Es mooct – immer noch

Am letzten Freitag hatte ich die Gelegenheit, an der Live-Abschlussrunde zum Mathe-MOOC teilzunehmen. Über die Einladung nach Heidelberg habe ich mich sehr gefreut, da es immer schön ist, an alte Orte zurückzukehren und nette Menschen erneut zu sehen (bspw. tagsüber bei der IWB-Tagung). Abends war es dann soweit und der MOOC-Talk fand mit vielen Gästen statt (neben den Organisatoren Christian Spannagel, Martin Lindner, Michael Gieding und Lutz Berger waren das Jöran Muuß-Merholz, Fabian Schumann (iversity) und ich). Die Runde selbst drehte sich eng um den Mathe-MOOC, was einerseits verständlich ist, da es zunächst um dessen Gelingen ging. Andererseits wurden viele Fragen berührt, die im Zusammenhang mit der Konzeption und Implementierung mediengestützter Lehrveranstaltungen stehen. Relativ schnell konnten wir uns daher auch von der Vermittlungskomponente (Welche Inhalte werden vermittelt? Wer vermittelt welches Wissen an wen? Etc.) lösen und uns – bezogen auf MOOCs – den eigentlichen Herausforderungen widmen: der Aktivierung der Lernenden sowie der angemessenen Betreuung über räumliche und zeitliche Grenzen hinweg. Auch hier bestehen natürlich allerhand Erkenntnisse aus der (insbesondere) Mediendidaktik, wobei ein auf Größe und Breite angelegtes Format wie ein MOOC sicherlich bei der Betreuung besonders anspruchsvoll ist: Es dürfte nämlich klar sein, dass keine 1:1-Betreuung möglich ist, bei vielen Formaten sogar die 1:n-Betreuung sehr reduziert übernommen wird. Hier kommen Peer-Konzepte ins Spiel, die sich nicht bloß zufällig ergeben, sondern bereits bei der Planung des Kurses initiiert werden (müssen). Zugleich ist die Aktivierung der Lernenden anspruchsvoll, wenn man davon ausgeht, dass die Teilnehmenden an MOOCs selbstbestimmte Lernende sind und unterschiedliche didaktische Formate im Zweifelsfall auch „ertragen“ können. Anders verhält es sich, wenn man Mischkonzepte plant und vollzieht, am Beispiel des Mathe-MOOCs etwa die Erstsemester-Studierenden der PH Heidelberg gezielt integriert und anspricht. Sowohl die Aktivierung als auch die Betreuung gewinnen dann an Bedeutung. Diese Ausführungen machen m.E. schon sehr deutlich, wie eng MOOCs im Zusammenhang mit dem mediengestützten Lernen oder, enger gefasst, mit der Online-Lehre stehen und wie bedeutsam es gleichzeitig ist, diesen Zusammenhang stärker als bisher auch zu bearbeiten. Denn glücklicherweise hatte das Mathe-MOOC-Team viel Erfahrung mit dem mediengestützten Lernen; andere betreten mit MOOCs aber Neuland auf dem didaktischen Gebiet und mitunter werden ganze Konzepte neu „erfunden“. Auch wenn ein Gast im Plenum später zu mir meinte, ich sei den Fragen zu MOOCs ausgewichen und hätte immer über Online-Lehre argumentiert, steckt darin für mich der wichtige Kern: nämlich in der Auseinandersetzung mit guter Lehre, passenden didaktischen Formaten und einem angemessenen Medieneinsatz, der auch, aber nicht zwingend zu MOOCs in allen Variationen führt.

EinBlick: Podcasting im Grammatikunterricht

Während Rolf Schulmeister hinsichtlich der Kommentarkultur in Weblogs (zum Artikel) bis auf Weiteres recht behält, stellt sich die Kommentarkultur im crossmedialen Zusammenhang etwas anders dar. Vielleicht müsste man besser von einer persönlichen Kommentarkultur (analog zu: persönlichen Öffentlichkeiten) sprechen, denn schon die Charakterisierung als „persönlich“ macht klar, dass Diskussionen zuvorderst für die Person und nicht im massenmedialen Sinne sichtbar werden. Von daher praktiziere ich heute einmal den „umgekehrten“ Weg, nehme nämlich die Bitten auf einem sozialem Netzwerk zum Anlass für diesen Beitrag bzw. Bericht.

Beginnen will ich mit drei Überlegungen, die dem Podcasting im Grammatikunterricht aus pädagogischer Sicht vorausgingen und die wir in der Gruppe (Studierende und Lehrenden-Tandem) intensiv diskutiert haben:

1. Gestaltung von Grammatik-Unterricht

Die Fragen, die der Gestaltung einer Doppelstunde in der 3. Klasse im Fach Deutsch vorausgehen, sind vielfältig und knüpfen beim Erfahrungsschatz der Lehramtsstudierenden an, etwa: Welche Inhalte stehen auf dem Lehrplan und wie werden daraus Unterrichtseinheiten, die man interaktiv gestalten kann? Was ist „guter“ Grammatik-Unterricht und wie lässt sich dieser um (digitale) Medien anreichern? Letztere Fragen des Medieneinsatzes werden nicht vordringlich geklärt, sondern sind allenfalls Mittel zum Zweck, nämlich zur Gestaltung „guten“ Unterrichts (mit allen normativen Fragen bzw. Herausforderungen, die sich daran anschließen).

2. Technisch-instrumentelle Medienkompetenzen der (angehenden) Lehrpersonen

Wie bediene ich ein Audio-Aufzeichnungsgerät und wie spiele ich Aufnahmen direkt im Unterricht wieder ab? Wie behält man Aufnahmen dauerhaft und wie können sie auch weiter verwertet werden? Etc. Die Fragen rund um den Geräteeinsatz stellen sich ebenso vielfältig da wie die o.g. Fragen zur fachlich-inhaltlichen Gestaltung. Das Beispiel verdeutlicht, dass der Medieneinsatz und die mediale Produktion bzw. Aufbereitung die Studierenden vor eigene Herausforderungen stellt, die über die normalen Planungsaktivitäten von Unterricht hinausgehen.

3. Rolle „der“ Medien in der Schule

Der erste eigene Unterrichtsentwurf wird zum Anlass genommen, schon bei der Vorbereitung des Unterrichts über die Rolle „der“ Medien darin nachzudenken. Solche Momente der kritischen Reflexion halte ich innerhalb des Schulpraktikums für unerlässlich, fördert es doch a) den Gesamtblick auf die Schule als Organisation und deutet es b) mögliche Rollen(-vielfalt) der Lehrperson in Unterricht und Schule an. Intensiv diskutiert haben wir z.B. darüber, ob man mobile Endgeräte als Aufzeichnungsgeräte nutzen darf, ob sich Praktikant/inn/en über schulische Routinen hinwegsetzen dürfen und von wem man ggf. etwas über Formen und „Erwünschtheit“ von Mediennutzung erfährt.

Ausgehend von den Grundüberlegungen fällt letztlich die Entscheidung für die Aufnahme einer kleinen Geschichte im Unterricht, um neben dem Schreiben auch phonetische Fähigkeiten der Kinder anzusprechen. Geübt wird der Satzbau durch Vorlesen, jede Kleingruppe darf einen oder mehrere Lesende bestimmen. Die zweite Aufzeichnung innerhalb der Unterrichtsstunde entfällt auf die sog. Umstellprobe. Die Aufnahmen werden aufbereitet mithilfe eines digitalen Audioschnitt-Programms. Allerdings macht sich der Audioschnitt nicht von allein, sondern ist eingebettet in ein kleines Tutorium meiner studentischen Mitarbeiter. Die Ergebnisse stehen der Klasse zur Verfügung, ganz klassisch auf CD sowie im LMS der PH Heidelberg (streng genommen dürfte man also nicht von Podcasting sprechen, sondern müsste es digitale Hörspiele nennen).

Im Nachgang zur Unterrichtseinheit sollten aus meiner Sicht zwei Aspekte ergänzend nachbereitet werden: zum einen die Reaktion der Schüler/innen auf den Medieneinsatz und zum anderen die weitere Verwendung der Audio-Dateien. Denn der Spaß der Medienproduktion hat mitunter vom Grammatikunterricht abgelenkt; auch wurde offenbar, dass nicht-textbasierten Medienprodukten eine andere Wertigkeit zugeschrieben wird (Information vs. Unterhaltung). In jedem Fall wird die Nachbetrachtung dieser Unterrichtseinheit und der darauffolgenden spannend – und womöglich kann ich bald vom nächsten (kleinen) Medienprojekt in der Schule berichten. Auch ohne dazu aufgefordert zu werden. 😉

EinBlick in die Lehre

Weil ich öfters gefragt werde, was ich in Heidelberg mache, möchte ich nach und nach die neuen (und alten!) Tätigkeitsgebiete vorstellen. Den Anfang machen heute die Lehrveranstaltungen, die ich in den unterschiedlichen Fächern/Fachbereichen gebe. Darin ausgespart ist das Masterkolloquium, da es meiner Ansicht nach einen etwas anderen Charakter hat und deshalb einer gesonderten Vorstellung bedarf.

Ein Grundlagenseminar im Studiengang E-Learning und Medienbildung ist die Veranstaltung zur „Konzeption von E-Learning-Umgebungen“. Diese Veranstaltung ist inzwischen fast ein „Klassiker“, kommen die Inhalte in dieser oder ähnlicher Form doch an vielen Universitäten/Hochschulen vor.


Die zweite Lehrveranstaltung, die ich anbiete, hängt eng mit meinem Dissertationsthema zusammen und lautet „Kooperationen zwischen Schule und Wirtschaft gestalten“. Das Besondere an dieser Veranstaltung ist vermutlich ihre Verortung in der Schulpädagogik sowie die Integration einer Wettbewerbsteilnahme in das Seminar. Letzteres kann man sinnvoll oder weniger sinnvoll finden; angesichts des Themas der Veranstaltung und möglicher unterschiedlicher Leitsysteme Schule/Bildung und Unternehmen/Ökonomie halte ich diese Einbindung aber durchaus für gewinnbringend.


Das dritte Seminar nennt sich „Visualisierungen in schulischen und außerschulischen Kontexten“ und ist formal integriert in das Fach Deutsch. Hier bin ich auf die Erfahrungen und auch Voraussetzungen der Studierenden gespannt, fällt die Veranstaltung doch nicht nur in den Bereich der medialen Konzeption, sondern mit der Umsetzung von Visualisierungen zugleich auch in die Medienpraxis.


Die Tätigkeit an der PH Heidelberg bringt, wie die Veranstaltungen zeigen, also ein breites Spektrum der Beschäftigung mit sich. Der Medienbezug fällt mal stärker und mal schwächer aus, ist allerdings in allen Lehrveranstaltungen sowohl durch die inhaltliche Ausrichtung als auch durch die (medien-)didaktische Konzeption präsent.

Erster Schultag

Aus meiner ersten Semesterwoche an der Pädagogischen Hochschule (PH) Heidelberg gäbe es sicher eine ganze Menge zu berichten, denn neue Orte heißen immer auch neue Personen, leicht andere Themen, vielfältige Erwartungen und spezielle Erfordernisse, die sich aus der jeweiligen Hochschule heraus ergeben. Herausgreifen will ich an dieser Stelle aber vorerst nur eine Erfahrung, die sicherlich ein Spezifikum an der PH ist (siehe dazu auch Wolfs Blogbeitrag), aber ohne genuines Lehramtsstudium auffällt und viel Aufmerksamkeit auf sich zieht: die Betreuung und Begleitung von Schulpraktika, in meinem Fall im Fach Deutsch. So gehe ich seit letztem Mittwoch wieder zur Schule, was aus (mindestens!) zwei Gründen interessant ist. Erstens habe ich auf diese Weise die Möglichkeit, mir mit der Schule einen wichtigen Kontext für Mediendidaktiker „von innen“ heraus zu erschließen und unter Umständen auch gestaltend auf Unterricht und (angehende) Lehrpersonen einzuwirken. Zweitens begleite ich in diesem Semester Studierende im Grundschullehramt und angesichts der Zielgruppe Grundschüler/innen ist dies speziell herausfordernd. Denn als Mediendidaktikerin hat man eher mit älteren Lernenden und (im Schulbereich) häufig mit Gymnasien zu tun. Ich bin daher ganz froh, dass ich nicht ins kalte Wasser der Betreuung und Begleitung der Studierenden geworfen wurde, sondern eine sehr erfahrene Kollegin an meiner Seite habe, von der ich sicherlich das eine oder andere bezogen auf das Fachpraktikum Deutsch lernen kann. Auch werde ich in diesem und in den kommenden Semestern unterschiedliche Formate des Schulpraktikums kennenlernen, da mit dem Wechsel auf eine neue Studien- und Prüfungsordnung die Verzahnung von Theorie und Praxis noch stärker gewährleistet werden soll. Hier werde ich sicherlich genauer hinschauen, kann ich doch der Grundidee der Verknüpfung per se einiges abgewinnen. Aber für’s Erste heißt es zu schauen, welche (Medien-)Projekte wir auf die Beine gestellt bekommen: Auf dem Lehrplan steht nämlich Grammatik. 😉