Hurra, das Buch ist da!

Nach über einem Jahr Arbeit kommt unser Buch „Offene Bildungsinitiativen“ frisch aus dem Verlag und Hannah, Tom und ich sind einigermaßen froh darüber, dass wir dieses Projekt zum Jahresende zum Abschluss bringen konnten. Alle Autorinnen und Autoren sollten inzwischen auch mit einem Hardcover „versorgt“ sein, sozusagen als kleines Weihnachtsgeschenk und Dankeschön für die vielen interessanten Beiträge zu unserer Publikation (falls nicht, wird es sicher noch zugestellt!). Es gibt aber nicht nur einen neuen Haufen totes Papier ;-), sondern spätestens zu Jahresbeginn auch ein E-Book. An anderer Stelle habe ich ja schon einmal angedeutet, dass uns diese Form der Hybridpublikation wichtig war, auch wenn sie ein paar Euro mehr kostet. Das will ich nicht verschweigen, denn die Finanzierung eines solchen Buches ist immer zentral, wenn man keinen Mäzen im Rücken hat. So haben auch wir viele Briefe geschrieben und herumtelefoniert, bis wir alle Kosten gedeckt hatten.

Worum es nun in der Publikation konkret geht, zeigt der Klappentext in aller Kürze auf:

Offene Bildungsinitiativen treten an deutschen Hochschulen unter verschiedenen Namen in Erscheinung – man kennt sie als „studentische Projekte“, „selbstorganisierte Studienarbeiten“ oder „universitäre Bottom-up-Initiativen“. Gemeinsam haben sie, dass sie langfristig angelegte und kontinuierliche Prozesse sind. Sie sind weder zeitlich noch räumlich eingegrenzt, gehen häufig über ein ganzes Studium hinaus und werden über mehrere Generationen von Studierenden weitergeführt. Die Mitgestaltung geht meist aus deren Bedürfnissen hervor, wodurch sie zu aktiven Gestaltern ihres Lernraums werden.

Dieses Buch hat sich zum Ziel gesetzt, Beispiele für offene Bildungsinitiativen, welche ein besonderes Potential für die überfachliche Kompetenzentwicklung mit digitalen Medien darstellen, aufzuzeigen sowie die unterschiedlichen Rahmenbedingungen zu thematisieren, mit denen diese Initiativen konfrontiert sind. Der Band richtet sich an ein breites Publikum – vom Studierenden bis zum Prorektor – und setzt sich aus Praxisbeiträgen sowie theoriebasierten Beiträgen zusammen, sodass die Leser zwischen einem praktisch-orientieren und einem theoretisch fundierten Zugang wählen können.

Es war das erste Buchprojekt, das ich federführend begleitet habe. Ich muss sagen, ich hatte zwar eine grobe Vorstellung von anfallenden Aufgaben, bin aber rückblickend froh, dass wir das Buch im Team herausgeben konnten. So ließen sich einige Aufgaben über die Zeit verteilen. Besonders dankbar bin ich Hannah, die sich mit viel Engagement auch den organisatorischen Fragen des Buchs gewidmet und fast die gesamte Kommunikation mit den Autoren sowie dem Verlag übernommen hat. Das sind die schleichenden Aufgaben, die man am Ende schnell vergisst, weil sie nebenher laufen und nur indirekten Einfluss auf das Ergebnis haben. Insofern hier nochmals ein extra großes Dankeschön 🙂

Im Namen des Herausgeberteams wünsche ich allen Leserinnen und Lesern nun viel Freude bei der Lektüre!

Ergänzung (21.12.2010): Eine Pressemitteilung zum Herausgeberband findet sich nun auch auf den Seiten des idw.

Ergänzung (23.12.2010): Das Buch ist ab sofort auch im Open-Access-Format erhältlich.

Kategorie Öffentlichkeitswirkung: KaffeePod gewinnt betacampus-Innovationswettbewerb

Aus den Erfahrungen anderer (studentischer) Projekte zu lernen, war mindestens eine Grundidee, warum der KaffeePod so aufgezogen wurde, wie wir das Projekt heute kennen und wie es auch an verschiedenen Stellen bereits beschrieben wurde (am ausführlichsten direkt im Konzept, aber auch im GMW-Artikel des Jahres 2009). So gibt es seit 2009 nicht nur ein Seminar, das die Hörspiele in einem problemorientierten Szenario produziert, sondern seitdem auch ein selbstorganisationsoffenes Angebot im Begleitstudium, das sich gezielt der Vermarktung der Podcasts annimmt.

Schon früh war uns klar, dass man diese beiden Zielrichtungen – Studentinnen und Studenten produzieren und Studentinnen und Studenten vermarkten – kaum in einem Angebot integrieren kann; gleichzeitig werden auch inhaltlich eher unterschiedliche Interessen angesprochen, sodass wir auf der einen Seite stärker technisch affine, kreative Studierende ansprechen, auf der anderen Seite vielleicht eher die Studierenden, die Handwerkszeug im Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit anwenden oder (er-)lernen wollen.

Umso schöner ist es dann, wenn ein Konzept über die Zeit aufgeht und wir sehen, dass diese zuvor überlegte Zweiteilung Sinn gemacht hat: Sinn bei der Konzeption von Lehre, aber auch für die Bekanntmachung des Projekts und bei seiner Überführung in nachhaltige Strukturen. So haben wir schon vor etwa einem halben Jahr eine sehr hohe Projektförderung aus Mitteln des DAAD erhalten, um die Grundidee des KaffeePods in Hörspiele für ausländische Studierende umzusetzen. Der eine oder andere ist vielleicht schon auf dieses neue-alte Projekt gestoßen: student.stories.

Vermutlich waren es nun sowohl harte als auch weiche Faktoren, die dazu führten, dass wir gestern den betacampus-Innovationswettbewerb in der Kategorie Öffentlichkeitswirkung gewinnen konnten (Tamara schreibt in ihrem Blog auch schon darüber). Das gesamte KaffeePod-Team (und dies ist richtig groß!) hat sich jedenfalls total über die Auszeichnung gefreut, da sie die Arbeit der letzten Zeit nochmals anerkannt hat. Auch ich persönlich war – zugegeben – happy, immerhin ist viel von dem, was wir im Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit gemacht haben, auf meinen Mist gewachsen, wie man so schön sagt.

Wissensmanagement an Universitäten – (k)ein Thema?

Zugegeben, die Überschrift des Beitrags klingt provokant. Aber in der vergangenen Woche bin ich mehrfach gedanklich daran hängen geblieben, ob und inwiefern Wissensmanagement an Universitäten stattfindet – und auch daran, wer sich überhaupt darum kümmert, dieses im Fall der Fälle zu verbessern.

  • Ein erstes Indiz dafür, dass Wissensmanagament an Universitäten nur selten behandelt wird, sind die wenigen Publikationen. Jedenfalls wird man unter dem Stichwort Wissensmanagement nur (noch) selten fündig, sofern diese einen expliziten Hochschulbezug aufweisen sollen. Das kann natürlich mehrere Gründe haben; ich tippe vor allem auf eine Verlagerung der Diskussion in andere Themenbereiche (insbesondere E-Learning, TEL), da Wissensmanagement begrifflich viele Skeptiker hervorgerufen hat und zudem noch „out“ scheint.
  • Ein zweites Indiz dafür, dass Wissensmanagement an Universitäten offenbar keine oder nur eine untergeordnete Rolle spielt, konnte man beim Knowledge Camp am vergangenen Freitag in Passau beobachten. So war ich als Vertreterin der Universität eine absolute Exotin auf der Veranstaltung; mit Ausnahme einer Gruppe um Franz Lehner und mir war kein weiterer Universitätsvertreter zugegen. Auch das gab und gibt mir zu denken, denn Diskussionen zu Themen wie Digital Story Telling, Wissenskommunikation durch Visualisierung, Wissensmanagement als überfachliche Kompetenz und Motivation für Wissensmanagement gehen durchaus auch Universitäten etwas an. Zumindest kann man an den Themenbereichen viele Schnittstellen zu relevanten Fragestellungen im universitären Bereich ausmachen, wo es z.B. auch darum geht, Wissenskommunikation und -austausch unter Studierenden und insbesondere unter den Beschäftigten zu fördern, das Problem der Leaving Experts strukturiert anzugehen oder auch Antworten auf die durch digitale Medien hervorgerufene stärkere Öffnung von Lernen und Lehren zu finden.
  • Ein drittes Indiz scheint mir die persönliche (mangelnde) Relevanz des (organisationalen) Wissensmanagements zu sein. Denn Wissensmanagement wird oft an effizienten Prozessen ausgemacht – ein betriebswirtschaftliches Credo, das (auf den ersten Blick) schlecht zum Wissensarbeiter passt und daher in Universitäten nicht selten auf Ablehnung stößt. Auch die parallele Diskussion um E-Learning führt dazu, dass oftmals eine Tool-Perspektive gegenüber den dahinter stehenden, echten Problemen dominiert.

Wissensmanagement an Universitäten ist also offenbar doch ein Thema, nur ist es mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert, wie man sie schon länger aus Unternehmen kennt.

Forum Wissenschaftskommunikation – (leider) ohne mich

Neulich wurde nach längerer Zeit mal wieder eine Einreichung von mir abgelehnt. Begründet wurde dies mit der Vielzahl an Interessenten und, so meine Interpretation, mit der mangelnden inhaltlichen Passung. Entsprechend neugierig war ich daher gestern auf das Programm zum Forum Wissenschaftskommunikation, das die Einreichung betraf und in ein paar Wochen in Mannheim stattfinden wird. Betrachtet man nun das Programm näher, sind doch in der Mehrzahl klassische Einreichungen im Bereich der Wissenschaftskommunikation vertreten. Jedenfalls verfolgen die Beiträge, soweit ich das vom Papier her einschätzen kann, alle eine Top-down-Logik der Kommunikation.

Mit Sicherheit spiegelt diese Form der Kommunikation die Realität an deutschen Universitäten wieder und wie Wissenschaftskommunikation professionell betrieben wird, allerdings werden doch die digitalen Medien und die daraus resultierenden Veränderungen in dieser Betrachtungsweise stark vernachlässigt. Entsprechend spielt auch auch die Kommunikation, die von unten, nämlich durch Öffnung von Lehre oder offene Bildungsinitiativen vonstatten geht, keine Rolle. Dies finde ich, nicht nur aufgrund meines abgelehnten Beitrags, der sich „Wissenschaftskommunikation „von unten“: Weblogs in Forschung, Lehre und Studium“ nennt, ausgesprochen schade. Zumindest anhand der Augsburger Erfahrungen kann man nämlich sagen, dass Wissenschaftskommunikation längst nicht mehr ausschließlich über klassische Kanäle verläuft. Vielmehr wird der einzelne Wissenschaftler über seine Scientific Community hinaus zum Kommunikator – mit allen positiven Auswirkungen und negativen Facetten, die Formen der (virtuellen) Thematisierung haben können.

Meinen Beitrag werde ich jedenfalls eine Weile aufbewahren und vielleicht in ein paar Jahren – ggf. modifiziert – nochmals einreichen. Vielleicht ist die Zeit dann reif dafür 🙂

Virtuelle Kollaboration als neuer Trend?

Langsam, aber sicher beschleicht mich das Gefühl, dass virtuelle Kooperation und Kollaboration auch im Kontext Hochschule ankommt. Erst wird das (Buch-)Projekt L3T, bei dem Sandra und Martin für das gemeinsame Schreiben von Artikeln im Bereich E-Learning geworben haben, von einer großen Gruppe an Wissenschaftlern befürwortet und nun noch die Prozesse der virtuellen Zusammenarbeit ob ihrer Aktualität von Karin (und mir) begleitet. Ein paar Tage später lese ich auf Twitter von Caro und Thu, dass sie Erfahrungen von Lehrenden zum Web 2.0-Einsatz sammeln – und zwar unkonventionell auf ihrem Blog. Sie verfolgen wie bei L3T das Ziel, die Ergebnisse zu publizieren (in der Online-Zeitschrift MedienPädagogik) und nutzen ihren Blog als digitales Forschungswerkzeug, um ein erstes Stimmungsbild aus der E-Learning-Community einzuholen. Außerdem schreiben sie öffentlich, sodass der Entstehungsprozess des Artikels sichtbar bzw. kommentier- (und damit veränder-)bar ist. Ich selbst bemerke auch, dass ich mehr als noch vor ein paar Jahren auf die virtuelle Kooperation unterschiedlicher Partner setze. Die Kooperationsszenarien werden dabei immer komplexer und verknüpfen meist reale mit virtueller Kooperation. So kommt es auch, dass ich (zusammen mit weiteren) im kommenden Wintersemester erstmals ein uniübergreifendes Seminar anbieten werde. Ohne digitale Werkzeuge, die Kooperation und letztlich auch Kollaboration als besonders intensive „Form“ von Zusammenarbeit erleichtern, wäre diese Öffnung von Lehr-Lernprozessen allerdings nicht möglich. Insofern finde ich auf sehr unterschiedlichen Ebenen spannend, wie der Kooperation allseits (d.h. in Forschung und Lehre) ein immer größerer Stellenwert beigemessen wird und wie sich Zusammenarbeit durch den Medieneinsatz nochmals immens verändern kann.

Hochschuldidaktik, E-Learning und Forschungswolke: Eindrücke von der DOSS 2010

In dieser Woche war ich erstmals auf einer Tagung von Hochschuldidaktikern, der Dortmund Spring School for Academic Staff Developers (DOSS). Insofern hatte ich keine konkreten Erwartungen, sondern war eher gespannt auf lehr-lernbezogene Inhalte und Themen und wie diese aus hochschuldidaktischer Perspektive diskutiert bzw. umgesetzt werden. Denn natürlich machen wir uns im Institut viele Gedanken über „gute“ Lehre und darüber, wie man diese mit dem Einsatz von (digitalen) Medien bereichern kann. Wenn ich also eine Erwartung hatte, dann die, welche Rolle Medien im Kontext der Hochschuldidaktik spielen und wie Schnittstellen zum (uns bekannten) E-Learning aussehen. Ich wählte folglich eine Vielzahl an Panels und Diskurswerkstätten, die explizit „die Medien“ zum Inhalt hatten.

Schnell musste ich allerdings feststellen, dass ich mit meiner aufgeschlossenen Haltung zum Thema Medien eher Exotin auf der Veranstaltung war. Dies zeigte sich etwa darin, dass

  • an vielerlei Stellen grundlegende Kenntnisse zum Mediennutzungsverhalten bzw. zum E-Learning an sich und zu dessen Einsatzmöglichkeiten in der Lehre fehlten und
  • E-Learning, wenn dieses inhaltlich behandelt wurde, in der Regel der Hochschuldidaktik als Methode untergeordnet wurde. Letzteres hat zumindest unter denjenigen von uns, die einen starken Medienbezug mitbringen, intensive Diskussionen ausgelöst – zur Rolle von Medien in der Hochschuldidaktik und zur Verankerung von E-Learning an der Hochschule (siehe dazu auch Kerstins Blogbeitrag).

„Unterm Strich“ habe ich das Gefühl, dass sich gerade in Punkto Verzahnung von Hochschuldidaktik und E-Learning Grabenkämpfe auftun, die noch nicht ausgestanden sind. An sich schade, da sich meiner Meinung nach eine gute Passung beider Bereiche ergibt, wenn man die historischen Wurzeln und hochschulpolitische Aspekte zugunsten des Lernenden (der ja in beiden Bereichen im Zentrum steht) einen Moment lang außen vor lässt.

Abseits von diesen allgemeinen Fragen, die permanent auf der Tagung präsent waren, haben wir auch an konkreten Beispielen diskutiert. So haben Hannah und ich z.B. die Gelegenheit genutzt und unsere Idee der Forschungswolke vorgestellt. Ich sage ganz bewusst „Idee“, denn noch ist diese nicht umgesetzt (siehe Präsentation bei Slideshare). Momentan gehen wir davon aus, dass die Forschungswolke ab dem Sommersemester als Personal Learning Environment (PLE) im Augsburger MuK-Studiengang zum Einsatz kommen wird. Im Vortrag haben wir allerdings den technischen Aspekt der PLE eher ausgeklammert und stattdessen als theoretische „Hintergrundfolie“ das forschende Lernen herangezogen, welches im Übrigen in vielen Vorträgen und Diskurswerkstätten als wünschenswertes didaktisches Konzept für die Hochschullehre vorgestellt wurde. Im Anschluss an den Vortrag diskutierten wir dann über Chancen und Grenzen der Forschungswolke und wurden im Kern darin bestärkt, bedarfsorientierte webbasierte Angebote für Studierende zu machen und diese um Präsenzangebote zur Unterstützung forschenden Lernens anzureichern. Unter Umständen ergeben sich durch die Vorstellung der Forschungswolke sogar Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit Einrichtungen anderer Universitäten – wir werden sehen 🙂

Fazit: Die Reise nach Dortmund hat sich auf jeden Fall gelohnt, um bereits bekannte Themen aus anderer Perspektive zu betrachten und mit Personen zu sprechen, die dem Medieneinsatz in der Hochschullehre teils eher kritisch gegenüberstehen. Das bin ich in Form und Umfang gar nicht mehr gewöhnt!

Bekannt, befreundet, vernetzt!

Ein Seminarprojekt, über das ich dieses Semester noch gar nicht berichtet habe, ist die Konzeption, Organisation und Durchführung der 3. w.e.b.Square-Tagung am 22. Januar 2010. Dabei ist die zugehörige Lehrveranstaltung schon so weit fortgeschritten, dass nahezu der gesamte Input bereits erfolgt ist und die Studierenden mitten in ihren Teilprojekten stecken. So schreiben einige Teams fleißig an ihren Artikeln, da der Abgabetermin naht und ihnen über die Weihnachtstage ein Review bevorsteht. Andere Teams sind mit der PR- und Öffentlichkeitsarbeit für die Veranstaltung beschäftigt bzw. planen die Videodokumentation der Tagung. Diese unterschiedlichen Aufgaben in einem Seminar zu vereinen, ist zugunsten des gemeinsamen Ziels (Tagungsorganisation) notwendig, aber aus Lehrendensicht mitunter gar nicht so einfach. Schließlich soll der Input für alle Gruppen gleichermaßen relevant sein und doch so viele Facetten bieten, dass man als Studierender inhaltlich etwas mitnimmt.

In diesem Jahr gibt es daher gegenüber den Vorjahren eine weitere Inputsitzung, die sich explizit dem Vortrag auf einer Veranstaltung widmet und daher mit Rhetorik überschrieben ist. Abgesehen davon treffen wir uns (je nach Bedarf) mit den Teams, um Detailfragen zu klären, die in den Präsenzsitzungen zu kurz kommen bzw. dort inhaltlich nur schwer Platz finden. Da das Projektseminar in diesem Semester so viele Teilnehmer hat wie nie (30), bin ich wirklich froh, dass es mit Marianne und Tamara zwei Co-Dozentinnen gibt, die viele Fragen abfangen und zusätzliche Ideen in die Organisation einbringen. Eine schöne Entwicklung ist auch, dass wir bei der kommenden w.e.b.Square-Tagung aller Voraussicht nach erstmals einen Live-Stream anbieten werden.

Warum ich all das heute schreibe, hat aber einen ganz anderen Grund: Mit dem Versand der Pressemitteilung ist der Startschuss für die Öffentlichkeitsarbeit zur Tagung gefallen. Und ich will mit meinem Blogbeitrag gern dazu beitragen, dass Studierende und Lehrende der Universität Augsburg sowie weitere Interessierte auf die Veranstaltung aufmerksam werden und bei Interesse vorbeikommen. Der Eintritt ist kostenlos und für das leibliche Wohl ist gesorgt. Inhaltlich wird es so oder so spannend, denn: Mit dem Thema „Bekannt, befreundet, vernetzt!“ beleuchten wir Social Networks aus Studierendensicht und das dürfte für alle Beteiligten ausreichend Diskussionspotenzial bieten.

Vom Lernen und anderen (nackten) Tatsachen

Gestern hatte die Fachschaft MuK zusammen mit einem Organisationsteam aus Absolventen des MuK-Studiengangs zur Graduates09 geladen. Wie in jedem Jahr war ich auch dieses Mal dabei; ganz witzig, wie sich Rollen auf der Veranstaltung im Laufe der Jahre verändern können. Früher habe ich mitorganisiert und vor allem darauf geschaut, dass das Programm reibungslos abläuft. Heute bin ich meistens Gast und werde für spontane Aktionen angeworben (siehe Blogeintrag vom letzten Jahr). So durfte ich gestern zusammen mit Alex Glücksfee spielen und die Rosen an die Absolventen überreichen. Gerade letzteres mache ich wirklich gern, da ich die Absolventen seit Beginn ihres Studiums kenne, sie größtenteils und meist sogar mehrfach in meinen Veranstaltungen waren und ich mit vielen von ihnen als Hiwi am imb zu tun hatte bzw. habe. Von daher ist das auch für mich ein emotionaler Moment, denn natürlich ist die Beendigung des Studiums ein wichtiger Schritt für alle Beteiligten.

Die Grußworte des Boards des Studiengangs wurden per Videobotschaft eingespielt und hierzu hatte sich Gabi etwas Besonderes einfallen lassen. Sie hat die Geschichte von „Outlearning the Wolves“ (nach-)erzählt.

„Outlearning the Wolves“ als Analogie für eine Absolventenfeier aufzugreifen, war wirklich eine tolle Idee, denn einfache Grußworte ohne persönliche Note langweilen den Zuhörer recht bald. Durch die Analogie und einige Überraschungsmomente waren alle Anwesenden voll dabei, mehr noch: Sie waren gespannt auf den Ausgang und die Übertragung der Geschichte auf den Alltag von Studierenden bzw. von Absolventen und auf die künftigen Anforderungen oder Herausforderungen, die auf die Beteiligten zukommen. Schön fand ich persönlich den Schwenk auf die Organisation Universität, da viele Absolventen im Umfeld des imb oder der Fachschaft aktiv waren bzw. sind, wodurch sich eine besondere Form von Bindung an den Studiengang und an die entsprechenden Personen ergibt.

Ganz zum Schluss will ich die „nackten Tatsachen“ nicht verschweigen: So wurden viele Wissensprodukte aus Lehrveranstaltungen der letzten drei Jahre gezeigt, darunter auch mehrere Printkampagnen und Imagefilme aus meinen Seminaren. Das Prekäre dabei: Bei den Lernergebnissen meiner Veranstaltungen wurde viel Haut geboten. Ehrlich gesagt, war mir das in Gänze vorher nie so bewusst. Aber „Sex sells“ wird von den Studierenden offenbar als Motto sehr ernst genommen. Ich glaube, ich muss diese (bislang) ungekannte Häufung mal zum Thema machen… 😉

Ansonsten eine wirklich sehr schöne Feier, viel Wiedersehensfreude und einige interessante Gespräche. Bis zum nächsten Mal!

EduCamp Graz '09: ein Rückblick

Nach zwei Tagen EduCamp muss ich erst mal meine ganzen Gedanken sortieren. Ich bin vor allem mit der Erwartung nach Graz gefahren, das schon mehrfach gelobte Format BarCamp endlich selbst kennenzulernen: Es spricht sich einfach leichter über etwas, was man selbst erlebt hat; umgekehrt lässt sich schlecht urteilen über Vor- und Nachteile eines offenbar innovativen Formats, wenn man dieses nur vom Lesen und Hörensagen kennt (auch wenn man durch Blogs, Twitter und Co. einen recht umfassenden Eindruck erhalten kann). Von daher war ich besonders gespannt, wie sich die Veranstaltung vor Ort entwickelt und insbesondere darauf, wie es sich mit der Selbstorganisation von Sessions und den inhaltlichen Diskussionen verhält. Im Gegensatz zu klassischen Konferenzen sollen sich Inhalte und Gespräche von selbst ergeben und nicht lange im Voraus geplant werden. Außerdem besteht jederzeit die Möglichkeit, durch das Angebot neuer Sessions eigene Impulse einzubringen. Eine Chance, die auf vorab durchgestylten Tagungen auf die Kaffeepause verschoben werden muss.

Genau diese spontanen Sessions waren es dann auch, die mich inhaltlich am meisten zum Nachdenken angeregt haben: Sie knüpften an beobachtbare Phänome, konkrete Probleme oder künftige Herausforderungen im Bereich Bildung an und waren dadurch stärker in die Zukunft gerichtet. Oftmals standen Ideen mit Gestaltungsspielraum für das „Publikum“ im Vordergrund. Folglich wird sehr offen diskutiert und dem Diskurs viel Raum und Zeit eingeräumt.

Wie groß dieses Bedürfnis ist, zeigte sich gleich zu Beginn auch bei unserem Bildungssofa. Das Bildungssofa hat zum Ziel, generationenübergreifend über bildungsspezifische Fragestellungen zu sprechen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. So ging es dieses Mal im weistesten Sinne um die „Macher“ von Bildungsinnovationen und was „EduPunks“ und „Establishment“ voneinander lernen können (die Streams sind online zugänglich). Im Prinzip eine spannende Idee, auf diesem Weg den Dialog zwischen den unterschiedlichen Generationen anzukurbeln und vor allem ein Bewusstsein für die Vor- (und Nach-)Teile der jeweils anderen Perspektive zu stiften. Ich sage deshalb „im Prinzip“, denn die Diskussionsbereitschaft der Teilnehmer war so groß, dass wir den inhaltlichen Fokus des Sofas zugunsten der vielen Fragen aufgeben mussten.

Die Frage ist nun, ob ein solches Lösen von konkreten Inhalten gut oder schlecht ist, ob es im Rahmen des EduCamps wichtig ist, Freiheiten zu schaffen, und wie es mit der prinzipiellen Übertragbarbeit eines solchen dialogorientierten Sofas auf andere (möglicherweise stärker durchorganisierte) Veranstaltungen aussieht. Wir selbst sind in dieser Hinsicht unschlüssig, denn: Auf der einen Seite müssen Tom und ich selbstkritisch zugeben, dass wir das eigentliche Vorhaben nicht ganz durchgehalten haben; auf der anderen Seite waren die Diskussionsinhalte ausgehend von den Statements von Doris Carstensen und Thomas Bernhardt so spannend und informativ, dass ich rückblickend ungern darauf verzichtet hätte. So oft gibt es schließlich Diskussionen auf einem Podium, die ohne konkrete Impulse zu Ende gehen. Das war hier eindeutig anders: Aufgrund der Diskussionsinhalte entstanden neue Sessions (unter anderem zur Frage der Bewertungskriterien von Blogs) und die räumliche Gestaltung (Stuhlkreis, Sofa in der Mitte) wurde von Beginn bis zum Ende der Veranstaltung nicht mehr verändert. Der Raum mit dem roten Sofa wurde so immer wieder zum Gesprächsinhalt und zum beliebsten Ort des Camps.

Leider erlaubten nicht alle Räume die dialogorientierte Umgestaltung: Durch das Nutzen von Hörsälen waren die Bankreihen vorgegeben; die Frontalsituation war trotz Versuchen der Teilnehmer oftmals gegeben. Mit der räumlichen Gestaltung wird so offenbar ein Schema abgerufen, dass starken Einfluss auf die jeweilige Rolle der Beteiligten nimmt. Dies muss man aus meiner Sicht für weitere Veranstaltungen dieses Formats im Kopf behalten, da die prinzipielle Offenheit und die hierarchiearme Struktur zu den Grundprinzipien gehört.

Abseits von den Formatfragen fand ich den Austausch mit Mo, Ralf und Thomas über den Einsatz von Web-2.0-Tools in der Lehre sehr interessant. Noch immer scheint nämlich der Gebrauch von Tools alles andere als selbstverständlich und eine gewisse Kompetenz im Umgang etwa mit Blogs zu fehlen. Abgesehen davon haben wir die konkreten Bewertungsmöglichkeiten von Blogs diskutiert und inwieweit wir selbst Kriterien für das öffentliche Schreiben und Reflektieren vergeben. Auch hier scheint noch unklar zu sein, was der optimale Weg ist: Zu viele Vorgaben unterbinden das kreative Schreiben; mangelnde Kriterien können den Einstieg in das Schreiben vermasseln; welche Rolle spielt der „Besitz“ des Blogs? Dass der Lehrende gewisse Vorstellungen über Ziele des Werkzeugeinsatzes haben soll, darüber bestand Einigkeit – allerdings wiederum erstaunlich, dass wir nur solche Lehrende ausmachen konnten, die Web 2.0 in der Lehre einsetzen, wenn Web 2.0 auch Gegenstand in der Veranstaltung ist. Ich hätte so etwas vorab vermutet, aber in der Deutlichkeit nicht unbedingt erwartet. Bleibt also zu fragen: Wo sind diejenigen, die sich Web 2.0 auch in fachfremden Kontexten zueigen machen?

Interessant war zudem die Diskussion darüber, welche Rolle E-Portfolios heutzutage spielen können, und der Fokus, mit dem E-Portfolios auf dem EduCamp diskutiert wurden. So stand immer wieder das Bewerbungsportfolio im Vordergrund, anhanddessen sich Arbeitgeber ein Bild vom potenziellen Mitarbeiter machen könnten. Die Möglichkeiten, E-Portfolios für das Lernen einzusetzen und insbesondere prozessorientierte Fortschritt für den Lernenden (und den Lehrenden) zu dokumentieren, wurden als wichtig erkannt, aber teils auch als „durch“ empfunden. Es gäbe viele andere Werkzeuge, die ähnliche Funktionen erfüllen könnten. Mich begeistern solche Diskussionen gerade deshalb immer, weil sie dann entstehen, wenn der erste Hype eines Tools vorüber ist und es um konkrete Anwendungsszenarien bzw. um ihren nachhaltigen Einsatz als Bildungsinnovation geht.

Ein paar mehr Studierende auf dem EduCamp hätte ich mir noch gewünscht. Das will ich nicht unerwähnt lassen, denn so oft sprechen wir über Lernende und nicht mit ihnen. Hier gibt es mit Sicherheit noch Potenzial nach oben.

Inhaltliche Widersprüche und studentische Verhandlungstaktiken

Inzwischen laufen sie also, meine drei Seminare, und mit leichtem Schmunzeln blicke ich auf die einzelnen Kick-off-Veranstaltungen zurück. Denn zunächst einmal bin ich überrascht über die ganzen Ansprüche, die anhand der Titel und Beschreibungstexte in meine Lehrveranstaltungen projiziert werden: angefangen bei Aktualität, Praxisbezug über Fall- bzw. Problemorientierung bis hin zu Spaß. Gefühlt ein ganzes Sammelsurium an Erwartungen, mit denen Studierende offenbar Seminare besuchen – gepaart mit dem Zwang zum Punkteerwerb und entsprechenden Modulwünschen. Während ich die Erwartungen, die an Lehre gestellt werden, sehr spannend und hilfreich für die Einordnung der Anforderungen an mich finde, bringen mich Punkteerwerb und Modulverteilung regelmäßig zum Grinsen: Denn die studentischen Verhandlungstaktiken werden immer ausgereifter und sind ein Stück weit auch strategisch ausgeprägt (siehe hierzu auch Gabis Arbeitsbericht). Das führt dazu, dass so mancher nur noch zwei Punkte braucht und diese mit möglichst wenig Aufwand erreichen möchte. Aus meiner Sicht ein Widerspruch in sich, wenn man nochmals auf die Erwartungen an die Veranstaltung schaut: Denn Praxis- und Problemorientierung stehen in keinem Verhältnis zu zwei Punkten oder, um es plakativer zu machen, zwei Punkte entsprechen dem Workload eines Referats, nicht aber dem von Gruppenarbeit und Co. Wer sich also auf der einen Seite praxisnahe Veranstaltungen mit aktuellem Bezug und Teamarbeit wünscht, der kann auf der anderen Seite nicht erwarten, sich durch den bloßen Erwerb von zwei Leistungspunkten eben dieser zu entziehen zu können. Ein anderer Widerspruch ist regelmäßig die Frage nach dem, wie wissenschaftliches und praxisorientiertes Arbeiten miteinander in Punkten aufgewogen werden: Ist es gewissermaßen gleich anspruchsvoll, praxisorientierte Lösungen zu finden bzw. theoretisch-konzeptionelle Ausarbeitungen anzufertigen? Natürlich vergleicht man ein Stück weit Äpfel mit Birnen, will man aber beides ins Seminar integrieren, lassen sich insbesondere aufgrund der gemachten Erfahrungen und der von Studierenden verfassten Reflexionen in vorangegangenen Semestern sehr faire Lösungen finden. Manchmal würde ich mir echt wünschen, dass bei aller Verhandlungstaktik auch mal den Dozenten vertraut wird… 😉