Semesterbeginn | Vorstellung einer neuen Studienstruktur

Viele Universitäten und (Fach-)Hochschulen starten dieser Tage ins neue Semester, so auch alle Lehrenden an der FernUniversität, die in den Master eEducation: Bildung und Medien eingebunden sind. Das allein wäre keine Neuigkeit wert, wenn es nicht das letzte (Winter-)Semester wäre, an dem dieser Studiengang neue Erstsemester begrüßt, denn: 

Im Sommersemester 2023 starten wir mit einer überarbeiteten, neuen Studienstruktur in den Master Bildungswissenschaft mit Schwerpunkt Digitale Medien oder Erwachsenen-/Weiterbildung. Dabei lässt sich die neue Studienstruktur recht einfach so erklären (übernommen aus den hiesigen FAQ): 

  • Die Module A stehen für die verpflichtende Studieneingangsphase. Es gibt 4 A-Module.
  • Die Module B sind dem Schwerpunkt Digitale Medien zugeordnet. Es gibt drei B-Module.
  • Die Module C sind dem Schwerpunkt Erwachsenen-/Weiterbildung zugehörig. Es gibt drei C-Module.
  • Die D-Module sind dem Wahlpflichtbereich ohne ausgewiesenen Schwerpunkt zugeordnet.

Während die Rahmenbedingungen dieser neuen Studienstruktur überwiegend geklärt sind und beispielsweise gestern Abend die (vorerst) letzte Informationsveranstaltung dazu stattgefunden hat, arbeiten alle Kolleg_innen derzeit mit Hochdruck an der Fertigstellung ihrer jeweiligen Lehrangebote und -veranstaltungen. 

Wir selbst sind mit einem Eingangsmodul (auch) für den Studieneinstieg verantwortlich und werden vor diesem Hintergrund vor allem Gegenstände von Bildung und Medien thematisieren und methodische Fragen im Modus forschenden Lernens adressieren. Zudem sind wir (natürlich) im Schwerpunkt digitale Medien aktiv und werden dort künftig eine an einem Semesterthema orientierte Ringvorlesung anbieten, die zur Reflexion über aktuelle Mediendidaktik anregen soll. In diesem Rahmen ist beispielsweise auch ein Reader zu Traditionslinien in der Mediendidaktik entstanden, der hier zum Einsatz kommen wird – ganz im Sinne einer Critical Educational Technology.

Beitrag „Organisationen der Erwachsenenbildung als Gegenstand der Digitalisierungsforschung“

Ich freue mich sehr, dass Maike Altenrath, Christian Helbig und ich einen Beitrag zu „Organisationen der Erwachsenenbildung als Gegenstand der Digitalisierungsforschung“ für den jüngst im Open Access-Format erschienenen Herausgeber*innenband „Erwachsenenpädagogische Digitalisierungsforschung“ (hrsg. von Christian Bernhard-Skala, Ricarda Bolten-Bühler, Julia Koller, Matthias Rohs und Johannes Wahl) beisteuern konnten.

Im Artikel fassen wir zuerst unsere zurückliegende Studie zu „Deutungshoheiten“ der Digitalisierung zusammen (Altenrath et al., 2020) und machen zentrale Ergebnisse fruchtbar, um mit ihnen und organisationstheoretischen Ansätzen gegenwärtige Umgangsweisen mit Digitalisierung zu erklären. Speziell organisationstheoretische Ansätze bieten nicht nur fundierte und gewissermaßen praxeologische Erklärungen dafür, wie mit Digitalisierung als sog. externe Erwartungen an Organisationen umgegangen wird; organisationale Lesarten tragen auch dazu bei, Anknüpfungspunkte für weitere Forschung innerhalb einer erwachsenenpädagogischen Digitalisierungsforschung auszuloten (zum Begriff siehe das Editorial der Herausgeber*innen ).

Aus unserer Sicht – und unter Zuhilfenahme der zurückliegenden Befunde – drängen sich nun mindestens drei Lesarten auf, Digitalisierung in und von Organsationen der Erwachsenenbildung zu deuten und vor diesem Hintergrund auch zu erforschen, sofern sie einer „organisationssensiblen Digitalisierungsforschung“ (Büchner, 2018) nahestehen: So sehen wir einen vermeintlich unterschiedlichen und doch ähnlichen Umgang mit (heterogenen) Umwelterwartungen zur Digitalisierung (1), die sich genauso näher erforschen ließen wie Rationalitäten und Rationalitätsmythen der Digitalisierung (2). Aber auch organisationale Angleichungsprozesse zwischen Standardisierung, Entkopplung und Praktiken der Digitalisierung (3) wären – so unsere Einschätzung – genauer zu betrachten (Altenrath et al., 2021, S. 274 ff.).

Welche Bedeutung Organisationen der Erwachsenenbildung als Gegenstand der Digitalisierungsforschung genau haben, ist demnach (noch) weiter auszuloten.

Literatur:

Altenrath, M., Helbig, C. & Hofhues, S. (2021). Organisationen der Erwachsenenbildung als Gegenstand der Digitalisierungsforschung. In C. Bernhard-Skala, R. Bolten-Bühler, J. Koller, M. Rohs, J. Wahl (Hrsg.), Erwachsenenpädagogische Digitalisierungsforschung. Impulse – Befunde – Perspektiven (S. 267-282). Bielefeld: wbv.

Altenrath, M., Helbig, C. & Hofhues, S. (2020). Deutungshoheiten: Digitalisierung und Bildung in Programmatiken und Förderrichtlinien Deutschlands und der EU. MedienPädagogik: Zeitschrift für Theorie und Praxis der Medienbildung 17 (Jahrbuch Medienpädagogik), 565-594.

Büchner, S. (2018). Zum Verhältnis von Digitalisierung und Organisation. Zeitschrift für Soziologie, 5/2018, 332–348.

„Digital Transformation of Learning Organizations“

Zusammen mit Dirk Ifenthaler, Marc Egloffstein und Christian Helbig habe ich im letzten Jahr das Buch „Digital Transformation of Learning Organizations“ auf den Weg gebracht, das in der zurückliegenden Woche bei Springer Open Access erschienen ist. Das englischsprachige Buch ist ein Ergebnis unseres zurückliegenden BMBF-geförderten Projekts #ko.vernetzt, das sich zwischen 2017 und 2020 intensiv mit Fragen digitaler Transformationen in Sozial- und Bildungseinrichtungen befasst hat. Entsprechend finden sich im Buch mehrere Beiträge, die die Forschungstätigkeit und -arbeit im Projekt reflektieren, aber auch eine ganze Reihe internationaler Beiträge, die das Thema des Hrsg.-Bandes umfangreicher betrachten. Im Klappentext systematisieren wir die Buchinhalte wie folgt: 

„This open access volume provides insight into how organizations change through the adoption of digital technologies. Opportunities and challenges for individuals as well as the organization are addressed. It features four major themes: 1. Current research exploring the theoretical underpinnings of digital transformation of organizations. 2. Insights into available digital technologies as well as organizational requirements for technology adoption. 3. Issues and challenges for designing and implementing digital transformation in learning organizations. 4. Case studies, empirical research findings, and examples from organizations which successfully adopted digital workplace learning.“

An dieser Stelle möchte ich mich nochmals sehr herzlich bei allen Kolleg*innen für die Mitwirkung bedanken – thanks to everyone contributing to this volume! Und natürlich wünschen wir allen Interessierten eine angenehme und aufschlussreiche Lektüre, denn inmitten des 2. Lockdowns ist die Aktualität des Themas sicherlich ungebrochen…

Quelle: Ifenthaler, D., Hofhues, S., Egloffstein, M. & Helbig, C. (2021). Digital Transformation of Learning Organizations. Cham: Springer.

Rückblick: Sektionstagung Medienpädagogik

Vor ein paar Tagen fand in Bremen die Sektionstagung Medienpädagogik in der DGfE (= Deutsche Gesellschaft für Erziehungswissenschaft) statt. Das Tagungsthema lautete Medienpädagogik in Zeiten einer tiefgreifenden Mediatisierung (zum Tagungsprogramm). Mit der Fokussierung wurde aus meiner Sicht dem Tagungsort Bremen Rechnung getragen. Immerhin steht Mediatisierungsforschung dort seit Jahren im Mittelpunkt und Mediatisierung als Phänomen, Gegenwartsdiagnose bzw. schlicht ‚Dauerbrenner’ wird vor Ort in Projekten und interdisziplinären Zusammenhängen theoretisch reflektiert wie auch empirisch untersucht.

Auf die Tagung blicke gerne zurück, etwa wegen der sehr engagierten (Auftakt-)Keynote, die die politische Dimension der Medienpädagogik nicht nur betont, sondern mit Blick auf politische Entwicklungen absichtsvoll stark gemacht hat. Nicht zuletzt deshalb hat Shakuntala Banaji als Keynote-Speakerin auch auf das anglo-amerikanische Citizenship-Konzept verwiesen, das hierzulande oft als bürgerschaftliches Engagement übersetzt wird. Mein Eindruck ist, dass die gegenwärtige Diskussion über Citizenship evtl. einen Schritt weiter gehen könnte als jene, die ich vor Jahren im Zuge meiner Dissertation kennengelernt und dann mit Bezug zu einem Projekt näher in den Blick genommen habe. Folgt man Shakuntala Banaji, können (medien-)pädagogische Maßnahmen nämlich ohne gesellschaftlichen Bezug nicht stattfinden; ein solcher gesellschaftlicher Bezug erfordert jedoch auch eine normative Debatte darüber, wohin sich Gesellschaft oder ihre Teilbereiche bewegen sollen.

Angesprochen sind damit durchaus auch kommunikative Figurationen, wie diese später bei Andreas Hepp analysiert und als Wesensmerkmal einer tiefgreifenden Mediatisierung herausgestellt wurden. In diesem Zusammenhang sind auch seine drei Thesen zur Re-Figuration durch tiefgreifende Mediatisierung zu sehen, wenngleich über das Adjektiv ‚tiefgreifend‘ weiter zu diskutieren ist. So ist der Hinweis zur Veränderung sozialer Praxis durch Medien unabhängig von konkreten Medienentwicklungen m.E. bereits in älteren Mediatisierungstheorien eingelagert. Der inhärente Widerspruch der Gestaltung, der sich auf unterschiedlichen Ebenen durchaus in beiden Keynotes findet, wurde im Plenum nicht weiter debattiert, drängt sich aber unter Bezugnahme auf Subjektivierungstheorien auf. Konkret: Wie gestalte ich meine Medienwelt? Wie gestalten Medienwelten mein Leben (mit)? Und welche Gestaltung (von Welt) habe ich (noch/wieder) in der Hand?

Schön für mich, im Kontext einer Sektionstagung aber (noch) ungewöhnlich waren die Tracks zur Erwachsenenbildung (in Kombination mit der Lehrer*innenbildung) und der Beruflichen Bildung, sodass auch Erwachsene als (mögliche) Zielgruppe der Medienpädagogik/-didaktik weiter in den Blick genommen wurden. Einen Aufriss zur Diskussion stellt hier sicherlich auch unser Beitrag zu „Ambivalenzen medienpädagogischer Erwachsenenbildung“ dar, welcher unterschiedliche Begründungsnarrative und -widersprüche zwischen Subjekt/Medien/Organisation fokussiert hat. Mit dem Beitrag wollten wir absichtsvoll keine Antworten liefern, sondern zur Diskussion mit den Teilnehmenden anregen. Das Diskussionsprotokoll wird gerade noch erstellt und kann – bei Interesse – angefragt werden.

In einem ähnlichen Zusammenhang sehe ich auch den Beitrag zum BMBF-geförderten #ko.vernetzt-Projekt, der Einblick in die Konzeption, das Untersuchungsvorhaben sowie erste Ergebnisse geben sollte. Diskutiert wurde u.a. über die Zusammenführung unterschiedlicher Ergebnisse und über methodologische Zugriffe auf das Feld – auch vor dem Hintergrund einer Förderlaufzeit von drei Jahren. Nach und nach werden wir Projektergebnisse sicherlich veröffentlichen; wer sich zwischendurch einen Eindruck verschaffen möchte, kann dies u.a. in einem (kurzen) Artikel in der Zeitschrift berufsbildung (Heft 171) tun oder bei Twitter nachlesen, wo die Tagungsbeiträge fast lückenlos dokumentiert sind. Dafür – und für vieles weitere – vielen Dank an die Tagungsausrichter*innen rund um Karsten D. Wolf.

Artikel: Leitideen in der medienpädagogischen Erwachsenenbildung

Seit wenigen Wochen ist die neue Ausgabe der Zeitschrift Medienpädagogik zum Zusammenhang von Medienpädagogik und Erwachsenenbildung online. Das Thema des Hefts finde ich wichtig, weil medienpädagogische Fragen für mich nicht auf jugendliche Zielgruppen beschränkt sind, im Gegenteil: Gerade durch die aktuellen Umwälzungsprozesse in Arbeit, Kultur und Gesellschaft ist Medienpädagogik mehr denn je gefragt, sich um alle Zielgruppen und damit auch um Erwachsene mit ihren spezifischen Bildungsinteressen und -bedarfen zu kümmern. Herausfordernd dafür ist sicherlich, das Spezifische der Medienpädagogik mit Erkenntnissen in der Erwachsenenbildung zu verbinden. Diesen Versuch haben Christian Helbig und ich nun mit einem Beitrag unternommen, indem wir Leitideen der Medienpädagogik explizieren und diese in Bezug setzen zu medienbezogenen Annahmen und Projekten in der Erwachsenenbildung. Wir sehen den Beitrag als Beitrag zur Diskussion und freuen uns daher, wie so oft, auf Feedback und Hinweise jedweder Art. Aber auch die anderen Beiträge versprechen einen umfassenden Einblick in die Diskussion, die angesichts der genannten Umwälzungsprozesse in Zukunft sicherlich weiter zu führen ist.

Helbig, C. & Hofhues, S. (2018). Leitideen in der medienpädagogischen Erwachsenenbildung: Ein analytischer Blick. MedienPädagogik 30 (Themenheft ‚Medienpädagogik und Erwachsenenbildung’), 1-17.