Überraschend Weihnachten

Ging es Ihnen und Euch auch so, dass Weihnachten wieder überraschend vor der Tür stand? Hier überschlugen sich vor Jahresende die Ereignisse: Nach der Fakultätsevaluation, die alle Mitglieder der Humanwissenschaftlichen Fakultät bis Ende November eingenommen hat, standen einige Projekttreffen und Vorträge auf dem Programm. U.a. war ich bei der Jahrestagung der Didaktischen Leitungen NRW, um über Kooperationen im Bildungssektor zu sprechen (Folien). Die Einladung zu dieser Tagung hat mich aus zwei Gründen besonders gefreut: Erstens bot sie mir die Gelegenheit, meine inzwischen in die Jahre gekommene Dissertation mit einigem Abstand ‚auszubuddeln‘. Zweitens finde ich es sehr anregend, mit Vertreterinnen und Vertretern aus der (Schul-)Praxis über die Frage von Kooperation ausgehend von ihrem Alltag zu diskutieren. Mit Blick auf eine Abbildung zum Akteursgefüge in den OERlabs sind wir dann intensiv ins Gespräch gekommen darüber, von welchen Bedingungen Kooperation(en) in der Schule abhängig ist (sind). Diskutiert wurde ebenfalls darüber, ob und wie bedeutsam es ist, dass Kooperationspartner unterschiedlich groß oder klein sind. Das war deshalb eine interessante Diskussion, da unter Akteursperspektive die tatsächliche Größe eines Akteurs (eher) nachrangig ist. Gleichwohl spielt die (subjektiv) wahrgenommene Größe eine erhebliche Rolle für die Gestaltung des Alltags, nicht nur von Akteursbeziehungen in der Schule. Anregend ist in diesem Zusammenhang das recht neue Buch „Die kommunikative Konstruktion der Wirklichkeit“ von Hubert Knoblauch, der u.a. in Anlehnung an Berger und Luckmann nach der Bedeutung und Rolle von Kommunikation im sozialen Gefüge fragt und sog. Objektivationen (Dingen, Artefakten, …) zunehmende Wichtigkeit in der Kommunikationsgesellschaft zuschreibt. Allein durch diese Position und den Rahmen, der sich aktuell in unterschiedlichen Publikationen spiegelt, ist das Buch eine Lektüre wert. Apropos ‚Wert‘: Kurz vor den Feiertagen ist auch der Tagungsband zur dghd-Tagung 2017 in Köln (Programm), die sich Wertefragen widmete, erschienen. Darin findet sich u.a. ein Text zum studentischen Publizieren, den wir in einer größeren Autor*innengruppe verfasst haben. Voraus ging ein Workshop-artiges Format auf der dghd-Tagung, in dem danach gefragt wurde, ob studentisches Publizieren ein Wert an sich sei (vgl. Tagungsmotto). Ich habe ja nun schon ein paar Mal dazu beigetragen, dass sich studentische Journale gründen konnten bzw. habe jahrelang selbst eins begleitet. Viele Jahre später finde ich die Idee immer noch sinnvoll und gut, sehe aber kaum Bewegung in dieser Sache, im Gegenteil: Mein Eindruck ist sogar, dass gerade der Mut zur Erprobung alternativer Formate im Studium zurückgeht. Viele Gründe für diese Tendenz kenne ich sehr genau, über andere kann ich nur mutmaßen. Bleibt also mindestens ein ‚to do‘, dem ich im neuen Jahr nachgehen kann (und werde). In diesem Sinne: Schöne freie (Weihnachts-)Tage und bis 2019!

Neu: Medienpädagogisches Forschungskolloquium #MPFK16

Über die Veranstaltungen in der grundständigen Lehre hinaus erproben wir ab dem Sommersemester ein weiteres (Lehr-)Format: das medienpädagogische Forschungskolloquium. Ziel des medienpädagogischen Forschungskolloquiums ist es, den wissenschaftlichen Austausch über aktuelle Themen und Fragestellungen am Standort Köln zu verbessern. Ausgangspunkt für das Kolloqium bilden daher alle Promotions- und Habilitationsvorhaben, die an den beteiligten Professuren angesiedelt sind. Überdies werden gegenwärtige Forschungsprojekte und -vorhaben diskutiert bzw. analysiert. Besonders ist sicherlich der hochschulübergreifende Zugang des Kolloquiums: So beteiligen sich insgesamt sechs Professor*innen aus Universität zu Köln und TH Köln daran.
Weitere Informationen finden sich im #MPFK16-Blog – ebenso wie Termine, Ansprechpartner*innen und was es ’sonst so’ über das medienpädagogische Kolloquium zu wissen geben könnte.

Grüner Weg: Diss im Open Access-Format verfügbar

Rückblickend bin ich froh um eine Form der Autoren-Vereinbarung, die sich erst langsam durchzusetzen scheint: Seit ein paar Wochen ist meine Dissertation zum „Lernen durch Kooperation“ nämlich online bei Pedocs verfügbar. Möglich wurde das Online-Stellen durch den grünen Weg des Open Access, für den ich mich bei Vertragsabschluss mit dem Wochenschau Verlag entschieden hatte. Eigentlich sollte das Verfahren an sich keine News mehr wert sein, den kurzen Bericht in eigener Sache aber möglicherweise schon.

Erschienen: Kooperationen zwischen Schulen und Unternehmen gestalten

Vor einigen Tagen ist mein Artikel „Kooperationen zwischen Schulen und Unternehmen gestalten“ in der Zeitschrift für Ökonomische Bildung (ZfÖB) erschienen (Fulltext). Im Artikel stelle ich vor allem die Frage nach der (didaktischen) Gestaltung von Kooperationen zwischen Schule und Wirtschaft, die sich schon in meiner Dissertation am Einzelfall ergeben hat, dort aber durch den Fokus Evaluation nicht länger ausgeführt werden konnte. Umso mehr habe ich mich gefreut, mich in diesem Artikel letzten Sommer nochmals mit Gestaltungsfragen in der Entrepreneurship Education auseinandersetzen zu dürfen. Der Text folgt dabei der Idee, künftige Schule-Wirtschaft-Kooperationen konzipieren zu wollen, sodass personale und organisationale Einflussgrößen auf die Kooperation an Bedeutung gewinnen und didaktische Implikationen mit Bezug zur ökonomischen Bildung im Speziellen und zu Schule im Allgemeinen skizziert werden.


Hofhues, S. (2013). Kooperationen zwischen Schulen und Unternehmen gestalten. Befunde aus der Untersuchung eines Einzelfalls in der Entrepreneurship Education. Zeitschrift für Ökonomische Bildung, 1, 90–116.

Projektabschluss: Reflect!

Die Zeit rennt! Vor knapp sechs Monaten hatte ich hier im Blog darauf hingewiesen, dass unser Medienprojekt Reflect! durch die Förderinitiative peer3 gefördert wird. Rückblickend immer noch eine tolle Sache, denn die Projektförderung erlaubte es, den Teilnehmenden Fahrtkosten zu erstatten, Gelder für Materialien auszugeben, Veranstaltungen zu organisieren etc. Ein großer finanzieller Posten, der sonst durch die Hochschule auch anfällt, ist die Begleitforschung. Bei Reflect! war und ist dies aber anders, da die Veränderung der medienpädagogischen Praxis, nicht die Erforschung im Vordergrund der Projekte stand. Die offizielle Begleitungforschung des Projekts wurde daher ausgelagert und durch das JFF in München übernommen, sodass Teilnehmende und Projektleitung im Prozess auf unterschiedlichen Wegen befragt/untersucht wurden. Ganz gleich war uns die Entwicklung des Projekts allerdings nicht, da es in dieser Art für die HAW und das Jugendrotkreuz neu war und ist. Wir haben daher zusätzlich ein studentisches Evaluationsteam in das Projekt integriert, das Reflect! als realen Gegenstand untersuchen darf und hierzu auch andere Methoden als ausschließlich Befragungsinstrumente nutzt. Auch passt eine Untersuchung von Studierenden gut ins Bild von Peer-Education.

Der Förderzeitraum ist inzwischen so gut wie vorbei und das Projekt endete am vergangenen Mittwoch mit der Abschlussveranstaltung an der HAW Hamburg in kleiner, aber feiner Runde, zu der auch Expert/inn/en außerhalb des Projekts eingeladen waren. Besonders gefreut habe ich mich über die Anwesenheit und das kritische Mit-Diskutieren von Christina Schwalbe, Marianne Wefelnberg und Ralf Appelt, die meine Mediensicht auf die Dinge wunderbar unterstützt und, was noch wichtiger ist, die Teilnehmenden zum Nachdenken angeregt haben. Unser Projektmentor von medien + bildung war leider verhindert, dafür waren einige Personen aus Leitungsgremien des Jugendrotkreuzes zugegen und haben sich die Ergebnisse gespannt angeschaut. Auch dies war und ist eine tolle Wertschätzung für das Projekt.

Reflect! zielte im Kern darauf ab, Medienkompetenzen bei Studierenden der HAW und Ehrenamtlichen des Jugendrotkreuzes zu entwickeln – mithilfe eines Peer-Coaching-Ansatzes, der dazu führte, dass Studierende und Ehrenamtliche ein Team (Tandem) bildeten und dabei auch noch ihre Multiplikatorenrolle für das Jugendrotkreuz im Sinn behalten mussten. Inhaltlich bot der Jugendmedienschutz einen groben Rahmen zur Auseinandersetzung, der wirklich nur sehr grob gesteckt war, denn: Uns ging es im Projekt vor allem darum, dass Studierende und Ehrenamtliche sich überhaupt mit Mediatisierung i.w.S. auseinandersetzen (vgl. dazu Krotz, 2001; 2012) und aus Alltagsbeobachtungen und -herausforderungen eigene Fragestellungen für ein Teilprojekt in Reflect! ableiten. Wenn man so will, ging es um die permanente und gemeinsame Auseinandersetzung mit und über Medien, ohne dabei zwingend neue oder andere Medien als die Gewohnten zu nutzen. Letzteres ist zugleich auch ein Kernergebnis des Projekts: Allein durch die Auseinandersetzung mit und über Medien in einer ungewohnten Konstellation zwischen Ehrenamtlichen und Studierenden haben alle Beteiligten das Gefühl, ihre Medienkompetenzen entwickelt zu haben. Und diese Medienkompetenzen beschränken sich nicht allein auf eine technische Bedienkompetenz (durch Nutzung von iPads, des Projekt-Blogs, Whats App etc.), sondern auch auf kritisch-reflexive Elemente (im Sinne von „Wozu sind die Medien gut und was machen die Medien mit mir?“).

So überrascht es rückblickend nicht, dass die Studierenden und Ehrenamtlichen im einzigen Teilprojekt, das im Projektverlauf übrig geblieben ist, sich philosophierend möglichen Fragestellungen im Bereich Medien genähert haben, vielmehr noch: Sie haben zusammen mit weiteren Jugendlichen in der Lernwerkstatt der HAW Philosophieren als Methode angewendet, um sich etwaigen Problemen der Jugendlichen mit Medien zu nähern (sozusagen als argumentative Basis von Maßnahmen zum Jugendmedienschutz). Diese Spezialform des Gruppeninterviews hat das Team selbst aufgezeichnet – mit einem iPad, das sich die Beteiligten aus dem Bestand der HAW ausgeliehen hatten – und zugleich als Dokumentation für die eigentliche Projektpräsentation genutzt. Inhaltlich drehte sich ein Großteil der Diskussion um den (möglichen?) Gegensatz von Realität und Virtualität, den die Studierenden bereits beim Kick-off als Herausforderung in die Diskussion eingebracht hatten und der sich offenbar als Gegenstand der Diskussion gehalten hat.

Dass ausgerechnet dieses Thema zur weiteren Auseinandersetzung aufgegriffen wurde, finde ich nach wie vor spannend, zeigt es doch, wie weit sich die wissenschaftliche Fachdiskussion von gefühlten Herausforderungen in der Auseinandersetzung mit und über Medien entfernt. Allerdings erlaubte es unser Verständnis des Projekts und von der Funktion der Projektleitung nicht, hier lenkend einzugreifen, denn das Projekt sollte „durch und durch“ von den Peers gestaltet werden. Während der erste Zugang zum Thema für mich also durchaus schwierig war, war ich über den Ausgang des Teilprojekts höchst überrascht und auch begeistert: So haben die Studierenden und Ehrenamtlichen sich – analog zu einem existierenden Stück – ein kurzes Theaterstück überlegt, das die Unterschiede insbesondere in der Kommunikation zwischen real und virtuell aufzeigt. Danach möchten sie mit Jugendlichen über Unterschiede (und Gemeinsamkeiten!) philosophieren und schließlich über Mediatisierung reden, weniger selbst Medien produzieren oder anwenden.

Im Ergebnis ist der erste Projektdurchlauf von Reflect! also überraschend, aber passend zugleich: Wenn ein Projekt zur kritischen Reflexion von Medien anregen will, ist es letztlich nur konsequent, dass der reflexive Anteil z.B. ggü. eigener Produktionstätigkeit an Bedeutung gewinnt. Auch ist denkbar, dass hierin die Kooperation zwischen Studierenden und Ehrenamtlichen sichtbar wird, immerhin werden die Studierenden an der HAW zu pädagogischen Fachkräften ausgebildet, sodass Reflect! dazu ein wichtiges Lernfeld bieten kann. Ich glaube, ich nehme dem gemeinsamen Projektabschluss mit allen Peer3-Projekten im April im Thüringer Wald nicht zu viel vorweg, wenn ich von einer zufriedenen Projektleitung berichte, die sich über den Ausgang des ersten Durchlaufs freut. Auch haben wir für uns einige Aufgaben mitgenommen, die im Spannungsfeld von Struktur und Offenheit stehen, denn: Während die große Offenheit am Projekt abschließend besonders gelobt wurde, gab es durchaus Schwierigkeiten beim Suchen und Finden einer Idee, bei der Nutzung des Blogs („Wozu?“) und in der Kommunikation der Gruppen untereinander. Wir sehen hier durchaus Handlungsbedarf, der aus Erfahrung aber zu neuen, sprich Anschlussproblemen führen wird.

Literatur

  • Krotz, Friedrich (2001). Die Mediatisierung kommunikativen Handelns. Wie sich Alltag und soziale Beziehungen, Kultur und Gesellschaft durch die Medien wandeln. Opladen: Westdeutscher Verlag.
  • Krotz, Friedrich (2012). Von der Entdeckung der Zentralperspektive zur Augmented Reality: Wie Mediatisierung funktioniert. In Friedrich Krotz/Andreas Hepp (Hrsg.), Mediatisierte Welten (S. 27–55). Wiesbaden: VS.

Erschienen: Lernen durch Kooperation

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Zwischen Weihnachtskarten und -geschenken tat sich in den letzten Tagen ein Paket besonders hervor – nicht nur ob der Größe, sondern vor allem wegen seines Inhalts: Es handelte sich um die Lieferung meiner Dissertationsschrift „Lernen durch Kooperation“, die für den Dezember 2012 angekündigt war und pünktlich zum Fest eingetroffen ist. Über diese Tatsache freue ich mich sehr, denn seit Abgabe der Arbeit im Oktober 2011 ist mit ihrer Begutachtung und Verteidigung in München, der nochmaligen Bewertung durch die Herausgeber der Reihe „Ökonomie und Bildung“ im Wochenschau Verlag, der Aufnahme in die Reihe im Frühjahr, allfälligen Korrekturarbeiten über den Sommer und der Vorbereitung für den Druck im Herbst gut ein Jahr vergangen. Und dieses Jahr war ereignisreich genug, sodass die Überarbeitungsschlaufen neben dem Tagesgeschäft zur eigenen Herausforderung wurden. Umso schöner ist es jetzt, das gedruckte Buch in Händen zu halten und es wichtigen Wegbereitern, mit einem kleinen Dank versehen, zu schenken – und auch um eine grüne Open-Access-Lösung zu wissen, auf die sich der Verlag nach Verhandlungen eingelassen hat. Jetzt ist das Kapitel „Diss“ also endgültig abgeschlossen. Nicht das schlechteste Gefühl. 😉

Hofhues, S. (2013). Lernen durch Kooperation: Potenziale der Zusammenarbeit von Schulen und Unternehmen am Beispiel eines Schule-Wirtschaft-Projekts. Reihe Ökonomie und Bildung. Schwalbach: Wochenschau.

Kick-off: Reflect!

Gestern ging es los: Nach Vorbereitungen im Hintergrund fand (endlich!) der Kick-off zu unserem neuen (Medien-)Projekt Reflect! statt. Ich hatte an anderer Stelle im Blog schon einmal über die Projekt-Förderung durch peer³ berichtet. Gestern Abend war ich für den medienpädagogischen Impuls zuständig, d.h. ich habe in aller gebotenen Kürze versucht zu erläutern, welche Herausforderungen und Ideen konzeptuell „hinter“ Reflect! stehen (zu den Folien).

Die Konzeption, Implementierung und Begleitung von Reflect! ist aus verschiedenen Gründen spannend: Das Projekt will Medienkompetenzen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen fördern und nutzt mit dem Jugendmedienschutz ein Rahmenthema, wo man neue(re) pädagogisch-didaktische Konzepte der Befähigung sucht und auch braucht, passen doch „klassische“ bewahrpädagogische Herangehensweisen immer weniger zum Charakter „der“ Medien. Gleichzeitig gehen wir, das sind neben mir Anna von der HAW Hamburg und Lisa vom Jugendrotkreuz, davon aus, dass die Zusammenarbeit unterschiedlicher Institutionen/Organisationen für die Lösung aktueller Herausforderungen eine interessante Förderperspektive darstellt. Im Projekt fallen nämlich zwei pädagogische Ansätze zusammen, die durch die Peer Education ihre Brücke finden: das Service Learning mit Medien aus Hochschulsicht und die aktive Medienarbeit aus Sicht der außerschulischen Jugendarbeit (hier: Ehrenamt). Gleichzeitig verdeutlicht auch Reflect!, wie solche Kooperationsideen angebahnt werden, sie basieren nämlich häufig auf bestehenden Kontakten, einem „Spinnen“ über mögliche gemeinsame Ziele und der Konkretisierung noch vager Ideen in Form eines Pilotprojekts. Insofern bin ich auf die Entwicklung(en) bei Reflect! hochgradig gespannt: Wie kollaborieren Studierende und Ehrenamtliche miteinander? Welche Teilprojektideen werden innerhalb von Reflect! verfolgt? Wie stellen sich Jugendliche und junge Erwachsene Jugendmedienschutz vor? Welche Rolle spielen die eingesetzten Peer-Tandems zwischen Studierenden und Ehrenamtlichen für die Förderung und Entwicklung von Medienkompetenzen? Etc. Sicher werden wir nicht alle Fragen durch ein Peer-(Medien-)Projekt abschließend klären können. Sie stehen aber im Raum und knüpfen bei aktuellen Herausforderungen inhaltlich-thematischer Art genauso an wie bei der Suche nach veränderten Herangehensweisen zur Förderung und Entwicklung von Medienkompetenzen.

Schneller als gedacht

Auf der letzten GMW-Jahrestagung wurde das Thema „Nachwuchsarbeit“ intensiv diskutiert: zunächst auf der Preconference, die wir erstmals zum Anlass für ein länger andauerndes Doktorierendenforum genommen haben, später dann auf der Hauptkonferenz, in der die Bedeutung der Nachwuchsarbeit auch von Mitgliedern und Vorstand bekräftigt wurde. Seitdem habe ich den Nachwuchshut auf, was einerseits für eine (Ver-)Mittlerfunktion steht, die ich zwischen Nachwuchswissenschaftlern und Vorstand einnehme. Andererseits wurde mir mit dem Hut auch Verantwortung für das Thema übertragen, denn die Erwartungen an eine Nachwuchsarbeit sind vielfältig und individuell durchaus unterschiedlich.

Umso glücklicher bin ich, dass wir – schneller als gedacht – erstmals eine Nachwuchstagung auf die Beine stellen werden (zum Call for Presentations). In Kooperation der beiden Gesellschaften DGHD und GMW werden wir uns Ende Mai 2012 in Hamburg treffen und dem Nachwuchs ein Forum geben, wie es so schön heißt. Das Besondere an der Veranstaltung ist dabei, dass die Interessen und Fragen des Nachwuchses im Mittelpunkt stehen und sich auch auf die Konferenzorganisation auswirken werden. Gleichzeitig wird mit der Veranstaltung ein Spagat gewagt, nämlich sowohl Nachwuchswissenschaftler (sog. Young Scientists) als auch Nachwuchspraktiker (sog. Young Professionals) anzusprechen. Auf dieses Vorhaben bin ich persönlich besonders gespannt, da es sicher ähnliche Herausforderungen in der Phase des Hineinwachsens in neue Gemeinschaften gibt, die Herausforderungen sich aber im Prozess durchaus stark unterscheiden können. Eine weitere Herausforderung sehe ich darin, die unterschiedlichen organisationalen Zugänge zu Wissenschaft und Praxis miteinander zu vereinen. Immerhin wird die Konferenz auch über den Tellerrand der Hochschule blicken, insbesondere durch die Einreichungen der Nachwuchswissenschaftler aus dem Schul- oder Weiterbildungskontext ist das zu erwarten.

Bei allen Herausforderungen und potenziellen Unwägbarkeiten freue ich mich riesig darüber, dass wir durch die Initiative der Hamburger so schnell eine Nachwuchstagung auf die Beine stellen konnten. Die Nachwuchstagung gliedert sich insgesamt in die Nachwuchsarbeit der GMW ein, die demnächst um weitere Elemente ergänzt wird.

Semesterbeginn

Nun hat mich die Vorlesungszeit und das Büro wieder – krankheitsbedingt eine Woche später als geplant. Zum Glück lassen sich solche minimalen Verschiebungen zu Semesterbeginn noch ganz gut ausgleichen; jedenfalls sind heute so gut wie alle Studierenden in meine Lehrveranstaltungen gekommen, die sich auch dafür angemeldet hatten. Das ist ja nicht immer so – schon gar nicht, wenn sich zeitliche Verzögerungen ergeben und man in der Zwischenzeit vielleicht auf eine andere Veranstaltung zurückgreifen kann.

Im „Angebot“ habe ich dieses Semester drei höchst unterschiedliche Veranstaltungen, deren Gemeinsamkeit allenfalls im (öffentlichen) Publizieren und im problemorientierten Ansatz des zugrundeliegenden didaktischen Konzepts liegt. Es gibt, wie gewohnt im Winter, das w.e.b.Square-Seminar, innerhalb dessen wieder eine studentische Tagung organisiert werden wird. Leider ist der Zuspruch zum Seminar dieses Semester etwas kleiner als sonst ausgefallen. Daher mussten Tamara, mit der ich die Veranstaltung zusammen anbiete, und ich spontan etwas umdisponieren. Wenige Aufgaben haben wir aus dem Seminar herausgenommen und werden diese versuchen, über das Begleitstudium abzudecken (weshalb sich die Doppelstruktur einmal mehr bewährt). Gleichzeitig haben sich alle Teilnehmer bereit erklärt, zusätzlich zu den Vorträgen kleinere Aufgaben im Bereich PR zu übernehmen. Das ist, finde ich, eine eigene Erwähnung wert, denn so oft wird das mangelnde Engagement von Bachelorstudierenden beklagt. Hier haben wir offenbar das Gegenteil zu verzeichnen, worüber ich mich sehr freue. Auch unser Vorhaben, ein uniübergreifendes Peer-Review in die Veranstaltung zu integrieren, ist sehr gut angekommen. Partner sind hier einige Studierende der Medienpädagogik der Uni Mainz, die dort an Kerstins Seminar teilnehmen.

Eine weitere Veranstaltung, die ich schon einmal angeboten habe, ist das Seminar „Online-Befragungen“. Allerdings habe ich das Seminar im Vergleich zu den ersten Durchläufen etwas offener gestaltet. Meine Kick-off-Folien verdeutlichen den Seminarplan und die Abläufe nochmals genauer:


Spannend ist, dass ich den Studierenden vier Themen für die Forschungsarbeit übertragen wollte – und letztlich bei zwei Themen angekommen bin. Warum? Zum einen ist das so, weil ich mich auf Diskussionen eingelassen habe – und dies auch wollte, da ich den Wandel der Lehrendenrolle in einem Seminar, das dem forschenden Lernen gerecht werden will, essentiell finde. Dazu gehört auch ein gewisses Maß an Offenheit und Bereitschaft zur Diskussion. Zum anderen habe ich mit Wohlwollen vernommen, dass zwei Themen besonderen Anklang bei den Studierenden fanden: erstens die zeitliche Belastung von Bachelor-Studierenden sowie zweitens die Einheit von Forschung und Lehre. Ich kann mir vorstellen, dass die beiden Themen von MuK-Studierenden eher selten betrachtet werden und sie auf diese Weise ein gewisses Interesse erzeugen konnten. Jedenfalls ist es mir zum ersten Mal passiert, dass demgegenüber zwei Themen, die eher im Eventmanagement und in der Wissenschaftskommunikation zu verorten sind, abgelehnt wurden.

Mein drittes Seminar ist völlig neu. Es nennt sich Corporate Publishing im Bildungssektor und wird den Versuch starten, innerhalb eines Semesters anhand individueller Interessen und Fähigkeiten von Studierenden eine „echte“ Redaktion für eine Organisationspublikation auszubilden. Zusammen werden wir ein Magazin gestalten, was natürlich einiges an Vorlauf bedarf und wo die Perspektive des Medienmanagements nicht fehlen darf. Ich bin total gespannt, wie dieses Seminar verläuft, da es vor allem ein didaktisches Experiment ist, dessen Ausgang trotz eines klar formulierten Ziels völlig abhängig von der Einsatzbereitschaft der einzelnen Teilnehmer ist. Froh bin ich, dass ich auch in diesem Seminar nicht „allein“ bin. So haben mir bei der Vorbereitung Anna und Katha geholfen, und Anna unterstützt mich auch direkt im Seminar als Co-Dozentin. Externen Input für alle praktischen Fragen rund um Corporate Publishing erhalten wir von Serviceplan Public Relations, die ich für dieses Semester als Kooperationspartner gewinnen konnte.

Ihr seht: Das Wintersemester 2010/11 hat wiederum Einiges zu bieten und ich werde sicher des Öfteren über den Verlauf der Veranstaltungen berichten. Wer Lust hat, kann uns übrigens auf Twitter (ver-)folgen – die Hashtags sind: #websquare #olibe10 #copub10. Einmischen ausdrücklich erlaubt 😉

Virtuelle Kollaboration als neuer Trend?

Langsam, aber sicher beschleicht mich das Gefühl, dass virtuelle Kooperation und Kollaboration auch im Kontext Hochschule ankommt. Erst wird das (Buch-)Projekt L3T, bei dem Sandra und Martin für das gemeinsame Schreiben von Artikeln im Bereich E-Learning geworben haben, von einer großen Gruppe an Wissenschaftlern befürwortet und nun noch die Prozesse der virtuellen Zusammenarbeit ob ihrer Aktualität von Karin (und mir) begleitet. Ein paar Tage später lese ich auf Twitter von Caro und Thu, dass sie Erfahrungen von Lehrenden zum Web 2.0-Einsatz sammeln – und zwar unkonventionell auf ihrem Blog. Sie verfolgen wie bei L3T das Ziel, die Ergebnisse zu publizieren (in der Online-Zeitschrift MedienPädagogik) und nutzen ihren Blog als digitales Forschungswerkzeug, um ein erstes Stimmungsbild aus der E-Learning-Community einzuholen. Außerdem schreiben sie öffentlich, sodass der Entstehungsprozess des Artikels sichtbar bzw. kommentier- (und damit veränder-)bar ist. Ich selbst bemerke auch, dass ich mehr als noch vor ein paar Jahren auf die virtuelle Kooperation unterschiedlicher Partner setze. Die Kooperationsszenarien werden dabei immer komplexer und verknüpfen meist reale mit virtueller Kooperation. So kommt es auch, dass ich (zusammen mit weiteren) im kommenden Wintersemester erstmals ein uniübergreifendes Seminar anbieten werde. Ohne digitale Werkzeuge, die Kooperation und letztlich auch Kollaboration als besonders intensive „Form“ von Zusammenarbeit erleichtern, wäre diese Öffnung von Lehr-Lernprozessen allerdings nicht möglich. Insofern finde ich auf sehr unterschiedlichen Ebenen spannend, wie der Kooperation allseits (d.h. in Forschung und Lehre) ein immer größerer Stellenwert beigemessen wird und wie sich Zusammenarbeit durch den Medieneinsatz nochmals immens verändern kann.