Von getrennten Lagern zur Integration von Perspektiven

Vor einigen Wochen habe ich schon mal von meinem Seminar berichtet, das sich mit den Möglichkeiten digitaler Medien für Non-Profit-PR auseinandersetzt. Als Kontext, auch das hatte ich schon geschrieben, dient die Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft (GMW), da die letztjährige Jahrestagung viel Anlass zur Diskussion über den Medieneinsatz bot, dies allerdings wenig systematisch reflektiert wurde. Insofern war ich sehr gespannt auf den Ausgang des Seminars, dass sich zuerst theoretisch-konzeptionell, später dann empirisch-praktisch mit dem Thema auseinander gesetzt hat. Gestern fand nun die Abschlusspräsentation der Ergebnisse statt und mit Thomas Bodenmüller, Klaus Prem, Gabi ReinmannMandy Schiefner und Christian Spannagel waren eine ganze Reihe an externen Experten anwesend, um die im Seminar entstandenen (Kommunikations-)Konzepte der Studierenden zu beurteilen.

Ohne im Detail auf die einzelnen Ergebnisse einzugehen (wer daran interessiert ist, kann sich gern bei mir melden), möchte ich doch zwei Aspekte herausgreifen, die wir intensiv diskutiert haben und für die es aus meiner Sicht interessante Lösungsvorschläge seitens der Studierenden gibt:

  1. Christians gestriger Tweet „Twitter polarisiert“ zeigt sehr gut auf, dass Microblogging-Tools wie Twitter nicht von jedem gemocht werden, mehr noch: Sie spalten ein Stück weit die Nation. Dies deckt sich in etwa mit den eigenen Erfahrungen der Studierenden, die zum Teil erhebliche Schwierigkeiten mit dem Einsatz von (Micro-)Blogging im Seminarkontext hatten (siehe Seminarblog). Was lernen wir nun daraus? Ich denke, für Veranstaltungen muss man auf jeden Fall mitnehmen, dass der Twittereinsatz reflektiert erfolgen soll (eine Studierendengruppe hat hierzu eine Twitter-Etiquette entworfen) und dass der Einsatz nicht immer sinnvoll ist. Für den speziellen Fall von Tagungen wurde vorgeschlagen, dem Referenten die Entscheidung zu überlassen, ob und inwieweit Twitterwalls etc. in seinem Vortrag zugelassen werden. Diese Art der Filterung entspricht zwar nicht dem Prinzip von Web-2.0-Tools, dennoch finde ich den Ansatz, auf diese Weise die Bedürfnisse unterschiedlicher Gruppen zu berücksichtigen, spannend und vor allem wichtig für eine Annäherung unterschiedlicher Lager. Dazu passt auch, dass Vorschläge für die Integration von offenen, partzipativen Formaten in eine klassische Tagung erarbeitet wurden (von Gruppe 3 – Stichwort: offene Räume).
  2. Eine Idee, die eng mit der Konzeption von Veranstaltungen zusammenhängt, ist die Integration von Studierenden, um Tagungen einerseits zu öffnen, diese andererseits auch zum Lernraum zu machen. Der Ansatz gefällt mir deshalb sehr gut, weil es bislang nur eher spärlich gelingt, Studierende mit auf Tagungen zu bringen. Größte Hürde ist mit Sicherheit die Finanzierung, sodass es hier neue Modelle braucht. Aber selbst wenn das über Stipendien machbar wird, bleibt das Problem der gefühlten Zugehörigkeit. Ich denke, es ist eine sehr wichtige Rückmeldung der Studierenden, dass es aus ihrer Sicht recht schwierig ist, in den Kreis von Wissenschaftlern hinzuzustoßen. In der Folge verlieren sie (unter Umständen) die Lust an der Teilnahme. Wie motiviert man nun Studierende zur Teilnahme an wissenschaftlichen Veranstaltungen? Zunächst geht es wohl darum, ihnen vor Ort eine Aufgabe zu geben und ihnen die Umsetzung derselben zuzutrauen. Und zwar bewusst nicht nur organisatorisch-administrative Tätigkeiten, sondern auch die inhaltliche Ausgestaltung von Sessions oder ähnlichem. Darüber hinaus schlagen die Studierenden feste Kooperationen mit Universitäten vor, um die Vor- und Nachbereitung der Tagung zu gewährleisten. Auch wenn dies aufgrund sehr unterschiedlicher Voraussetzungen an Hochschulen mit Sicherheit nicht einfach ist, würde man auf diese Weise zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Studierende würden einerseits reale Probleme im Rahmen von Lehranstaltungen lösen können und andererseits in einen wissenschaftlichen Alltag (wenn man das denn möchte) hineinwachsen.

Die beiden Punkte weisen letztlich auf die vielen offenen Fragen im Anschluss des Seminars hin, die wir gestern nicht klären konnten. Durch die Kooperation mit der GMW wird das Seminar aber sicher Anknüpfungspunkte zur Veränderung von klassischen Veranstaltungsformaten liefern in eine Richtung, die Wissensaustausch nicht nur punktuell erlaubt, sondern auch über einen Zeitpunkt hinaus ermöglicht sowie neue oder bisher unerschlossene Zielgruppen mit Hilfe des Web 2.0 und anderen partizipativen Elementen anspricht.

Liebe Seminarteilnehmer: Vielen Dank für die tollen Präsentationen und ersten Anker – ich bin schon sehr gespannt auf die schriftliche Ausarbeitung Eurer Ideen und Konzepte!

Liebe externen Gäste: Danke nochmals für Euren Besuch und vor allem für den Anstoß intensiver Diskussionen!

Einfach nur "Wow"!

Es gibt Momente, wo man nur noch grinsend in der Ecke sitzt und sich darüber freut, was gerade passiert. Gestern war einer dieser Momente und „Schuld“ daran waren meine Studierenden, die als Seminargruppe die 3. w.e.b.Square-Tagung auf die Beine gestellt haben. Ich kann kaum herausgreifen, was dieses Jahr besser war als in den Jahren zuvor – vielleicht muss ich das auch gar nicht. Denn in den ersten beiden Jahren ging es mit Sicherheit erst einmal um die Idee, eine studentische Tagung im Rahmen einer Lehrveranstaltung zum wissenschaftlichen Publizieren zu organisieren und vor Ort in Augsburg zu etablieren. So verwundert es nicht, dass sich das inhaltliche Niveau und die Zahl der Teilnehmer der ersten beiden Tagungen von der gestrigen dritten Veranstaltung deutlich unterschieden. Ich finde das nicht schlimm, im Gegenteil: Man merkt, dass auch die Organisation von Veranstaltungen mit jedem Mal, wo sie (wie im Falle von w.e.b.Square) stattfindet, optimiert werden kann. Und dies gilt für alle Beteiligten, für die Studierenden wie auch für uns als Lehrende.

Die Studierenden schauen sich z.B. frühzeitig an, was ihre Kommilitonen in den vorangegangen Veranstaltungen geleistet haben. Hier bietet w.e.b.Square als Plattform interessante Einblicke (z.B. Tagungsband 2009, mediale Begleitung 2009), aber auch die schriftlichen Handbücher sind sehr hilfreich, um nicht in jedem Jahr von vorn zu beginnen. Natürlich kann man sagen, dass diese Unterlagen nicht an die Studierenden ausgegeben werden dürften, damit sich jedes Jahr und in Gänze in die Materie Veranstaltungsorganisation einarbeiten könnten. Das halte ich aber, ehrlich gesagt, für Quatsch. Ich bin fest der Meinung, dass die Studierenden sehr davon lernen zu sehen, welche Aufgaben von ihresgleichen bereits geleistet wurden – sie schöpfen daraus Mut und (mit Sicherheit auch) den Ehrgeiz, es „noch besser“ zu machen. Jedenfalls habe ich den Eindruck, das letzteres implizit der Fall ist und den (positiven) Effekt hat, dass sowohl das inhaltliche Niveau der Vorträge als auch das „Drumherum“ von Jahr zu Jahr steigt.

Als Lehrende muss man sagen, dass sich offenbar manche Themen besser für Studierende eignen als andere. So konnte man gestern merken, dass die „sozialen Netzwerke“ Studiererende in ihrem (Medien-)Alltag permanent begegnen und sie allein deswegen viel zum Thema zu sagen haben. Mehr noch: Man hatte den Eindruck, dass sie bei diesem Thema als Experten im Vordergrund standen – und zwar nicht nur aufgrund ihrer studentischen Perspektive, sondern auch durch ihre Sozialisation mit den digitalen Medien ganz allgemein. Auch wenn die Themen der vorangegangenen Tagungen mit Sicherheit nicht unspannend waren (2008: Innovation vs. Tradition – Hochschule im 21. Jahrhundert; 2009: Open University oder: die Zukunft der Hochschule), muss man festhalten: Will man (Wissens-)Austausch unter Studierenden anregen und in gewisser Weise zwischen „Generationen“ vermitteln, gibt es Themen, die sich hierzu besser als andere eignen. Diese Erkenntnis ist an sich nicht neu, doch gibt es offenbar graduelle Unterschiede in der Situiertheit, die das Gelingen eines Seminarvorhabens (positiv wie negativ) beeinflussen können.

Was sich über die Jahre etabliert hat und sich immer wieder als wichtiges Merkmal von w.e.b.Square herausstellt, ist die sehr ausgeprägte Feedbackkultur. So erhalten alle Gruppen in jedem Stadium der Lehrveranstaltung Rückmeldungen auf ihre Arbeit, teils mischen wir (in diesem Jahr Marianne, Tamara und ich) uns sogar in den Prozess der Ideenfindung ein, sollte das (beispielsweise für das PR- oder Videoteam) nötig sein. Das an sich ist noch nichts besonderes, jedenfalls bei uns in Augsburg, doch gibt es neben dem „normalen“ Feedback auf die Arbeit zwei detaillierte Reviews auf die geschriebenen Artikel, die hinterher im Tagungsband auf w.e.b.Square veröffentlicht werden. Diese Reviews sind keine einmalige Angelegenheit, sondern können bis zu drei Schlaufen haben und ziehen sich über mehr als einen Monat hin. Das ganze Verfahren ist sehr aufwändig und kann in dieser Intensität nicht in jeder Lehrveranstaltung durchgeführt werden; angesichts der gestrigen Ergebnisse und der offensichtlichen Entwicklungen bei den Studierenden muss man aber sagen, dass es sich lohnt, mehr Energie zu investieren. Um es provokanter zu sagen: Wissenschaftliches Arbeiten kann (und darf!) auch Spaß machen 😉

Natürlich gehen manche Dinge schief und werden nicht immer gut geheißen. Die Klagen, was den Aufwand der Lernenden angeht, sind dabei typisch und gerade zu Beginn der Lehrveranstaltung stets zu hören. Aber auch ein Event ist prädestiniert dafür, dass etwas nicht klappt. So gut man das organisatorische „Drumherum“ auch plant, aufgrund der merklichen Belastung vor Ort gibt es meist ein paar „Fehlerchen“. Aber auch das halte ich für ganz normal und sind wichtige Lernergebnisse, die man als Studierender aus einer Lehrveranstaltung wie dieser mitnehmen kann (Stichwort: geschützer Raum): die Arbeit auf einen Punkt (Tagung) hin, die wachsende Anspannung, das passgenaue Abrufen von Leistung und den Umgang mit Stress. Denn was abseits von inhaltlich-thematischer Auseinandersetzung bleibt, sind eine ganze Reihe an überfachlichen Kompetenzen im sozialen und methodischen Bereich.

Liebe Seminarteilnehmer, ich bin echt stolz auf Euch, dass das dieses Jahr so gut geklappt hat… ein dickes „Wow“ und Dankeschön an Euch alle!

Wie soziale Netzwerke unser Leben prägen

Vor ein paar Tagen wurde ich gebeten, einen Kommentar für das Gesellschaftertagebuch der Aktion Mensch zu schreiben. Um ehrlich zu sein, wusste ich erst mal gar nicht, wohin mit der Anfrage, denn: Die Kampagne ist in den letzten Wochen und Monaten an mir vorbeigegangen. Doch irgendwie fand ich die Anfrage spannend und zudem passend für eine Zeit, die vermutlich nicht nur in Augsburg mit „Social Networks“ überschrieben ist (wer es nicht mitbekommen hat: Am Freitag findet die w.e.b.Square-Tagung zu diesem Thema statt). Jedenfalls habe ich in meinem Beitrag versucht, die Entwicklung des Internets und damit zusammenhängend einige Veränderungen aufzuzeigen, die sich (natürlich!) auch auf das Zusammenleben von Menschen auswirken. Leider kann ich den Beitrag aktuell noch nicht online stellen, werde ihn aber Freitag verlinken (für diesen Tag wurde die Veröffentlichung zugesagt). An vielen Stellen kann und muss der Beitrag an der Oberfläche bleiben, denn die Zeichenzahl für den Tagebucheintrag ist begrenzt. Ich will daher hier die Gelegenheit nutzen und nochmals auf drei Studien verweisen, die ich in Punkto Nutzungsverhalten für grundlegend halte. Erstens ist die Studie von Schmidt, Paus-Hasebrink, Hasebrink und Lambert (2009) zu erwähnen, die sich mit dem Heranwachsen im Social Web auseinandersetzt. Daneben bieten zweitens die ARD-/ZDF-Online-Studie und drittens die KIM-/JIM-Studie jedes Jahr wichtige (neue und alte) Ergebnisse im Hinblick auf (aktuelle und künftige) Einsatzszenarien digitaler Medien. Wer sich also nicht so gut mit der Mediennutzung auskennt, kann und sollte in diesen Berichten nachlesen: Sie sind leicht zu verstehen und mit Sicherheit intersubjektiv nachvollziehbar.

w.e.b.Square: Folien von der Wissensorganisation '09

Während ich in Augsburg mit Erstsemesterbegrüßung, Seminar-Kick-off etc. einen vollen Unitag hatte, haben Marianne und Tamara heute w.e.b.Square auf der Wissensorganisation ’09 vorgestellt. Darüber habe ich mich aus mehreren Gründen besonders gefreut, unter anderem weil dies ihr erster Tagungsbesuch als Vortragende war und ich mich noch gut daran erinnern kann, welche Bedeutung das für mich eingenommen hat (auch Tamara deutet auf ihrem Blog die Vorfreude an). Per SMS haben die beiden mir netterweise gleich nach der Präsentation mitgeteilt, dass der Vortrag zu ihrer Zufriedenheit verlaufen ist. Auch das ist toll, weil wir uns thematisch mit dem Beitrag in neues Terrain begeben haben – zumindest mit Blick auf den informationswissenschaftlichen Anteil im Text. Dass die beiden den Vortrag locker meistern würden, war mir übrigens von Beginn an klar 😉

Für alle, die nun Interesse an den Dokumenten haben: Die Präsentation findet sich bei Slideshare und der Artikel schon seit einiger Zeit als Preprint auf der imb-Website.

Der etwas andere Tagungsrückblick

Sonntag, 7.00 Uhr. Der Wecker klingelt – aufstehen! Irgendwas muss da schief gelaufen sein. Es ist Sonntag! Und es ist 7.00 Uhr. Warum, zum Himmel, muss ich aufstehen? Kurze Zeit später kommts mir: Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin! Schnell unter die Dusche gesprungen, die letzten Sachen von der Wäscheleine genommen und schwups ins Auto… nach Augsburg. Die Crew und das Hasi warten schon. Wer zum Himmel hat sich eigentlich ausgedacht, dass wir die Medida-Sache ernst nehmen und einen fetten Messestand durch die Republik schleppen? Hm, ich fürchte, ich bin nicht ganz unschuldig daran. Okay, Spruch besser weglassen. Lieber den Rest ausdrucken. Mist, auch das noch: Der Toner schmiert. Nach Plan A jetzt also Plan B: Copyshop. Dass wir auch immer bis zuletzt an den Präsis sitzen müssen. Wird schon… irgendwie.

Später, viel später, auf der Autobahn bei Leipzig. Es ist Stau und wir brauchen dringend ne Pause. Zum Glück kommt bald nen Parkplatz. Wo die anderen wohl sind? Das Auto abgestellt, aufs Klo gehüpft, dann Fata Morgana: ein blaues Auto! Die Jungs? Nein, das kann nicht sein – die sind bestimmt schon viel weiter! Vielleicht sind es doch die Jungs? Es sind die Jungs! Zufälle gibts. Und da drüben: ein Eismann. Der ahnt nicht, dass er heute das Geschäft seines Lebens macht. Oder doch? Einmal Vanille bitte. Danach Hexhex im Minutentakt: Wie heißt noch mal die Straße, in der wir wohnen? Wo treffen wir uns heute Abend? Und was ist das Hamy? Schöne, neue Welt.

Montag, 9.05 Uhr. In Hotels mit Etagenduschen fehlt definitiv die Werbung für Flipflops und Adiletten. Auch der Osram-Vertreter würde in den schweren Zeiten nach der Glühbirne neue Märkte entdecken. Vom Potenzial für Rohrreiniger und Milchlieferanten ganz zu schweigen. Auch sie hätten ihre wahre Freude… Aber ich schweife ab. Gleich ist E-Learning 2009.

Auf der Tagung angekommen, kommen auch die Schlotterknie. Okay, vielleicht nicht beim Thementisch. Da wissen wir immerhin sehr genau, was wir tun, wofür wir stehen und wie wir auf kritische Nachfragen reagieren. Also meistens jedenfalls. Aber es kommt ja immer anders als man denkt. Außerdem sind wir hier nicht an der Uni: Kam doch tatsächlich die Frage auf, ob wir nicht das Thema weiter vertiefen und überziehen können. Schöne, heile Welt. Beim Essen haben wir uns dann schnell verzogen – nötig haben wir es, so die Osnabrücker. Gelächter. Denn die halbe Pizzaria besteht aus Teilnehmern der E-Learning 2009. Zum Glück twittern sie es nicht gleich, denke ich noch. Und wir üben bis 1.00 Uhr – Medida – was sonst?

Am nächsten Tag dann der große Auftritt. Und zwar gleich zweimal. Bei aller Vorbereitung auf die Medida-Präsentation und auf die potenziellen Standgespräche wäre ich fast darüber hinweggekommen. KaffeePod, ja, der Launch steht an. Auch wenns komisch klingt: Ich war ganz froh über die Ablenkung! Und der Vortrag lehrt mich, einfach keine Notizen mehr zu machen. Und er lehrt mich auch, dass wir ernst genommen werden. Kommt tatsächlich später jemand am Messestand vorbei und sagt, dass er den KaffeePod gern kopieren würde. Ich hätte schließlich gesagt, Kopieren sei erlaubt. Er bleibt nicht der Einzige.

17.30 Uhr und ein paar Zerquetschte – Silvia und Mandy schreiben uns beinahe gleichzeitig auf Facebook, dass das Mikro im Raum der Medida-Hearings trotz Pause bereits an ist. Ups. Zu spät jetzt. Naja, Schlimmes haben wir nicht gesagt. Nur die Choreografie geklärt. Denn die Bestuhlung ist – sagen wir mal – suboptimal. Und als hätten wir es vorher geahnt – im Vortrag würdigen wir der Jury keines Blickes. Positiv sagen könnte man: Die ganze Aufmerksamkeit gilt dem Publikum. Obs Zufall ist, dass dieser Eindruck sich in der morgigen Preisvergabe widerspiegelt?

Am Mittwoch dann der Besuch der Medida-Jury am Stand – ein letztes Mal konzentrieren – Vollgas geben. Wir haben das Gefühl, ganz Augsburg steht hinter uns. Denn neben Twitter hat sich auch eine Parallelwelt in Facebook etabliert. Alle Nase lang neue gute Wünsche. Und erst die Innofantenbrandung im Sturm! Um 11.30 Uhr wird die Lage dann entspannter. Auch wegen der T-Shirts, die wir endlich ausziehen können.

Am frühen Nachmittag plötzlich große Aufregung: Wolfgang Neuhaus twittert „Liebe Jury, Wir sind alle für Augsburg!“ Ein kurzes Grinsen macht sich breit. Aber wer ist eigentlich alle? Und lässt sich die Jury beeinflussen? Wohl kaum…

Hätte ich um 16.35 Uhr den Presseverteiler des BMBF abonniert, hätte sich die ganze Spannung an dieser Stelle bei uns gelegt. Denn mit einer Pressemitteilung werden Journalisten über den Ausgang des Medida-Prix informiert. Gesprochen, geschweige denn geschrieben werden darf darüber noch nicht. Ein Embargo – durchaus nicht unüblich, um den Redaktionsschluss zu erwischen. Aber einmal mehr weiß die Presse (und lustigerweise auch der Pressesprecher der Uni Augsburg) vor den Preisträgern vom Gewinn. Gratulationen treffen bereits vor der Verleihung per Mail ein. Seltsam irgendwie.

Doch zum Glück hat uns niemand vorab informiert. So haben wir uns kräftig über den Publikumspreis gefreut. Und über den Ausgang des Medida-Finales bis in die frühen Morgenstunden mit vielen Beteiligten diskutiert. Sorry, falls wir da irgendwem das Ohr abgeknabbert haben.

Das Klassentreffen geht schließlich mit spannenden Gesprächen, leckerem Essen und in lockerer Runde am Donnerstagmittag zu Ende. Und auch mit Plänen für das kommende Jahr. Dazu bald mehr. Denn heute wird erst mal gewaschen wie die Weltmeister. Wie sich der Kreis schließt.

Warum dieser etwas andere Rückblick? Weil ich nicht über Keynotes und Sessions sprechen kann, da ich wegen der Konzentration auf den Medida-Prix nur wenige Vorträge selbst miterlebt und lediglich die abschließende Podiumsdiskussion live gesehen habe. Ich musste mir also meine Meinung über Gespräche und Blogs, vor allem aber über Twitter bilden. Dass das bisweilen verkürzend und/oder polarisierend sein kann, haben spätestens jetzt alle gelernt. Wer auf inhaltliche Einschätzungen jedoch nicht verzichten will, kann dies z.B. bei Gabi (Teil 1 und Teil 2), Mandy und Matthias, Michael Kerres oder Joachim Wedekind nachholen.

KaffeePod: Folien von der E-Learning 2009

Das Programm ist eng gestrickt, durch die Finalteilnahme beim Medida-Prix sind wir viel beschäftigt. Trotzdem möchte ich hier kurz die Folien zu unserem KaffeePod-Beitrag zur Verfügung stellen, die einen kleinen Einblick in das neue Augsburger Podcast-Projekt geben.


Da Folien bisweilen verkürzend wirken, hier schon der Hinweis darauf, dass der Tagungsband nächste Woche online erscheinen wird. Dann kann man unsere Ideen auf den Folien auch im Text nachvollziehen 🙂

Nachtrag (18.9.2009): Der GMW-Tagungsband ist ab sofort online verfügbar.

… und die Uni rückt zusammen

Die Arbeiten am KaffeePod gehen – trotz Ferien – gut voran. Die Studierenden produzieren fleißig die ersten Pods und auch die Begleitstudiumsteilnehmer basteln engagiert an der Website. So konnten wir in der letzten Zeit einiges an Content fertig stellen; die Seite selbst ist in der Mache und wird aller Voraussicht nach Mitte September (passend zur Jahrestagung der Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft – GMW) online gehen. Bis dahin ist nicht mehr viel Zeit, sodass bei allen Beteiligten die Spannung steigt. Schließlich ist der Zeitpunkt des Launches stets ein besonderer Moment.

Hinzu kommt, dass wir (d.h. Tamara und ich) auf der Tagung erstmals das hinter dem KaffeePod stehende Konzept vorstellen: Im Vordergrund steht dabei das Zusammenspiel von Seminar und Begleitstudium, das sich unserer Meinung nach sehr förderlich auf die Projektarbeit auswirkt. Studierende können am realen Kontext und in selbstorganisierter Projektarbeit Mediaplanung und -produktion lernen; Ähnliches gilt für die Teilnehmer im Begleitstudium, die vor allem ihre praktischen Kenntnisse und Fähigkeiten im Bereich von Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie von Layout und (Web-)Design erweitern können.

Darüber hinaus wollen wir herausstellen, welches Potenzial das Medienprodukt „KaffeePod“ für die Hochschulentwicklung hat. Schließlich werden viele Personen aus der Universität Augsburg in diese Medienproduktion integriert und zahlreiche Projektpartnerschaften währenddessen geschlossen. Die Idee, über die Arbeit am KaffeePod stärker für die Sichtweisen anderer Fachbereiche und Disziplinen zu sensibilisieren, stößt dabei vorwiegend auf positive Resonanz. Wie bei jedem Organisationsentwicklungsprozess üblich, gibt es natürlich auch Gegner und Personen, die sich weder inhaltlich noch durch ihre Stimme in der Hörspielproduktion wieder finden möchten. Dies soll hier nicht verschwiegen werden, obschon wir erkennen, dass die netten Reaktionen deutlich überwiegen.

Inwiefern nun vom KaffeePod-Projekt (interne) Hochschulentwicklung ausgeht, müssen wir weiter beobachten und ggf. auch in angehängten Forschungsarbeiten (z.B. thematisch passende Abschlussarbeiten) klären. Der derzeitige Stand deutet aber darauf hin, dass neben der intendierten Wirkung auf Lernen und Kompetenzentwicklung der Studierenden sowie für die Hochschul- und Wissenschaftskommunikation Prozesse im Bereich der Organisationsentwicklung angestoßen werden. Eine schöne Entwicklung, wenn unter dem Deckmantel der Studien- und Berufs(weg)orientierung für Jugendliche und junge Erwachsene die Universität als Ganzes näher zusammenrückt.

PS: Die Bedeutung von Kommunikation im Prozess der Hochschulentwicklung wird übrigens in einem Artikel von Sigrun Nickel („Hochschulmodernisierung ist Kommunikation“, S. 230–241) näher umrissen. Die Ausführungen sind zwar schon etwas älter (von 1999), aber inhaltlich durchaus aktuell und von daher als Lektüre empfehlenswert.

Das Projekt "studentische Tagung"

Gestern war es wieder soweit: Die 2. w.e.b.Square-Tagung stand an – ich hatte im Vorfeld bereits mehrfach über den Stand der Dinge bzw. die wachsende Vorfreude berichtet. Und natürlich hat auch das PR-Team dafür gesorgt, dass wir einiges an Öffentlichkeit für das Projekt gewonnen haben. Das ist klasse, denn ohne die nötige Aufmerksamkeit würde es an der Uni wohl nie gelingen, Studierende zum Kommen zu begeistern. So auch gestern: Während der drei Sessions waren immer um die 40 bis 50 Gäste da; etwa die Hälfte der Studierenden stammte dabei aus meinem Seminar, die andere Hälfte setzte sich zusammen aus interessierten Studierenden und einigen Lehrenden vom Institut für Medien und Bildungstechnologie. Das Publikum wechselte von Session zu Session und am Ende durften wir noch eine auswärtige Gruppe um Christian Spannagel begrüßen, was mich natürlich besonders gefreut hat. Auch die Presse (Augsburger Allgemeine) war vertreten.

Inhaltlich sind mir vor allem zwei Dinge aufgefallen:

  1. Die erhebliche Diskussionsbereitschaft. Mit dem Kontext der Tagung, nämlich Open Educational Resources (kurz: OER), haben wir thematisch Neuland betreten: Kaum ein Studierender hatte vor der Tagung davon gehört oder konnte sich auch nur annähernd etwas darunter vorstellen. Umso erfreulicher ist daher die erhebliche Diskussionsbereitschaft, die die gestrige Veranstaltung aus meiner Sicht auszeichnete. Zu erkennen war zwar auch, dass vor allem die anwesenden Lehrenden bzw. Univertreter eine Diskussion anzetteln mussten; im Anschluss haben sich aber viele Studierende eingebracht und teils sehr heftig mitdiskutiert. Ein großer Diskussionspunkt war unter anderem die Haltung der Studierenden: Hat die Bologna-Reform diese tatsächlich verändert oder gibt es nicht seit langem unterschiedliche Kulturen, die das Teilen von Wissen auf Ebene der ganzen Universität erschwert? Konträr auch die Meinungen zur Open University und der Begriffsverwendung: Ist „open“ mit „frei“ zu übersetzen? Wie muss man das Label „open“ verstehen? Fragen, die neue Fragen aufwerfen und folglich (zunächst) ungeklärt bleiben.
  2. Der studentische Blick. Aus Lehrendensicht fand ich den gestrigen Nachmittag auch deshalb interessant, weil man von Beteiligten selbst erfährt, wie sie über bestimmte Bestrebungen an der Hochschule nachdenken. Dies war zum Beispiel beim Thema „informelles Lernen“ der Fall, wo das Augsburger Begleitstudium kritisch angesprochen wurde.  Aber nicht nur die kritische Reflexion war aufschlussreich, sondern auch das, was zum Thema „Begleitstudium“ bei den Studierenden ankommt… nicht immer das, was wir uns wünschen. Auch hier also ein Anknüpfungspunkt für uns, eigene Aktivitäten (noch) studentengerechter aufzubereiten.

Einen schönen Abschluss fand die Tagung mit der Verleihung des Best Paper Awards, der für den Vortrag von Jacqueline Bönisch vergeben wurde. Interessanterweise drehte sich dieser um die Net Generation, die seit einiger Zeit auch in der wissenschaftlichen Community heiß diskutiert bzw. kritisch beäugt wird. Liebe Jacqueline, Dir herzlichen Glückwunsch!

Wie kam es eigentlich zur w.e.b.Square-Tagung?

Da wir uns in Augsburg stark um die Einbindung von Studierenden bemühen, haben wir schon länger über das Projekt „studentische Tagung“ nachgedacht; eine Möglichkeit zur Umsetzung ergab sich schließlich durch die Anbindung an die wissenschaftliche Online-Zeitschrift „w.e.b.Square“ und das zugehörige Seminar „w.e.b.Square – wissenschaftliches Publizieren im Netz“. Im Rahmen dieses Seminars organisieren die Studierenden (fast schon „traditionell“) die w.e.b.Square-Tagungen: Sie werden Referent, PR-und Event-Manager, Cutter etc. – auf einer Konferenz gibt es viele Rollen, in die man als Studierender schlüpfen kann. Allein die Inhalte der Tagung sind (durch mich) gesetzt, um die sehr kurze Vorbereitungszeit (drei Monate) nicht mit langen Recherchen zu belasten. Denn die Entscheidung, etwas auf die Agenda zu setzen, ist schwer und dauert lange – zumindest für diejenigen, die sich nicht jeden Tag mit der Materie auseinander setzen. Dazu muss man eins wissen: Am Seminar nehmen ausschließlich Bachelorstudierende teil. Im Regelfall sind sie im dritten oder im fünften Semester und haben weder große Erfahrung mit den Inhalten (dieses Mal: OER) noch mit der Organisation von Events. Man sollte sie also langsam an das Projekt „studentische Tagung“ heranführen und nicht überfordern. Hinzu kommt, dass das Projekt Teil eines Seminars ist und die Aktivitäten allein schon deshalb im Verhältnis stehen sollten. Im Seminar selbst bekommen die Studierenden eine Menge Handwerkszeug und theoretisches Hintergrundwissen für die Organisation des Events „Tagung“ geliefert (siehe dazu Kick-off-Präsentation, S. 13).


Der Höhepunkt des Seminars ist die Konferenz selbst; in der letzten Sitzung (Februar) werden wir alles nochmals Revue passieren lassen und ich natürlich sehr genau zuhören, wie den Studierenden das Vorgehen im Seminar und schlussendlich die Tagung gefallen hat. Gespannt bin ich vor allem auf die Hinweise von den Referenten, denn sie mussten jeder drei Korrekturschlaufen bis zur Veröffentlichung auf w.e.b.Square „aushalten“ – ein intensives Feedback, dass zwar viele Lehrende gern geben würden, es aber oft an Zeitmangel scheitert, sich an der Stelle stärker einzudenken (ich habe dafür beispielsweise meine Weihnachtsferien geopfert). Das Ergebnis „Tagungsband“ kann sich jedenfalls wieder sehr gut sehen lassen… mit der Einschränkung, dass die Veröffentlichung eines gemeinsamen Werks im Vordergrund stand und folglich nicht jede Publikation gleich herausragend sein kann.

PS: Wer mehr über die Vorträge und über die Gedanken der Studierenden erfahren will, kann sich im Veranstaltungs-Blog schlau machen. Und natürlich mitdiskutieren… denn die Kommentare sind frei!

2. w.e.b.Square-Tagung: Heute ist es soweit!

Wer diesen Blog aufmerksam verfolgt, weiß schon längst, dass heute die 2. w.e.b.Square-Tagung stattfindet. Wie das immer so ist, wurde auch bei uns bis zum letzten Tag akriebisch gearbeitet; letzte Kleinigkeiten werden heute noch vor Ort gerichtet. Soweit ich es mitbekommen habe, sind alle Beteiligten inzwischen sehr gespannt auf den Verlauf der Tagung… ich natürlich auch, immerhin wird die Veranstaltung im Rahmen meines Seminars auf die Beine gestellt. Besonders freue ich mich natürlich, dass sich neben der Presse auch einige interessierte Wissenschaftler angekündigt haben. Das war bei unserem Probelauf im vergangenen Jahr noch nicht so und wird sicher für einigen Schwung bei den Diskussionen sorgen. Wer es nun bis zu meinem Tagungsbericht nicht abwarten kann, dem sei unser Live-Blog empfohlen: Darin werden Studierende von ihren Erfahrungen mit der Tagung  bzw. den Inhalten berichten.

2. w.e.b.Square-Tagung: Bald ist es soweit!

Der Termin der 2. studentischen w.e.b.Square-Tagung naht. Und mit dem Termin die Vorfreude auf das Event. So hat mir erst gestern eine Studentin erzählt, dass der Vortrag auf einer Tagung doch etwas ganz anderes sei als ein normales Referat an der Uni. Was die Studentin beschreibt, betrifft sicher die Mehrzahl der Referenten auf der 2. w.e.b.Square-Tagung. Die herkömmliche Referatssituation wird durch die neue Rahmengebung aufgebrochen. Es sind kritische Fragen und ein Diskurs über Inhalte zu erwarten. Wo gibt’s das schon! Kein Wunder also, dass zur Vorfreude inzwischen leichte Panikschübe bei den Beteiligten hinzukommen (ich sag’s Euch: Ich werde noch zum Motivations-Guru!).

Neben der inhaltlichen Auseinandersetzung mit dem Thema „Open Educational Resources“ wird mit der Tagung der Austausch an der Hochschule gefördert. Studierende kommen mit ihren Kommilitonen und anderen Wissenschaftlern in Kontakt. Ich selbst hätte mir so eine Plattform während meines Studium öfter gewünscht; auch deshalb bin ich einmal mehr gespannt auf den Verlauf der Konferenz. Wir werden live berichten 😉

PS: Das Programm mit genauen Uhrzeiten ist übrigens mittlerweise online verfügbar. Nachkommen ist jederzeit und gerne erlaubt!