DeGöB 2012: Fazit eines Neulings

Seit einigen Stunden bin ich zurück von der Jahrestagung der deutschen Gesellschaft für ökonomische Bildung (DeGöB) und bin immer noch ganz mitgenommen von allen Eindrücken. Immerhin war es für mich das erste Mal auf der Jahrestagung der Wirtschaftsdidaktiker und das nicht ohne Grund: Ich habe dort die Kernergebnisse meiner Dissertation vorgestellt. Die DeGöB kannte ich schon eine ganze Weile, vor allem in Zusammenhang mit den Recherchen um unser Netzwerk Ökonomie & Bildung e.V.; ohne den netten Austausch mit Thomas Retzmann wäre ich allerdings vermutlich nicht auf die Jahrestagung und den zugehörigen Call for Papers aufmerksam geworden. Denn dieses Jahr drehte sich alles um die ökonomische Bildung in der Sekundarstufe II, ein rahmengebendes Thema, innerhalb dessen ich gerne eine Einreichung formuliert habe und auch nach Chemnitz an die TU gefahren bin (zum Programm).

Meinen Vortrag habe ich überschrieben mit der „Entwicklung sozio-ökonomischer Kompetenzen im Kontext schulischer Projektarbeit“, denn im Bereich der individuellen Kompetenzentwicklung von Schülern hat meine Untersuchung sicherlich die umfassendsten Befunde erzielt. Neben einigen Hinweisen zu meiner Dissertation, deren Verortung in der Entrepreneurship Education und der grundsätzlichen Herangehensweise der Studie habe ich dann drei Spezifika aus meiner Arbeit herausgegriffen und vorgestellt: (1) die Ergebnisse zur Kompetenzentwicklung der Schüler im zugrunde liegenden Schule-Wirtschaft-Projekt, (2) den Bereich des Einstellungswandels durch schulische Projektarbeit sowie (3) die Rolle bzw. Bedeutung der Unternehmensvertreter für die Kompetenzentwicklung der Schüler, auch im Verhältnis zu den Lehrern. Die Befunde stießen dabei im Publikum auf großes Interesse, wobei ein größerer Teil der Diskussion auf die Veränderungsmöglichkeiten eines (wirtschafts-)didaktischen Konzepts infolge einer Projektevaluation entfallen ist, denn: Die Ergebnisse insbesondere hinsichtlich des Erwerbs von ökonomischen Fachwissens waren durchaus ernüchternd und bestärkten das Gros der Anwesenden in ihrer Haltung, eine ökonomische Grundbildung auch im allgemeinbildenden Gymnasium einzufordern. Interessant für mich zu sehen war, dass die Diskussion mit den Fachdidaktikern nochmals eine deutlich andere Wendung genommen hat, als ich dies aus anderen Kontexten kannte (ich habe die Evaluationsergebnisse ja schon häufig präsentiert).

Vor allem wurde Bezug genommen zur Eröffnungskeynote von Rolf Dubs am Vortrag, der die ganze Debatte um ökonomische Bildung in der Sekundarstufe II retrospektiv aufgezeigt hatte – im Übrigen ganz ohne eine PowerPoint-Präsentation, was zunächst für Überraschung, dann aber für ein gebanntes Fachpublikum sorgte. In Erinnerung blieb vor allem eine seiner Skizzen, in der Dubs letztlich unterschiedliche Lehr-Lernformate zugunsten einer Lernformvariation kombiniert hat und in der gezielte „Inseln“ geschaffen wurden für die selbsttätige Auseinandersetzung mit Wirtschaft – etwa in Projekten zwischen Schulen und Unternehmen, die aber letztlich auf einen Bestand an ökonomischem Grundwissen aufbauen sollten, um bessere auch fachbezogene Ergebnisse hinsichtlich einer Kompetenzentwicklung zu erzielen, so das Fazit des Plenums. Mit dem Ende der Diskussion zu meiner Dissertation kann ich mich gut anfreunden, wohl wissend, dass die längerfristige Projektarbeit in der Schule durchaus auch ihre Wirkungen abseits des Ökonomischen (bspw. hinsichtlich der sozialen Kompetenzen) entfalten darf.

Auch sonst war die Jahrestagung eine interessante Erfahrung für mich, auf der ich viele Personen kennengelernt habe, die ich bereits „vom Lesen“ kannte. Gleichzeitig ist der Ausflug in die Schulwelt immer wieder sehr abwechslungsreich in thematischer Hinsicht, da sich didaktische Überlegungen gegenüber dem Kontext Hochschule durchaus gleichen können, aber der formale Rahmen doch nochmals andere (engere?) Zielrichtungen in der Diskussion vorgibt. Mein Dasein als Medienpädagogin/-didaktikerin wurde dabei gerne zur Diskussion genutzt, da immer mehr Projekte in der ökonomischen Bildung auch mediale Bezüge in Lehre und Forschung aufweisen.

Online Educa 2011

Nachdem ich kürzlich zum ersten Mal auf der Campus Innovation war, war ich in der vergangenen Woche ebenso erstmals auf der diesjährigen Online Educa zu Gast. Die Konferenz hat nach außen eine große Strahlkraft, weswegen ich sehr gespannt auf die Veranstaltung war. Gleichzeitig hatte ich noch zu Augsburger Zeiten ein Konzept eingereicht, das eine Neusortierung von studentischen Medienprojekten vor dem Hintergrund von Crossmedia vorschlägt. Die Einreichung basiert dabei auf vielen Unterhaltungen mit Christian Joe Geier, der wie ich in einigen (Medien-)Projekten aktiv ist und eine zunehmende Konvergenz der verwendeten Medien auch in der medienpraktischen Auseinandersetzung der Studierenden festgestellt hat. Durch die Einbettung der Projekte in das Augsburger Begleitstudium sind es allerdings weniger die Medienentwicklungen, die von den Studierenden hinterfragt und/oder (kritisch) reflektiert werden. Stattdessen fokussieren diese ihre überfachlichen Lernerfolge in den Medienprojekten und im Speziellen das Lernen im Team. Im Abstract heißt es daher:

„Media education as a theoretical framework tries to unify the demand for comprehensive media competencies among learners and teachers, based upon goals orientated on constructivistic learning settings. This understanding is often linked to action-based concepts of the early 1980s. In Germany, typical practical projects were the well-known open channels. Until today, media practice should enable self-organized learning by using media and integrating process-oriented reflection on media. But the open channels as an analogous phenomenon are now gone, the World Wide Web has absorbed them. Instead of them, digital media is ubiquitously part of everyone’s daily life – also when learning. Media literacy is a claim of the present and will be a claim of the future. The (net) citizen today and tomorrow should be one capable of responsible active use of media (analogue as well as digital), reflecting in an independent way about media, its use and changes. Accordingly, the importance of media education in formal educational contexts becomes obvious. But the question is to what extent the traditional concept of media education allows a broader understanding of media. Our idea is to expand the traditional concept of media education, so that crossmedia strategies (e.g. Schuegraf, 2008; Sjurts, 2002) will find their own place in dealing with media.“

Wie wir uns im Detail die Neusortierung vor dem Hintergrund crossmedialer Entwicklungen vorstellen, geht – so hoffe ich – aus meiner Präsentation hervor:

Auch wenn ich nicht mehr in Augsburg beschäftigt bin, werden Joe und ich sicher weiter an dem Thema „denken“. Von daher freue ich mich sehr über die positiven Rückmeldungen am Ende der Session, die unsere pädagogisch-didaktischen Überlegungen zur Crossmedia Education zwar sehr ungewöhnlich, aber nicht selten interessant fanden. Ich hoffe daher, dass ich nicht nur einige Impulse in Berlin hinterlassen konnte, sondern sich aus den netten Gesprächen auch Möglichkeiten der Kooperation im europäischen Raum ergeben werden.

Literatur

  • Schuegraf, M. (2008). Medienkonvergenz und Subjektbildung. Mediale Interaktionen am Beispiel von Musikfernsehen und Internet. Wiesbaden: VS.
  • Sjurts, I. (2002). Cross-Media Strategien in der deutschen Medienbranche. Eine ökonomische Analyse zu Varianten und Erfolgsaussichten. B. Müller-Kalthoff (Hrsg.), Cross-Media Management. Content-Strategien erfolgreich umsetzen. (pp. 3–18) Heidelberg: Springer.

Auf der Suche nach dem Neuen

Am letzten Donnerstag und Freitag fand zum wiederholten Mal die Campus Innovation in Hamburg statt. Aus der Ferne hatte ich die Veranstaltung schon länger beobachtet, leider ging es sich nie aus, ihr zu Augsburger Zeiten auch beizuwohnen. Das war in diesem Jahr anders, denn für Hamburger Hochschulen ist die Campus Innovation eine Art Klassentreffen. Jedenfalls gewinnt man schnell diesen Eindruck, wenn man sich im sehr hübschen Curio-Haus für die Tagung tummelt und auf viele Hamburger E-Learning-Akteure, Hochschuldidaktiker und Unternehmensvertreter trifft.

Ich selbst war vor allem neugierig auf den Aspekt der Innovation, immerhin nennt sich die Tagung Campus Innovation und lässt darauf hoffen, dass jeder Tagungsbeitrag auch etwas Innovatives mit Hochschulbezug aufweist. Für mich selbst war (und ist) der Innovationsbegriff dabei vage besetzt, denn hochschulbezogene Innovationen können einen ganz unterschiedlichen Charakter aufweisen, der sich auch in den themenbezogenen Tracks zu E-Learning, Studium und Lehre sowie E-Campus widerspiegelte. Entsprechend begab ich mich in den Beiträgen auf die Suche nach dem Neuen, unabhängig vom Track, in dem ich mich gerade befand.

Dabei erwies sich der Innovationsbegriff, der die Tagung rahmt, durchaus als wichtige, aber hohe normative Setzung, denn: Viele Beiträge waren interessant und spiegelten den aktuellen Stand der hochschul- und mediendidaktischen Diskussionen. Suchen musste man allerdings das Innovative, was keineswegs ein Problem der Veranstaltung war, sondern mir typisch für die inhaltliche Auseinandersetzung mit Hochschul- und Mediendidaktik scheint. Das ganz Neue, also Ideen und Projekte, die sich vollständig vom bisher gewesenen absetzen, ist nicht zu finden. Vielmehr ist zu beobachten, dass sich Innovationen eher in der (sinnvollen!) Vernetzung älterer Ideen und Konzepte auf struktureller Ebene identifizieren lassen. Ebenfalls zu beobachten sind fachspezifische Innovationen, deren Bedeutung für die Akzeptanz und damit für die Durchdringung des „Neuen“ auf personaler Ebene als wichtig einzuschätzen ist. Oder, um es mit Drucker (1994) zu formulieren: „Effective innovations start small“ (ebd., S. 24).

Alles in allem also eine interessante Konferenz mit starkem Hamburg-Bezug, die allerdings das Neue ein wenig vermissen ließ, sofern man den Innovationsbegriff als tagungsleitend empfand.

Quelle:
Drucker, P. F. (1994). Innovation and Entrepreneurship: Practice and Principles. 2., überarbeitete Auflage. Oxford: Butterworth Heinemann.

Wissensgemeinschaften 2011: Versuch eines Rückblicks

In den letzten Jahren hagelte es gleich eine ganze Reihe an Blogbeiträgen über die Jahrestagung der GMW und es hat riesig Spaß gemacht, das Gewesene allein oder gemeinsam nochmals zu reflektieren. Dieses Jahr ist das irgendwie anders: Es mangelt an Blogbeiträgen und auch ich tue mich schwer damit, ausgewählte Themen an dieser Stelle im Blog aufzuzeigen. Das mag daran liegen, dass ich aktuell in viele andere Dinge eingebunden bin, die ich vorziehen muss und weswegen auch der Blog seit längerer Zeit brachliegt. Und ein weiterer Grund kann sein, dass ich in diesem Jahr so wenig wie noch nie vom eigentlichen Programm der GMW mitbekommen habe. Das ist eigentlich schade, da sich infolge der Gemeinschaftstagung eine ganze Reihe an Möglichkeiten für interessante Vorträge und Inputs gerade auch aus dem hochschulfernen Kontext geboten hätten. Ich trauere dem nicht hinterher, im Gegenteil, ich habe mit vielen Bekannten auf der GMW über spannende Ideen und Projekte gesprochen; auch finde ich es klasse, dass die Aktivitäten unserer Special Interest Group „Nachwuchs“ auf derart fruchtbaren Boden gefallen sind, dass das Thema weiter auf der Agenda der GMW steht und ausgebaut werden soll. Für den Ausbau gibt es bereits viele Ideen, die sowohl vor Ort (z.B. Doktorierendenforum) als auch im Netz stattfinden werden; momentan sortiere ich noch etwas die Möglichkeiten und versuche nach und nach alle Involvierten zu kontaktieren. Denn mir wurde in der Mitgliederversammlung offiziell der „Nachwuchshut“ aufgesetzt, was vor allem für die Sichtbarkeit der Initiative wichtig ist und den direkten „Draht“ des vor allem promovierenden (aber nicht nur!) Nachwuchs zum Vorstand herstellt. Es könnte also (nicht nur) in dieser Hinsicht ein spannendes Jahr werden.

Klasse, weil eben auch ein anderes Format genutzt wurde, war das GMW-Qualitätsforum. In kleiner Runde wurde dort darüber diskutiert, an welchen Stellen sich für die GMW die Qualitätsfrage stellt und welche Rolle Qualität etwa auch für einen Preis der GMW spielen könnte. Immerhin ist noch offen, ob und in welcher Form der Medidaprix weitergeführt wird. Ich konnte nur beim zweiten Teil anwesend sein, da wurden aber sehr viele gute Ideen zusammengetragen – vor allem in der Hinsicht, wie ein künftiger Wettbewerb bzw. Preis aussehen könnte, welchen Zweck dieser verfolgt und welche Prozesse dabei eingehalten werden (müssen). Obschon das World Café als Methode einfordert, sich an einem Tisch mit einer Frage zu beschäftigen, hatte ich den Eindruck, einen tiefen Einblick in Bedürfnisse und Erfordernisse der beteiligten Personen zu erhalten. Entsprechend gespannt bin ich, wie sich zum einen das Qualitätsforum als Instanz für offene Fragen der GMW-Community weiterentwickelt und zum anderen die Überlegungen hinsichtlich eines neuen-alten Preises konkretisieren.

Die zwei von mir besuchten Sessions waren zugleich auch die Sessions, in denen ich selbst mit Vorträgen vertreten war. Gleich am ersten Tag der GMW habe ich zusammen mit Tina unser Paper zum Forschenden Lernen vorgestellt. Da Hannah als Erstautorin leider nicht zur Konferenz kommen konnte, haben wir uns für die Tagung ein kleines Schmankerl überlegt: Hannah hat für uns zentrale Fragen aus der Sicht der Hochschuldidaktik eingesprochen und Tina und ich haben darauf geantwortet (aus Studierenden- und aus Lehrendensicht). Das von uns gezogene, durchaus ernüchternde Fazit erntete dabei nicht nur Erstaunen beim Publikum, es entbrannte sogar eine richtige Diskussion über die Offenheit beim Forschenden Lernen und daraus resultierende Herausforderungen, die auch den Medieneinsatz erschweren. Diese Diskussion über Fähigkeiten in der Selbstorganisation, über Notwendigkeiten der Strukturierung, die fast schon in Richtung problembasiertes Lernen zielten, und über Heuristiken des Medieneinsatzes nehme ich in jedem Fall mit (vgl. hierzu auch den anregenden Blogbeitrag der Darmstädter). Der zweite Artikel, den Kerstin, Tamara und ich eingereicht haben, widmete sich der Vernetzung in unseren beiden Seminaren im Wintersemester 2010/2011 (zu unseren Folien bei Slideshare). Auch zu diesem Vortrag war das Feedback zahlreich und nicht weniger kritisch, was auch damit zusammenhängt, dass wir „nur“ ein Lehrveranstaltungsszenario gezeigt haben und mit unserer Vernetzungsidee zweier Universitäten erst am Anfang stehen. Insofern waren hier diejenigen Fragen, die in Richtung einer Massentauglichkeit zielten, diejenigen, die mich im Nachhinein am meisten zum Nachdenken bewegt haben. Denn im Beitrag selbst haben wir nochmals klar formuliert, dass wir bei aller Studierendenorientierung und Hoffnung auf innovatives Lernen niemals den Lehrenden vergessen können.

Durch die Keynotes hat die Tagung selbst zwei Gesprächsthemen vorgegeben, die ebenso in den anderen Vorträgen auftauchten: Zum einen waren das Wikis als Werkzeug, und Medien als Werkzeuge zum Lernen waren eigentlich in allen Vorträgen präsent (versus Medien als Bildungsraum). Zum anderen stand E-Assessment weit oben auf der Agenda, das vor allem in großen Studiengängen oder in großen Universitäten immer wichtiger wird. Dazu meine ich auf der diesjährigen GMW die große Hoffnung auf Messbarkeit von E-Learning und insofern eine Tendenz zu empirischer Bildungsforschung entdeckt zu haben. Allerdings müsste ich dazu nochmals den gesamten Tagungsband lesen, der inzwischen auch online zur Verfügung steht. Letzteres würden sich viele GMW-Mitglieder schon im Vorfeld wünschen, sodass es inzwischen eine Petition zur Vorab-Veröffentlichung des Tagungsbands gibt.

Fazit. Für mich war es eine sehr interessante GMW-Tagung, die sich vor allem durch den Blick hinter die Kulissen ausgezeichnet hat. Gerne hätte ich mehr Vorträge gesehen bzw. gehört und mich stärker mit dem einen oder anderen in Diskussionen verwickelt. Das muss ich jetzt eben nachholen. Etwas mehr Richtung und auch Wissenschaftlichkeit hätte ich mir von den Keynotes gewünscht, was allerdings eine schwierige Forderung ist, wenn man auf einer Konferenz letztlich drei Interessensbereiche (durch drei beteiligte Gesellschaften) verbinden muss.

Semester-Ferien?

Neulich wurde ich von meinen Studierenden gefragt, was wir wissenschaftlichen Mitarbeiter eigentlich in den Ferien machen. Das sei so wenig transparent. Zugegeben: Woher soll man als Studierender wissen, was genau neben Lehrtätigkeiten anfällt? Vielleicht können sie noch den Verwaltungsaufwand erahnen, der uns alle ereilt, da Studierende selbst des Öfteren mit verschiedenen inneruniversitären Einrichtungen zu tun haben. Aber was ihre Dozentinnen und Dozenten in der Forschung machen, bleibt für viele im Argen – nehmen sie jedenfalls an, wie Evaluationsergebnisse öfters zeigen. Dabei ist die Perspektive der Lehrenden sicher anders: Viele von ihnen würden in Befragungen angeben, Studierende an Forschung, zumindest an Forschungsergebnissen teilhaben zu lassen. So viel zum Unterschied von Selbst- und Fremdwahrnehmung.

Was wissenschaftliche Mitarbeiter nun in den Ferien machen, ist dagegen recht klar: Sie machen vielleicht mal Ferien, aber sicher nicht zu lange, denn das neue Semester will vorbereitet und das eine oder andere Buch gelesen, Projekte wollen akquiriert und vielleicht auch ein paar Veranstaltungen besucht werden. Letztere erfüllen unterschiedliche Zwecke, neben Projekt- und Ergebnispräsentationen geht es manchmal auch um die eigene Weiterbildung und um Aspekte der Vernetzung. Wie passend, dass die aktuelle Tagung der DINI, die ich heute mit unserem Projekt w.e.b.Square besuchen durfte, den Titel Vernetzungstage 2011 trägt. Ziel der Osnabrücker Tagung ist es dabei (sie läuft noch), verschiedene Perspektiven auf Vernetzung zu entwerfen – meine Aufgabe war es konkret, anhand unserer studentischen Online-Zeitschrift einen pädagogisch-didaktischen Blickwinkel auf Vernetzung offenzulegen. Die folgenden Folien sind daher für diejenigen, die w.e.b.Square gut kennen, keine Neuheit. Spannend ist die Beschäftigung mit dem Projekt jedoch immer wieder, speziell dann, wenn man es außerhalb der bekannten Community vorstellt, da man nur so neuen Input für den weiteren Projektverlauf erhalten kann.


Bei den Vorbereitungen einmal mehr geholfen hat mir Tamara – Vernetzung auf allen Ebenen nennt man das wohl 😉

Kompetenzentwicklung unter vernetzten Bedingungen: die 4. w.e.b.Square-Tagung

Unfassbare eineinhalb Wochen liegen schon wieder zwischen der 4. w.e.b.Square-Tagung und dem heutigen Tag. Unfassbar ist das deswegen, weil in der Zwischenzeit so viele Dinge über meinen Tisch gewandert sind, dass ich kaum Zeit hatte, die Geschehnisse zu reflektieren. Ganz stimmt das natürlich nicht, denn die Abschlusssitzung im Seminar, in der es traditionell eine Feedbackrunde gibt, hat bereits stattgefunden. Die Resonanz auf die Tagung, so viel vorne weg, war insgesamt sehr positiv, weswegen mein Bild davon heute vielleicht verzerrter ist als sonst, wenn ich noch im Anschluss an die Konferenz meine Gedanken niederschreibe. Vielleicht ist der Abstand aber gerade gut, um stärker von Einzelergebnissen zu abstrahieren. Ohne Frage bleiben nämlich drei größere Eindrücke von der Tagung zurück, die sich überschreiben lassen mit Kompetenzentwicklung, Vernetzung und Technikchaos. Dass alle drei miteinander zusammenhängen, liegt nahe, denn das w.e.b.Square-Seminar ist komplex und wächst mit jeder Idee, die wir noch in die Veranstaltung integrieren.

1. Kompetenzentwicklung
Was mich jedes Jahr auf’s Neue beeindruckt und (als Lehrende) auch ein bisschen stolz macht, ist die fachliche und die persönliche Entwicklung der Studierenden, die man in einer einzelnen Lehrveranstaltung beobachten kann. Während die Studierenden zu Beginn des Seminars noch unsicher sind, wachsen sie über einen klar definierten Zeitraum in ihre Rolle als (künftige) Referenten und Experten für ein Thema hinein. Dieses Jahr war das rahmenspendende Thema Bologna – und damit letztlich auch der reflexive Blick auf die eigene Studiensituation. Bologna bewegt mich persönlich schon eine ganze Weile, da ich selbst einen Bachelor- und Masterstudiengang abgeschlossen und mich bereits in einer frühen Phase mit der Hochschulreform auseinandergesetzt habe. Insofern war es für mich spannend zu beobachten, wie heutige Studierende auf Bologna blicken und über die Veränderungen denken – immerhin sind die „alten“ oder auch „traditionellen“ Studiengänge, die vor einigen Jahren noch als steter Vergleich herhalten mussten, inzwischen deutlich unterrepräsentiert. So haben die Studierenden in den letzten rund drei Monaten eine reflexive Haltung gegenüber Bologna entworfen, die dabei hilft, differenzierter über die Hochschulreform und aktuelle (An-)Forderungen an die Universität nachzudenken. Was uns als Lehrende vielleicht nicht so bewusst ist: Unter aktuellen Studierenden haben speziell die Studierendenproteste dazu beigetragen, dass diese eher schlecht über Bachelor und Master zu denken – ohne eigentlich zu wissen, woher dieses Bild resultiert und ob es vielleicht einseitig sein könnte. Aber auch auf Ebene der einzelnen Vorträge hat sich ein deutlicher Wissenszuwachs abgezeichnet. Das merkt man meist daran, wie sicher sich die Studierenden auf der Tagung bewegen und auf Fragen antworten. Dafür mussten sie allerdings auch hart arbeiten. Denn durch das angeschlossene Peer Review kann man über die Zeit sehr gut sehen, wie sich die einzelnen Studierenden im Team entwickeln. Besonders aufgefallen ist mir dieses Jahr allerdings die Homogenität der ganzen Seminargruppe, was sich besonders (aber nicht nur) in den allseits sehr guten Leistungen zeigt.

2. Vernetzung
Bei der diesjährigen w.e.b.Square-Tagung haben wir ein Experiment gewagt, auf das ich mich im Vorfeld sehr gefreut habe: die Vernetzung unseres Augsburger Seminars mit Medienpädagogik-Studierenden der Universität Mainz. Vermutlich habe ich mich deshalb so auf die Zusammenarbeit gefreut, weil man das an der Universität selten macht und diese Form der Vernetzung auch eine große Herausforderung für Lehrende darstellt. Zudem findet Öffnung über die Grenzen einzelner Universitäten hinaus selten und meistens als „reines“ E-Learning statt, wo die Raum- und Zeitdimension nochmals eigens definiert wird. Außerdem ist Vernetzung aufwendig: Sie erfordert Abstimmung auf allen Seiten, insbesondere aber auch bei der Planung von Lehre, sodass die Telefonkosten von uns Lehrenden ohne beruhigende Flatrate im Hintergrund sicher in die Höhe geschnellt wären. Durch die inhaltliche Zielsetzung der Vernetzung, speziell bei den studentischen Peer Reviews zusammenzuarbeiten, war diese auch kein Selbstzweck, sondern hat die jeweiligen Lehrveranstaltungen um reale Austauschmöglichkeiten bereichert. Im Austausch kann man letztlich sogar das gemeinsame Element beider Seminare ausmachen, denn inhaltlich haben wir uns mit Bologna auf der einen Seite und mit Medienpädagogik 2.0 auf der anderen Seite durchaus in unterschiedlichen Bereichen bewegt. Diese passten allerdings doch recht gut zusammen, wie man auf der Tagung sehen konnte und im sehr gelungenen Tagungsband nachvollziehen kann. Auch die Videos zur Tagung sollten bald zur Verfügung stehen.

3. Technikchaos
Wer unser Gast im Livestream war, hat vielleicht kurz vor Beginn der Tagung mitbekommen, dass die Leitung nicht so stabil funktionierte, wie sie sollte. Der Grund dafür ist einigermaßen banal: Obwohl unsere Tagung in einem Informatik-Hörsaal stattfand, gab es nur schwaches W-Lan, auf das wir für den Stream zurückgreifen konnten. Man muss kaum Techniker sein, um mutmaßen zu können, dass dies unter Umständen problematisch ist. Insofern freue ich mich besonders, dass wir mit den AV-Mediendiensten wieder ein professionelles Team „an Bord“ hatten, die mit Gelassenheit auch dieses Problem in den Griff bekommen haben. Infolge der technischen Schwierigkeiten soll der erste, offizielle Begrüßungsteil meiner eigenen Rede leider abgeschnitten worden sein, aber damit kann ich gut leben, wenn dafür alle anderen, studentischen Vorträge komplett ins Netz übertragen werden konnten. Witzig waren auch die Schalten nach Mainz und vor allem die zehn Sekunden Verzögerung, mit der Fragen (und Antworten) aus den Wohnzimmern nach Augsburg übertragen wurden. Ähnlich amüsant war die eine oder andere Stimme aus dem Off, die uns während laufender Vorträge erreicht hat. Dieses bunte Zusammenspiel der Technik würde nun mancher als Chaos empfinden; ich sehe das eher als kreative Unterbrechung, die bei allen Vorträgen Gäste und Referenten bei Laune hält und gleichzeitig offenbart, dass Studieren unter vernetzten Bedingungen auch Unwägbarkeiten bereit hält – allen grundsätzlichen Vorteilen zum Trotz.

Bologna aus Studierendensicht: die 4. w.e.b.Square-Tagung

Morgen ist es wieder soweit: Es ist w.e.b.Square-Tagung! Auf vielen „Kanälen“ wurde schon davon berichtet (siehe z.B. die Medieninformation beim idw), wer die Details noch nicht mitbekommen hat, dem sei ein Blick auf den hübschen Flyer empfohlen (danke an Katharina Uhl für die Unterstützung aus der Ferne!):


Ich freue mich auf eine spannende Tagung zu einem hochgradig politischen Thema und werde mich – wie gewohnt – im Anschluss melden, wie alles gelaufen ist. Denn heute, am Tag zuvor, ist mal wieder „Land unter“. Aber auch das gehört zu Projekten mit eingeschlossenen Events dazu.

Wer nicht vor Ort sein kann, kann sich übrigens gerne live in die Tagung schalten, bei Nennung des Hashtags #websquare Fragen auf Twitter einwerfen und permanent Informationen über Facebook abrufen.

Ertappt! Oder nicht?

Die GMW’10 liegt nun schon vier Monate hinter uns, aber bei einem Zitat von Ewald Terhart musste ich nochmals an unsere Diskussionen zur Tagungsdidaktik von damals denken. Im Wortlaut:

„Eine Sache didaktisch aufzubereiten, sich didaktisch zu verhalten hat einen durchaus ambivalenten Ruf. In pädagogischen Zusammenhängen wird es durchaus noch begrüßt – wenn es denn kompetent gemacht wird. Unterricht muss didaktisch sein. In außerpädagogischen Zusammenhängen das Ziel massiver Didaktisierungsbemühungen anderer zu sein, wird schon deutlich weniger geschätzt. Da möchte man motiviert und fasziniert werden – aber nicht didaktisch an die Hand genommen. Damit soll angedeutet werden: Didaktisches Handeln hat immer den Beigeschmack des Künstlichen, des Anleitenden, der Gängelung oder gar Nötigung. Es ist ein Handeln, das sehr schnell als überdosiert wahrgenommen wird. Überall Chancen für Didaktisierung zu sehen, ist eine berufsbedingte Haltung von Schulpädagogen und (manchen) Lehrern. Eine solche Didaktisierung dann auch noch in Überdosis anzubringen, muss man wohl schon als eine Art Berufskrankheit allzu ambitionierter Pädagogen bezeichnen. Insofern ist es wichtig, sich immer auch der sachlichen und moralischen Grenzen der Didaktik bzw. der Didaktisierbarkeit von Lern- und Erfahrungsprozessen bewusst zu sein.“ (Terhart, 2009, S. 100, Hervorhebung im Original)

Ein Stück weit fühle ich mich bei diesem Textausschnitt „ertappt“ – auch Joachim hatte vor ein paar Monaten hinsichtlich der Didaktisierung von Veranstaltungen Bauchschmerzen. Umgekehrt bin ich immer noch der Meinung, dass man Tagungen unter dem Gesichtspunkt von Lernen und Wissenserwerb betrachten kann (ich lasse nicht locker!). In jedem Fall wird mich dieses Thema weiter beschäftigen.

Btw.: Das Reclam-Heft sieht nach der ersten Lektüre gewohnt zerfleddert aus… das sagt aber, kennt man auch schon, nichts über die Qualität des Inhalts aus, denn: Das Buch bietet einen guten Einstieg in Didaktik und didaktische Fragestellungen, gerade wenn man nicht direkt aus dem Fachbereich Erziehungswissenschaft kommt. Außerdem ist es recht günstig zu haben, was den Kauf für studentische Budgets ermöglicht.


Quelle:
Terhart, E. (2009). Didaktik. Eine Einführung. Stuttgart: Reclam.

Im Einsatz: studentische Peer Reviews

Immer wieder berichte ich an dieser Stelle über mein w.e.b.Square-Seminar, das ich nun schon zum fünften Mal durchführe und dessen Ziel zum vierten Mal die Organisation der w.e.b.Square-Tagung ist (im ersten Durchlauf war die Veranstaltung etwas anders aufgestellt). Wie in den Jahren zuvor, werde ich dabei auch dieses Mal tatkräftig unterstützt: von Tamara Ranner, die das Projekt von Beginn an kennt und seit letztem Jahr gemeinsam mit mir lehrt. Dieses Team Teaching finde ich immer wieder angenehm; immerhin gibt es so die Gelegenheit, sich über Lehre auszutauschen und die anfallenden Aufgaben zusammen zu bewältigen. Letzteres ist dringend nötig, da in einem Projektseminar wie w.e.b.Square vieles anfällt. Allerdings bemerken wir, im Vergleich zum letzten Jahr, durchaus einige Veränderungen. Das PR-Team ist ausgefallen, da wir einfach viel weniger Teilnehmer haben, und wir müssen insbesondere mithilfe des Begleitstudiumsteams kompensieren. Gleichzeitig sind wir zwei Dozentinnen, die nun nicht mehr an einer, sondern an zwei verschiedenen Unis arbeiten. Auch das fordert etwas mehr Koordinationsaufwand ein, der aber gut zu bewältigen ist.

Warum ich zu später Stunde aber über das Seminar schreibe, hat weniger mit der genuinen Seminarorganisation zu tun; darüber habe ich erstens schon oft geschrieben und zweitens steht der Höhepunkt des Seminars mit der Tagung am 28. Januar 2011 noch an (merken!). Viel lieber mag ich daher darüber berichten, dass wir in diesem Wintersemester erstmals ein echtes Peer Review durchführen konnten – und dieses am nächsten Montag mit der Abgabe der finalen Artikelversionen seinen Abschluss findet. Das Besondere daran ist, dass wir in diesem Semester Studierende der Universität Mainz haben, die innerhalb von Kerstins Seminar unser Pendant bilden und sich die Augsburger Beiträge näher angesehen haben. Gleichzeitig haben auch die MuK-Studierenden ein Gutachten übernommen: zu konzeptionell-theoretischen Arbeiten aus dem Bereich von Medienpädagogik 2.0.

Aufgrund dieser beiden Neuerungen – also der studentischen Begutachtung abseits von Lehrendenmeinungen und der uniübergreifenden Zusammenarbeit – nimmt das Thema Peer Review in diesem Seminardurchlauf eine außergewöhnlich große Rolle ein. So haben wir immer wieder in den Präsenzsitzungen thematisiert, welchen Stellenwert eigentlich ein derartiger Begutachtungsprozess für alle Beteiligten hat, und auch hatte ich den Eindruck, dass alle Studierenden den Prozess sehr ernst genommen haben. Das zeigt sich, zumindest auf Augsburger Seite, auch in den Blogbeiträgen, die sich vielfach mit dem Peer Review beschäftigen. In der gemeinsamen Besprechung der Reviews mit den Mainzern, wozu wir Adobe Connect genutzt haben, hat man zudem gemerkt, dass die Studierenden das Peer Review als echte Lernchance begriffen haben. Lernchancen ergeben sich z.B. aus dem Lesen und Verfassen eigener Reviews, aber auch übergreifend durch das Lesen der Artikel und Reviews der anderen Gruppen. Wir hatten zwar darauf gehofft, dass die eine oder der andere Studierende, ganz im Sinne des beispielbasierten Lernens, einen Blick auf die Lernergebnisse und Kommentare der anderen wirft; dass dies aber tatsächlich und dann auch noch derart intensiv geschieht, hat uns positiv überrascht. Ein Grund dafür mag die (leichte) Konkurrenzsituation sein, die typischerweise in Vorbereitung auf die Tagung erkennbar wird. Immerhin gibt es dort mit dem Best Paper Award etwas zu gewinnen.

Unterm Strich sind die Entwicklungen jedenfalls eine schöne Bereicherung des w.e.b.Square-Seminars, die es aus meiner (Lehrenden-)Sicht unbedingt beizubehalten bzw. vielleicht sogar auszuweiten gilt.

educamp meets GMW

Um den Jahreswechsel wurde die Idee geboren, die Pre-Conference der GMW einmal „anders“ zu gestalten. Entsprechend offen wird sie dieses Mal unter dem Motto educamp meets GMW über die Bühne gehen. Die Organisation läuft auf Hochtouren, viele Sessions sind bereits auf educamp.mixxt.de angekündigt. Nun gibt es auch einen kleinen Film von Augsburger Studierenden, die das Motto der Begegnung visuell sehr ansprechend für jedermann (-frau) umgesetzt haben:

Der Film ist ein (Teil-)Ergebnis unseres Visualisierungsseminars, sodass ich – zugegeben – etwas stolz auf das Ergebnis bin. Wer neugierig ist, kann sich auch die weiteren visuellen Produkte ansehen – ganz webzweinullig auf Facebook und für die, die keine Lust auf Facebook haben, gibt es die Flyer, Poster und Citycards auch bei Scribd.

Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber ich freue mich auf das Experiment in Zürich 🙂