„Vom E-Learning zur Digitalisierung – Mythen, Realitäten, Perspektiven“

… lautet der Titel von Band 76 der Reihe „Medien in der Wissenschaft“.

Der Hintergrund des Bandes ist schnell erzählt: So haben wir als Vorstand und Editorial Board der Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft (GMW) bereits im Jahr 2017 die Idee für gut befunden, einen Dialog der GMW-Community über „die“ Digitalisierung anzustoßen. Die Resonanz auf den zugehörigen Call for Papers war überwältigend, sodass wir zunächst sehr viele Einreichungen sichten mussten und nur etwa ein Drittel der Beitragsvorschläge zum Schreiben von Vollbeiträgen auffordern konnten. Im Anschluss sind sehr viele Beiträge entstanden und sie bilden meines Erachtens das Spektrum der Diskussionen um ‚Medien in der Wissenschaft‘ sehr gut ab; zugleich erinnern sie an Diskussionen, die über Jahre (wenn nicht gar Jahrzehnte) mit engem Bezug zur Lehre und Hochschulentwicklung insbesondere in der GMW geführt wurden. Entsprechend finden sich immer wieder Beiträge im Band, die an diese Diskussionen erinnern und sicherlich ihren Teil dazu beitragen, so manchen Mythos rund um die Digitalisierung klar zu benennen. Im Band finden sich des Weiteren einige empirische Beiträge, die als Realitäten Aufschluss über den Stand der Digitalisierung an Hochschulen geben oder diesbezügliche Facetten beleuchten. Werbung machen möchte ich in diesem Zusammenhang für unseren eigenen forschungsmethodischen Beitrag im Kontext des You(r) Study-Projekts (Aksoy et al., 2020). Perspektiven eröffnen schließlich jene Beiträge, die konzeptionelle Vorschläge für Studium und Lehre und/oder die Hochschule von morgen machen.

Quelle: Bauer, R., Hafer, J., Hofhues, S., Schiefner-Rohs, M., Thillosen, A., Volk, B., Wannemacher, K. (Hrsg.) (2020). Vom E-Learning zur Digitalisierung – Mythen, Realitäten, Perspektiven. Reihe Medien in der Wissenschaft (Band 76). Münster: Waxmann. (Download/Open Access)

Aufruf zur Beitragseinrichung: „Vom E-Learning zur Digitalisierung“

Eigentlich habe ich im zurückliegenden Jahr mein Vorstandsamt in der Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft (GMW) abgegeben. Doch hier freue ich mich sehr, dass ich das neue Buchprojekt von Vorstand und Editorial Board der GMW noch begleiten darf. So suchen wir nach euphorischen oder kritisch-konstruktiven Artikeln, nach theoretisch-konzeptionellen oder empirisch-praktischen Beiträgen, nach Mikroformaten und Schnipseln im Zusammenhang mit dem Oberthema „Vom E-Learning zur Digitalisierung – Mythen, Realitäten, Perspektiven“ (zum CfP). Das geplante Buch wird damit 10 Jahre nach der letzten Zwischenbilanz auf aktuelle Entwicklungen im E-Learning erscheinen. Es wird also dringend Zeit für einen reflektierten Blick auf das, was wir heute Digitalisierung nennen.

Teilnahme noch bis zum 3.12.2017 möglich: Befragung zur GMW-Buchreihe

Als eine meiner letzten Amtshandlungen – seit September bin ich nicht mehr Mitglied des Vorstands der GMW – haben Anne Thillosen und ich eine Befragung zur GMW-Buchreihe aufgesetzt. Die Befragung ist noch bis zum 3.12.2017 offen – wer noch nicht teilgenommen hat, kann dies kurzfristig nachholen: https://www.e-teaching.org/community/meinung/befragung-gmw-buchreihe An die vielen Teilnehmer*innen bis jetzt: Herzlichen Dank für die Mitwirkung!

Rückblick: #GMW16

Seit wann gehst Du schon auf die GMW?* Diese Frage hörte ich in diesem Jahr in Innsbruck öfter. Sie spiegelt sicherlich das, was in den letzten Jahren auch schon zu beobachten war: viele neue Personen auf der Tagung bei gleichzeitiger Themensetzung, die zwischen Trends und Altbekanntem liegt/lag. Denn in diesem Jahr ging es um das Thema Kooperation, also ein Thema, das seit Jahren im Bereich E-Learning diskutiert wird. Doch die gezeigten Kooperationsanlässe waren zumindest teilweise neu: So gab es durchaus kooperative Szenarien zu erkunden, die in dieser Form wahrscheinlich noch nicht umgesetzt wurden oder praktisch von Relevanz sind. Seltener, aber immerhin wurden auch methodische Aspekte angesprochen, wie man nämlich Hochschulentwicklung kooperativ (oder ich würde sagen: partizipativ) mit Medien betreibt oder welche Methoden und Medien sich zur Untersuchung von kooperativen Szenarien eignen.

Wir selbst, d.h. der GMW-Vorstand, haben in diesem Jahr einen Multistakeholder-Ansatz auf der Tagung eingebracht (zum Abstract). Wir wollten durch ein Beteiligungsformat u.a. zeigen, wie man sich auf Augenhöhe mit aktuellen Trends und medialen Entwicklungen mit allen hochschulischen Stakeholdern auseinandersetzen kann. Weil wir mit so vielen Teilnehmenden – trotz Voranmeldung – nicht gerechnet haben, mussten wir dann auch improvisieren, denn: Mehr als 16 Personen können im Edupad nicht gleichzeitig schreiben und das Dokument weiterentwickeln (zum Edupad „Megatrends“). Gleichwohl brauchten wir diese Sammlung von Themen und Interessenslagen der Teilnehmenden, um eben partizipativ vorzugehen. Für alle überraschend war die Sammlung selbst, also was aus einer Gruppe von Teilnehmenden als aktuelle mediale Megatrends wahrgenommen wird.

  • So betrachten wir mit Fokus auf die Forschung vor allem Möglichkeiten zur Lehr-Lernforschung, wobei sich hinter dem Begriff die Betrachtung von Learning Analytics und technischen Untersuchungs- und Adaptionsmöglichkeiten von Lernen/Lernerfolg versteckte.
  • Mit Fokus auf die Lehre ging es (was nicht ganz überraschte) um Adaption und Automatisierungsprozesse bei der Gestaltung von Lernszenarien. Diskutiert wurde kräftig über die Widersprüche zwischen Automatisierung hier und Individualisierung dort, wenn man darin die Extreme festmacht. Gefragt wurde nicht zuletzt nach Verbindungen zwischen formalen und informellen Lernprozessen, auch in Bezug auf die Hochschullehre. Aufgrund der Schwierigkeit des Begriffs – im Hochschulkontext wird man weniger von informellem Lernen als vom selbstgesteuerten Lernen sprechen – einigten wir uns dann auf die Betrachtung unterschiedlicher Kontexte, innerhalb derer mit Medien gelernt wird. Warum dort mit Medien gelernt werden könnte, wurde nicht weiter eruiert. Wohl aber wurde die (berechtigte) Frage aufgeworfen, was wir (Lehrende, Forschende, Verwaltungsmitarbeitende, …) von den Studierenden lernen könnten. Der Blick zu den studentischen Handlungspraktiken mit Medien lag nahe.
  • Im dritten Diskussionsbereich (Verwaltung) wurde das akademische Prüfen fokussiert. Hier drängen sich aus praktischer Perspektive auf die Umsetzung unterschiedlicher Assessment-Formen lauter Fragen auf, die nur teilweise mit den „richtigen“ Tools zu lösen sind. So kamen gerade in diesem Bereich auch Ressourcen-Fragen zur Sprache sowie Themen wie die Freiwilligkeit der Beteiligung an Prüfungen und die (Selbst-)Verantwortung der Beteiligung.

Es wäre sehr interessant gewesen, an dieser Stelle tiefer in die Diskussion einzudringen, doch nach 1,5 Stunden war dann bereits Schluss. Beats Fazit in Bezug auf den Workshop lautete daher: Mediale Megatrends oder die Digitalisierung eignen sich vor allem als Anlass, über hochschulische Strukturen nachzudenken.

Nicht vermeiden ließ sich, dass zeitgleich zum Workshop des GMW-Vorstands auch unser OEP-Workshop mit Claudia Bremer, Timo van Treeck und Kerstin Mayrberger stattfand (zum Abstract). Ich habe daher nur im Vorfeld an diesem Workshop mitwirken können und das Seminar „Gestaltung und Produktion digitalen Lernmaterials“ als Beispiel eingebracht (Informationen zum Seminar lassen sich auch digital abrufen). Das Seminar im zurückliegenden Sommersemester war für mich daher passend, weil hier eigentlich auf die Gestaltung von OER wert gelegt wurde, die Art und Weise der Beschäftigung aber m.E. zu offenen Bildungspraktiken führte bzw. führen konnte. So haben viele Studierende die Gelegenheit genutzt, ihre Materialien online zu stellen – und dies unter Berücksichtigung von medienrechtlichen Aspekten. Sie selbst beschreiben in ihren Reflexionen zum Seminar, dass sie vor allem aus der offenen Auseinandersetzung mit OER ihre eigenen Schlüsse gezogen haben und Verbindungen zu anderen Lerninhalten an der Universität herstellen konnten. Ältere Studierende nutzten den Rahmen, um auch über ihr Studium und dortige Lerngelegenheiten zu reflektieren.

Eine Diskussion, die ich im Workshop gerne geführt hätte, wäre die um Art und Umfang der offenen Bildungspraktiken gewesen, denn: Wo fangen diese eigentlich an? Wo hören diese auf? Und wie unterscheiden sich herkömmliche Seminare/Lehrveranstaltungen, die offen (in Bezug auf das Ende sowie die Lernprozesse) konzipiert sind, von OEP? Ich vermute, dass Claudia und Timo hier eine Antwort anbieten können, zumindest führten einige Elemente im Workshop auf genau solche Diskussionen hin.

Der erste Tag der GMW war zugleich auch der letzte Tag, an dem ich mich wirklich inhaltlich mit Themen auseinandergesetzt habe. Danach war ich durch meine Tätigkeiten in Vorstand und Editorial Board zumeist eingebunden: in Teamsitzungen und Treffen, in informelle Gespräche und das Begleiten von Sessions als Chair. Wahrgenommen habe ich Innsbruck aber als lebendigen Ort, wo viele Fragen offen, gemeinsam und zwischen den Disziplinen diskutiert wurden. Durch die Tagungsorganisation mittels Verein (FNMA) wurden auch allerhand Österreicher*innen zum Besuch der Veranstaltung motiviert. Entsprechend häufig kamen auch Österreich-bezogene Fragen zur Sprache, z.B. rund um die Entwicklung/Veränderung in der Lehrer*innenbildung. Trotz knapper Zeitfenster blicke ich persönlich auf eine schöne GMW zurück: auf einen wundervollen Tagungsort direkt am Inn (mit Blick auf die Nordkette), eine klasse Organisation (Danke!) und anregende Orte zum Denken und Verweilen. Vor allem die gelben Sessel hätten sicherlich viele von uns gerne mit nach Hause genommen.

* seit 2007.

Sommersemester und Sendepause

Mit dem Zurückdatieren von Beiträgen habe ich es nicht so. Aber eigentlich wäre es dafür an der Zeit, denn: Das Semesterende liegt inzwischen zwei Wochen zurück. Dennoch will ich an dieser Stelle eine kurze Notiz zum Sommersemester hinterlassen, war es doch für mich ein abwechslungsreiches zweites Semester in Köln. Gerade die Lehrveranstaltungen haben mich in diesem Semester herausgefordert. U.a. galt es, zwei komplexe inhaltliche Überlegungen ins Korsett einer semesterweisen Lehrveranstaltung zu gießen und zu planen. Herausgekommen sind eine problem- und eine forschungsorientierte Veranstaltung. Beide mit Fokus Medien, klar.

Die Seminare hätten unterschiedlicher kaum ausfallen können, da in der problemorientierten Variante primär offene Bildungsressourcen (OER) produziert werden sollten. Das Setting war entsprechend so angelegt, dass am Ende „etwas rauskommt“ (siehe OER-Blog). In der forschungsorientierten Veranstaltung ging es darum, eigenen Forschungsfragen innerhalb zweier (formaler und informeller) Kontexte nachzugehen (siehe Kontexte-Blog). Das Ende war hier, wenn man so will, offen: Natürlich kann ich Forschungsergebnisse nicht in gleicher Form vordefinieren, wie dies bei Medienprodukten der Fall ist. Dennoch haben beide Lehrveranstaltungen eine Gemeinsamkeit: Sie haben Studierende dazu angeregt, sich selbst Gedanken zu machen, ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen und ihre Ergebnisse selbst zusammenzustellen und schließlich zu präsentieren. Kein Wunder, dass es für viele Studierende im OER-Seminar als riesige Wertschätzung empfunden wurde, dass gleich sechs Jury-Mitglieder „für sie“ zu Gast waren. Dass mir solche Veranstaltungen mit anderen auch viel Spaß machen, sei nur nebenbei bemerkt. Ein großer Dank daher an alle Mitwirkenden.

Auch sonst laufen die Aktivitäten in Köln langsam an. Projekte und Projektvorhaben mehren sich genauso wie die internen Aufgaben. Aber das ist auch ganz normal, denn die „Schonfrist“ des ersten Semesters ist lange passé. Besonders freue ich mich daher, dass ich im Sommersemester viele weitere Kolleg*innen kennenlernen konnte und sich so manche Idee für Kooperationen ergeben hat – nicht zuletzt im Forschungskolloquium Medienpädagogik, das ich grandios fand und wo ich auf Weiterführung mit den Kolleg*innen der TH hoffe.

Ganz praktisch werde ich ab dem nächsten Semester an der Universität zu Köln u.a. die Online-Vorlesung Unterrichten übernehmen, die – unter mediendidaktischen Gesichtspunkten – einer dringenden Rekonzeption bedarf. Grund hierfür ist die Abschaffung der Anwesenheitspflicht in Köln/NRW, die massive Auswirkungen auf Prüfungen bzw. erlaubte Assessmentformen hat. Aktuell werden noch zwei Artikel finalisiert, bis ich dann endlich in die Sommerpause gehen darf.

Mit der GMW’16 melde ich mich Ende August aus Innsbruck zurück. Bis dahin habe ich (vielleicht ;-)) auch den Tagungsband gelesen.

OER-Workshop auf der #gmw15

In den letzten Jahren ist es Usus geworden, aktuelle Themen aus der hochschul- und mediendidaktischen Diskussion vorstandsseitig aufzugreifen und zum Gegenstand eines Workshops auf der Pre-Conference der GMW zu machen. Es dürfte daher nicht allzu sehr überraschen, dass der diesjährige Workshop die jüngste OER-Diskussion aufgreift und – so vermute ich – die (vorwiegend politische) Debatte um MOOCs im Hochschulbereich weiterführt.

Aus dem Inhalt des Workshops:
„In dem Workshop werden Erfolgsfaktoren und Hindernisse bei der Nutzung und Bereitstellung von OER wie z.B. Anreize und Nutzungspraktiken beleuchtet sowie Beispiele entsprechender Aktivitäten an Hochschulen vorgestellt und diskutiert. In Impulsreferaten erfolgt eine Beleuchtung relevanter Facetten von OER: Politische Rahmenbedingungen, die OER-Nutzung in anderen Bildungssektoren und die Situation an den Hochschulen selbst. Dabei wird auch die Frage nach einer Open-Content-Strategie für Hochschulen gestellt und in diesem Kontext die Rolle von Akteuren wie z.B. Bibliotheken und Multimedia-, Medien-, Rechen- und E-Learning-Zentren betrachtet.“

Der Workshop findet am 1.9.2015 von 9.00 Uhr bis 12.00 Uhr statt. Mitdenker_innen sind herzlich willkommen (auch vorbereitend oder nachträglich im digitalen Tagungsband)!

Quelle:
Bremer, C., Ebner, M., Hofhues, S., Köhler, T., Ließner, A., Lorenz, A. & Schmidt, M. (2015). Open Educational Resources und ihre Rolle an Hochschulen: Rahmenbedingungen für die Erzeugung, Bereitstellung und Nutzung. In N. Nistor & S. Schirlitz (Hrsg.), Digitale Medien und Interdisziplinarität. Herausforderungen, Erfahrungen, Perspektiven. Reihe Medien in der Wissenschaft (S. 291–294). Münster: Waxmann.

Rückblick: #gmw14

Auf die Jahrestagung der GMW zurückzublicken, hat über die Jahre an Tradition gewonnen. Dabei ist es mit den Jahren schwieriger geworden, die Essenzen aus der Tagung zu ziehen. Das liegt zum einen an der eigenen Eingebundenheit, zum anderen am Tagungsformat, das eher auf Austausch, denn auf persönlichen Wissenszuwachs angelegt ist. Insofern will ich nur drei Punkte der letzten GMW in Zürich herausgreifen, die ich rückblickend fest erinnere und zugleich zum Weiterdenken nutze(n werde).

Dass die Lern- und Bildungsräume hierbei (1) eine große Rolle spielen, ist nicht weiter verwunderlich. Immerhin gehört die Auseinandersetzung mit (medialen) Bildungsräumen seit einigen Jahren fest zu meinem wissenschaftlichen und praktischen Arbeitsalltag dazu – mit allen Quer- und Schieflagen, die sich infolge falsch verstandener Begriffe oder Konzepte ergeben (so hält sich beständig der Glaube an den virtuellen Raum. Oh je!). Insofern fand ich sowohl die Keynotes (verfügbar auf dem Youtube-Channel der PH Zürich) als auch die weiteren Vorträge und Angebote, die sich explizit „den Räumen“ widmeten, spannend und hilfreich zur Schärfung der (medien-)didaktischen Diskussion über Raumbegriffe und -konzepte. Und damit meine ich vor allem die angeregte Diskussion mit einigen (wenigen) Tagungsteilnehmenden darüber, ob und inwieweit die Raummetapher in „unseren“ Kontexten überhaupt brauchbar ist und inwiefern Anleihen bei anderen Fächern oder in anderen Traditionen genommen werden können. Immerhin ist die Diskussion über Lern- und Bildungsräume nicht neu, sondern hat Ursprünge in Medien- und Bildungstheorie sowie in der Raumsoziologie, die allerdings weitestgehend eine etwas andere inhaltliche Ausprägung denn eine bildungssoziologische genommen hat (Stichworte: Stadtplanung, Architektur, Gestaltung). Um es vorweg zu nehmen: Zu einem Ergebnis sind wir in den Gesprächen nicht gekommen, wohl aber zu einem leicht differenzierteren Gebrauch der Begriffe im Verlauf der Tagung selbst.

Entsprechend zurückhaltend wurden in diesem Jahr (2) auch die MOOCs bearbeitet, die 2013 in Frankfurt noch zum Hype-Thema schlechthin gehörten und bei denen man nicht müde wurde, von vielfältigen Bildungspotenzialen ganz im Sinne neuer (virtueller) Bildungsräume zu sprechen. Dass MOOCs in diesem Jahr eher als ein Format (unter vielen) besprochen wurden und sich damit eine gewisse Entspanntheit gegenüber dem Hype eingestellt hat, war schon länger zu erwarten und ist angenehm. Mehr noch: MOOCs reihen sich in der fachwissenschaftlichen wie auch in der praktischen Diskussion in die Reihe unterschiedlicher didaktischer Angebote ein.

Mit dem Tagungsformat ging in diesem Jahr zudem (3) eine Social-Reading-Variante einher, die Eingeweihte bereits vom Buch „Wiki-Weg des Lernens“ (hsrg. von Michele Notari und Beat Döbeli Honegger) kannten und die erstmals auch für den Tagungsband der GMW genutzt wurde. So sollte der Tagungsband nicht mehr nur als PDF verfügbar sein, sondern es sollte möglich werden, im Vorfeld der Tagung an der Diskussion zu einzelnen Artikeln teilzuhaben – bis hin dazu, auf Vorträge vor Ort einzuwirken (ob „flipped“ oder nicht, spielte dabei keine Rolle – vgl. meinen früheren Blogpost dazu). Dass sich nun infolge dieser Darstellungsform die seit ein paar Jahren geführte Diskussion über den Tagungsband neu färbt, ist äußerst interessant (und zwar für das wissenschaftliche Publizieren generell): Während nämlich in den letzten Jahren die Forderung eher in Richtung einer frühen Verfügbarkeit von Inhalten ging, wandelte sich die Forderung auf der GMW’14 dahingehend, dass eine erste Fassung vor der Tagung erreichbar, die finale Fassung aber erst nach der Tagung vorliegen sollte, um bspw. Kritik und Anmerkungen von Teilnehmenden bzw. der Community noch einzubauen. Ich denke, man muss nicht groß unken, wie praktikabel solche Ideen für den wissenschaftlichen Alltag aktuell tatsächlich sind. Dennoch finde ich es wichtig, sie zu explizieren und zuzulassen, sie in den unterschiedlichen Ausprägungen einmal zu denken.

So ist die Nachphase einer Tagung immer auch eine Vorphase zur nächsten GMW, die mich durch das Vorstandsamt sicherlich wieder beanspruchen wird, aber anders als sonst, denn: Ab sofort verstärkt uns Andrea Lißner im Vorstand für die Nachwuchsarbeit. Darüber freue ich mich ganz besonders, da ich so „mein“ Thema in guten Händen weiß, und mich zugleich verstärkt dem Editorial Board und Fragen des wissenschaftlichen Publizierens widmen kann, für die ich bereits letztes Jahr (eigentlich) gewählt wurde.

Präsentieren, kommentieren, länger diskutieren #gmw14

Noch vor zwei Jahren in Wien hatten wir die umfassende Diskussion darüber, ob der Tagungsband zur Jahrestagung der Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft (GMW) im Vorfeld der Veranstaltung online zur Verfügung stehen sollte. Es gab sogar eine größere Session im BarCamp-Format, die sich mit dem Für und Wider eines vorab verfügbaren Tagungsbands auseinander gesetzt hat (siehe Video-Dokumentation). Ein Jahr später gehörte es dann zum guten Ton dazu, den Tagungsband im Vorfeld der GMW’13 zu erhalten – mit der Option, sich als Tagungsbesucher mit den Texten vorab auseinandersetzen. In diesem Jahr bestand schließlich die Möglichkeit, Konferenzbeiträge gleich im „flipped conference“-Format einzureichen und damit anzukündigen, dass diese Einreichungen eine Vorab-Beschäftigung mit dem eingereichten Text zur Voraussetzung haben. Entsprechend stand und steht nicht nur der Tagungsband frühzeitig online zur Verfügung, sondern es gibt auch die Chance, Beiträge – und zwar nicht nur die Beiträge für das „flipped“-Format – zu kommentieren (zum kommentierbaren Tagungsband). Hier interessieren und beteiligen sich nun schon die ersten – und möglicherweise tut sich bis zur Tagung in der kommenden Woche noch mehr bei der Online-Diskussion. In jedem Fall würde ich sowohl der Community als auch den Tagungsausrichtenden eine aktive Beteiligung vor und nach der Konferenz wünschen, die im Bereich des digitalen wissenschaftlichen Publizierens m.E. den logischen nächsten Schritt mitgegangen sind, ihn aber noch für sich nutzen/begreifen müssen.

CfP: GMW’14

Die Frage nach dem Raum ist eine ältere pädagogische, (bildungs-)soziologische, aber auch architektonische und sie berührt mehr oder weniger explizit die Gestaltung von Lehren und Lernen an der Hochschule. Der Raum-Begriff wurde mit dem Aufkommen digitaler Medien und in der Unterscheidung realer und virtueller Räume allerdings recht strapaziert. Dies führte dazu, dass man sich hochschul- und insbesondere mediendidaktisch von den Dichotomien eher verabschiedete, als diese weiter zu verfolgen. Erst in letzter Zeit nehme ich aber wahr, dass ältere Überlegungen um den (Bildungs-)Raum in hochschul- und mediendidaktischen Diskursen an Stellenwert (zurück-) gewinnen. Umso mehr freue ich mich darüber, dass die kommende Jahrestagung der Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft (GMW) an der Pädagogischen Hochschule (PH) Zürich unter dem Motto „Lernräume gestalten“ steht und damit ältere und neuere Diskurse sowie disziplinäre, trans- und interdisziplinäre Zugänge zu Bildung, Medien und Räumen zulässt und fokussiert. Besonders interessant finde ich die „Zwischenräume“, wie es im Call for Papers heißt:

„Bei der Diskussion um Räume geht es auch um Zwischenräume, um Grenzen und deren Überschreitungen, sowie gleichsam um Räume der Unbestimmtheit. Hier geht es z.B. um Fragen nach den Übergängen von Innen nach Außen, von traditionell-konservativ zu innovativ-progressiv, von analog zu digital, von makro zu mikro, von (Hoch-) Schule zu Beruf oder von Schule zu Hochschule usw. Denkbar sind hier beispielsweise Fragen nach den Brüchen in den mediatisierten Lernmustern beim Übergang von Zuhause in die (Hoch-)Schule oder das Hinterfragen tradierter Konferenzformen durch Un-Konferenz-Aktivitäten.“

Hoffentlich nutzen viele diesen spannenden Call for Papers oder bringen sich anderweitig auf der Veranstaltung ein. Als Mitglied des Steering Committees freue mich schon jetzt auf die Einreichungen und das Programm.

Von Rothemdchen, Vielfalt und offenen Lernumgebungen: (m)ein Rückblick auf die #gmw13

Wenn die Jahrestagung der Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft (GMW) in einer Massen- und Pendleruniversität und zugleich einer Kreativhochburg des deutschsprachigen E-Learnings stattfindet, sind die Erwartungen hoch: hinsichtlich der anzutreffenden Themen „zwischen Vision und Alltag“, hinsichtlich eines breiten Spektrums zwischen Theorie, Empirie und Praxis sowie hinsichtlich der wie selbstverständlich integrierten Tagungsformate.

Greift man das Tagungsmotto „E-Learning zwischen Vision und Alltag“ auf, schlugen sich viele der eingereichten Beiträge auf die Seite des Alltags, insbesondere die Texte, die sich dem Einsatz von digitalen Werkzeugen für Lehre und Forschung widmeten. Neu und aus meiner Sicht positiv war, dass auf der diesjährigen Tagung erstmals die Lehrer(aus)bildung recht präsent war, in eigenen Tracks sowie in Workshops (siehe unten). Desweiteren wurde die Zukunft u.a. von Larry Johnson skizziert, Verantwortlicher für den Horizon „Trend“ Report im New Media Consortium, oder von Lorna Hughes, die die Frage nach der Bedeutung von Content für das Lernen aus bibliothekarischer Sicht aufwarf. Auch die weiteren Keynote-Lectures oder eingeladenen Beiträge deuteten Richtungswechsel an, etwa Rolf Schulmeister in Richtung unglücklicher Evaluationen im Hochschulalltag oder Marc Rittberger in Richtung wachsender Bedeutung von Open Content (am Beispiel Pedocs). Ob und inwieweit alle Beiträge unter das Tagungsmotto zu integrieren waren, blieb den Gesprächen in den Kaffeepausen vorbehalten; mein Eindruck war, dass viele relevante Themen angeschnitten wurden, die einer persönlichen Bewertung bedürfen: Denken wir nur an das angemessene Verhältnis von Technologie und Didaktik, an die Machbarkeit empirischer Studien im Hochschulkontext, das Interesse am und die Notwendigkeit eines Lernen(s) mit Medien usw. Ein wenig gesucht habe ich nach den Visionen des E-Learnings, die durch die bearbeiteten Frage- und Problemstellungen mitunter durchschienen, aber expliziter sein könnten: So habe ich Gespräche im Ohr, die endlich für den Fokus auf das Lernen, weniger auf das „E“ plädierten (und mich an den Beitrag von Gudrun Bachmann et al. aus dem Jahr 2009 erinnerten). Auch hatte ich den Eindruck, dass immer mehr Personen Interesse daran haben, mit ihren didaktischen Konzeptionen auch Lücken zu schließen. Während viele Angebote auf den Anwendungsbereich von digitalen Werkzeugen fokussieren, könnten sowohl Herausforderungen informationstechnischer Grundbildung als auch (sozial-)pädagogische Fragen stärker als bisher bearbeitet werden. Ein ähnliches Plädoyer hatte ich im Frühjahr in Paderborn abgegeben und stehe immer noch dahinter: Eine Fokussierung auf das Medium als Werkzeug ist aus meiner Sicht auf Medien an der Hochschule zu wenig.

Diese Leerstellen konnten allerdings erst sichtbar werden dadurch, dass die Tagung eine Vielfalt an disziplinären Zugängen und eine bunte Mischung aus eher wissenschaftlichen und eher reflektierten Praxisbeiträgen angeboten hat. Hierin lag und liegt sicherlich eine Stärke der GMW, dass theoretische Fragen nicht nur empirisch untersucht werden, sondern auch in praktische Umsetzungen münden – oder umgekehrt, denn es liegt in der Natur der Sache, dass man mitunter „bottom-up“ zur Konzeption kommt. Entsprechend sinnvoll ist daher eine Integration von Lang- und Kurzbeiträgen innerhalb eines Tracks, sofern sie sich an ähnlichen Aspekten reiben. Auch die Vielfalt disziplinärer Zugänge hilft, einzelne Projekte besser bewerten zu können: So war es für mich bspw. sehr interessant einen Track zu moderieren, der sich der Studieneingangsphase widmete und Lösungen aus hochschul- und mediendidaktischer sowie aus technischer und Kommunikationssicht angeboten hat. Durch die bloße Struktur des Tagungsprogramms werden Theorie und Praxis ins Verhältnis gesetzt, indem nämlich Phänomene aus unterschiedlichen Blickrichtungen betrachtet und mitunter „geerdet“ werden. Inwiefern die Gestaltung und Entwicklung von Lernumgebungen dabei bereits Forschung ist, wurde kontrovers diskutiert und insbesondere von den Vortragenden selbst als Implementierung, Umsetzung oder Praxis skizziert. Diese eher forschungsmethodologischen Leerstellen wurden daher genauso sichtbar.

Das Interesse an Leerstellen führte auch dazu, dass ich zusammen mit Mandy Rohs, Claudia Bremer und Marc Egloffstein einen Workshop zu Konzeptionen und Förderansätzen von Medienkompetenzen in der Lehrpersonenbildung angeboten habe (zu den Folien). Der Workshop fand bereits am Preconference-Tag der GMW13 statt und zog weitaus mehr Interessent/inn/en an als gedacht. Um die 20 Teilnehmenden hatten Lust darauf, sich mit uns dem Thema zu widmen – und praktisch tätig zu werden, denn aus der Workshop-Ausschreibung ging hervor, dass wir ein partizipatives, produktorientiertes Format zur Umsetzung gewählt hatten. Das Format griff dabei eine lehrveranstaltungsbezogene Konzeption aus dem Jahr 2010 auf (Credits to all involved@vitamin b!) und konnte als erprobt gelten – was hilfreich ist, wenn man sich auf die Dynamiken gemeinsamer Medienproduktion innerhalb eines Workshoptages (bzw. 2×3 Stunden) einlässt. Rückblickend sehr interessant ist, dass im Workshop selbst gewählte Themen ohne größere Schwierigkeiten bearbeitet wurden, im Gegenteil: Am Ende blickten wir auf lösungs- und zielgruppenorientierte Texte, die für unsere Pixi-ähnliche Publikation auch weiter verwendet werden können. Auch die Konzeptionen und Förderansätze von Medienkompetenzen kamen zur Sprache, aber vielmehr nebenbei als ausdrücklich: durch die Reflexion eigenen Lehrhandelns, durch die Unterscheidung zwischen Schule, Hochschule und Weiterbildung sowie durch die eigenen Schul- und Medienerfahrungen, die vielen Texten schließlich zugrunde lagen. Große Irritation löste allerdings das gewählte Workshop-Format aus, das ein Einlassen auf die offene Lernumgebung von Anfang an von Nöten machte. So war das Feedback der Anwesenden nicht anders als in der Lehre, wo offene Konzepte häufig Spaß machen und unerwartet kreative Ergebnisse hervorbringen, aber anstrengend sind und die Verantwortung für das Lernen in Teilen in die Hände der Lernenden legt.

Die beiden anderen Workshops, in die ich zentral involviert war, waren in anderer Hinsicht spannend. Sie griffen beide ein Trendthema auf – einmal mit den MOOCs und einmal mit dem Service Learning – und versuchten sich beiden Themen sukzessive zu nähern. Der MOOC-Workshop war klassisch mit vier Thementischen organisiert, die von Ulf-Daniel Ehlers, Claudia Bremer, Rolf Schulmeister und mir geleitet wurden. Durch die unterschiedlichen Sichtweisen auf MOOCs wurde sicherlich nochmals das breite Spektrum der Diskussion deutlich, ohne dies in der Kürze der Zeit abschließend zu bearbeiten (zu meinen Folien). Eigentlich fing die Diskussion nach dem Workshop erst richtig an. Anders als bei MOOCs, wo durch die Berichterstattung über deren Integration in den USA bereits hohe Vorkenntnis und teils auch eigene Erfahrungen vorhanden sind, ist das pädagogische Konzept des Service Learnings beinahe unbekannt. Letzteres hat mich in Teilen überrascht, da hier ähnliche öffentliche Aufmerksamkeit über Förderlinien und Berichterstattung vorliegt. Allerdings wird der Konnex zu „den Medien“ nicht gleich deutlich, wie Philip Meyer in meiner Doppelsession mit Holger Kubinski und Manuel Yasli nochmals am Beispiel der Augsburger Service Learning-Initiative zeigte. Unsere Doppelsession war daher stärker in zwei Teile geteilt als gedacht: In der ersten Session mussten nochmals Grundlagen erarbeitet werden und es wurde intensiv diskutiert, was Service Learning eigentlich sei. Ob es sich um alten Wein in neuen (us-amerikanischen) Schläuchen handelt und wer eigentlich mit wem kooperiert? Und welche Rolle spielen Unternehmen beim Service Learning, passt eine Kooperation mit ihnen zum Service-Charakter des (sozial-)pädagogischen Konzepts? Im zweiten Teil konnten wir uns mehr den Rahmenbedingungen widmen, die für Service Learning mit Medien an Hochschulen bestehen sollten (zu den Folien). Ganz interessant daran war, dass man sich rasch vom pädagogischen Konzept löste und Fragen der Hochschuldidaktik/-entwicklung zuwandte. Es wurde nochmals über das Wesen von Projekten gesprochen, über die Bedeutung von (medialer) Infrastruktur, zentrale Ansprechpartner/inn/en und Nachhaltigkeit – Aspekte, die man auch mit anderen pädagogischen Konzepten in Verbindung bringen kann und sich bspw. in Publikationen zum E-Learning seit Jahren finden (z.B. in den SCIL-Arbeitsberichten). Leider war die Doppelsession mit der Feststellung gewisser Ähnlichkeiten beendet – eine Herausforderung, die sicherlich im offenen Barcamp-Format liegt: Hier werden neue(re) Themen eher angerissen als geklärt. Doch hat auch die Initiative „EduCamp meets GMW“ auf der diesjährigen Tagung ihren Platz in der Mitte der Tagung gefunden.

Mit drei Workshops, der Co-Moderation „EduCamp meets GMW“ und der Vorstandstätigkeit war ich auf der GMW13 in vielerlei Hinsicht involviert, habe aber anders als in den letzten Jahren viel von der Tagung mitbekommen. Das mag mit eigenen Routinen zusammenhängen, sicherlich aber auch mit der fantastischen Tagungsorganisation. Speziell an den „Rothemd(ch)en“, wie Claudia Bremer und Detlef Krömker ihre Mitarbeitenden tauften, kam niemand vorbei. Sie waren präsent, zuvorkommend und hilfsbereit und haben viele Wege für die Involvierten abgenommen. Dafür abschließend ein ganz herzlicher Dank! Da ich selbst mit Studierenden aus Heidelberg angereist war und auch sonst den Eindruck hatte, die GMW hätte sich verjüngt, fühlte ich mich in Frankfurt vielfach an meine erste GMW-Tagung in Hamburg 2007 erinnert. Ich konnte noch gut nachvollziehen, wie es ist, sich erstmals auf einer Konferenz zurecht zu finden, die Personen und Meinungen für sich sortieren zu müssen und das tolle Rahmenprogramm genießen zu wollen. Letzteres fand seinen Höhepunkt beim Conference Dinner im Deutschen Filmmuseum Frankfurt – an einem Ort, den man den E-Learnern gar nicht zutrauen würde und nicht zuletzt deswegen sehr angenommen wurde. Ich blicke zurück auf eine gelungene GMW13 und freue mich auf ein Wiedersehen an der PH Zürich im Jahr 2014.