„Scheinbare Gewissheiten und notwendige Selbstverständigungen“ rund um Medienkompetenz und Medienbildung

Ob die Medienpädagogik ein Update braucht, fragt die neueste Ausgabe der merz-Wissenschaft. Die Frage regt zur Reflexion darüber an, was Medienpädagogik ist und im interdisziplinären Gefüge sein kann. Gerne verweise ich daher hier auf das Münchner Heft und wünsche bei der Gelegenheit auch viel Freude mit unserem Artikel, der – wie es im Editorial heißt – diese Frage einleitend bearbeiten würde. So zeichnen Eik Gädeke und ich unter der Überschrift „Medienpädagogik in einer datafizierten und plattformisierten Gesellschaft“ vor allem die Linien nach, entlang derer sich Konzepte von Medienkompetenz und Medienbildung einerseits entwickelt und andererseits im Diskurs gefestigt haben. Das ist schon allein deswegen interessant, weil der Diskurs insbesondere um Medienkompetenz von unterschiedlichen Erwartungen inzwischen auch überformt wird. Was macht das mit Medienpädagogik in einer datafizierten und plattformisierten Gesellschaft, wird ihr disziplinenbezogenes Wissen rund um zentrale Konzepte dadurch womöglich erst prekär?

Gädeke, E. & Hofhues, S. (2024). Medienpädagogik in einer datafizierten und plattformisierten Gesellschaft: Scheinbare Gewissheiten und notwendige Selbstverständigungen. medien + erziehung (merz) Wissenschaft. 6. 15-26.

Zugänge des Verstehens: Konturen erziehungswissenschaftlicher Digitalisierungsforschung

Zwei Jahre nach der Hagener Tagung zur „digitalen Hermeneutik“ ist der gleichnamige Band der Kollegen Thomas Bedorf und Peter Risthaus bei Hagen University Press erschienen. Zwischen „Maschinen – Verfahren – Sinn“ bewegen sich sodann die Beiträge des Bandes, zu dem ich auch einen Artikel zum Thema erziehungswissenschaftlicher Digitalisierungsforschung beisteuern durfte. Weil Bände, die bei h.u.p. erscheinen, in aller Regel Open Access zur Verfügung stehen, nutze ich die Gelegenheit, hier auf diesen Beitrag aufmerksam zu machen. 

Hofhues, S. (2024). Zugänge des Verstehens: Konturen erziehungswissenschaftlicher Digitalisierungsforschung. In Th. Bedorf & P. Risthaus (Hrsg.), Digitale Hermeneutik. Reihe „Digitale Kulturen“ (Band 2) (S. 81-92). Hagen: h.u.p. (Download)

Erschienen: Jahrbuch Medienpädagogik 21

Es gehört zur Tradition der Herbsttagung der Sektion Medienpädagogik der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE), dass die Beiträge der Konferenz im Nachgang zur Beteiligung im Jahrbuch Medienpädagogik eingeladen werden. Ebenso wichtig ist es der Sektion, dass der Rückblick auf Aktivitäten des letzten Jahres pünktlich zur Herbsttagung des Folgejahres zur Verfügung steht. So passt es ausgesprochen gut, dass dieser Tage das Jahrbuch Medienpädagogik 21, herausgegeben von Claudia de Witt, Sandra Hofhues, Mandy Schiefner-Rohs, Valentin Dander und Nina Grünberger, auf den Seiten der Online-Zeitschrift MedienPädagogik erschienen ist. 

Das Jahrbuch 21 blickt „[m]it Medienpädagogik in die Zukunft“, was wir als Herausgebende „angesichts der disruptiven Tendenzen von Künstlicher Intelligenz und weiterer Technologien für Individuum und Gesellschaft für unabdingbar“ (aus dem Klappentext) erachten. Die Beiträge knüpfen somit unmittelbar auch an unserer Herbsttagung der Sektion Medienpädagogik in Hagen an, was die zurückliegende Arbeit im Kontext des Bandes (Einladungen zum Beitrag, Begutachtungen, Überarbeitungen, Verfassen einer Einleitung, …) fast vergessen lässt. 

In dem Sinne: Angenehme Lektüren!

De Witt, Claudia, Hofhues, Sandra, Schiefner-Rohs, Mandy, Dander, Valentin & Grünberger, Nina (2024). Mit Medienpädagogik in die Zukunft. Entwürfe, Begründungen und (inter-)disziplinäre Begegnungen (Jahrbuch Medienpädagogik 21). Online-Zeitschrift MedienPädagogik. https://doi.org/10.21240/mpaed/jb21.X

Beitrag zur datafizierten Schule im Heft zur Bildungsforschung und pädagogischen Theorie in der Zeitschrift für Pädagogik erschienen

Die Freude ist groß, dass unser Beitrag zur datafizierten Schule in der neuen Ausgabe der Zeitschrift für Pädagogik erschienen ist. Hinter uns liegen Monate umfassender Auseinandersetzung mit empirischen Ergebnissen aus dem All is Data-Projekt, verbunden mit Theoretisierungen im Zuge unserer Artefaktanalyse und zweifelsohne sehr unterschiedlichen Rückmeldeschlaufen. Vor diesem Hintergrund hat sich der Beitrag in eine Richtung entwickelt, die letztlich darauf fokussiert, wie Schule sozial hervorgebracht wird. Anders als unser Beitrag im Band „Datafizierung in der Bildung“ (Download .pdf), der einen empirischen Fokus aufweist, arbeiten Maike Altenrath, Paul Weinrebe und ich in diesem Artikel die „Organisation als Kristallisationspunkt einer Auseinandersetzung mit Daten“ heraus. Wir kommen zu dem Schluss, „dass Prozesse der Datafizierung letztlich zum Kristallisationspunkt von Betrachtungen werden, wie die Organisation von Schule sozial hervorgebracht und damit bestimmt und legitimiert wird“ (aus dem Abstract). Wir folgen, dass „die datafizierte Schule genaue und diverse Blicke auf ihre sozio-technischen Ausdrucksformen“ (ebd.) erfordert, „was abschließend auch als Forschungsprogramm zu lesen ist“ (ebd.).

Hofhues, S., Altenrath, M. & Weinrebe, P. (2024). Die datafizierte Schule. Organisation als Kristallisationspunkt einer Auseinandersetzung mit Daten. Zeitschrift für Pädagogik. 5. 691-707.

Unter dem Titel Beiträge zur Bildungsforschung und pädagogischen Theorie versammeln sich überdies weitere Beiträge mit Blick auf Schule in diesem Heft. Wer mag und zugreifen kann: Die ‚ganze‘ Zeitschrift und damit auch unser Beitrag sind schon jetzt im Format ‚online first‘ zugänglich.

Was ist (schon) gerecht? | Digitale Lerninfrastrukturen im Spiegel aktueller Forschung

An unterschiedlichen Stellen habe ich bereits angedeutet, dass ich mich im Rahmen meines Forschungssemesters gezielt mit Fragen von Normativität befasse. Besonders interessieren mich dabei Normativitäten, die durch unser aller Vorstellungen in formale Bildung, insbesondere aber ins Studium und damit der Hochschulbildung eingeschrieben sind und durch Technologie weiter verfestigt werden. Und genau das bedeutet leider auch: Bildungsungleichheiten werden gerade nicht durch den vermeintlich gezielten Einsatz von digitalen Lerninfrastrukturen abgebaut. Zu diesem Schluss komme ich auch deswegen, weil wir aufgrund von > 70 Jahren diesbezüglicher Forschung wissen, dass Technik allein kaum im Stande ist, das Lernen zu verändern oder – Gesellschaft als das große Ganze im Blick – ‚gerechter‘ zu machen. Stattdessen reproduzieren Forschende wie Akteur*innen einer ‚digitalen Bildung‘ vielfach Vorstellungen eines solchen Glaubens, was mich immer deutlicher nach den Grenzen von Technologie fragen lässt. Denn was gerecht ist, lässt sich nicht damit beantworten, dass eine beliebige Plattform für das eigene Lernen zum Einsatz kommt. Stattdessen findet hier Verantwortungsdelegation ‚nach unten‘ statt und damit eine Beteuerung von Selbstorganisation, die nicht einmal mehr nach der Selbstorganisationsfähigkeit von Menschen fragt und die ohnehin ausgeprägte Konsumhaltung bei Lernenden als Nutzer*innen verstärkt. Und Nutznießer*innen dieser Entwicklungen sind zugleich andere.

In die allgemeinen Überlegungen rund um die in meinem professionellen Feld noch immer ausgeprägte Möglichkeitsorientierung reihten sich in der zurückliegenden Woche gleich zwei Termine ein:

So fand (1) ein Treffen in ganz kleiner Runde statt, das sich entlang bildungspolitischer Initiativen letztlich an der Frage abgearbeitet hat, was im Kontext von Plattformökonomie(n) gerecht ist respektive sein kann. Mit dieser Frage bin ich in unterschiedlichen Forschungszusammenhängen ständig befasst, dass ich nicht lange brauchte, um einem solchen Treffen zuzustimmen, im Gegenteil: Gerade weil der Glaube an Technologie weiterhin geradezu ideologisch aufgeladen ist, war sehr erfrischend, dass wir in dieser Runde unter Forschenden der Erziehungs- und Sozialwissenschaft sowie Informatik rasche Einigkeit erzielen konnten, was uns gegenwärtig (an-)treibt – und wir dementsprechend viel lieber darüber ins Gespräch kamen, wie sich Gerechtigkeit im Spiegel aktueller Forschung ‚fassen‘ lässt, einschließlich der Prämisse, aktuelle Formen von Datafizierung nicht einfach fortzuschreiben (für einen Überblick siehe unseren bald verfügbaren Band ausgehend vom Aid-Projekt). Solche diskursiven Gespräche über Grenzen hinweg sind in aktueller Wissenschaft selten geworden und inspirieren mich und meine Arbeiten daher sehr. 

Auch das Wissenschaftsgespräch des diesjährigen Dies Academicus der FernUniversität in Hagen war (2) ausgerichtet auf die Frage, „[w]ie Technologie das Lernen, das Bildungssystem und die Hochschulen verändert“. Neben dem Kollegen Thomas Ludwig war ich zum Gespräch vor interessiertem Publikum mit der Rektorin eingeladen, worüber ich mich nicht zuletzt deswegen sehr gefreut habe, weil ich Runden dieser Art aus unterschiedlichen Gründen interessant und auch wichtig finde: Anhand von sehr konkreten Beispielen wie ChatGPT konnten wir über eine Automatisierung des Lernens sprechen und angesichts der Konstellation der Beteiligten waren wir jeweils zur Positionierung aufgefordert. Auch deswegen standen Grenzen einer Optimierung von Lernen und Bildung gleichermaßen im Raum wie Fragen von Heterogenität, einschließlich aller Erwartungen, die mit einer (vermeintlichen) Individualisierung von Lernen und Bildung einhergehen. Gerade weil (Bildungs-)Technologien hier nicht ‚gerecht‘ agieren, war mir wichtig, auf die Grenzen unseres Handelns auch ökonomiekritisch zu verweisen. Auf welches Problem Digitalisierung die Lösung ist, stand frei nach Armin Nassehi somit einmal mehr im Raum.

Hybride Lebenswelten 

Die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift Schüler_innen widmet sich hybriden Lebenswelten und versammelt vor diesem Hintergrund allerhand wichtige Positionen, die mitunter auch im Widerstreit zueinander stehen. Neben unterschiedlichen medienpädagogischen Relevanzsetzungen wird in dem Zusammenhang auch die Zukunft des Lernens adressiert – einem gewiss wichtigen Thema, das aber noch viel mehr eins verdeutlicht: unser aller Sehnsucht danach zu wissen, wie das Lernen in der Zukunft vonstatten gehen könnte.

Wie ich dieser Ungewissheit als Wissenschaftlerin begegne, habe ich in meinem zweifelsohne kurzen Beitrag zur Zukunft des Lernens mit KI gezeigt. Wie selbstverständlich eignete ich mir hierfür ChatGPT an, hinterfrage aber nicht weniger deutlich, welche Ausschnitte von Lernen und Bildung mir auf diese Weise innerhalb eines Social Bots als Interface präsentiert werden. Herausgekommen ist dabei ausnahmsweise ein ‚geschlossener‘ Beitrag. Interessierte können mich daher gerne für eine Vorversion anschreiben. 😉

Hofhues, S. (2023). Regenerate Response. Die Zukunft der Bildung mit KI diskutiert. SCHÜLER. Hybride Lebenswelten. 14-15.

Herbsttagung Medienpädagogik: (M)Ein knapper Rückblick

Eine beeindruckende Herbsttagung liegt hinter uns: 163 Kolleg*innen aus der Medienpädagogik kamen bei uns in Hagen zusammen, um an zwei Tagen über die Zukunft der Medienpädagogik nachzudenken. Am ersten Tagungstag wurde plastisch, welche Diskussionen innerhalb von Medienpädagogik schon lange geführt werden, etwa jene zur Rolle und Bedeutung der Medien im Kontext von Lernen und Bildung. Zugleich wurde offenbar, dass sich die Disziplin der Medienpädagogik immer mit Erwartungen ‚von außen‘ befasst hat, etwa mit solchen, die Politik und Wirtschaft an sie herangetragen haben. So ließe sich auch die Befassung mit Medienkompetenz als politisch intendiert lesen, nicht zuletzt mit Blick auf Medienpädagogik als Profession. In einer Zeit, in der Referenzen zu Medienkompetenz und Medienbildung angesichts von Forderungen z. B. nach Datenkompetenz(en) verblassen, war das sicherlich eine hervorzuhebende Erkenntnis. Wie Medienpädagogik mit Umwelterwartungen in der Digitalität umgehen kann, rückte dann in den Fokus unterschiedlicher Podien und Vorträge. Und die meisten von ihnen nahmen den Ausgang beim Status quo: bei den vielen (Medien-)Phänomenen und Fragen, die uns aktuell beschäftigen, auch über ChatGPT hinaus. Das Kamingespräch am Abend machte zugleich den Fokus auf das Lernen deutlich, der innerhalb formalisierter Bildungskontexte derzeit vorrangig ist, und es gab auch einen Aufruf zur Beteiligung: an bildungspraktischer Arbeit. Der zweite Tagungstag hat diese politisch gelagerte Diskussion fachwissenschaftlich weiter gerahmt und es wurde der Fokus – meiner Einschätzung nach – immer intensiver auf Fragen im Kontext von (medienpädagischer) Kooperation gelenkt. Was das nun für eine Zukunft der Medienpädagogik heißt, wird noch weiter zu diskutieren und zu fundieren sein. Auch daher sind alle Beitragenden eingeladen, einen Artikel für das Jahrbuch 21 zu verfassen. Last not least möchte ich auf die Aufzeichnungen von der Tagungseröffnung verweisen, die inzwischen zur Verfügung stehen: https://www.fernuni-hagen.de/mpaed2023/aufzeichnungen.shtml So oder so gab es also von der Tagung viel ‚mitzunehmen‘, Schlafmangel inklusive. 

In der Zukunft ist vielleicht alles anders als heute. Oder doch nicht?

Hallo du,

in der Zukunft ist vielleicht alles anders als heute. Oder doch nicht? Wie stellst du dir ein Kinderzimmer in der Zukunft vor? Was denkst du, wie wohnen und spielen Kinder, wenn du selbst schon groß bist?

Das würden wir gerne von dir wissen und freuen uns auf deine Bildeinsendung bis zum 31. August 2023. Mitmachen können Kinder im Alter von vier bis zwölf Jahren. Die Kunstwerke werden bei der wissenschaftlichen Tagung „Mit Medienpädagogik in die Zukunft“ der Sektion Medienpädagogik der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft an der FernUniversität in Hagen vom 21. bis 22. September 2023 ausgestellt.

Und wenn du im Losverfahren Glück hast, kannst du einen Roboter, eine Tonie-Box oder einige Kinderbücher zum Thema Medien, künstliche Intelligenz und Wissenschaft gewinnen.

Zur Malvorlage, Einsendeadresse etc.:
https://www.fernuni-hagen.de/mpaed2023/malwettbewerb.shtml

Wir freuen uns auf dein Bild!

Das Organisationsteam der Tagung „Mit Medienpädagogik in die Zukunft“

Jetzt anmelden! Herbsttagung der Sektion Medienpädagogik

Am 21. und 22.09.2023 findet die Herbsttagung der Sektion Medienpädagogik der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE) an der FernUniversität (FeU) in Hagen statt. Das Tagungsmotto lautet: „Mit Medienpädagogik in die Zukunft. Entwürfe, Begründungen und (inter-)disziplinäre Begegnungen“ (zur Tagungswebseite | zum Programm).  

Wir – Claudia de Witt und ich – richten die Sektionstagung mit unseren Teams aus Medienpädagogik und Mediendidaktik gemeinsam aus und wir freuen uns über zahlreiche Anmeldungen, die ab sofort unter folgendem Link möglich sind: https://www.conftool.com/mpaed2023/