GMW’12: komprimierte Eindrücke

Jetzt ist sie schon wieder vorbei, die GMW’12, und mit etwas zeitlicher Verspätung will ich doch noch einen kurzen Rückblick wagen (weitere Rückblicke u.a. bei Gabi, Jan, Klaus).

Die hier vorab angestoßene Diskussion um die öffentliche Zugänglichkeit der Beiträge und, damit zusammenhängend, die Rolle der GMW für Wissenschaft und Hochschule beschäftigte die Teilnehmenden in verschiedenen Formaten. So haben wir gleich den ersten Konferenztag für eine EduCamp-Session zum Thema genutzt und die verschiedenen Positionen zur öffentlichen Zugänglichkeit ausgelotet (zur Dokumentation, zum Video). Die Session hat dabei viel Aufschluss darüber gebracht, was Erwartungen, Hoffnungen und Wünsche der GMW-Besucherinnen und -Besucher sind – und welche Erwartungen eben nicht mit dem Tagungsbesuch einhergehen, wenn man rund 30 Teilnehmenden in der Session Glauben schenken mag. Insofern konnten wir gleich zu Beginn eine gemäßigte Position zum Tagungsband (mit allen Anschlussfragen) entwerfen, die als Input zur Diskussion auch in die Mitgliederversammlung am Dienstag eingebracht wurde. Formuliert wurde bspw., dass Tagungen Angebote sind, die man zum Lernen nutzen kann, aber nicht muss. Auch wurde begrüßt, dass unterschiedliche Formate auf der Tagung eingesetzt werden, die aber einer umfassenden Abstimmung bedürfen und vor allem im Vorfeld (vor der Einreichung) transparent gemacht werden sollten. Ebenfalls wichtig erschien, alle Formate im Tagungsband zu berücksichtigen, nicht zuletzt um einer Selbstselektion vorzubeugen. Ebenso hilfreich wurde eingeschätzt, die Aktivitäten an einem Ort online zu bündeln, hierzu aber verschiedene technische (vs. redaktionelle) Möglichkeiten zu nutzen.

Am Beispiel des Tagungsbands zeigt sich letztlich sehr gut, wie ein Impuls für die Konferenz im Vorfeld aussehen könnte, wie sich die ersten Ideen mithilfe eines offenen Formats verdichten lassen und wie die Ideen verknappt, sortiert und gemeinschaftlich getragen in die GMW zurückfließen können. Auf inhaltlicher Ebene ähnlich hat es Gabi versucht: Nach einigen Blogposts im Vorfeld stellte sie ihr Gedankenexperiment vor, das schließlich auch den Best Paper Award gewinnen konnte (nochmals herzlichen Glückwunsch dazu!). Ich selbst hatte leider nicht die Gelegenheit die Session zu besuchen, in einigen Randgesprächen dafür die Chance, die Positionen der einzelnen „Mitstreiter“ kennenzulernen. Diese Randgespräche ersetzen einen Präsenzimpuls sicher nicht, deuten aber an, was mir an der GMW bis auf Weiteres gut gefällt: die Bereitschaft zum gemeinsamen Denken, Streiten, Diskutieren – und zwar (nahezu) unabhängig von Hierarchie oder Funktion.

Letzteres deutete sich auch in den Aktivitäten zur Nachwuchsarbeit an: Neben der Diskussion um die Verfügbarkeit des Tagungsbands hat mich diese sicherlich am meisten eingenommen – sei es im Vorfeld durch die verantwortliche Organisation und sei es vor Ort durch die angeschlossenen Formate (danke ans Team für die tolle Unterstützung!). Besonders gut gefallen hat mir dieses Mal, dass das Doktorierendenforum (neuerdings „Forum Young Scientists“) Anker im Hauptprogramm gefunden hat und auf Metaebene u.a. in einem Workshop nachbereitet wurde. Solche Auseinandersetzungen über Chancen und Grenzen der Nachwuchsarbeit einer Fachgesellschaft sind wichtig, wenn man Nachwuchsarbeit nicht nur als Förderung von Doktoranden versteht, sondern den Nachwuchsbegriff darüber hinaus denkt. So fand ich persönlich die Anregungen zu einer breiter gefassten Nachwuchsarbeit hilfreich, die die GMW zwar von Beginn an in den Blick genommen hatte, die sich aber aus verschiedenen Gründen bislang vor allem auf Doktoranden beschränkte. Vielleicht ist diese Auseinandersetzung aber auch folgerichtig, wenn sich Formate langsam einspielen und Doktoranden aus ihrer Rolle herauswachsen bzw. neue Rollen einnehmen: So wurde die Nachwuchsarbeit auf der GMW’12 erstmals strukturell durch einen Sitz im Vorstand verankert, den ich nun für zwei Jahre innehaben werde (danke allen für die Wahl!).

Apropos Rolle: Bei aller Setzung des Tagungsmottos in Richtung Exzellenz fiel auf, dass bis auf Weiteres ein starker Fokus der GMW-Jahrestagung auf Lehre (vs. Forschung) mit (digitalen) Medien liegt. Angesichts der letzten GMW-Jahre mag das konsequent sein, überrascht aber doch, denn: Hochschule umfasst ja neben Lehre auch Forschung und Services und alle drei Bereiche könnten gleichwertig auf der GMW präsentiert werden. Insofern war ich dankbar, dass sich im einen oder anderen Track doch Stichworte wie E-Science fanden und auch die Abschluss-Keynote von Manfred Thaller einen Forschungsfokus auf digitale Medien in den Geisteswissenschaften entworfen hat.

Irgendwo „zwischen“ Forschung und Lehre fand sich dann auch Mandys und mein Vortrag zur „Doktorandenausbildung zwischen Selbstorganisation und Vernetzung“, in dem wir vor allem die Potenziale digitaler sozialer Medien zur Kommunikation, Kollaboration und Reflexion in der dritten Phase nach Bologna herausgearbeitet haben (zur Präsentation, zum Artikel). Während die Befunde der explorativen Studie in die Reihe gängiger Mediennutzungsstudien passen, sind im Kontext des Beitrags vor allem die Anschlussfragen interessant. So wollen wir in weiteren Interviews fragen, welche Rolle Prozesse der Enkulturation in Wissenschaft und die eigene (Medien-)Biografie bei der Nutzung von Medien und der persönlichen Ausgestaltung des Promotionsstudiums spielen. Auch werden die Betreuenden stärker als bisher in die Untersuchung einbezogen, denn die Ergebnisse in Richtung Peer-to-Peer-Education in der Doktorandenausbildung fielen ernüchternd aus.

Fazit. Auch diese GMW war wieder eine Reise wert, vor allem um viele alte und neue Bekannte zu sehen und intensiv bis in die Abendstunden mit ihnen zu diskutieren. Über die Präsenzimpulse der anderen kann ich wenig urteilen, da es die eigene Involviertheit (zu) wenig erlaubte, andere Sessions zu besuchen. Ich bin daher froh, dass es nicht nur im Vorfeld die Möglichkeit gibt, den Tagungsband zu studieren, sondern auch im Nachgang zur Tagung, da ich den einen oder anderen Hinweis zu interessanten Ideen, Konzepten oder Studien in Wien aufgeschnappt habe und verfolgen möchte. Danke daher an die Ausrichtenden für einen reibungslosen Ablauf, ein interessantes Programm und bis in Frankfurt zur GMW’13!