang mit OER zu nennen). So habe ich mich sehr gefreut, dass Kerstin Mayrberger und ich auf der diesjährigen OER-Konferenz von Wikimedia Deutschland zusammen über Open Educational Practices/Open Education sprechen durften. Der Impulsbeitrag fand gleich nach der Keynote-Lecture von Philipp Schmidt statt, der uns für unseren Impuls mehrere „Steilvorlagen“ lieferte und durch Hinweise wie „Offen fängt nicht im Netz an“ in eine passende Richtung zeigte. Es sprach bspw. die Grundfeste des Social Web an, die mit bekannten Schlagworten wie (Re-)Use, (Re-)Distribute, Revise und Remix beschrieben werden. Anders als Philipp hatten wir allerdings drei Thesen im Gepäck, anhand derer wir zur Diskussion einluden und damit die partizipative Grundidee von OER aufgreifen wollten (zum Abstract, zu den Folien):

  1. Open Education braucht Grassroot-Initiativen und gute Beispiele dafür, dass eine Open Educational Practice in Lehrveranstaltungen funktioniert.
  2. Offen will jede/r Lehrende und Lernende sein, kann aber nicht unmittelbar mit der Offenheit umgehen.
  3. Open Education heißt nicht Laissez-Faire.

Die Thesen fanden insgesamt sowohl Zustimmung als auch Ablehnung, in jedem Fall wurden sie aber zum Anlass für weitere Gespräche in den Pausen genommen. Schön ist, dass das an den Beitrag angeschlossene Etherpad einen Teil der Diskussion abbildet und eine nach der Session getroffene, persönliche Einschätzung sowie alle Materialien und Tweets enthält. Ob und inwieweit durch unseren Impuls die Sicht auf OER als Lehr-Lernmaterial für pädagogische oder didaktische Zugänge geöffnet wurde, sei dahingestellt. Sicherlich wurden aber Überschneidungen zu bekannten (hoch-)schul- und medienpädagogischen Diskussionen deutlich, die es im Zusammenhang mit OER notwendigerweise zu bearbeiten gilt.

Von Rothemdchen, Vielfalt und offenen Lernumgebungen: (m)ein Rückblick auf die #gmw13

Wenn die Jahrestagung der Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft (GMW) in einer Massen- und Pendleruniversität und zugleich einer Kreativhochburg des deutschsprachigen E-Learnings stattfindet, sind die Erwartungen hoch: hinsichtlich der anzutreffenden Themen „zwischen Vision und Alltag“, hinsichtlich eines breiten Spektrums zwischen Theorie, Empirie und Praxis sowie hinsichtlich der wie selbstverständlich integrierten Tagungsformate.

Greift man das Tagungsmotto „E-Learning zwischen Vision und Alltag“ auf, schlugen sich viele der eingereichten Beiträge auf die Seite des Alltags, insbesondere die Texte, die sich dem Einsatz von digitalen Werkzeugen für Lehre und Forschung widmeten. Neu und aus meiner Sicht positiv war, dass auf der diesjährigen Tagung erstmals die Lehrer(aus)bildung recht präsent war, in eigenen Tracks sowie in Workshops (siehe unten). Desweiteren wurde die Zukunft u.a. von Larry Johnson skizziert, Verantwortlicher für den Horizon „Trend“ Report im New Media Consortium, oder von Lorna Hughes, die die Frage nach der Bedeutung von Content für das Lernen aus bibliothekarischer Sicht aufwarf. Auch die weiteren Keynote-Lectures oder eingeladenen Beiträge deuteten Richtungswechsel an, etwa Rolf Schulmeister in Richtung unglücklicher Evaluationen im Hochschulalltag oder Marc Rittberger in Richtung wachsender Bedeutung von Open Content (am Beispiel Pedocs). Ob und inwieweit alle Beiträge unter das Tagungsmotto zu integrieren waren, blieb den Gesprächen in den Kaffeepausen vorbehalten; mein Eindruck war, dass viele relevante Themen angeschnitten wurden, die einer persönlichen Bewertung bedürfen: Denken wir nur an das angemessene Verhältnis von Technologie und Didaktik, an die Machbarkeit empirischer Studien im Hochschulkontext, das Interesse am und die Notwendigkeit eines Lernen(s) mit Medien usw. Ein wenig gesucht habe ich nach den Visionen des E-Learnings, die durch die bearbeiteten Frage- und Problemstellungen mitunter durchschienen, aber expliziter sein könnten: So habe ich Gespräche im Ohr, die endlich für den Fokus auf das Lernen, weniger auf das „E“ plädierten (und mich an den Beitrag von Gudrun Bachmann et al. aus dem Jahr 2009 erinnerten). Auch hatte ich den Eindruck, dass immer mehr Personen Interesse daran haben, mit ihren didaktischen Konzeptionen auch Lücken zu schließen. Während viele Angebote auf den Anwendungsbereich von digitalen Werkzeugen fokussieren, könnten sowohl Herausforderungen informationstechnischer Grundbildung als auch (sozial-)pädagogische Fragen stärker als bisher bearbeitet werden. Ein ähnliches Plädoyer hatte ich im Frühjahr in Paderborn abgegeben und stehe immer noch dahinter: Eine Fokussierung auf das Medium als Werkzeug ist aus meiner Sicht auf Medien an der Hochschule zu wenig.

Diese Leerstellen konnten allerdings erst sichtbar werden dadurch, dass die Tagung eine Vielfalt an disziplinären Zugängen und eine bunte Mischung aus eher wissenschaftlichen und eher reflektierten Praxisbeiträgen angeboten hat. Hierin lag und liegt sicherlich eine Stärke der GMW, dass theoretische Fragen nicht nur empirisch untersucht werden, sondern auch in praktische Umsetzungen münden – oder umgekehrt, denn es liegt in der Natur der Sache, dass man mitunter „bottom-up“ zur Konzeption kommt. Entsprechend sinnvoll ist daher eine Integration von Lang- und Kurzbeiträgen innerhalb eines Tracks, sofern sie sich an ähnlichen Aspekten reiben. Auch die Vielfalt disziplinärer Zugänge hilft, einzelne Projekte besser bewerten zu können: So war es für mich bspw. sehr interessant einen Track zu moderieren, der sich der Studieneingangsphase widmete und Lösungen aus hochschul- und mediendidaktischer sowie aus technischer und Kommunikationssicht angeboten hat. Durch die bloße Struktur des Tagungsprogramms werden Theorie und Praxis ins Verhältnis gesetzt, indem nämlich Phänomene aus unterschiedlichen Blickrichtungen betrachtet und mitunter „geerdet“ werden. Inwiefern die Gestaltung und Entwicklung von Lernumgebungen dabei bereits Forschung ist, wurde kontrovers diskutiert und insbesondere von den Vortragenden selbst als Implementierung, Umsetzung oder Praxis skizziert. Diese eher forschungsmethodologischen Leerstellen wurden daher genauso sichtbar.

Das Interesse an Leerstellen führte auch dazu, dass ich zusammen mit Mandy Rohs, Claudia Bremer und Marc Egloffstein einen Workshop zu Konzeptionen und Förderansätzen von Medienkompetenzen in der Lehrpersonenbildung angeboten habe (zu den Folien). Der Workshop fand bereits am Preconference-Tag der GMW13 statt und zog weitaus mehr Interessent/inn/en an als gedacht. Um die 20 Teilnehmenden hatten Lust darauf, sich mit uns dem Thema zu widmen – und praktisch tätig zu werden, denn aus der Workshop-Ausschreibung ging hervor, dass wir ein partizipatives, produktorientiertes Format zur Umsetzung gewählt hatten. Das Format griff dabei eine lehrveranstaltungsbezogene Konzeption aus dem Jahr 2010 auf (Credits to all involved@vitamin b!) und konnte als erprobt gelten – was hilfreich ist, wenn man sich auf die Dynamiken gemeinsamer Medienproduktion innerhalb eines Workshoptages (bzw. 2×3 Stunden) einlässt. Rückblickend sehr interessant ist, dass im Workshop selbst gewählte Themen ohne größere Schwierigkeiten bearbeitet wurden, im Gegenteil: Am Ende blickten wir auf lösungs- und zielgruppenorientierte Texte, die für unsere Pixi-ähnliche Publikation auch weiter verwendet werden können. Auch die Konzeptionen und Förderansätze von Medienkompetenzen kamen zur Sprache, aber vielmehr nebenbei als ausdrücklich: durch die Reflexion eigenen Lehrhandelns, durch die Unterscheidung zwischen Schule, Hochschule und Weiterbildung sowie durch die eigenen Schul- und Medienerfahrungen, die vielen Texten schließlich zugrunde lagen. Große Irritation löste allerdings das gewählte Workshop-Format aus, das ein Einlassen auf die offene Lernumgebung von Anfang an von Nöten machte. So war das Feedback der Anwesenden nicht anders als in der Lehre, wo offene Konzepte häufig Spaß machen und unerwartet kreative Ergebnisse hervorbringen, aber anstrengend sind und die Verantwortung für das Lernen in Teilen in die Hände der Lernenden legt.

Die beiden anderen Workshops, in die ich zentral involviert war, waren in anderer Hinsicht spannend. Sie griffen beide ein Trendthema auf – einmal mit den MOOCs und einmal mit dem Service Learning – und versuchten sich beiden Themen sukzessive zu nähern. Der MOOC-Workshop war klassisch mit vier Thementischen organisiert, die von Ulf-Daniel Ehlers, Claudia Bremer, Rolf Schulmeister und mir geleitet wurden. Durch die unterschiedlichen Sichtweisen auf MOOCs wurde sicherlich nochmals das breite Spektrum der Diskussion deutlich, ohne dies in der Kürze der Zeit abschließend zu bearbeiten (zu meinen Folien). Eigentlich fing die Diskussion nach dem Workshop erst richtig an. Anders als bei MOOCs, wo durch die Berichterstattung über deren Integration in den USA bereits hohe Vorkenntnis und teils auch eigene Erfahrungen vorhanden sind, ist das pädagogische Konzept des Service Learnings beinahe unbekannt. Letzteres hat mich in Teilen überrascht, da hier ähnliche öffentliche Aufmerksamkeit über Förderlinien und Berichterstattung vorliegt. Allerdings wird der Konnex zu „den Medien“ nicht gleich deutlich, wie Philip Meyer in meiner Doppelsession mit Holger Kubinski und Manuel Yasli nochmals am Beispiel der Augsburger Service Learning-Initiative zeigte. Unsere Doppelsession war daher stärker in zwei Teile geteilt als gedacht: In der ersten Session mussten nochmals Grundlagen erarbeitet werden und es wurde intensiv diskutiert, was Service Learning eigentlich sei. Ob es sich um alten Wein in neuen (us-amerikanischen) Schläuchen handelt und wer eigentlich mit wem kooperiert? Und welche Rolle spielen Unternehmen beim Service Learning, passt eine Kooperation mit ihnen zum Service-Charakter des (sozial-)pädagogischen Konzepts? Im zweiten Teil konnten wir uns mehr den Rahmenbedingungen widmen, die für Service Learning mit Medien an Hochschulen bestehen sollten (zu den Folien). Ganz interessant daran war, dass man sich rasch vom pädagogischen Konzept löste und Fragen der Hochschuldidaktik/-entwicklung zuwandte. Es wurde nochmals über das Wesen von Projekten gesprochen, über die Bedeutung von (medialer) Infrastruktur, zentrale Ansprechpartner/inn/en und Nachhaltigkeit – Aspekte, die man auch mit anderen pädagogischen Konzepten in Verbindung bringen kann und sich bspw. in Publikationen zum E-Learning seit Jahren finden (z.B. in den SCIL-Arbeitsberichten). Leider war die Doppelsession mit der Feststellung gewisser Ähnlichkeiten beendet – eine Herausforderung, die sicherlich im offenen Barcamp-Format liegt: Hier werden neue(re) Themen eher angerissen als geklärt. Doch hat auch die Initiative „EduCamp meets GMW“ auf der diesjährigen Tagung ihren Platz in der Mitte der Tagung gefunden.

Mit drei Workshops, der Co-Moderation „EduCamp meets GMW“ und der Vorstandstätigkeit war ich auf der GMW13 in vielerlei Hinsicht involviert, habe aber anders als in den letzten Jahren viel von der Tagung mitbekommen. Das mag mit eigenen Routinen zusammenhängen, sicherlich aber auch mit der fantastischen Tagungsorganisation. Speziell an den „Rothemd(ch)en“, wie Claudia Bremer und Detlef Krömker ihre Mitarbeitenden tauften, kam niemand vorbei. Sie waren präsent, zuvorkommend und hilfsbereit und haben viele Wege für die Involvierten abgenommen. Dafür abschließend ein ganz herzlicher Dank! Da ich selbst mit Studierenden aus Heidelberg angereist war und auch sonst den Eindruck hatte, die GMW hätte sich verjüngt, fühlte ich mich in Frankfurt vielfach an meine erste GMW-Tagung in Hamburg 2007 erinnert. Ich konnte noch gut nachvollziehen, wie es ist, sich erstmals auf einer Konferenz zurecht zu finden, die Personen und Meinungen für sich sortieren zu müssen und das tolle Rahmenprogramm genießen zu wollen. Letzteres fand seinen Höhepunkt beim Conference Dinner im Deutschen Filmmuseum Frankfurt – an einem Ort, den man den E-Learnern gar nicht zutrauen würde und nicht zuletzt deswegen sehr angenommen wurde. Ich blicke zurück auf eine gelungene GMW13 und freue mich auf ein Wiedersehen an der PH Zürich im Jahr 2014.

 

Workshop: Konzeptionen und Förderansätze von Medienkompetenzen in der Lehrpersonenbildung #gmw13

Wer in die Lehrpersonenbildung, insbesondere Lehrerausbildung, involviert ist, dürfte über die Zeit unterschiedliche Konzeptionen und Förderansätze von Medienkompetenzen kennengelernt und zu schätzen gelernt haben. Zugleich werden sowohl in der praktischen Durchführung als auch in der theoretischen Auseinandersetzung einige Leerstellen offenbar: hinsichtlich fehlender Themen und Inhalte, hinsichtlich einseitiger Umsetzungsformate, hinsichtlich der strukturellen Verankerung usw. In der Betrachtung der Leerstellen besonders interessant ist, dass man es eigentlich weiß und der Diskurs insbesondere um Medien und Lehrpersonenbildung ein älterer ist.

In unserem Preconference-Workshop (zur Ausschreibung im Tagungsband) greifen wir daher die obigen Leerstellen auf, ohne in übliche Rhetorik in Richtung eines Shifts oder fehlender curricularer Verankerung zu „verfallen“. Stattdessen wollen wir uns problembasiert den skizzierten Herausforderungen nähern, indem wir eine informative Broschüre im Stil eines Pixi– oder Was-ist-Was-Buchs gestalten, die schließlich Aufschluss über „Konzeptionen und Förderansätze von Medienkompetenzen in der Lehrpersonenbildung“ gibt. In unserem Workshop fallen somit Inhalt und Form der Auseinandersetzung mit/über Medien zusammen; eine Herangehensweise, die bei meinen Studierenden seit Jahren gut ankommt, mal schauen, wie es damit auf der GMW steht. Wir freuen uns über jede/n Mitdenker/in – am Montag, 2.9.2013, ganztags in Frankfurt und online im Redaktionsblog „Le Bloque„.

Erschienen: Plädoyer für eine Hochschulbildung mit Medien

Über die Wintermonate habe ich einen Artikel für die Hamburger Zeitschrift standpunkt : sozial (Ausgabe „Horizonte Kultureller Arbeit“) verfasst, der mir schon länger unter den Nägeln brannte und der jetzt als „Plädoyer für eine Hochschulbildung mit Medien“ erschienen ist. Bereinigt um Bildmaterial kann ich den Text dankenswerterweise nun auch online zur Verfügung stellen (zum Artikel). Inhaltlich setzt er sich damit auseinander, welche Erwartungen eigentlich an den Medieneinsatz an der Hochschule bestehen, welche Schieflagen so manche Argumentationen schmücken und welche Leerstellen es (möglicherweise) in der aktuellen hochschul(didakt)ischen Auseinandersetzung mit und über Medien gibt. Ich versuche daher ein paar Annahmen bezogen auf Medien zu entkräften, gleichzeitig aber Perspektiven für Medien(-einsatz) an Hochschulen zu entwickeln. Dass dabei hochschulische und medienbezogene Fragen zusammenfallen, ist kein Zufall, sondern der bewusste Versuch, Debatten um Hochschule, Didaktik und Medien stärker als bisher zusammenzudenken. Dass es dazu einer Erweiterung des primär werkzeug- bzw. vermittlungsorientierten Medienbegriffs bedarf, ist eine notwendige Folge und erst auf den zweiten Blick anschlussfähig, wenn man nämlich den effizienten Medieneinsatz und eine traditionelle Bildungsidee fokussiert.

Quelle:
Hofhues, S. (2013). At any place, anytime, anywhere? Plädoyer für eine Hochschulbildung mit Medien. standpunkt : sozial. 1, 52–58.

„Education beyond Facebook“ oder: Medienbildung ist mehr als die Auseinandersetzung mit einem Tool

Welche Bedeutung digitale Medien in der Hochschulbildung einnehmen, steht aktuell im Mittelpunkt der Konferenz „Social Media in Academia: Research and Teaching“ (SMART 2013) in Bacau, Rumänien. Dieser Fokus ist interessant, verbindet er doch Hochschule, Didaktik und Medien miteinander und greift Fragen aus internationaler Perspektive auf, die auch in Deutschland in vielen Hochschulen präsent sind. Allerdings verdeutlicht der Titel der Konferenz auch die technologische Dimension, die mit dem Medieneinsatz an Hochschulen angesprochen wird und in Diskussionen um deren nachhaltige Implementierung oft dominiert. In unserer Keynote-Lecture haben Mandy Rohs und ich uns daher ausgehend von Facebook damit beschäftigt, ob die breitenwirksame Betrachtung und Nutzung kommerzieller Werkzeuge Auswirkungen für die Konzeption mediengestützter Lehre an Hochschulen hat. Allerdings diskutieren wir im Beitrag vielmehr „beyond Facebook“, welche unterschiedlichen Bereiche mit dem Einsatz von Facebook für Studium und Lehre berührt werden und was dies für gegenwärtige Förderpraktiken von (i.w.S.) ICT in der Hochschule heißt.

Aus dem Abstract:

„Nobody would deny how important information and communication technologies (ICT) have become for everyday life as well as for universities and, indeed, the whole range of educational requirements. But among the many and varied tools, which are used at university, one tool seems to stand out: Facebook. Because of its omnipresence in everyday life it also stirs up a radical change in the way, in which the use of ICT in teaching and learning is perceived:  instructors, learners and even the individual learning institutions are facing a student-driven approach to use social software, especially Facebook, in university teaching and learning.

We would like to give a pedagogically oriented view of students‘ media usage in relation to university practices. Examples for the integration of Facebook into teaching and learning will help to form an idea of the general potentials and pitfalls of media education in Higher Education “beyond Facebook”. The questions, which are raised as a result of an ubiquitous use of Facebook, concern the kind of media education beyond this particular social network tool. We will conclude with referring to the importance of creating an educational ambient with and about media – of going into detail and looking beyond this specific tool, which today is Facebook and which may be surpassed by a quite different tool tomorrow. Therefore, we should have a closer look at the formal and informal learning processes and, in addition, the relation between the individual, university and society in media education.“ (zu den Folien / zur Preprint-Fassung)

Obschon der Beitrag bei einem digitalen Werkzeug ansetzt, greift er weiter und betrachtet u.a. die (sozialen) medialen Handlungspraktiken aller Involvierten. Auch greift er die Frage danach auf, wofür Facebook stellvertretend steht, nämlich die Verwobenheit individuellen (Lern-)Handelns, der Medien und der Institution Hochschule. Damit einher geht ein Medienbegriff, der nicht (mehr) auf Geräte, Werkzeuge oder, allgemeiner gesprochen, Technologie fokussiert sein kann, sondern die pädagogischen Gestaltungsmöglichkeiten mit und über Medien an der Hochschule in den Vordergrund rückt. Wir sprechen daher im Beitrag von „educational ambients“, welche als  konzeptionelle Erweiterung eines konstruktivistischen Verständnisses von Lernumgebungen sowie der medienpädagogisch bzw. schulisch konturierten Medienbildungsräume verstanden werden können. So erfährt erstens die mediendidaktische Sichtweise in der Hochschuldidaktik eine Stärkung; zweitens werden normative Fragen des Hineinwachsens in und des Vermittelns von Wissenschaft unter mediatisierten Bedingungen konsequenter berührt, als dies in aktuellen Konzeptionen meist der Fall ist. Bei letzterem Punkt gilt es in Wissenschaft und Bildungspraxis anzusetzen, sei es bezogen auf die Konzeption und Gestaltung oder sei es bezogen auf Perspektiven ihrer Untersuchung.