w.e.b.Square: Reviews abgeschlossen

Es hat sich eingeschlichen, dass wir über die Feiertage die w.e.b.Square-Reviews für die angeschlossene Tagung fertig machen. Wir hatten zwar die Hoffnung, es in diesem Jahr vor den Weihnachtstagen zu schaffen, aber es gibt immer wieder Nachzügler, die (aus gutem Grund) ihre Artikel später abgeben. So haben wir heute den letzten Text begutachtet und den Studierenden zurückgeschickt. Fast schon traditionell kommt auf diese Mails keine Antwort. Denn die Gutachten sind kritisch und auf einem Niveau, wie man sie als Studierender selten erhält. Das will erst verarbeitet werden. Allein die Studierenden, die mit uns in anderen Projekten zusammenarbeiten, kennen diese Form von Feedback bereits aus ihrem Alltag und sind dadurch schnell in der Lage, dieses für sich aufzunehmen bzw. Fragen zu stellen zu den Punkten, die sie nicht verstehen.

Die (inzwischen schon vier) w.e.b.Square-Seminare zeigen mir daher immer wieder, dass es sehr sinnvoll wäre, Studierenden beim Annehmen von Feedback zu helfen und umgekehrt auch darin zu schulen, „richtiges“ (eben konstruktives) von „falschem“ (sprich pauschalem) Feedback unterscheiden zu können. Denn der persönliche Lernerfolg hängt ebenso wie der Fortgang der Veranstaltung stark davon ab, inwieweit die Studierenden die Rückmeldungen von Lehrenden und von ihren Peers aufnehmen. Interessant ist dabei, dass es sich in der genannten Lehrveranstaltung bewährt hat, dass die Rückmeldungen zu den Artikeln von den Dozenten selbst kommen. Aus meiner Sicht hat das viel damit zu tun, wie die Studierenden sozialisiert sind, aber auch damit, ob sie erfahren darin sind, sinnvolles Feedback zu formulieren.

Wenn es das w.e.b.Square-Seminar weiter gibt, werde ich mir auf jeden Fall Gedanken dazu machen, wie man Peer-Reviews in diese Veranstaltung integrieren kann. Denn durch den ersten Call for Papers, den wir Mitte des Jahres 2009 für w.e.b.Square durchgeführt haben und dessen Ergebnisse seit ein paar Tagen online verfügbar sind, haben wir einige Erfahrungen mit studentischen Reviews gesammelt. Diese kann man nun gut für das Seminar nutzen (aber auch für weitere Calls für die Online-Zeitschrift selbst). Denn eins scheint klar: Gutachten zu verfassen, ohne darin erfahren zu sein, stellt Studierende vor erhebliche Hürden. Durch Gutachtertätigkeiten im geschützten Seminarraum hätten sie die Chance, durch die Reviews viel über die Struktur von Arbeiten („roter Faden“), über die Verwendung und Interpretation von Literatur, über die Einhaltung von formalen Kriterien (Zitierweise, Zeitformen, Erzählebenen) etc. zu lernen – mehr noch: Sie würden aufgefordert, ihre Eindrücke zu einem Text für andere nachvollziehbar zu explizieren. Vermutlich läge darin sogar der größte Gewinn für das wissenschaftliche Arbeiten, wenn man die besondere Referatssituation „Tagung“ einmal außen vor lässt.

Zurückblicken heißt Vorausdenken

Seit gestern Abend ist sie also online, unsere neue w.e.b.Square-Ausgabe. Auf die Aufgabe zum Thema „Reflexion“ habe ich mich inhaltlich schon länger gefreut, da wir nun endlich ein paar sehr gute Projekttagebücher und -berichte, die im Rahmen des Begleitstudiums entstanden sind, öffentlich zeigen können. Außerdem besteht eine w.e.b.Square-Ausgabe nun erstmals ausschließlich aus Reflexionen, die ja von Beginn unserer Initiative eine der vier Ecken ausmachen, aber bislang leider nur eine untergeordnete Rolle auf der Online-Plattform spielen.

Dies hat aus meiner Sicht zwei Gründe: Einmal ist es bis heute eher unüblich, im Kontext Universität Lernerfahrungen schriftlich zu reflektieren bzw. dass Reflexionen Gegenstand von Prüfungsleistungen sind. Dies zeigt sich dann auch in der Verteilung der Arbeiten auf w.e.b.Square: Viele von ihnen haben zwar Ich-bezogene Anteile (z.B. in Einleitung und Fazit), legen aber doch den größten Fokus auf die fachlichen Inhalte.

Der zweite Grund, warum eher wenige Reflexionen im Internet zu finden sind, ist aus meiner Sicht folgender: Viele Studierende schätzen zwar die Möglichkeit, gemeinsam mit der Gruppe und/oder mit dem Dozenten ihre Lernerfahrungen zu betrachten; die wenigsten können sich aber vorstellen, diese öffentlich im Internet preis zu geben – schon gar nicht unter Nennung des eigenen Namens. Ich habe für eine solche Perspektive großes Verständnis und bin umso glücklicher, dass sich ein paar Studierende bereit erklärt haben, ihre gewiss ungewöhnlichen studentischen Arbeiten ins Netz zu stellen.

Die leichten Schwierigkeiten, die aktuelle Ausgabe mit Reflexionen zu füllen, hat intern zudem eine kleine Diskussion in Gang gebracht: Wir werden uns überlegen, inwieweit wir den anderen Schwerpunkt solcher Publikationen gegenüber „typischen“ wissenschaftlichen Arbeiten erläutern oder über die Zuordnung in die Ecke „Reflexion“ hinaus kennzeichnen müssen. Denn schade wäre es allemal um die wirklich gelungenen Einblicke in Lernprozesse von Studierenden.

PS: Die Pressemitteilung zur vierten w.e.b.Square-Ausgabe dieses Jahres findet sich übrigens im neu gestalteten Pressebereich des imb.

Etwas Werbung gefällig?

Ich weiß gar nicht, ob es der neue betacampus-Projektblog nötig hat… aber ich verweise trotzdem mal auf ihn, zumal wir (d.h. das KaffeePod-Team und das MuK-Alumni-Netzwerk-Team) dort weiterführende Infos zur Verfügung stellen. Der Projektblog ist vor allem für diejenigen interessant, die den Fortschritt der durch den Innovationswettbewerb betacampus geförderten Projekte verfolgen wollen. Noch tummeln sich dort wenige Initiativen, aber das wird sich (hoffentlich) ändern. Denn im Grunde ist der Projektblog eine schöne Idee: So gibt es auf der einen Seite eine Plattform zur öffentlichkeitswirksamen Darstellung der Projekte, auf der anderen Seite einen internen, also nicht sichtbaren Blog für die Lessons Learned. Von außen betrachtet, wird der Projektblog daher so etwas wie ein Corporate Blog sein – Informationen werden beschönigt dargestellt, da diese einen Teil des Publikumspreises ausmachen (dessen Bedingungen ich leider noch nicht kenne). Von innen betrachtet, sollen die Blogbeiträge über den Projektstand berichten und damit auch solche Informationen beinhalten, die unschön sind, sprich: nicht eingehaltene Meilensteine, Gruppenkonflikte etc. Inwieweit der Projektblog beide Funktionen (PR und Reflexion) erfüllen wird, kann man in diesem frühen Stadium noch nicht sagen. Prinzipiell ist der Ansatz jedenfalls nicht schlecht und wir werden uns weiter daran beteiligen.

Die Rolle des Lehrenden oder: wie sie unterschiedlicher kaum sein kann

Gestern fanden mehrere Kick-off-Veranstaltungen im Begleitstudium statt. Das ist an sich nichts Neues, gibt es doch Semester für Semester neue (studentische) Initiativen, die sich mit unserer Hilfe zusammentun oder von allein den co-curricularen Rahmen für Projektarbeit suchen. Dabei stehen immer die Studierenden und ihr überfachlicher Kompetenzgewinn im Fokus. In letzter Zeit kommt es jedoch häufiger vor, dass wissenschaftliche Mitarbeiter nicht nur das Mentoring, sondern auch die inhaltliche Leitung der Projekte übernehmen. Im Hinblick auf die Kompetenzentwicklung der Studierenden ist das nicht so dramatisch: Gerade zu Beginn eines Projekts wird der Mentor stark eingefordert und ist integraler Bestandteil des Teams. Leitungsfunktionen (und Rollen überhaupt) bilden sich erst langsam bei den Studierenden aus und können sich aufgrund des natürlichen Projektverlaufs laufend verändern. Ich sehe jedoch neue Anforderungen auf die Lehrenden durch die wachsende Zahl an Begleitstudiumsangeboten zukommen, denn sie müssen von ihrem Selbstverständnis eine ganz andere Rolle während dieser Projektarbeit einnehmen. So unterscheidet sich ihre Rolle beispielsweise auch von der Projektarbeit im Seminar: Während ich als Coach in einem Projektseminar einen eindeutigen Rahmen schaffe, innerhalb dessen sich die Studierenden bewegen können, muss ich im Begleitstudium darauf achten, möglichst offene Ziele zu geben, ohne dabei zu stark zu lenken. Immerhin sollen Entscheidungen im Team getroffen und nicht „von oben“ vorgegeben werden. Dies ist bisweilen schwierig, denn erfahrungsbedingt könnte man den Projekten viel mehr Struktur „verpassen“. Doch darum geht es nicht. Öfters muss ich mir daher selbst auf die Füße treten, die Studieren „einfach machen lassen“ und nur bei völlig falschem Vorgehen eingreifen. Anderen Lehrenden geht es ähnlich. Aufgrund der persönlichen Eindrücke sehe ich daher eine neue Anforderung auf das Begleitstudium zukommen, nämlich gewissermaßen eine Train-the-Trainer-Maßnahme, die über ein reines Informationsangebot über Chancen und Grenzen hinausgeht. Sensibilisierung für die unterschiedlichen Erwartungen und Bedürfnisse sowie für die Rollenthematik scheinen mir hier ein wichtige Stichworte, ohne bereits genau zu wissen, wie man dies möglichst elaboriert in einem Workshop vermitteln könnte. Erste Anforderungen haben Hannah und ich jedenfalls gleich nach den gestrigen Veranstaltungen diskutiert (praktisch, das mit dem geteilten Schreibtisch!).

10 Jahre business@school: Evaluationsergebnisse verfügbar

Gabi hat schon vor wenigen Tagen darauf hingewiesen, dass erste Ergebnisse unserer groß angelegten business@school-Studie inzwischen online verfügbar sind. Mit der heute verschickten Pressemitteilung gibt es einen Auszug aus der Studie auch als Printversion bei BCG zu bestellen. Der Blick in die Ergebnisse lohnt sich allemal: So finden sich in der Studie Erkenntnisse zur Kompetenzentwicklung von Schülern, Lehrern und Wirtschaftsvertretern, zur Schulentwicklung mit einem besonderen Schwerpunkt auf Unterrichts- und Personalentwicklung und zum Corporate Volunteering, dem ehrenamtlichen Mitarbeiterengagement von Unternehmen. Diese Breite an Ergebnissen deutet auch darauf hin, dass die Evaluation selbst sehr aufwändig angelegt war. In der Publikation mag es zwar nun so erscheinen, als hätten die „harten Fakten“ in Form von Prozentwerten viel mehr Wert – das stimmt allerdings nur vordergründig. Die vielen Schulbesuche vor Ort und die zahlreichen informellen Gespräche haben uns stark dabei geholfen, die quantitativen Daten einzuschätzen bzw. vor dem Hintergrund der Erfahrungen der Beteiligten zu interpretieren. Schließlich kannten wir das Projekt vor der Evaluation nicht, hielten es aber vor allem wegen des didaktischen Designs für untersuchenswert.

Etwa zwei Jahre nach Projektbeginn kann ich so auch behaupten, dass sich die Evaluation aus mehreren Gründen gelohnt hat: Zunächst einmal bot das Evaluationsprojekt interessante Einblicke in die Organisation Schule, die ich seit meiner eigenen Schulzeit nicht mehr von innen gesehen hatte. Dann erhielt ich durch die theoretische Aufbereitung die Chance, Konzepte unterschiedlicher Disziplinen miteinander zu verzahnen – gerade das Corporate Volunteering ist hier zu nennen, das zwar seinen Urspung in der Personalentwicklung hat, aber dennoch vorwiegend aus betriebswirtschaftlicher (praxisorientierter) Perspektive betrachtet wird. Als „Grenzgängerin“ hat mir diese permanente integrative Sichtweise besonders viel Spaß gemacht. Nicht zu verachten ist auch, dass mir das Evaluationsprojekt die Möglichkeit gegeben hat, nach Abschluss meines Studiums an der Uni Augsburg zu bleiben und in einem sehr coolen Team zu arbeiten – ganz herzlichen Dank an der Stelle dafür. Ich hoffe, ich kann mich vor allem bei Euch, Silvia und Tamara, mit dem einen oder anderen Pretest revanchieren – Ihr habt jedenfalls mehr als ein Dutzend davon bei mir gut.

Nachtrag (18.5.2009): Die zentralen Evaluationsergebnisse sind jetzt auch auf der imb-Website im Bereich Publikationen verfügbar.

BMW TV über Seminarprojekt "Corporate Citizenship – bürgerschaftliches Engagement oder PR-Maschinerie?"

BMW TV berichtet in der aktuellen Ausgabe über das Seminar „Corporate Citizenship – bürgerschaftliches Engagement oder PR-Maschinerie?“, das ich im letzten Sommersemester in Kooperation mit der BMW Group durchgeführt habe. Der TV-Bericht ist online zu finden unter www.bmw-tv.de, heißt „BMW und Nachhaltigkeit“ und ist sozusagen eine neue Ausgabe zum Thema „Von einer “fixen” Idee zum “konkreten” Produkt“. Viel Spaß beim Reinschauen!

Praxisnahe Lehre: zwei Gedanken

Seitdem ich an der Uni Augsburg bin, habe ich mich v.a. für praxisnahe Lehre interessiert. Nicht, dass Ihr mich jetzt falsch versteht: Ich wollte mich als Studentin nicht drücken um theoretische, augenscheinlich komplexer erscheinende Veranstaltungen. Ich wollte auch nicht möglichst leicht an Punkte gelangen, wobei man mir das noch nicht mal zum Vorwurf machen könnte: Wer als Bachelor- oder Masterstudent im Semester 40 bis 50 Punkte macht, muss sich seine Veranstaltungen sehr genau aussuchen – gucken, wie er möglichst ökonomisch interessante und aufwändige Seminare mit weniger komplexen Veranstaltungen verbindet. Vorlesungen habe ich (soweit möglich) vermieden: Dasitzen auf unbequemen Stühlen, stundenlanges Zuhören und letztlich Auswendiglernen war noch nie meins (und wird es auch wohl nie werden)… Ja, praxisnahe Lehrveranstaltungen haben schon immer einen gewissen Reiz für mich versprüht. Man konnte sich unter dem Kontext etwas vorstellen, sich in die Situation hineindenken und möglichst realitätsnahe Problemlösungen erarbeiten. Denn oft stehen am Ende dieser Seminare konkrete Ergebnisse oder Artefakte. Letztere haben mich irgendwie fasziniert – wie kommt man schließlich auf eine Top-Idee? Allzu oft saßen wir bis weit in die Nacht zusammen, brüteten über Ideen und uns fiel einfach nichts ein. Erst kurz vor Abgabe hatten wir passable Einfälle: in der Cafete, in der Küche von Freunden, auf Parties, sonst irgendwo. Mit praxisnaher Lehre verbinde ich daher v.a. ein intensives Lernerlebnis, das ich in Vorlesungen nie erfahren habe. Wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum ich mich bis heute am ehesten an die Seminare erinnern kann, die neben dem Aufwand besonders eins gemacht haben: Spaß. Klar hatte ich in vielen Momenten Glück, gerade was die damit verbundene Gruppenarbeit angeht. Meistens waren meine Teams bereits so eingespielt, dass bestimmte Rollen und Zuständigkeiten ohne lang zu diskutieren vergeben waren. Die intensiven eigenen Erfahrungen sind es jedenfalls, die mich heute als Lehrende dazu bewegen, selbst praxisnahe Seminare anzubieten und damit Studierenden die Gelegenheit für jene Flow-Gefühle zu geben, die mich früher angespornt haben.

Dass stark problemorientierte Konzepte in der Lehre aufgehen, hat mir z.B. mein Seminar im letzten Sommersemester gezeigt. Im Anschluss an theoretischen Input zum Thema Corporate Social Responsibility folgte eine ausgedehnte Praxisphase in Kooperation mit einem börsennotierten Unternehmen der Region. Währenddessen haben die Studierenden alle Höhen und Tiefen eines Projektseminars durchlaufen, wie ich sie noch aus meiner Zeit als Studentin kannte (die ja nicht allzu lang her ist): Ratlosigkeit und unausgereifte Ideen zu Beginn, nett gemeintes, aber doch sehr kritisches Feedback aus dem Plenum, Phasen der Enttäuschung und kleinere Streitigkeiten in der Gruppe. Und zum Schluss: viele Ideen, die sich messen können mit denen professioneller Agenturen im Bereich Nachhaltigkeit. Dies bestätigt schließlich auch der Praxispartner und bittet einige Studierende Ende des Monats zum erneuten Gespräch. Dann geht es um die Verwertung der besten Kampagnen-Ideen – was ein toller Erfolg ist, wie ich finde. Sicherlich werden jetzt einige Kritiker sagen, ob das Ziel von universitärer Lehre sein muss, dass studentische Leistungen Verwertung in der Wirtschaft finden. Dies ist – auch aus meiner Sicht – klar zu verneinen. Sie muss nicht direkt verwertbar sein, gibt es doch viele Beispiele von problemorientierten Veranstaltungen, die ähnliche (Lern-) Effekte erzielen, ohne dabei eine Wirtschaftskooperation im Nacken zu haben. Abgesehen davon soll Universität auch nicht ein billiger Ersatz für professionelle Agenturen oder Beratungseinrichtungen sein, um deren Marketing mit originellen Maßnahmen oder frischen Ideen zu unterstützen. Dennoch halte ich es für legitim und empfinde es als besondere Auszeichnung, dass diese – im Falle sehr guter Ergebnisse – weiter verwendet werden. Zu diskutieren ist, inwieweit die Leistung dann vergütet wird… Ja, das leidige Geld.

Heute habe ich übrigens mein Seminarangebot für das Sommersemester 2009 zusammen gestellt – es lautet: Corporate Volunteering – Imagebildung oder Personalentwicklung? Projektarbeit/Praxis natürlich inklusive.

Deutschlandreise

Seit einigen Tagen bin ich wieder überall in Deutschland unterwegs, um an business@school teilnehmende Gymnasien zu besuchen. Ich reise wirklich gern dorthin, zumal man erst vor Ort einen „echten“ Eindruck vom Projekt gewinnen kann. Außerdem helfen die zahlreichen Gespräche mit Schülern, Lehrern und Schulleitern, den ohne Zweifel verengten „Computerblick“ auf die eigene Evaluation zu erweitern. Für mich kommt hinzu, dass ich keine ausgebildete Lehrkraft bin und insofern immer wieder überrascht bin von dem, wie Schule heute funktioniert. Obwohl mein Abitur noch nicht allzu lange zurückliegt, hat sich „die“ Schule doch sehr verändert. Der mehr und mehr zu findende, projektartig angelegte Unterricht ist nur ein Beispiel dafür. Inzwischen wird sehr viel mehr Wert auf Teamarbeit gelegt, als ich es rückblickend über meine Schulzeit sagen kann (auffällig übrigens, dass die eigene Schulzeit stets als Referenz herhalten muss ;-)). Außerdem öffnet sich Schule im Hinblick auf Themen, die vormals als negativ oder gar Schul-unwürdig angesehen wurden. Dazu gehört auch das Thema „Wirtschaft“, dessen Stellenwert an den von mir besuchten Schulen (v.a. allgemeinbildende Gymnasien!) unbestritten hoch ist. Selbst wenn nicht jeder Lehrer eine positive Haltung gegenüber Wirtschaft mitbringt, so wollen heutige Lehrkräfte immerhin kritisches Denkvermögen demgegenüber fördern – eine moderne Interpretation der humanistischen Bildungsidee, wie ich finde. Schließlich sind wir umgeben von der Wirtschaft und können nicht die Augen vor ihr verschließen. Ich bin schon gespannt, welche weiteren Eindrücke ich bis zum Ende meiner Schulbesuche mit „nach Hause“ nehmen werde, immerhin geht meine Deutschlandreise noch eine ganze Weile weiter…

Jugend denkt Zukunft

Wenn man selbst viel mit (Wirtschafts-)Projekten in der Schule zu tun hat, liegt es in der Natur der Sache, dass man auf Kurz oder Lang für diese Themen empfänglicher wird. Heute habe ich bspw. einen spannenden Artikel zur Initiative Jugend denkt Zukunft entdeckt. Mir gefällt die hinter dem Projekt stehende Idee, dass sog. Patenunternehmen für eine Woche in die Schule kommen und zu ganz bestimmten Themen auf Augenhöhe mit den Schülern diskutieren. Für ihr gesellschaftliches Engagement investieren Unternehmen nach Angaben des Schul-Spiegel 6.000 Euro in die Organisation bzw. stellen Mitarbeiter und Räume zur Verfügung. Ein wenig schade ist, dass die Projektpartner „ein Thema vor[geben], mit dem sich die Schüler fünf Tage lang beschäftigen sollen“ (ebd.). Im Artikel wird etwa eine Berliner Schule genannt, die sich über Frauen in IT-Berufen Gedanken gemacht hat. Bei diesem Beispiel muss ich gleich an einen politisch-motivierten Schnellschuss denken, da gerade die Naturwissenschaften (auf Kosten anderer Fächer) derzeit omnipräsent sind (siehe Jahr der Mathematik). Laut Projekt-Website gibt es aber ein ganzes Spektrum an Themen, die mit den Schülern besprochen werden können: von Ernährung, Gesundheit und Lebenstil über Medien und Kommunikation bis hin zur Zukunft der Arbeitswelt. Somit sollte für jeden etwas dabei sein – für die Schule und für interessierte Unternehmen.