Rückblick: Sektionstagung Medienpädagogik

Vor ein paar Tagen fand in Bremen die Sektionstagung Medienpädagogik in der DGfE (= Deutsche Gesellschaft für Erziehungswissenschaft) statt. Das Tagungsthema lautete Medienpädagogik in Zeiten einer tiefgreifenden Mediatisierung (zum Tagungsprogramm). Mit der Fokussierung wurde aus meiner Sicht dem Tagungsort Bremen Rechnung getragen. Immerhin steht Mediatisierungsforschung dort seit Jahren im Mittelpunkt und Mediatisierung als Phänomen, Gegenwartsdiagnose bzw. schlicht ‚Dauerbrenner’ wird vor Ort in Projekten und interdisziplinären Zusammenhängen theoretisch reflektiert wie auch empirisch untersucht.

Auf die Tagung blicke gerne zurück, etwa wegen der sehr engagierten (Auftakt-)Keynote, die die politische Dimension der Medienpädagogik nicht nur betont, sondern mit Blick auf politische Entwicklungen absichtsvoll stark gemacht hat. Nicht zuletzt deshalb hat Shakuntala Banaji als Keynote-Speakerin auch auf das anglo-amerikanische Citizenship-Konzept verwiesen, das hierzulande oft als bürgerschaftliches Engagement übersetzt wird. Mein Eindruck ist, dass die gegenwärtige Diskussion über Citizenship evtl. einen Schritt weiter gehen könnte als jene, die ich vor Jahren im Zuge meiner Dissertation kennengelernt und dann mit Bezug zu einem Projekt näher in den Blick genommen habe. Folgt man Shakuntala Banaji, können (medien-)pädagogische Maßnahmen nämlich ohne gesellschaftlichen Bezug nicht stattfinden; ein solcher gesellschaftlicher Bezug erfordert jedoch auch eine normative Debatte darüber, wohin sich Gesellschaft oder ihre Teilbereiche bewegen sollen.

Angesprochen sind damit durchaus auch kommunikative Figurationen, wie diese später bei Andreas Hepp analysiert und als Wesensmerkmal einer tiefgreifenden Mediatisierung herausgestellt wurden. In diesem Zusammenhang sind auch seine drei Thesen zur Re-Figuration durch tiefgreifende Mediatisierung zu sehen, wenngleich über das Adjektiv ‚tiefgreifend‘ weiter zu diskutieren ist. So ist der Hinweis zur Veränderung sozialer Praxis durch Medien unabhängig von konkreten Medienentwicklungen m.E. bereits in älteren Mediatisierungstheorien eingelagert. Der inhärente Widerspruch der Gestaltung, der sich auf unterschiedlichen Ebenen durchaus in beiden Keynotes findet, wurde im Plenum nicht weiter debattiert, drängt sich aber unter Bezugnahme auf Subjektivierungstheorien auf. Konkret: Wie gestalte ich meine Medienwelt? Wie gestalten Medienwelten mein Leben (mit)? Und welche Gestaltung (von Welt) habe ich (noch/wieder) in der Hand?

Schön für mich, im Kontext einer Sektionstagung aber (noch) ungewöhnlich waren die Tracks zur Erwachsenenbildung (in Kombination mit der Lehrer*innenbildung) und der Beruflichen Bildung, sodass auch Erwachsene als (mögliche) Zielgruppe der Medienpädagogik/-didaktik weiter in den Blick genommen wurden. Einen Aufriss zur Diskussion stellt hier sicherlich auch unser Beitrag zu „Ambivalenzen medienpädagogischer Erwachsenenbildung“ dar, welcher unterschiedliche Begründungsnarrative und -widersprüche zwischen Subjekt/Medien/Organisation fokussiert hat. Mit dem Beitrag wollten wir absichtsvoll keine Antworten liefern, sondern zur Diskussion mit den Teilnehmenden anregen. Das Diskussionsprotokoll wird gerade noch erstellt und kann – bei Interesse – angefragt werden.

In einem ähnlichen Zusammenhang sehe ich auch den Beitrag zum BMBF-geförderten #ko.vernetzt-Projekt, der Einblick in die Konzeption, das Untersuchungsvorhaben sowie erste Ergebnisse geben sollte. Diskutiert wurde u.a. über die Zusammenführung unterschiedlicher Ergebnisse und über methodologische Zugriffe auf das Feld – auch vor dem Hintergrund einer Förderlaufzeit von drei Jahren. Nach und nach werden wir Projektergebnisse sicherlich veröffentlichen; wer sich zwischendurch einen Eindruck verschaffen möchte, kann dies u.a. in einem (kurzen) Artikel in der Zeitschrift berufsbildung (Heft 171) tun oder bei Twitter nachlesen, wo die Tagungsbeiträge fast lückenlos dokumentiert sind. Dafür – und für vieles weitere – vielen Dank an die Tagungsausrichter*innen rund um Karsten D. Wolf.