CfP zum Thema „Studentische Partizipation“

Die Zeitschrift für Hochschulentwicklung (ZfHE) macht sich mit einem Special Issue bis zum 27.05.2024 auf die Suche nach theoriegeleiteten und empirisch-praktischen Beiträgen zum Thema „Studentische Partizipation“. Aufgrund enger thematischer Bezüge zu Fragestellungen von Digitalisierung und Hochschulbildung freuen sich die Herausgebenden (Peter Tremp, Mandy Schiefner-Rohs und ich ;-)) über die Beteiligung am Call for Papers, sei es aus Perspektiven von Erziehungswissenschaft und Medienpädagogik oder sei es mit interdisziplinärem Bezug. 

Mehr Informationen finden sich unter folgendem Link: https://www.zfhe.at/index.php/zfhe/announcement/view/121 

What’s on? Revue einer Forschungsreise 

Eine wunderbare Zeit in Sydney, Melbourne und Canberra liegt hinter mir. Viele Eindrücke muss ich noch verarbeiten, Vieles werde ich auch vermissen. 

Den Austausch mit vielen interessanten Personen aus Universität, Schule und Gesellschaft zähle ich definitiv dazu – ebenso wie den sehr guten Kaffee, der sich an jeder Ecke findet. So haben sich meine Cappuccino-Gewohnheiten auch schnell in Richtung des Flat White entwickelt. Man könnte eine ganze Wissenschaft daraus machen, was das eine und was das andere ist. Chocolate on top scheint nach ein bisschen research Kern zu sein. Research betreibe ich aber natürlich anderweitig. So habe ich in meinem zurückliegenden Blog-Beitrag bereits formuliert, dass sich Hochschulbildung in Australien ausgeprägt an Studierenden ausrichtet, in dem Sinne also besonders Studierenden-orientiert oder mehr noch student-centered ist. Allerdings gehört zu dieser Beobachtung stets auch der Kontext, der in vielen Schriften über (bspw.) student-centered learning kaum Erwähnung findet. Er ist scheinbar selbstverständlich geworden, womöglich common sense. Dabei führt er auch einen impliziten Kern mit: dass nämlich das Lehren für australische Universitäten im Fokus und Forschung ihr nachgelagert ist. Lehre darf sogar fun machen und research wird von Studierenden erst aufbauend studiert.

Im Vergleich klingt das Ganze, stark vereinfacht, nach einer Ökonomisierungsstrategie der Hochschulen; mit Blick auf das Wissenschafts- und Bildungssystem und auch aus Sicht von Studierenden mag es weitere Plausibilisierungen geben. Eine davon ist allerdings wiederum das liebe Geld, im Sinne von Voraussetzungen für die Aufnahme eines Studiums, denn: Studieren ist in Australien (wie im gesamten angelsächsischen Raum) sehr teuer. 

In diesem Zusammenhang lassen sich viele weitere Facetten beobachten, die sich als Rahmenbedingungen auf Studier-Gewohnheiten auswirken. Nennen möchte ich sozio-ökonomische Aspekte wie die rental crisis, die sich in Deutschland gleichermaßen zeigt, auf die es derzeit aber noch keine ernsthaften Antworten gibt. Stadt-Land-Differenzen lassen sich nicht immer so klar ausmachen, wie man angesichts der enormen Distanzen meinen könnte, sodass sich auch vor diesem Hintergrund der genauere Blick auf Studierende selbst als zuträglich erweist. So finden sich viele learning spaces, die es vor Ort und/oder online erlauben, dass Studierende in ihrem Tempo lernen. Hybride Formen gehören zur Selbstverständlichkeit und es könnte zu den zentralen Übersetzungsproblemen und damit Missverständnissen gehören, dass diese der Selbstorganisation überlassen würden. So konnte ich in unterschiedlichen Lehrformaten ein professionalisiertes Unterstützungssystem ausmachen, wozu insbesondere gehört, dass (Senior) Lecturer Tutorien übernehmen, nicht studentische Mitarbeitende. Auch student engagement hat sich institutionalisiert. Durch formalisierte Beteiligungstrukturen sind Studierende als student body sogar viel mächtiger, als man meinen könnte. Formen von Beteiligung wurden somit in die unternehmerische Hochschule überführt. Lange Zeit habe ich mit Sorge auf diese Tendenz in Deutschland geblickt, was also aus studentischen Ehrenämtern werden wird, wenn die allgemeine Engagement-Bereitschaft zunehmend zurückgeht und sich Universitäten entlang von Umwelterwartungen weiter und immer weiter transformieren. Die hiesigen Erfahrungen zeigen mir, dass es im unternehmerischen Modell auch Perspektiven für Engagement geben kann und dass die chronische Unterfinanzierung deutscher Hochschulen nicht ständig (z. B. durch Ehrenamt oder Überstunden) kompensiert werden muss. Über die Ikonographie gesponserter Gebäude muss ich noch genauer nachdenken. 

Mit Blick auf das Thema meiner Reise – Normativitäten des Studierens – nehme ich also viel mit, wenngleich sich meine Eindrücke erst langsam „setzen“. Ich bin also nicht mehr ständig damit befasst, nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden zu Deutschland zu suchen. Mein Interesse gilt sukzessive mehr dem Eigenen des hiesigen Bildungs- und Wissenschaftssystems. Und genau dieses Eigene ist halt eigen und verleiht dem Studium einen eigenen Sinn. Es bringt mich persönlich dazu, genauer auf die Standpunkte zu blicken, von denen aus Hochschulbildung jeweils gedacht wird. Wenn sich Universitäten offensichtlich noch im Übergang befinden, sich also sprichwörtlich zwischen den Stühlen ihrer eigenen Organisation wiederfinden, welche Ambivalenzen lässt womöglich genau dieser Status inbetween aufscheinen?

G’day from Australia! Eindrücke einer Forschungsreise

Es sind die Kleinigkeiten, die meine Forschungsreise nach Australien bisher besonders machen. Diese kurzen Momente und Situationen, in denen ich ins Gespräch komme mit vielen tollen Menschen. Gespräche, die sich um Dieses und Jenes drehen. Wie man z. B. den Bus in Sydney bezahlen soll, wenn es nirgends Ticketautomaten gibt. Umgekehrt aber auch, wie der ÖPNV in Melbourne funktioniert: Schon einen Bundesstaat weiter läuft das nämlich ganz anders. Die Bereitschaft, mir in all diesen Lebenslagen zu helfen, ist unglaublich. Sie ist proaktiv und sie lädt ein. Immer freundlich geht es auch im Zug zu, wenn hot meals stets nur zu festen Zeiten serviert werden und gemeinsam lange Distanzen ohne Internet überwunden werden müssenVielleicht zieht sich auch deswegen durch alle Gespräche, was eigentlich eine Fernuniversität ist. In Australien sei alles „fern“. Kein Wunder, dass hier online teaching zum Standardprogramm gehört, mindestens for the countrysides und long before COVID. Open Universities jedoch nicht, Lehre ist eine „cash cow“, wie sie mir erzählen. Vieles, wenngleich nicht alles, wird daher zugunsten eines erfolgreichen Studienabschlusses unternommen. Ein ganzes Unterstützungssystem hat sich ergeben, meistens sogar innerhalb der Hochschulen etabliert. Inwieweit sich die Standpunkte, von denen aus Studium gedacht wird, von denen in Deutschland unterscheiden? Well, der Fokus liegt auf Beruflichkeit. Und es zeigen sich viele Ähnlichkeiten aufgrund externer Reformen und einer zunehmend studierendenzentrierten Governance in den allermeisten Hochschulen. 

Rund um(s) Studieren

In diesen Tagen erscheinen insgesamt drei Artikel, die sich mit unterschiedlichen Fragen des Studierens befassen, beispielsweise mit Fragestellungen rund um Universität und Hochschule und der Gewordenheit von Hochschullehre, aber auch mit Studierenden selbst. So schaue ich mit diesen Beiträgen auf bestehende empirische Ergebnisse und schließe daran theoretische Überlegungen an, die mich auch in meinem Forschungssemester unter dem Titel „Normativitäten des Studierens“ weiter beschäftigen werden. Dazu an anderer Stelle mehr.

Der erste Beitrag, der dieser Tage erscheint, stellt Kernergebnisse meines Parallelvortrags im Kontext des zurückliegenden DGfE-Kongresses 2022 zusammen und befasst sich mit den Ordnungen des Felds Digitalisierung und Hochschulbildung. Der Artikel nimmt den Ausgang bei empirischen Ergebnissen insbesondere des You(r) Study-Projektes und lotet ausgehend davon aus, wie sich das Feld Digitalisierung und Hochschulbildung darstellt. Auch daher komme ich in diesem Beitrag nicht umhin, mit Rekurs auf die Arbeiten Ulrich Becks auf machtförmige Konstellationen zwischen (Erziehungs-)Wissenschaft und (Bildungs-)Politik zu verweisen. 

Hofhues, S. (2023a). Digitalisierung und Hochschulbildung. Ordnungen eines Felds unter Pandemie-Bedingungen. In A. Heinemann, Y. Karakaşoğlu, T. Linnemann, N. Rose & T. Sturm (Hrsg.), Ent|grenz|ungen. Beiträge zum 28. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (S. 111-124). Leverkusen: Barbara Budrich.

Ein zweiter Beitrag knüpft an den Möglichkeiten an, die durch Digitalisierung für eine hybride Lehre gegeben sind, Universitäten und Hochschulen aber vor allem eins zeigt: ihre chronische Unterfinanzierung. Käme es Studierenden nämlich aus ihrer Sicht auf ihr Studium entgegen, Lehrangebote in Form von Tracks zu organisieren, scheinen genau hier Grenzen organisierter Hochschulbildung auf. Inwieweit damit Fragestellungen rund um den aktuellen Diskurs zwischen Hochschul- und Wissenschaftsdidaktik berührt werden, ist meiner Einschätzung nach auch im Kontext des ‚Doings‘ noch näher zu diskutieren und kann im Band „Wissenschaftsdidaktik III“ (herausgegeben von Gabi Reinmann und Rüdiger Rhein) näher nachgelesen werden.

Hofhues, S. (2023b). Studieren in der Gegenwart: Kulminationspunkte von Hochschul- und Wissenschaftsdidaktik im Vollzug. In G. Reinmann & R. Rhein (Hrsg.), Wissenschaftsdidaktik III. Perspektiven (S. 33-51). Bielefeld: transcript.

Mein dritter Beitrag reflektiert die Möglichkeit einer erziehungswissenschaftlichen Digitalisierungsforschung und erscheint pünktlich zur nahenden Jahrestagung des Hagener Forschungsschwerpunkts ‚Digitale Kultur‘ (herausgegeben von Thomas Bedorf und Peter Risthaus). Mit der methodologischen Setzung im Beitragstitel verhandele ich somit insbesondere den Aspekt der Erträge einer Digital Science oder Data Science für eine (kritische) Erziehungswissenschaft. Um Digitalität zu verstehen, so meine im Beitrag verfolgte These, müsste es – im Anschluss an Arbeiten zur erziehungswissenschaftlichen Medienforschung – eine erziehungswissenschaftliche Digitalisierungsforschung geben. Anhand unterschiedlicher empirischer Beispiele zeige ich konkrete Anknüpfungspunkte zu weiterer Erforschung auf.

Hofhues, S. (2023c/im Erscheinen). Zugänge des Verstehens: Konturen erziehungswissenschaftlicher Digitalisierungsforschung. In Th. Bedorf & P. Risthaus (Hrsg.), Digitale Hermeneutik. Reihe „Digitale Kulturen“. Hagen: h.u.p. (weitere Daten noch nicht bekannt.)

Studentische Partizipation

So früh habe ich vermutlich noch nie einen Call for Papers (mit) auf den Weg gebracht – und nicht zuletzt deswegen hoffe ich darauf, dass die viele Zeit, die nun interessierten Beitragenden zur Verfügung stehen wird, möglichst auch zu vielen Einreichungen führen wird 😆.

ZfHE 19/3 | Studentische Partizipation (hrsg. von Peter Tremp, Mandy Schiefner-Rohs und mir) | Aus dem Themenschwerpunkt:

„In seinen „Empfehlungen für eine zukunftsfähige Ausgestaltung von Studium und Lehre“ plädiert der deutsche Wissenschaftsrat u. a. für „Austausch- und Partizipationsformate für eine aktive Mitgestaltung“ (S. 49). Studierende „sollten als verantwortungsvolle Mitgestalterinnen und Mitgestalter ihrer Lernprozesse in die Planung und Qualitätsbewertung von Studienangeboten eingebunden werden und sich auch aktiv daran beteiligen“ (S. 50). Notwendig dafür sei beispielsweise, strukturelle Hürden für studentisches Engagement abzubauen oder gezielt über die Möglichkeiten und über den Mehrwert des studentischen Engagements zu informieren (S. 51–52). Partizipation, so gesehen, würde sich heute vor allem auf Aspekte der Mitgestaltung von Lehre beziehen. Dies wiederum erinnert vor allem an den lateinischen Begriff der universitas magistrorum et scholarium, an das Bild der Universitas als Gemeinschaft der Lehrenden und Studierenden, also an die vorneuzeitliche, sich selbst verwaltende Gemeinschaft von Lehrenden und Scholaren. Und es erinnert beispielsweise an Diskussionen und Aushandlungsprozesse der Hochschulreformen in den 1960er- bzw. 1970er-Jahren. Und nicht zuletzt präsentiert „Aktive Mitgestaltung“ ein Konzept, das in zentralen Punkten der heute oft bemühten Metapher der „Studierenden als Kund:innen“ und der Lehre als Dienstleistung entgegentritt und in der englischsprachigen Diskussion im Postulat „Students as partners“ zusammengefasst wird. So verstandene Partizipation an Bildung und Hochschule, aber auch am Studium selbst rückt aktuell wieder mehr ins Bewusstsein: Gegenwärtige gesellschaftliche Entwicklungen (z. B. die Corona-Krise, Care-/Arbeits-Verpflichtungen) führen beispielsweise vor Augen, dass studentische Partizipation voraussetzungsvoll ist, wenn Interaktionen ausbleiben, wenn Studierende vermehrt zu Hause leben und/oder an Universität und Hochschule auch aus sozioökonomischen Gründen nicht mehr so teilhaben, wie es in einem Konzept akademischer Bildung vorgesehen war bzw. ist.

Angesichts dieser unterschiedlichen Zugänge zum Thema studentischer Partizipation interessieren uns mehrere Fragen, so etwa: Wie konkretisiert sich eine Partnerschaft zwischen Studierenden und Lehrenden, die sich in bildungs- und wissenschaftspolitischen Dokumenten meistens als Zusammenspiel von Dozierenden und Studierenden versteht? Wird Partizipation hier als Beteiligung an Forschungsprojekten oder in der Gestaltung der Hochschule in den damit verbundenen Gremien verbunden? Und insbesondere: Wie gestaltet sich studentische Partizipation in der Lehre? Erste Formen kommen einem rasch in den Sinn: Etwa, wenn Studierende Referate halten und dabei zwischenzeitlich die Rolle als Lehrende einnehmen. Oder wenn Studierende als Tutor:innen tätig sind, wenn Studierende hier und dort auch Lehrinhalte und/oder -methoden wählen können oder in so gesehen formativen Lehrevaluationsformen eingebunden werden. Wie lassen sich solche Partnerschaften aber systematisieren? Welcher Mehrwert (und für wen) ist damit verbunden? Wie wird Beteiligung realisiert und welche Adressierungen und Machtverhältnisse werden implizit verstärkt? Und: Geht es wirklich um Partizipation oder liegen nicht oftmals pseudo-partizipative Bedingungen vor, über die Studierende zwar formal beteiligt, dann aber doch nicht erst genommen werden? Was sagen Studierende selbst dazu und sehen sie Optionen für eine Teilhabe an Hochschulen? [weiterlesen]“

Digitalisierung und Hochschulbildung | Skript und Folien zum Parallelvortrag im Rahmen des 28. DGfE-Kongresses

Im Nachgang des DGfE-Kongresses zum Thema „ENT|GRENZ|UNGEN“ stelle ich auf diesem Weg sowohl mein Skript als auch meinen Foliensatz zu meinem Parallelvortrag zu „Digitalisierung und Hochschulbildung“ zur Verfügung.

Wie immer gilt das gesprochene Wort. Ich freue mich auf weitere Einordnungen, Kommentare und Feedback.

Download: Vortragsskript | Foliensatz

Beitrag „Studierende und Medien – Wissensproduktion und Informationsverarbeitung in der Kommunikations- und Wissensgesellschaft“

Im Nachgang von Medientag und Ringvorlesung an der Universität Innsbruck ist heute der Sammelband „Jugendliche Mediennutzung und die Zukunft des Qualitätsjournalismus“ erschienen (Inhalt | Buch).

Sabrina Pensel und ich durften zu diesem Band einen Artikel zum Thema „Studierende und Medien – Wissensproduktion und Informationsverarbeitung in der Kommunikations- und Wissensgesellschaft“ beisteuern. Der Artikel knüpft damit an unseren Überlegungen zur Orientierungsproblematik von Studierenden an, die sich in Bezug auf ihren Umgang mit Informationen rekonstruieren lässt (siehe auch Buchpublikation Studierende – Medien – Universität). Zudem stellen wir in den Raum, Studierende als Jugendliche/junge Erwachsene zu begreifen – mit allen Implikationen, die diese Sicht auf den Kontext von Studierenden und Medien hat.

 

Quelle: Pensel, S. & Hofhues, S. (2020). Studierende und Medien. Wissensproduktion und Informationsverarbeitung in der Kommunikations- und Wissensgesellschaft. In K. Gallner-Holzmann, T. Hug & G. Pallaver (Hrsg.), Jugendliche Mediennutzung und die Zukunft des Qualitätsjournalismus (S. 71-84). Innsbruck: innsbruck university press. (Beitrag)

Studierende – Medien – Universität

… heißt das Buch zum You(r) Study-Projekt, das mit dem Ende des Forschungsprojekts nun im Waxmann Verlag erschienen ist (siehe u.a. Pressemitteilung der Universität zu Köln).

Im Buch verhandeln wir sehr unterschiedliche Fragestellungen rund um den Zusammenhang von Studierenden, Medien und Universität, die u.a. bereits durch die Gedankenstriche im Buchtitel zum Ausdruck gebracht werden. Aber auch in den einzelnen Artikeln zeigt sich, wie wir im Einzelnen über Fragestellungen digitaler Hochschulbildung nachgedacht haben und wie sich qualitative und quantitative Forschungsergebnisse vor dem Hintergrund unseres gemeinsamen Forschungsinteresses ergänzen konnten. Leitend war dabei „die übergeordnete Fragestellung, wie Studierende ihrem Studium mit (digitalen) Medien einen eigenen Sinn verleihen“ (aus dem Klappentext).

Das Buch bietet nun tatsächlich vielfältige Blicke auf den Gegenstand, aber auch zahlreiche Einblicke in unser Forschungshandeln. Anstelle einzelne Artikel detailliert zu besprechen, verweise ich daher hier (viel!) lieber auf die Download-Möglichkeit des ganzen Buchs, damit sich alle ein eigenes Bild studentischer Medienwelten machen können. Auf Feedback jeglicher Art freue ich mich – auch stellvertretend für das Gesamtprojekt.

 

Quelle: Hofhues, S., Schiefner-Rohs, M., Aßmann, S. & Brahm, T. (2020). Studierende – Medien – Universität. Einblicke in studentische Medienwelten. Münster: Waxmann. (Verlagswebseite | .pdf)

Sorry, ich muss Sie enttäuschen…

Heute war ich beim XIV. Hochschulsymposium der Hanns Martin Schleyer-Stiftung Diskutantin auf dem Podium zum „Erwartungshorizont an die universitäre Lehre“. Vor diesem Hintergrund sind im Vorfeld drei Thesen entstanden, die ich auf dem Podium vertreten habe und hier zur weiterführenden Diskussion zur Verfügung stelle.

  • These 1: Es bestehen viele Vorstellungen und Annahmen über Studierende. Sie basieren häufig auf einem konkreten Bild des Studiums und münden in allerhand Konzepten zur Gestaltung von Studium und Lehre. Dabei wird vielfach lediglich angenommen zu wissen, um wen es sich bei der Gruppe „der Studierenden“ handelt.
  • These 2: Speziell subjektive Sinnzuschreibungen und Deutungen des Studiums durch Studierende selbst kommen im Repertoire von Studienganggestaltung, Evaluation und empirischer Hochschulbildungsforschung (zu) wenig vor.
  • These 3: Nicht erst seit der Digitalisierung dienen Studierende oft als zentrale Begründung für Lehr-/Lern- und Studienganginnovationen. Dabei wird Studierendenorientierung zugunsten gewünschter Kundenorientierung und der erhofften (managerialen) Erneuerung der Hochschulen manchmal schlicht missverstanden.

Wer darüber hinaus wissen möchte, was es mit dem Titel des Blogbeitrags auf sich hat, kann im ausformulierten Papier genauer nachlesen, auf welchen Beobachtungen sich meine Thesen im Einzelnen stützten. Hinweis: Das Papier diente zu meiner Vorbereitung und wurde als solches nicht vorgetragen. (Download .pdf | .docx)

Autorinnendebut

Es gibt wenige Studierende, die sich überhaupt trauen, während ihres eigenen Studiums einen Weblog zu schreiben und diesen auch noch mit studienbezogenen Inhalten zu füllen. Innerhalb von Lehrveranstaltungen wird zwar ständig und bis auf weiteres dazu angeregt – aber über die Veranstaltung hinaus gelingt es aus eigener Erfahrung nur sehr selten, dass Studierende am Prozess des öffentlichen Schreibens Gefallen finden. Die Gründe hierfür sind sehr unterschiedlich, ein zentraler ist sicherlich dieser: Für viele wurde das Bloggen formal in einer Lehrveranstaltung initiiert und es würde einige Zeit brauchen, dass sie den Modus des Bloggens für sich aufnehmen können. Man müsste sie daher wie die E-Portfolio-Arbeit in vielen Studiengängen ans Curriculum binden und dem öffentlichen Schreiben zudem normativ einen Wert zuschreiben. Weil beides selten geschieht, bewegt sich das Bloggen wie auch die E-Portfolio-Arbeit ständig zwischen Kontrolle und Selbstkontrolle, wie es Torsten, Kerstin, Stephan und Christina in einer vergleichsweise frühen Publikation zur E-Portfolio-Arbeit zusammengefasst haben. Auch das Spannungsfeld zwischen Selbst- und Fremdbestimmung ist in der Mediendidaktik hinlänglich bekannt.

Aber: Ausnahmen bestätigen die Regel und es gibt Anlässe, die Studierende von selbst dazu anregen, ein digitales Werkzeug dazu zu nutzen, ihre Erfahrungen mit dem (studentischen) Forschen zu dokumentieren. Mehr noch: Es geht ihnen auch darum, mit einer nicht klar umrissenen Gruppe an Lesenden in Kontakt zu treten, ja darum, über die eigenen Fragen mit anderen Forschenden zu diskutieren. Es kommt daher nicht von ungefähr, dass Juliane gerade jetzt ihr „Autorinnendebut“ gibt. Aktuell steckt sie nämlich im Humboldt Jahr der Zeppelin Universität und beschäftigt sich in ihrem Forschungsprojekt im fünften und sechsten Semester damit, wie man „Offenheit an Hochschulen fOERdern“ kann. Wahrscheinlich ist der eigene Blog daher auch der Versuch zu klären, wie man eigentlich unter öffentlichen Bedingungen als Studentin agiert und wie sich eigene Handlungspraxen und -routinen durch das Führen eines Weblogs aufbrechen lassen (oder nicht). Denn das Bloggen ist für sie, sonst hätte sie selbst nicht vom Debut gesprochen, eher ungewohnt.

Ich freue mich daher sehr, jetzt und bald wieder auf dem Blog „Kritisch gedacht“ Einblick darin zu erhalten, wie Julianes studentische Überlegungen zur Veränderlichkeit hochschulischer (Handlungs-)Praxen mit/durch OER immer konkreter werden. Darüber hinaus gibt ihr mein Blogbeitrag hoffentlich den nötigen Motivationsschub, uns in der kommenden Woche gleich mit dem nächsten Blogbeitrag zu „versorgen“.